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(Abrißbirnen-Reviews) Baß!

Hubraum ist durch nichts zu ersetzen.

Liebes Volk,

der JTM-45 ist zwar – so las ich einst – ursprünglich als Baß-Amp entwickelt worden. Aber das muß wohl vor langer, langer Zeit gewesen sein. Selbst bei Verwendung von 4 12“-Lautsprechern exorbitanten Wirkungsgrades sowie Ersatz der Gleichrichterröhre durch einen Diodengleichrichter: Die Reserven solch einer Anlage sind doch recht überschaubar, sofern man einen cleanen Baß-Sound erzielen möchte. Es galt also, sich nach einem kräftigeren Druckerzeuger umzusehen.

Ich weiß nicht, warum das so ist, aber gefühlt 95 Prozent aller Baß-Anlagen sind einfach nur grottenhäßlich - zielsicher am guten Geschmack vorbei designt. Tops in 19-Zoll-Optik, kombiniert mit Boxen mit häßlichen Lautsprechergittern, Filzbezug und klobigen Kunststoffecken – und das in den verschiedensten Variationen. Und was ich überhaupt nicht verstehe: das Zeug wird sogar gekauft. Dabei sind doch die 80er Jahre längst vorbei.

Was ich also suchte, war ein Amp mit der Kraft eines modernen Kühlschranks und dem Charme eines Amps aus längst vergangenen Zeiten. Obendrein sollte das ganze nicht allzu viel kosten. Bei solch einem Pflichtenheft wird die Luft schon verdammt dünn.

An diesem Punkt kam dann ein gewisser George McKale ins Spiel. Das Ampeg-Urgestein McKale entwickelte 24 Jahre lang Amps der SVT-Serie sowie unzählige andere Amps der Fabrikate Ampeg und Crate bevor – ja bevor er zu Kustom ging und dort die Deep-End-Serie aus der Taufe hob. Diese Tatsache und die (neben den Testberichten) zahlreichen positiven Kundenkritiken, war für mich Grund genug, es mal mit einem 300-Watt-Fullstack, einschließlich 4x10er und 1x15er Box zu versuchen.

Kustom Deep End 300 Head

Deep End Cabinets

DE300 HD Testbericht

Nach zwei Bandproben kann ich resümieren: Dieser Turm sieht nicht nur verdammt gut aus, er macht sogar noch das, was er soll: nämlichen einen Mordsschub. Mächtiger, drückender Rocksound und Reserven satt. Mit dafür verantwortlich ist offensichtlich die sogenannte Organic-Clipping-Schaltung, die statt der harschen Transistorzerre eine später einsetzende und weiche, röhrenähnliche Verzerrung produziert. Das Teil ist also ein gutes Stück weit lauter als andere 300-Watt-Transistoramps.

Etwas eingeschränkt sind die Regelmöglichkeiten des EQs. Ich als ausgesprochener Fan extremer Tiefmitten bin da etwas verwöhnt von meinem Ashdown und habe deshalb einen zusätzlichen EQ in den Effektweg gehängt. (Das Teil auf der Box hinterm Top platziert – stört so nicht mal die Optik.) Aber es wird vermutlich genug Bassisten geben, die mit den Regelmöglichkeiten zufrieden sind.

Ein wenig albern mutet die beleuchtete ECC83 hinter dem Schauglas an. Aber es gibt Schlimmeres. Das Schauglas hat zumindest den Vorteil, daß man für den Röhrentausch nicht umständlich den ganzen Amp auseinanderschrauben muß. Die serienmäßige EH war natürlich wieder viel zu bollerig. Ich habe sie durch eine mittenbetonte JJ ersetzt.

Die Verarbeitung der Anlage an sich ist solide, da gibt’s nichts zu mäkeln. Die Boxenaussteifung z.B. ist deutlich aufwendiger und effektiver als die meiner 1960 AX. Die Speaker sind mit jeweils 8 Schrauben befestigt, den Buchsenblechen hat man auch jede Menge Schrauben verpaßt - das hält sicher und luftdicht. Die Boxengehäuse sind aus MDF, die Schallwände aus Sperrholz. Als Lautsprecher wurden (ggf. leicht modifizierte) Eminence Alpha verbaut – nichts Aufregendes, aber akzeptabler Industriestandard.

