Re: (Gitarre) Japan Import


[ verfasste Antworten ] [ Thread-Anfang ] [ Aussensaiter-Forum ]

Beitrag von Jonas vom März 30. 2017 um 12:59:42:

Als Antwort zu: (Gitarre) Japan Import geschrieben von Udo am März 30. 2017 um 12:04:54:

Moin Udo,

Yeah, Palisander, das ist schon geil aktuell: da werden Pressemitteilungen herausgegeben von Umweltämtern, in denen ganz explizit auf Instrumente eingegangen wird, auf Möbel, Pfeffermühle und Co aber nicht (sogar der WDR hat das im Radio gebracht). Wenn du mal "Rio Palisander CITES" googelst, gibt es erstmal fast nur Treffer für Instrumente/Musikforen.

Dann kannst Du mal bei Amazon "Plaisander massiv" eingeben, et voila, Myriaden Treffer von Möbeln, ohne Angabe von CITES Dokumentation, oder Hinweis darauf. Und wenn Du dort kaufst, steht auf der Rechnung auch entsprechend nix drauf in aller Regel.

Oder googel mal "Rio Palisander", da gibt es Läden in DE, die handeln mit 70er Jahre Rio Palisander Möbeln, oftmals ohne Angabe von Dokumenten. Oder gehe mal in die ebay Kleinanzeigen und suche nach "Rio Palisander", da findest auch eine Menge Möbel von Privatleuten angeboten, die wahrscheinlich noch nie von CITES gehört haben.

Musimer sind hier erstaunlicherweise (und zum Glück!) hochsensibilisiert was das Thema angeht, aber die Branchen, die es wirklich betrifft, Möbel- und Bootsbau z.B., da ist das Thema oftmals noch nicht angekommen.

Zudem, Für den Import brauchst Du Exportdokumente von dem ausführenden Land, von der drotigen CITES Behörde. Und nur in der EU brauchst Du Importdokumente der hiesigen CITES Behörde. Warum? Trauen die sich gegenseitig nicht? Anscheinend will man Handelsströme nachvollziehen und das verstehe ich, wenn es um Produzenten und Handel geht und den Weg zwischen diesen Parteien, aber warum auch beim Privatkunden? Das verstehe ich nicht. CE, ROHS, das wird alles anders geregelt, bei CITES ist das ein bürokratischer Wahnsinn. Und was ist die Folge? Die Hersteller weichen auf andere Hölzer/Materialien aus, Palisander wird entwertet weil quasi unverkäuflich und dann macht man daraus Brennholz oder Paletten.

Zumal, es gibt für nch nicht mal 10 Palisanderarten einen chemischen Test (nach meinem Kenntnisstand) mit dem man zweifelsfrei die Art bestimmen könnte. Also, welche Palisanderart da genau gehandelt wird und woher genau die kommt/kam ist gar nicht nachvollziehbar in den meisten Fällen.

Das ist bei Rio Palisander ja auch schon geil: da gibt es "Sachverständige", die geben Dir irgendeinen Wisch, dass Dein Griffbrett z.B. koscher ist. Die sind auch anerkannt vom Umweltamt. Das stimmt auch. Aber es sind keine staatlich bestellten und vereidigte Sachverständige, d.h., wenn man sich den Spaß aller Instanzen gönnt ist der Wisch nichts wert, wenn einer der vereidigten Sachverständigen (sind glaube ich momentan 2 in DE) das Gegenteil behauptet. Da hilft dann nur der chemische Test am Ende.

Und freier Sachverständiger könnte z.B. auch ich werden in dem Bereich, ohne großen Aufwand, kostet halt ein bischen was. Nur soll ein Gutachten ja unparteiisch sein, ohne Eigeninteresse. Da frage ich mich schon, wie ein Händler von z.B. Gebrauchtinstrumenten Gutachten für Gerauchtinstrumente ausstellen kann, ich sehe da einen Konflikt.

 Das macht m.E. keinen Sinn. Zudem ist mir bis heute kein Fall bekannt, in dem in DE ein Möbellieferant/Hersteller mit den Umweltbehörden diesbezüglich Kontakt hatte, ist aber natürlich auch nicht meine Branche, aber in meiner Branche ist das mittlerweile täglich Brot, inkl. schon stattgefundener "Kontrollbesuchen" beim kleinen Musikalienhändler im Dorf.

Vor 2 Wochen war ich bei einem Händler asiatischer Möbel in Düsseldorf. Da kannst Du so viel massives Palisander kaufen, wie Du willst, ein komplett massiver Hocker für 99€ (!!!!!!!). Ich habe spaßeshalber eine Seifenschale gekauft aus Palisander -> kein Vermerk zu CITES, Vorerwerb etc. auf der Rechnung, kein Hinweis im Laden, auf der Homepage etc., die wissen wahrscheinlich auch nix davon. Und ich denke, im Möbelhandel wird wesentlich mehr verdient, als in der MI Branche. Aber wen hängt man? Wen stellt man an den Pranger? Genau, die kleinste Branche, die sich nicht wehren kann. Und dann ist das natürlich innerhalb der EU so geregelt, dass es Länder wie DE gibt, da musst Du recht viel an Buchführung vorweisen, Dokumentation etc. und andere Länder in der EU wollen das nicht. Und dnn ist die Buchführungspflicht in DE auch noch Ländersache bzw. Sache der Kommune, da will jeder etwas anderes. Klare Wettbewerbsbenachteiligung in meinen Augen.

Die MI Branche boomt ja nun auch nicht mehr so, wie noch vor 7 Jahren, der Konkurrenzkampf wird härter durch den größeren Wettbewerb oder Kurschschwankungen wie den Absturz des Dollar oder des Pfunds, da werden aktuell eher Leute entlassen, als neu eingestellt. Und genau in diesen Abwärtstrend kommt dann CITES II Neulistung, und dann wird der ganze Spaß als Exempel an der MI Branche statuiert.

Das ist wirklich für mich nicht nachvollziehbar. Zumal das ja auch den Privatmann betrifft. Verkaufst Du Palisander/Bubinga/Cocobolo/Madagaskar Ebenholz z.B. als Anteil in einem Instrument, müsstest Du nach Aussage einiger dt. Umweltämter beim Privatverkauf nachweisen, dass die Ware koscher ist, also aus Vorerwerb stammt, oder mit Einfuhrgenehmigungsnummer nach Januar 2017 in die EU kam. Das bringt der Umwelt   g a r  n i c h t s.

Sorry für den Rant, aber das ist echt mittlerweile ein Reizthema bei mir.

Alles Gute!




verfasste Antworten:



Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.