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(Amps) Die Röhre und ich - ein Erfahrungsbericht

Liebe Gemeinde!

Letzte Woche probte ich das erste Mal mit meinem richtigen Equipment bei meiner neuen Band. Stellen wir erst einmal die Beteiligten fest: Diego Stratkopie, MEK TD-2, Reußenzehn Greenie. Viel Klangregelung ist an dem Geraffel nun nicht gerade.

Mein Gitarristenkollege grinste etwas, als ich meinen Greenie in den Probenraum trug und bot mir an, ein Mikro vor den Amp zu stellen, falls ich lautstärkemäßig nicht mitkommen sollte. Ich lächelte freundlich zurück und gab ihm zu verstehen, dass dies wohl nicht nötig sein sollte. So war es dann auch, es gab aber leider statt dessen ganz andere Schwierigkeiten. Mein Sound setzte sich zu gut durch. Der Ton war mir zu beinhart und brutal im Gesicht.

Für die Probe ging das alles, ich war aber absolut unzufrieden. Da ich den Amp nur mit Kabel und verschiedenen Gitarren probiert hatte und keinen anständigen cleanen Sound rausbekam, war eigentlich klar, dass das Problem beim Amp liegen musste. Mein erster Gedanke war, sofort mindestens Gitarre, Effekt und Verstärker auszutauschen und vielleicht einen anderen Gitarristen zu engagieren. Nur mit Mühe gelang es Jochen, mich vom sofortigen Kauf diverser Spielereien abzuhalten. Erst seine knochentrockene Frage „Kaufst du etwa ein neues Auto, wenn dein Fahrrad einen Platten hat?“ brachte mich wieder einigermaßen zur Vernunft.

Kurz und gut entschloß ich mich, die Röhren zu wechseln. Neben Telefonaten mit Jochen, Friedlieb, Thomas Reussenzehn und bO²gie begann ein reger Mailwechsel mir ferdi und ich bestellte mir schließlich Röhren (übrigens bei btb, das lief ganz problemlos).

Als Vorstufenröhren orderte ich mir ecc 83 von JJ und EH in Gold (waren schließlich die teuersten, muss ja gut sein!) und als Endstufenröhren „vier gleiche“ EL 34 von JJ. Vorgestern kam das Paket, gestern holte ich den Amp aus dem Probenraum heim und wuchtete ihn in den Keller. Beim Betrachten meines Combos stellte ich fest, dass ich an die Röhren so nicht rankommen würde. Der gesamte Verstärker ist mit ein paar Schrauben an das Gehäuse befestigt. Akkuschrauber her und schon stand der Verstärker in seiner ganzen Herrlichkeit vor mir. Aber Moment mal, was ist das? Zwei ecc 83 Vorstufenröhren, eine EL 34 und drei dickere, kürzere. Hatte Reussenzehn nicht auch irgendwas von 5881 erzählt? Vorsichtig eine der dicken, kurzen Endstufenröhre rausziehen, die EL 34 auch, beide mal tauschen – passt rein. Okay, wieder zurück, alles einen Tag stehen lassen. Übrigens war die EL 34 von Electro Harmonix, alle anderen Röhren waren unbeschriftet.

Unser Archiv gibt eine Menge zu Röhren her und wenn ich alles richtig verstanden habe, kann man 5881 Röhren gegen EL 34 austauschen (Falls das Unsinn ist, lasst es mich bitte wissen). Mit diesem angelesenen Halbwissen und ein paar Tipps von ferdi marschierte ich also heute in den Keller.

Nochmal spielen, Knöppe an Amp und Effekt drehen. Mein Gitarristenkollege war so nett, mir seine Epiphone Paula mitzugeben, die ich neben meiner Strat dann einsetzen konnte. Der Sound blieb unbefriedigend. Die alten Vorstufenröhren raus, zwei JJ eingesetzt. Der Soundunterschied war deutlich zu hören. Die grellen Mitten waren weg, der Sound war weicher und angenehmer. Auch verzerrt deutlich sahniger. Schön, sehr viel besser als vorher, brauchbarer und guter Sound. Jetzt die JJ raus und die EH rein. Wow, geil. Untenrum wumms, die Mitten glasig und durchsichtig, die Höhen brillant ohne zu ätzen. Etwas Richtung Fender-clean. Zerre an, der Marshall-Charakter kommt wieder durch. Bei Bedarf aggressiv oder zivilisiert. Natürlich kam ich auch ferdis Rat nach und probierte mal eine EH vorne und eine JJ hinten und umgedreht. Beides ohne umwerfende Resultate. Noch einmal die JJ als Duett – war wieder schön aber unspektakulär - die EH hinterher, das Grinsen wieder im Gesicht und die EH blieben drin.

So, nun zu den Endstufenröhren. Nochmal spielen, hören, Amp aus, alte Röhren raus, neue Röhren rein, vorglühen lassen, aufdrehen, spielen. Jetzt musste ich meinen Unterkiefer wieder mühsam hochwuchten. Es klingt jetzt erwachsener, müheloser, nach mehr Leistungsreserven, voller satter. Voller Zufriedenheit habe ich den Amp wieder zusammengeschraubt.

