(Feindbildpflege) Rundumschlag gegen Schreibtischtäter


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Beitrag von Silvio vom Februar 23. 2000 um 03:49:54:

tjaja Abi...
Weg mit dem Theoriehaufen, ran an den Speck propagierst Du da auf deinen zwei Seiten...und scheiterst doch an den Grenzen des Mediums "Gitarrenzeitschrift". Der Ansatz ist gut: weg von dem Theoriegewixe, weg von # und b und sonstigem Unkraut, hin zu Praxis, zur Musik. Doch dieses Vorhaben stösst schnell einmal auf Grenzen, da nämlich Musik etwas rein Akustisches ist, was mit Lesen nicht das geringste zu tun hat.
Und was bleibt einem denn da übrig als eines dieser schon einhunderttausendmal abgelutschten und durchgekauten Konzepte aus dem Themenkreis Tonleiternspielen wie zum Beispiel Drei-Noten-Pro-Seite-Shreddering aus der Schublade zu kramen, ihm einen neuen lustigen Namen zu geben ("Gary-Moore-Helikopter") und es in einer ein bisschen neuen Version (mit einem Am7-Arp) (auf die natürlich nie jemand selbst gekommen wäre...) als den eierscheissenden Wollmilchpullover zu präsentieren und eines oder zwei Trostpflaster-Licks dem pubertären Theorie-Proletarier auch noch als Wunderrezept für alle möglichen Prestigekämpfe unter verfeindeten Guitarfighters zu verkaufen.

Das Problem mit der Wiederholung hat aber nicht nur der gute alte Abi, sondern jeder Autor, der versucht, Musik auf zwei Seiten Papier herüberzubringen. Es gibt imho sehr wenige Workshops in Zeitschriften, die einen wirklich weiterbringen. Entweder gehts doch um irgend einen Jazz-Harmonietrick, was wahrscheinlich sowieso 97% aller Leser nie brauchen, oder es werden Technik-Konzepte durchgenudelt, die man garantiert in "10 Speed-Tricks für Shredding" und ähnlichen Machwerken (jeder hat doch noch so was zu Hause :-) schon mal gesehen hat.

Verdammt, ich will ja nicht behaupten ich sei ein guter Gitarrist, aber diese Workshops sind für mich eine ewige Wiederholung entmusikalisierter Mathematik. So ähnlich wie McDonalds über Mittag:
12:00 Hunger -> 12:15 Essen -> 12:30 Scheissen -> 12: 45 Hunger - es bleibt einfach nichts sinnvolles hängen!

Und das wirklich Essentielle der Musik (Melodik, Intuition, Interpretation, Ausdruck) bleibt auf der Strecke. Ich kann nur wieder einmal diskret auf die Workshops von Mr. Vai hinweisen (Martial Love Secrets)...meiner Meinung nach Buddhismus auf der Klampfe...wer das gelesen hat kann seinen Abi und die ganze restliche Zeitschriftengemeinde getrost aufs Altpapier schmeissen und sein Geld in neue Ausrüstung investieren... ;-))
Klar, wer seinen Theoriegrundstock noch nicht seinen Ansprüchen genügend zusammen hat, dem kann ein Workshop etwas bringen...aber statt fünfmal G&B kaufe man sich doch gewinnbringender eine gute Harmonielehre, die vielleicht nicht so poppig und cool aufgemacht ist, aber sicher mehr Gehalt hat.

Gruäss

Silvio


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