Eine Besonderheit gibt’s noch in der Boxenabstimmung: Die DE4 10H sorgt für den tiefen, satten Schub – macht quasi die „Wupp“-Frequenzen. Mehr Mitten hingegen liefert die DE115H. Zusammen ergänzen sich die beiden Boxen bestens. Wer den Deep End als Halfstack betreiben will, sollte dies nicht mit der 4x10er tun, es sei denn, er gleicht die unterbelichteten Mitten mit einem zusätzlichen EQ oder Mittenbooster aus. Die 1x15er hingegen taugt deutlich besser für den Solobetrieb. Allerdings sollte man sich darüber klar sein, daß sie mit nur 250 Watt angegeben ist. Der Standard–Alpha verträgt eigentlich nur 200 W. Etwas Vorsicht im Umgang mit dem Baß- und Masterregler kann also sicher nicht schaden.

Mein Fazit: Antesten!

Gruß Falk

 

P.S.: Ich las jüngst in einer Kundenbewertung bei „T“, daß inzwischen auch Ampeg z.B. klassische 8x10-Boxen in China produzieren läßt. Sieh an, sieh an.


Re: (Abrißbirnen-Reviews) Baß!

Hi Falk,

Danke für deinen schönen Bericht. Die Meinung

Hubraum ist durch nichts zu ersetzen.

teilt auch unser Bassist und macht uns mit deiner 400W Ablage nebst 4x10 + 1x15 regelmäßig die Hölle heiß :)

Recht geben tu ich dir auch, wenn du sagst

der JTM-45 ist zwar – so las ich einst – ursprünglich als Baß-Amp entwickelt worden.

zumindest ist er konzeptionell an einen als Bassverstärker gedachten Amp angelehnt. Ich benutze den JTM aus genannten Gründen nicht als Bass-, sondern als GItarrenanlage "6" gedreht, um dem genannten Basstürmchen Paroli zu bieten. Dafür reichen zwei 12er, "überpowern" kann diese Anlage den Bass nicht, aber aus dem Alter sind wir ja eh raus.

Die bonedo-soundclips des Kustom klingen gut, was für sich genomen zwar nichts heißt, aber man schaudert doch teils, wie schmerzfrei oft die schlimmsten Soundsamples hochgeladen werden, Thomann nanntest du ja schon :-)

Viel Spaß mit der neuen Anlage!

Gruß, ferdi


Re: (Abrißbirnen-Reviews) Baß!

Die 1x15er hingegen taugt deutlich besser für den Solobetrieb. Allerdings sollte man sich darüber klar sein, daß sie mit nur 250 Watt angegeben ist. Der Standard–Alpha verträgt eigentlich nur 200 W. Etwas Vorsicht im Umgang mit dem Baß- und Masterregler kann also sicher nicht schaden.

Mein Fazit: Antesten!

Tach Falk

Kommt halt auch immer ein bisschen auf den Musikstil drauf an. Für Ultraschnelle Geschichten (ja sowas gibts im Crossover-Trio) kommt die 1X15 dann schon mal an die Grenzen. So eine alleine wäre das nix für mich.

Wenn ich das vorher mitbekommen hätte, hätte ich Dir vielleicht zum Antesten von 2X12 Boxen geraten. Das läuft in letzter Zeit als Geheimtipp für ein tragbares Fullrange Besteck mit genug Bums aber auch für den einen oder anderen schnellen Lauf geeignet. Davon zwei Stück und man ist erstaunt wie satt das klingt. Das wäre verm. meine Wahl der Waffen wenn ich was neues bräuchte.

Ich selber habe ja ein 2X10 kombiniert mit einer 2X10 mit Bassreflex und Horn. Lustigerweise haben mit die Tonmenschen die kleine 2X10 meist abgehängt und nur die grosse stehen lassen. Mic davor plus die DI-Box des Amps.

Aber das stimmt schon; viele Wege führen nach Rom.

Gruss Manuel

 


Re: (Abrißbirnen-Reviews) Baß!

Hi Ferdi,

: zumindest ist er konzeptionell an einen als Bassverstärker gedachten Amp angelehnt.

schon klar - ein gepimpter Bassman. Ich las allerding neulich dieses hier: http://www.kellyindustries.com/guitars/marshall_jtm45_amp.html
Keine Ahnung, wieviel man darauf geben kann. Zumindest erscheint die Aussage einleuchtend.

