Hi zusammen,
daß Cat Stevens schon vor 20 Jahren zum Islam übergetreten ist und sich inzwischen Yussuf Islam nennt, haben wir alle schonmal gehört. Daß er angeblich die Treibjagt auf Salman Rushdie unterstützt haben soll (was offenbar nicht stimmt), hat mich damals ziemlich entsetzt.
Ein Interview mit Yussuf Islam in der TAZ hat mir gerade interessante neue Einblicke verschafft.
Zum Beispiel:
F: Wie konnten Sie den Drang nach künstlerischem Ausdruck von heute auf morgen verlieren? Islam und Musik schließen einander doch nicht aus.
A: Den Effekt, den die Lektüre des Koran auf mich hatte, kann ich am besten mit einer Metapher erläutern: Ich stand da mit einer Kerze in meiner Hand - und plötzlich war die Sonne aufgegangen. Was soll ich am hellen Tag mit einer Kerze?
Wer mehr lesen will, folgt dem Link oben.
Keep rockin'
Friedlieb
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- (Meinung) Cat Stevens - gestartet von Friedlieb 1. November 2003 um 11:49h
- Re: (Meinung) Cat Stevens
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Hans-J
am 2. November 2003 um 04:19
- Re: (Meinung) Cat Stevens
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groby
am 2. November 2003 um 13:03
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groby
am 2. November 2003 um 13:03
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ullli
am 1. November 2003 um 12:46
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the stooge
am 1. November 2003 um 12:36
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ferdi
am 1. November 2003 um 12:44
- Re: (Meinung) Cat Stevens
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ferdi
am 1. November 2003 um 12:44
- Re: (Meinung) Cat Stevens
- von
Hans-J
am 2. November 2003 um 04:19
Mojn Friedlieb,
habe mir das Interview eben zum verspäteten Frühstück reingezogen und kann es ehemaligen Cat Stevens Fans - ich gehöre nicht dazu, ich fand immer, dass sein Verse nur dazu taugten, in den Poesiealben pubertierend sinnsuchender Oberschülerinnen zitiert und mit Blümchen umrandet zu werden - nur weiterempfehlen. Bestechend ist auch folgende Passage:
CS: Aber im Islam fand ich ein hohes Maß an Logik.
F: Welche Logik?
CS: Bei allem, was irgendwie funktioniert, gibt es einen Verantwortlichen. Also muss es einen Schöpfer geben, es muss einen Kapitän dieses Schiffes geben!
Da wird einem die Zumutung von Immanuel Kant erst richtig bewusst: Habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen.
In diesem Sinne schönes Wochenende noch, Mathias
habe mir das Interview eben zum verspäteten Frühstück reingezogen und kann es ehemaligen Cat Stevens Fans - ich gehöre nicht dazu, ich fand immer, dass sein Verse nur dazu taugten, in den Poesiealben pubertierend sinnsuchender Oberschülerinnen zitiert und mit Blümchen umrandet zu werden - nur weiterempfehlen. Bestechend ist auch folgende Passage:
CS: Aber im Islam fand ich ein hohes Maß an Logik.
F: Welche Logik?
CS: Bei allem, was irgendwie funktioniert, gibt es einen Verantwortlichen. Also muss es einen Schöpfer geben, es muss einen Kapitän dieses Schiffes geben!
Da wird einem die Zumutung von Immanuel Kant erst richtig bewusst: Habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen.
In diesem Sinne schönes Wochenende noch, Mathias
So isses, Mathias.
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit [...] und die Unfähigkeit, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen [...] sapere aude!
(frei nach Immanuel, wobei selbiger in dem zitierten Aufsatz die Religionsfreiheit als sehr hihes Gut eingestuft hat, was ich leidenschaftlich unterstütze - Toleranz ist zuwenig)
Bzgl der Suche nach Verantwortlichen drängt sich mir zudem der Eindruck einer infantilen Sichtweise auf. Oder der Erklärungsansatz Watzlawicks, der von Interpunktion spricht und meint, die Auffassung darüber, was jeweils grundlegende Aktion und was Reaktion darauf ist, sei höchst subjektiv. Soll heißen: wer weiß, vielleicht hat der Schöpfer nur geschöpft, weil er eine Pistole im Rücken hatte oder sonst was. Jedenfalls ist Stevens Argumentation allerhöchstens in sich schlüssig, was unter der Maßgabe der logischen Geschlossenheit zwar schon immerhin etwas ist, aber nicht das Meiste.
cu, ferdi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit [...] und die Unfähigkeit, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen [...] sapere aude!
(frei nach Immanuel, wobei selbiger in dem zitierten Aufsatz die Religionsfreiheit als sehr hihes Gut eingestuft hat, was ich leidenschaftlich unterstütze - Toleranz ist zuwenig)
Bzgl der Suche nach Verantwortlichen drängt sich mir zudem der Eindruck einer infantilen Sichtweise auf. Oder der Erklärungsansatz Watzlawicks, der von Interpunktion spricht und meint, die Auffassung darüber, was jeweils grundlegende Aktion und was Reaktion darauf ist, sei höchst subjektiv. Soll heißen: wer weiß, vielleicht hat der Schöpfer nur geschöpft, weil er eine Pistole im Rücken hatte oder sonst was. Jedenfalls ist Stevens Argumentation allerhöchstens in sich schlüssig, was unter der Maßgabe der logischen Geschlossenheit zwar schon immerhin etwas ist, aber nicht das Meiste.
