(Gitarre) Stegprobleme bei billig-Tele


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Beitrag von Olkmar vom August 16. 2004 um 16:19:36:

Hallo an Alle, hier speziell an die Tele-Bastler!

(Die Vorgeschichte bitte, falls uninteressant, überspringen!)

Vor einigen Jahren, als mein Verhältnis zu Gitarren ob der vorrangigen Beschäftigung mit Keyboards-Bass-Schlagwerk-Gebläse noch vergleichsweise unterkühlt war und ich noch keine meiner heutigen Edeläxte besaß, habe ich einige dieser Billigklampfen des indonesischen Herstellers "The Animal" erstanden. Wahrscheinlich kennt hier keiner dieses Fabrikat, daher zur kurzen Erläuterung: Wegen heftigster Fertigungsstreuungen und damit zu erwartender Reklamationen (es gab da wirklich jedwede Schlamperei von maltraitierten Hälsen bis hin zu eindeutig versägten Sätteln!) hatte die Serie es - zumindest in Deutschland - nicht in den Musikfachhandel geschafft und wurde dann billig bei "Intertoys" verhökert. Meine erste Inaugenscheinnahme war keinesfalls positiv, ich machte mir dann allerdings die Mühe, mehrere Filialen abzuklappern und die gesamten (!) Bestände zu sichten, um mir ein paar Exemplare auszusuchen, deren geringe Fehler mir vernachlässigbar bzw. leicht behebbar erschienen.

- Eine Acoustic Steelstring für 79 Märker (der ursprünglich angedachte Verkaufspreis war angeblich 229, immerhin hat sie Grover-Mechaniken), ordentlich verarbeitet und spielbar, nach Saitenwechsel auch klanglich immerhin mittelprächtig, lediglich die Stegeinlage war minder qualitativ und wurde inzwischen erneuert.

- Eine Paula Junior (nur 2 Potis!) mit offenen Humbuckern, einziger Schönheitsfehler sind die unpräzise gesetzten Dot-Fretmarkers, für 149 Märker, die trotz einiger konstruktiver Abweichungen (Schichtholzkorpus ohne Wölbung, geschraubter Hals, Steg-Saitenhalter-Kombi) eindeutig nach Paula klingt und ein extrem angenehmes "Greifgefühl" vermittelt, eine ursprüngliche "Labberigkeit" der freistehenden Einzel-Stegreiter war durch Wechsel der Besaitung von ab Werk .009 auf .011 behebbar, angesichts der vorzüglichen Saitenlage werde ich demnächst .012 aufziehen.

- Eine Tele mit Ahornhals und leicht unüblich geformter Kopfplatte, die ich wegen eines geringen Lackschadens für 129 Märker bekam. Der Sattel benötigte etwas Nachbearbeitung, dieweil die Saitenlage kopfseitig zu hoch war. Trotz vorderseitigen Saitenaufzugs klingt sie eindeutig wie eine Tele, allerdings brummt sie auch wie eine Tele (logischerweise ist sie nicht ausgekleidet, ich habe auch Bedenken, ob derartige Maßnahmen zum gewünschten Erfolg führen, da mir die Einstreuung eher magnetisch als kapazitiv erscheint!).

Soweit die Vorgeschichte, es geht im Prinzip um diese letztgenannte Tele bzw deren Stegkonstruktion.

Wie üblich sind Saitenhalter, Steg und Steg-PU-Halterung aus einem Stück, die Stegreiter sind einzeln, die Saiten laufen über einzelne, recht kleine Kerben.

Problem 1: Die der Saitenführung entfernter liegende Inbusschraube, die ja kaum unter Druck steht, hat Tendenz, sich unter Vibrationseinfluß zu lösen (speziell bei den Diskantsaiten, auf der Baßseite ist der Kram durch Handauflegen schon ein wenig korridiert). Offensichtlich reicht Erschütterung bei Transport im Auto hierfür aus, eine fehlende Schraube fand ich derletzt nicht auf dem Boden des Probenraums, sondern im Koffer.

Frage:

Wie kriegt man die Dinger soweit fixiert, daß sie zwar noch einstellbar sind, aber sich nicht selbst verdrehen? Einpinseln mit Kleber (Pattex, Gummilösung oder was?)? Oder Macke ins Gewinde schlagen, damit sie schwergängiger werden? Oder mehrmals Tauschen, damit die verdrehungshemmende Korrision gleichmäßig greift?

Problem 2: Beim Versuch, stärkere Saiten aufzuziehen, stellte ich fest, daß Baßseitig hier recht enge Grenzen gesetzt sind, der normale Fender .010-Satz geht noch, bei einer .011er Besaitung bleibt die E-Saite nicht in der Führungskerbe, sondern wird durch den seitlichen Druck entlang der Mensurschraube samt deren Feder über das Loch für die Inbusschraube gedrückt (ich hoffe, das hiermit nachvollziehbar erklärt zu haben!).

Sowohl aus spieltechnischen wie aus klanglichen Gründen würde ich eine stärkere Besaitung vorziehen.

Logischerweise habe ich über einen Wechsel der Stegeinheit nachgedacht, dies erscheint mir allerdings (abgesehen von den Kosten) auch die arbeitstechnisch aufwendigste (meinentwegen auch mit ä, wer's denn mag...) Lösung (Versetzen von Schraubenlöchern, evtl. auch noch Bohren einer Saiten-durch-den-Korpus-Führung incl. Anbringen einer rückwärtigen Ball-End-Aufnahme, etc.). Ich fürchte, daß weder Maß und Lochung der Stegplatte, noch die Aussparung und Befestigung für den Steg-PU irgendwelchen gängigen Tele-Normungen entsprechen.

Die simpelste Lösung, der Ersatz der Saitenlageschrauben durch oben überstehende, scheint mir für's Handauflegen (ich spiele gerne mit abgedämpften Baßsaiten) "unbequem" und hat sicherlich auch klangliche Auswirkungen (eine dicke Saite hätte möglicherweise mehr seitliche Stützung als von unten!).

Somit bliebe als Möglichkeit noch das Erweitern der Führungskerben, so daß auch dickere Saiten noch hinreichend "drinsitzen". Da die Stegreiter rollenförmig sind, könnte ich mir vorstellen, daß dies mit Zweckentfremdung einer eingespannten Bohrmaschine als Drehbank und einer Dreikant-Schlüsselfeile als Schneidstahl halbwegs präzise machbar wäre.

Fragen:

Hat jemand eine derartige Stegmodifikation schonmal gemacht, funktioniert sowas?

Gibt es Richtwerte oder Empfehlungen für die optimale Kerbenbemaßung (gleich oder je Saite individuell?) und -form (V-förmig, verrundet...)?

(Ein Gedanke dazu: Da die Kerbenerweiterung wegen bedrohlicher Nähe der Bohrung für die Saitenlageschraube logischerweise nur in Richtung Mensurschraube erfolgen kann, bedeutet dies für die Baßsaiten eine minimale Verschiebung zur Halsmitte, für die Diskantsaiten jedoch zur Halskante, was ich mir für die e-Saite, die sowas eh nicht unbedingt braucht, nicht gerade wünsche...)

Worauf muß ich achten, um nicht ungewollt eine Sitar zu bauen?

Was kann ich zur Vorbeugung gegen erhöhte Korrisionsanfälligkeit an der "aufgehobelten" Oberfläche tun (ich spiele, wie schon gesagt, gerne mit aufgelegter Handkante!)?

Gruß und Dank,

Olkmar


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