Vielen, vielen Dank an Jochen, ferdi, Friedlieb und bO²gie für die Unterstützung, ohne euch hätte ich das nicht hinbekommen!

Gruß

Matthias

P.S. Ähm, ist das jetzt wirklich okay, die komischen dicken, kleinen Endstufenröhren gegen die EL34 zu tauschen?

Re: (Amps) Die Röhre und ich - ein Erfahrungsbericht

Hallo Matthias,

Mein erster Gedanke war, sofort mindestens Gitarre, Effekt und Verstärker auszutauschen und vielleicht einen anderen Gitarristen zu engagieren.

Das ist immer das beste Zeichen dafür, dass man volle Verantwortung für den Sound übernimmt :o)


Zwei ecc 83 Vorstufenröhren, eine EL 34 und drei dickere, kürzere.

Also doch nur zwei. Eine ECC83 wird als erste Gainstufe und Endstufentreiber fungieren, die zweite als Phasendrehstufe. Vermute ich mal so als Unkundiger. Die Umschaltung normal/hot dürfte mittels passiver Bauteile vonstatten gehen. Für die Art der Röhre ist außerdem nicht die bauform entscheident. Ich denke, dass es sich bei allen vier Endstufenröhren um EL34 gehandelt hat. Und nein, die Sockelbeschaltung von EL34 und 5881 ist mW nicht 100% identisch, man kann die Sockel aber so beschalten, dass beides funktioniert. Unterschiedliche Ruheströme sind ein anderes Thema, auch ziehen EL34 mehr Heizstrom, könnten im Extremfall (!) einen 5881-Amp das Netzteil kosten. Fenders zB können das aber ab.

EH rein. Wow, geil. Untenrum wumms, die Mitten glasig und durchsichtig, die Höhen brillant ohne zu ätzen. Etwas Richtung Fender-clean. Zerre an, der Marshall-Charakter kommt wieder durch.

Besser geht's nicht.

Es klingt jetzt erwachsener, müheloser, nach mehr Leistungsreserven, voller satter. Voller Zufriedenheit habe ich den Amp wieder zusammengeschraubt.

Schön.

Viele Grüße, ferdi

Re: (Amps) Die Röhre und ich - ein Erfahrungsbericht

Hi Matthias,

das Einzige, das ich dir mit Sicherheit sagen kann, ist, dass an meinem Twin für die Verwendung von EL34 was gefummelt werden musste (jenseits der Ruhestromanpassung - damals, als er noch "fixed bias" war). Nachdem das einmal passiert war, konnten beide Typen verwendet werden.

Sicherheit kannst du nur erlangen, in dem du Thomas Reußenzehn kontaktierst, ich meine aber, dass keinesfalls 3x5881 und 1xEL34 drin gewesen sein kann. Das waren wohl eher alles EL34 verschiedener Bauformen, vermute (!) ich.

Ker, was gut, dass du die EH probiert hast, was? Ich finde sie auch echt gut (9 von 10 Punkten ;o).

Sag mal, nur interessehalber: würde in den Amp nicht auch ein 15-Zöller passen? Er sieht für einen 1x12 sehr groß aus, und das Chassis sitzt ja "von hinten".

cu, ferdi

Re: (Amps) Die Röhre und ich - ein Erfahrungsbericht

Hallo ferdi,


: Sicherheit kannst du nur erlangen, in dem du Thomas Reußenzehn kontaktierst, ich meine aber, dass keinesfalls 3x5881 und 1xEL34 drin gewesen sein kann. Das waren wohl eher alles EL34 verschiedener Bauformen, vermute (!) ich.

Natürlich habe ich Reu angerufen. Seine Antwort sinngemäß: Bestellt die Röhren bei mir, dann schicke ich dir die richtigen. Vielen Dank für das Gespräch. Der Mann baut tolle Amps und tolle Booster, für den Begriff Service und Kundenfreundlichkeit muss er aber ins Lexikon schauen.

Ich denke aber auch mal, dass das EL-34 in anderer Form waren. Die Dinger bringe ich einfach mal mit nach Siegen und lasse euch Experten mal draufschauen.

: Sag mal, nur interessehalber: würde in den Amp nicht auch ein 15-Zöller passen? Er sieht für einen 1x12 sehr groß aus, und das Chassis sitzt ja "von hinten".

Wahrscheinlich würde das schon passen aber nötig ist das jetzt nicht mehr. :-)

Gruß

Matthias

Re: (Amps) Die Röhre und ich - ein Erfahrungsbericht

Servus,

guck mal hier, evtl. findest Du da ein Bild das Deinen unbekannten Röhren gleicht oder (falls möglich) poste mal ein Bild.
In Sachen Röhren gut, kompetent und nett berät auch Dirk von Tube Town, guck da mal ins Forum...
Ansonsten würd ich trotz guter Klangerrlebnisse mal bei Gelegenheit den Amp beim TEchniker vorbei bringen. Du willst ja nicht die guten JJ's verheizen, oder? ;-)

cu
bluesfreak

Re: (Amps) Die Röhre und ich - ein Erfahrungsbericht

Hallo!