cu, ferdi
Moin Friedlieb -
Danke fuer den Link, da ich schon lange nicht mehr taeglich tazze, waere mir das entgangen. Ein bisschen unbehaglich ist es schon. Aber auch anders als ich bisher dachte, ueber ihn zu wissen.
gut Ton!
ullli
Danke fuer den Link, da ich schon lange nicht mehr taeglich tazze, waere mir das entgangen. Ein bisschen unbehaglich ist es schon. Aber auch anders als ich bisher dachte, ueber ihn zu wissen.
gut Ton!
ullli
Hi Friedlieb,
ging mir seinerzeit genauso - Unverständnis, daß sich jemand überhaupt plötzlich dermaßen religiös bindet und dann auch noch seine ganze, in meinen Augen wirklich begnadete Musik-Geschichte, über den Jordan kickt. Es war für mich, als ob er damit gestorben wäre - war ja, was die Musik anbetrifft, auch so.
Das Interview läßt ihn nun in einem etwas anderen Licht erscheinen - vor allem muß ich nun nicht zum ersten Mal zugeben, daß ich seinen Einblick in den Islam nicht habe.
Und trotzdem nervt mich die Rushdie-Geschichte immer noch - er sagt ja in dem Interview auf die Frage, ob er das Todesurteil unterstützt habe:
Habe ich nicht, das war die Falle eines Journalisten, das war Politik. Ich wurde in einem völlig anderen Rahmen danach gefragt, was mit Leuten geschehen solle, die den Namen Gottes verhöhnen. Und als gelehriger Schüler des Koran habe ich rezitiert, was für solche Fälle vorgesehen ist. Es ist Politik. Und was Politik bedeutet, das zeigt uns schon das Schicksal von Julius Caesar: Dolchstöße in den Rücken. Mit dem Koran, mit der Botschaft des Islam, die mich so beeindruckt hat wie nichts anderes, hat das gar nichts zu tun.
Er sagt, er habe auf Frage hin rezitiert, was für solche Fälle vorgesehen ist - ja, was soll nun seiner Meinung nach mit Leuten geschehen, die den Namen Gottes verhöhnen?! Das hat er in dem Interview nicht gesagt.
Für mich ist es immer Scheiße, wenn Ideologien im Spiel sind - und was anderes sind Religionen auch nicht - egal welcher Art.
Cheerio
Hans-Jürgen
ging mir seinerzeit genauso - Unverständnis, daß sich jemand überhaupt plötzlich dermaßen religiös bindet und dann auch noch seine ganze, in meinen Augen wirklich begnadete Musik-Geschichte, über den Jordan kickt. Es war für mich, als ob er damit gestorben wäre - war ja, was die Musik anbetrifft, auch so.
Das Interview läßt ihn nun in einem etwas anderen Licht erscheinen - vor allem muß ich nun nicht zum ersten Mal zugeben, daß ich seinen Einblick in den Islam nicht habe.
Und trotzdem nervt mich die Rushdie-Geschichte immer noch - er sagt ja in dem Interview auf die Frage, ob er das Todesurteil unterstützt habe:
Habe ich nicht, das war die Falle eines Journalisten, das war Politik. Ich wurde in einem völlig anderen Rahmen danach gefragt, was mit Leuten geschehen solle, die den Namen Gottes verhöhnen. Und als gelehriger Schüler des Koran habe ich rezitiert, was für solche Fälle vorgesehen ist. Es ist Politik. Und was Politik bedeutet, das zeigt uns schon das Schicksal von Julius Caesar: Dolchstöße in den Rücken. Mit dem Koran, mit der Botschaft des Islam, die mich so beeindruckt hat wie nichts anderes, hat das gar nichts zu tun.
Er sagt, er habe auf Frage hin rezitiert, was für solche Fälle vorgesehen ist - ja, was soll nun seiner Meinung nach mit Leuten geschehen, die den Namen Gottes verhöhnen?! Das hat er in dem Interview nicht gesagt.
Für mich ist es immer Scheiße, wenn Ideologien im Spiel sind - und was anderes sind Religionen auch nicht - egal welcher Art.
Cheerio
Hans-Jürgen
Hi, Hans-Jürgen.
Nun, Ideologien sind immer irgendwo. Absolute Meinungs- und Äußerungsfreiheit ist auch eine Ideologie.
Sie führt vielleicht dazu dass wir Normal-West-Europäer es nicht mehr nachvollziehen können was es heisst wenn jemand anderem etwas wirklich heilig ist.
Wir haben das Konzept echter Unantasbarkeit nicht oder nicht mehr. Das schafft uns viel Freiheit.
Aber wenn ich mir die jeweils neuesten Flatulenzen des Medienzirkusses anschaue, glaube ich, dass uns mit dieser zum Prinzip erhobenen Beliebigkeit manchmal auch etwas Wichiges verloren gegangen sein könnte.
Ich möchte damit nichts Fundamentalistisches rechtfertigen oder gutheißen, weder religiöser noch - wie in diesem Falle - machtpolitischer Natur.
Aber ich mag mich auch dem anderen Extrem nicht anschliessen, dass jeder grundsätzlich alles was anderen wichtig ist öffentlich verspotten darf.
Falls Cat Stevens das Todesurteil nicht vehement ablehnt, könnte man das vielleicht verstehen wenn man versucht, die Bedeutsamkeit des Korans als etwas wirklich Wahres und Heiliges für ihn zu begreifen.
Aber er ist ja kein Medien-Neuling. Er weiß wie westliche Medien reagieren und wählt seine Antworten entsprechend.
Gruß,
groby
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