Angabe von Aufnahmemitteln Pro/Contra


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Beitrag von W°° vom Januar 08. 2002 um 21:09:50:

Hallo Außensaiter,

mir geht gerade noch die Kritik von bo²gie durch den Kopf, daß bei einem Soundfile die Angabe der Aufnahmemittel wichtig sei.
Im Grunde kann ich das nachvollziehen. Wie ist die Aufnahme entstanden, welche Mikrophone kamen zum Einsatz, welche Effekte wurden benutzt.....
Fragen, die berechtigt sind.
Ich stelle jedoch die Aussagekraft dieser Ausführungen in Frage.
Beispiel 1:
Ich besitze eine '71er Marshall 4x12. Die Box besitzt fast bösartige Hochmitten. Ich liebe sie dafür.
Ein Kunde von mir hat eine Box aus dem selben Jahrgang. Er hat sie jedoch hochselbst 30 Jahre lang mit einem bis zum Kragen aufgerissenen Marshall Top angeblasen. Seine Box klingt im Vergleich zu meiner, als hätte man ein Kissen davor gestellt.
Welchen Wert hat die Aussage: Ich spielte jenen Titel mit einer '71er Marshall 4X12?
Beispiel 2:
Ich nehme meine Gitarren für gewöhnlich mit einem SM57, oder einem billigen Gesangsmikro ab.Wenn ich aufnehme - ich mache gelegentlich den Gitarrenjob für einen musikalischen Dienstleister - schiebe ich das Mikro so lange zwischen Sicke und Zentrum hin und her, bis ich glaube unter diesen Umständen einen angemessenen Ton gefunden zu haben. Dabei ist es möglich, die Gitarre wie einen Remmington, oder wie einen Muffmolch klingen zu lassen. Alles mit dem selben Mikro. Ich erspare ihm (Flötist) damit viel Gebiege am Pult, was erfahrungsgemäß schlechter ausfällt.
Welchen Wert hat die Aussage: Ich spielte jenen Titel mit einem SM 57 ein?
Beispiel 3:
Ich besitze ein uraltes Quadraverb. Es ist etwas muffig, aber es fügt der Gitarre in den Räumen keine Prsenzen zu, die sie nicht hat. Ich mag es darum. Lexicon dagegen baut hochamtliche Effekte, die gerade bei den Räumen in ihrer Brillanz nicht zu schlagen sind. Ganz tolle Studio Geräte! Hinter meiner Gitarre aber nicht.
Welchen Wert hat die Aussage: Ich gebrauchte für jenen Song ein X mS Delay?
Beispiel 4:
Ich habe 3 CD's mit einem Engl Jive (und meiner 4x12) eingespielt. Seit einiger Zeit spiele ich einen Rath 50/50. Zwar ahne ich den Unterschied zwischen den ersten drei Projekten und den neueren Aufnahmen. Dennoch schiebt sich doch jeder Musiker seinen Ton am neuen Gerät so lange, bis er sich wieder erkennt.
Ohne einen größenwahnsinnigen Vergleich assoziieren zu wollen: Ein Beck klingt nie nach Marshall, sondern immer nach Beck.
4tes und letztes Beispiel:
Gute Studios machen einen großen Zauber um die Abnahme akustischer Instrumente. So wie ich nur mit Holz arbeite, arbeiten sie halt nur mit Teilchenbewegungen und Mikrophonen. Den Unterschied macht das WIE.
Ein Schoeps ist nur ein Schoeps und ein Neumann hat auch nur ne Membran.
Wichtig ist das wie, wieviel, wo, und in welchem Raum.
Gute Tonleute machen sich schon über die akustische Gestaltung des Raumes verrückt.
Zu schreiben: das Instrument wurde mit einem Neumann XY aufgenommen gibt für mich so viel her, als wenn ich den Korpus einer E-Gitarre mit "Mahagoni" umschreibe und dabei verschweige, daß es derer etwa 50 echte und noch mal so viele falsche Gehölze gibt.

Dennoch kann ich den Wunsch, genaueres zu erfahren, nachvollziehen. Nach meiner Vorstellung würde jedoch ein Roman daraus. Vielleicht bin ich aber auch unangemessen übergenau. Wo ist die Mitte? Kann man mit wenigen Worten den Ablauf einer Aufnahme darstellen?

Liebe Grüße
W°°



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