Strukturwandel und Wertewandel ODER Was schert mich mein dummes Geschwätz von gestern?


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Beitrag von Matthias vom März 26. 2002 um 09:18:26:

Liebe Gemeinde!

Bislang habe ich immer vehement die Ansicht vertreten, dass der lokale Musikalienhändler vor Ort möglichst zu unterstützen ist. Die Stichworte Service, Beratung, Fairness, Loyalität etc. will ich gar nicht wieder aufwärmen.

Mittlerweile sehe ich das alles etwas anders. Meiner Ansicht nach gibt es drei Arten von Läden: den kleinen Händler vor Ort, den MegaStore (AoS, MusikProduktiv, MusicStore etc.) und den Internethändler. Welcher ist für welchen Bedarf geeignet? Anders gefragt, wozu gehe ich überhaupt in einen (virtuellen) Laden?

1. Kaffee und Fachsimpelei
Der kleine Laden hat mit etwas Glück die Nase vorn. Man trifft den Mucker von nebenan, kann mit Riffs protzen und so tun, als wolle man ein Instrument kaufen.

2. Kaufen von Equipment mit Investitionscharakter
Hier sieht der MegaStore am besten aus. Das umfassende Angebot kann der kleine Laden nicht bieten (sonst wäre er nicht mehr klein) und auch längere Anfahrtzeiten sind je nach Preis des neuen Teils angemessen. Der Kauf ohne vorheriges Antesten bleibt ein Glücksspiel, daher scheidet der Internethändler aus - oder hat sich schonmal jemand sechs verschiedene 4 x 12 Boxen für den heimischen Test bestellt und fünf davon zurück gegeben?

3. Kaufen von verbrauchsgerichtetem Kleinkram
Saiten, Batterien, Picks, Gaffa... Das will man doch nur schnell und günstig kaufen. Ein guter kleiner Laden hat den Kram da, bei einem schlechten gibts mal wieder keine 011er Saiten und keiner weiß, "wann sie wieder reinkommen". Dafür zum MegaStore zu fahren, erscheint idiotisch. Bei einem guten Internethändler kommt zum Einkauf eben noch die Postlaufzeit dazu, dafür ist der Rest streßfrei.

4. Beratung und Betreuung
Heikles Thema, denn Beratung und Betreuung kosten den Verkäufer Zeit und damit Geld. Manche Verkäufer neigen zum "Aufdrücken", das ist aber ein Systemproblem in der Beziehung Kunde-Verkäufer. Beratungskompetenz hängt immer an der einzelnen Person. Ob man auf einen kompetenten, ehrlichen und vielleicht sogar noch netten Verkäufer trifft, ist einfach Glückssache. Und völlig egal, ob am Telefon, per E-Mail oder Auge in Auge in einem großen oder kleinen Laden. Die drei Ladenformen unterscheiden sich da m.E. nicht.

5. Service
Hier kann der Händler vor Ort einfach wegen der räumlichen Nähe besser sein als die anderen. Der MegaStore ist meistens zu weit weg, der Internethändler kann Einstellarbeiten, kleine Lötereien oder die fehlende Schraube einfach nicht bieten.

Zusammenfassung:

Der MegaStore ist im Normalfall weit weg und unpersönlich. Der Kauf von Kleinkram bei längerer Anfahrt ist Quatsch. Die Auswahl für die größeren Teile kann gut und hilfreich sein. Wer hier kauft, sollte sich zuhause einen Gitarrenbauer/-techniker für den Service suchen. Das kostet zwar Geld, muß aber sein.

Der Internethändler ist ein vernünftiger Ansprechpartner für Kleinkram aber natürlich nicht für Teile, die man schlecht verschicken kann.

Der kleine Händler an der Ecke wird zwischen den beiden aufgerieben. Bis auf Kaffee hat er nichts mehr zu bieten - wenn überhaupt. Kleinkram ist nicht immer da, Service ist auch nur interessant, wenn man da vorher gekauft hat. Was man aber nicht macht, weil die Auswahl zu klein ist. Der Tante-Emma-Laden wird´s nicht mehr lange machen.

Hier noch zwei Adressen: www.tone-toys.de und www.martinsmusikkiste.de Neben www.rockinger.de absolut empfehlenswerte Internethändler mit kurzen Bearbeitungszeiten und nettem Drumrum.

Mahlzeit

Matthias


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