: aber aus dem Alter sind wir ja eh raus.

*Hüstel*, ja klar, freilich, selbstredend.

: Die bonedo-soundclips des Kustom klingen gut, was für sich genomen zwar nichts heißt,

Ja, man sollte sie nicht überbewerten. Mir ist auch nicht klar, ob über die Boxen oder den DI-Ausgang abgenommen wurde (ich vermute letzteres) - dazwischen liegen Welten.

Gruß Falk


Re: (Abrißbirnen-Reviews) Baß!

Hi Manuel,

: Kommt halt auch immer ein bisschen auf den Musikstil drauf an. Für Ultraschnelle Geschichten (ja sowas gibts im Crossover-Trio) kommt die 1X15 dann schon mal an die Grenzen. So eine alleine wäre das nix für mich.

Ja, das kann schon sein. Ich bin jetzt mehr vom Frequenzverlauf ausgegangen. Wenn ich mich nicht höre, nützt mir die Geschwindigkeit ja nicht soo viel. Und da sind die Kustom-10er eher suboptimal. (Tät mich ja mal interessieren, wie sich hier die 8x10er macht...) Wie empfandest Du eigentlich den 15er Ashdown in Duisburg? War der Dir auch zu langsam?

: Wenn ich das vorher mitbekommen hätte, hätte ich Dir vielleicht zum Antesten von 2X12 Boxen geraten.

Ich hatte ja vorher an den Kustom meine 4x12er Chequerborad-Marshall mit den Deltalites gehängt. Das kam schon verdammt cool. Direkter voll-in-die-Fresse-Sound. Und langsam war da garantiert auch nix. Aber optisch hat mir die Kombination nicht so richtig gefallen. Das Top war einfach zu groß für die Box. Wenn's wenigstens 'ne BX (gerade) statt 'ner schrägen AX gewesen wäre... Da bin ich vielleicht'n bißchen eigen - aber das Auge hört halt mit - irgendwie..

Gruß Falk

 

 


Re: (Abrißbirnen-Reviews) Baß!

Ja, das kann schon sein. Ich bin jetzt mehr vom Frequenzverlauf ausgegangen. Wenn ich mich nicht höre, nützt mir die Geschwindigkeit ja nicht soo viel.

Klar

Und da sind die Kustom-10er eher suboptimal.

Hm, Komisch. Wenn man sich mit den 10'ern nicht mehr hört?? Meist ist es ja umgekehrt, je tiefer je mehr "weg"

Tät mich ja mal interessieren, wie sich hier die 8x10er macht...)

Die funktionieren ja ein bisschen anders weil das 4 zusammengebaute geschlossene 2X10'er sind. Wenn man die Ohm Zahlen mal weglässt könnte man auch 4 einzelne 2X10'er stapeln.


Wie empfandest Du eigentlich den 15er Ashdown in Duisburg? War der Dir auch zu langsam?

Der war erstaunlich gut und für den Anlass voll ausreichend, aber grosses Basskino war das ja nund doch nicht. Da hätte mich die Glockenklang mehr interessiert die da mal rumstand. Nur da durfte man ja nicht richtig ran :-)

Eigentlich erstaunlich wie man aus so einer High End Anlage einen so nichtsagenden Sound rausbringt. Naja, muss jeder für sich entscheiden.

Ich hatte ja vorher an den Kustom meine 4x12er Chequerborad-Marshall mit den Deltalites gehängt. Das kam schon verdammt cool. Direkter voll-in-die-Fresse-Sound.

Eben, deswegen kommen die Dinger immer mehr. Und die funktionieren auch einzeln als 2X12 für den kleinen Gig ersatunlich gut.

So oder so, viel Spass mit den Lärmwürfeln :-)

Gruß Falk

Dir auch Gruss

 

 


Re: (Abrißbirnen-Reviews) Baß!

Servus Falk,

den Kustom 300HD hab ich auch schon im Auge gehabt um ihn unserem Basser aufs Auge zu drücken... dessen (ur)alter 400W Peavey produziert nämlich inzwischen mehr Nebengeräusch als Sound... drum werd ich das hier (wenn ich wieder zuhause bin) gleich mal ausdrucken und ihm unter die Nase halten

Gruß

Stefan