Induktive vs deduktive Erkenntnisgewinnung, war: Re: @Friedlieb war: @Emil
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Beitrag von ferdi vom Januar 24. 2004 um 12:10:32:
Als Antwort zu: @Friedlieb war: @Emil geschrieben von Ingo Z. am Januar 24. 2004 um 11:40:11:
Hi,
ich hätte echt nicht gedacht, dass man so uralte Diskussionen noch führen muss.
Die Saite ist IMVHO das einzige, was an einer E-Gitarre schwingt/schwingen sollte. Natürlich schwingt der Hals teils gewollt/ungewollt mit, was durchaus eine gewünschte Klangfärbung aber eben auch death-spots verursacht.
Genau deshalb klingen Les Paul, Les Paul Custom, SG, Explorer und Flying V ja auch alle genau gleich. Die Hälse sind gleich und die elektrische Ausstattung ebenfalls, nicht wahr? Wieso nimmst du nicht deine Theorie zur Seite und gehst -als Wissensschafter- empirisch vor? Die genannten Modelle klingen alle anders, wobei der bauliche Unterschied einzig im Korpus liegt. Du arbeitest deduktiv, hast eine Theorie, und die Realität wird passend gemacht, Unpassendes wird nicht geglaubt. Ich dachte, das hätten wir seit zwei Jahrhunderten hinter uns.
Theoretisch müßten sich bei "Entdämpfung" der Halsschwingungen die death-spots verstärken, und im übrigen: Warum berichtet keiner von einer "Klangverschlechterung" durch das Entdämpfen ?? Nicht alle Resonanzen des Korpus/Halses sind doch gewollt oder überzubetonen!
Frag dich, warum. Im Grünen gibt es allerlei Theorien dazu (Scham über das Betrogenwordensein, Autosuggestion usw). Vielleicht liegt es aber auch an etwas anderem.
Was mich an der ganzen Diskussion echt stört, und das geht nicht dich an, aber du kriegst es jetzt ab, weil ich auf dein Posting reagiere - also was mich echt stört, ist, dass immer immer immer immer wieder die Meinung derjenigen in Zweifel gezogen wird, die praktische Erfahrung mit Methode X haben. Die emotionale Investition in die Inzweifelziehung der Effektivität der Methode ist seitens der Zweifler so groß, dass sich auch der Wahrnehmung objektiv wahrer Fakten erster Ordnung (d.h. intersubjektiv verrifizierbar) verschließen werden, da bin ich mir sicher. Man muss ja nur die Gitarre, die man vor der Entdämpfung gespielt, nachher wieder spielen und sagen: Ich merk da nix.
Ich habs erst neulich wieder beim Vergleich verschiedener Lautsprecher/Boxen gemerkt: Die Wahrnehmung ist keine Konstante ! Da muß man extrem aufpassen.
Grundsätzlich stimmt das natürlich. Manch einer hat versucht, Klangunterschiede in Zahlen zu fassen. Hierzu vielleicht das hier. Persönlich bin ich der Meinung, dass man eher spürt als hört, was da passiert ist, und auch nur dann, wenn man selber die Gitarre vorher richtig gut kannte.
Nicht nur hohe Pegel, auch die Dauer der Konzentration auf irgendwelche "Nuancen" verändert die Wahrnehmung ! Das ist auch das Problem im Gitarrenladen. Wenn man erst 5 verschiedene Sachen probiert hat, geht mehr und mehr die Differenzierung verloren, weil das Gehirn überfordert ist.
Ja. Ich denke aber, dass der Hase vor allem da im Pfeffer liegt, dass es völlig subjektiv ist, ob man einen Klangunterschied jetzt als gering oder entscheidend beurteilt. Wieviele Akustik-Gitarristen gibt es, die finden, dass alle E-Gitarren mehr oder weniger gleich klängen, alle Amps noch dazu. Umgekehrt gilt das wohl ebenso.
In der Band ist der sound dann wieder anders, im Mix sowieso. Da hört nun wirklich niemand mehr die ach so feinen Unterschiede.
Da atmen sowieso alle nur auf, wenn das Solo zu Ende ist. Gerade soundbewusste Gitarristen müssen viel leiden. Ewig diese Strophen zwischen den Soli ;o).
Bevor wieder unsachlich rumgehackt wird, lassen wir es dabei bewenden !
Also rumhacken tu ich nicht. Wenn doch, wo genau? Was ich unsachlich finde, ist eine deduktive Vorgehensweise ala "Ich glaube es ist so, und wenn jemand sagt, es ist anders, dann glaube ich das nicht". Das ist wie zu Galileos Zeiten. Dass sich die Jupitermonde um diesen drehen, war durch das Teleskop nachprüfbar, da dies aber nicht zum kopernikanischen Weltbild passte, musste das Teleskop ein Betrugsinstrument sein. Ich wäre erleichtert, wenn sich generell (und dieses Forum ist da beispielhaft) eine Umgangsform durchsetzte, die Respekt vor den Erfahrungen anderer zeigt. Wenn wir uns nicht glaubten, was wir sagen, verlören Foren wie diese ihren Sinn. Ob die bereichteten Dinge in eine vorhandene Theorie passen, kann kein Kriterium sein. Wenn man schon Wert auf wissenschaftliche Argumentation legt, dann muss man so vorgehen, wie ein Wissenschaftler das eben tut. Empirische Werte sammeln, Experimente anstellen, und aus diesen dann Theorien ableiten. Induktiv halt. Alles andere ist verschwendete Zeit.
Ob einem jetzt Emils Art oder seine Homepage oder seine Art der Informationspolitik oder seine Preisgestaltung gefällt, tut überhaupt nichts zur Sache.
cu, ferdi
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