Heute habe ich den Amp und die alten Röhren zu einem Techniker gebracht. Der gute Mann stellte erst einmal ganz trocken fest, dass eine Paarung 3 + 1 nicht gerade optimal sei. Die unbeschrifteten Röhren sind angeblich von der Glasform her 6L6, die Innereien sehen allerdings nach EL-34 aus. Der Typ ist aber schon cool: "Die alten Röhren kommen eh nicht wieder rein, ich stell den Verstärker jetzt auf die neuen Röhren ein, fertig."

Dann sind Bias und Ruhestrom und überhaupt mal durchgecheckt, das passt dann schon. Ich hoffe nur, dass der Amp hinterher klingt wie er jetzt auch klingt.

Danke nochmal an alle, die geholfen haben!

Gruß

Matthias



Re: (Amps) Die Röhre und ich - ein Erfahrungsbericht

Lieber Matthias,

vielen Dank für diesen wundervollen Bericht. Jetzt ist Dein Amp natürlich gesetzt und er muß unbedingt mit nach Siegen. Aber das wolltest Du ja nur. Untersteh Dich, den zuhause zu lassen. Und die Schwatte muß auch mit. :-)

So langsam stellt sich bei mir die Vorfreude auf die Session ein, wollte ich nur mal sagen.

Keep rockin'
Friedlieb

Re: (Amps) Die Röhre und ich - ein Erfahrungsbericht

Soweit ich informiert bin handelt es sich bei diesem Amp nicht um einen Greenie sondern um eine Spezialanfertigung für einen Pedal Stell Gitarristen. der Amp wurde mit 5881 Röhren und nicht EL 34 konstruiert ( anderer Ausgangswiderstand) und ist gar kein Amp im normalen Sinne sondern "nur" eine Art Endstufe. War eine Spezialbestellung des Erstbesitzers.- Siehe Warnhinweis " Vorsicht" unter www.reussenzehn.de.Im Originalzustand wurde der Amp auf Wunsch ohne Speaker ausgeliefert! Der Amp wurde soweit ich informiert bin mehrfach auf Transportwege beschädigt und dann zum Schluß als " Greenie" verkauft. Der Greenie und die anderen Amps haben nichts mit dieser Konstruktion zu tun.Siehe " Vorsicht ". Mit freundlichen Grüssen Ihr Thomas Reußenzehn

Re: (Amps) Die Röhre und ich - ein Erfahrungsbericht

Hallo!

Dein Posting finde ich zutiefst unbefriedigend.

Als erstes lese ich heraus, dass mein Greenie kein Greenie sein soll und wundere mich. Auf der alten Fassung deiner Website gab es noch zu lesen, dass der Greenie aus der Sonderanfertigung für Wolfgang Bednarz entstanden sei - das ist exakt dieser Amp. Dann ist also mein Amp die "Mutter aller Greenies". Die klangliche Verwandschaft zu Jochens Greenie ist übrigens auch kaum zu überhören.

Aber mein Amp ist ja auch kein Amp. Warum steht dann "Pedal Steel Amp" dran? Mein Amp ist nur eine Endstufe. Wozu sind die beiden Vorstufenröhren da? Sind Einschleifwege nicht immer zwischen Vor- und Endstufe? Welchen Sinn hat dann dieser Einschleifweg? Und zu guter Letzt: Wenn dieser Amp,
Verzeihung, diese Endstufe so schlecht und unbrauchbar war, warum hast du sie dann so gebaut und schreibst auch noch Reußenzehn drauf? Es ist mir ein Rätsel.

Unverständlich finde ich auch, warum ich die Information, dass in diesen Amp 5881 gehören, hier im Forum aber nicht am Telefon bekomme.

Und ist es wirklich so eine Sünde, ein Reußenzehn-Gerät gebraucht zu kaufen oder nach einer Beschädigung von einem anderen Techniker reparieren zu lassen?

Aber ich will ja nicht nur meckern, sondern stattdessen konstruktiv Kritik üben. Hier ist jetzt das Posting, dass ich gern gelesen hätte:

Hallo!

Dein Amp ist mit den Serienmodellen meiner Greenies nicht ganz vergleichbar, denn das war eine Sonderanfertigung. Schön, dass dir der Sound trotzdem gefällt. Soweit ich mich erinnere, waren 5881 Röhren im Amp aber ich habe gehört, dass jemand anders an dem Amp Reparaturen vorgenommen
hat, daher ist das nur eine Ferndiagnose.

Wenn du den Amp mit EL-34 verwenden willst, solltest du ihn vorher von einem Techniker checken lassen. Wenn du möchtest, kann ich das auch machen, dann kannst du sicher sein, dass der Amp wieder in einen Top-Zustand kommt. Ich müsste dir aber eine Rechnung dafür stellen, denn die Garantiezeit ist lange abgelaufen.

Ansonsten noch viel Spaß mit deinem Verstärker!


Oder so ähnlich. Ist das so schwer?

Gruß

Matthias