(Meinung) John Mayer "Where the light is"


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Beitrag von erniecaster vom November 16. 2008 um 16:08:28:

Liebe Gemeinde!

John Mayer kannte ich nur von seinen Radio-Hits, aus Interviews in Gitarre&Bass und diesem albernen Video mit dem Orgelteil. Nein, ich mochte ihn nicht. Jetzt flog mir diese DVD zu.

Sie beginnt mit John Mayer, der über den Dächern von Hollywood auf einem Berg sitzt und eine dicke Archtop spielt. Sehr stylisch, der berühmte Hollywood-Schriftzug im Hintergrund. Woher der Strom für das Stack wohl kommen mag? Musikalisch belanglos. Dann fährt JM im Auto rum, zusammen mit einem albernen Hund und erzählt mit unendlich wichtiger und absolut humorloser Miene über alles Mögliche. Völlig überflüssig und vor allem unsympathisch.

Endlich geht es los - JM als seine eigene Vorgruppe, nämlich nur er und seine akustische Gitarre. Verdammt, der Kerl kann spielen und jetzt macht er auch Musik. Das ist gar nicht übel. Lustig ist, dass er mal eine Martin OM und mal eine Martin Dreadnought spielt. Beide sowohl über Pickup als auch mit Mikro abgenommen - und beide klingen doch recht ähnlich, wenn nicht sogar gleich (gehört übrigens mit zwei verschiedenen Fernsehern und einem Surround-System). Irgendwann kommen andere Musiker unplugged dazu und das nervt dann ein wenig. Aber es ist ja nur Vorgruppe für sich selbst.

Dann JM im Trio. Sehr stylisch in schwarzen Anzügen. JM spielt eine weiße Strat mit reversed headstock - sehr geil und eine Montereystrat, die getragen unglaublich gut aussieht. Irgendwann dann noch eine langweilige Sunbörst und so weiter. Strats halt. Diese Gitarren klingen faktisch identisch. Manchmal setzt er aber eine Rory G. Signaturestrat ein, die eine Prise hervorsticht. Dann kommt noch eine ES-artige Guild zum Einsatz.

Die Teile mit der ES gefallen mir am besten. Keine Frage, JM spielt großartige Stratsounds, ganz hohes Niveau - aber es klingt einfach langweilig. Beliebig. Austauschbar. So langweilig, dass ich mich frage, ob ich nicht mal eine Stratpause brauche. Ich habe wirklich jeden Ton aus der ES regelrecht aufgesogen, weil es endlich was anderes war.

JM spielt im Trio. Der Bassist hat Spaß, der Drummer noch mehr. Die beiden brennen. JM dagegen wirkt gehetzt. Er scheint bei der ganzen Veranstaltung den wenigsten Spaß zu haben - und mit Sicherheit am wenigsten Humor und nicht für fünf Pfennig Selbstironie. Aber JM mag sich wenigstens selbst und hört sich vor allem gerne Solo spielen. Nervt irgendwann ein wenig.

Ach ja, JM singt ja auch. Und erinnert mich dabei ständig an Stevie Ray Vaughan. Diese ganze Trio-Geschichte wirkt ein wenig, als sei JM SRVs kleiner Bruder, der sein ganzes Leben lang nüchtern war. So spielt er auch Gitarre - nüchtern, sauber, jung und adrett.

Später kommt eine andere Band um JM zum Einsatz, unter anderem mit dem großartigen Robbie McIntosh an einer Duesenberg, die wie immer ein optisches Schmankerl ist. Den Namen des dritten Gitarristen an der Tele habe ich vergessen. Die beiden spielen JM meiner Meinung nach in puncto Ausstrahlung, Musikalität und Ton in Grund und Boden. Die beiden haben (und SRV hatte) Cojones. JM nicht so...

Nach weiteren humorlosen Interviews sitzt JM wieder auf seinem Hügel und spielt seine dicke Archtop. Feierabend.

Nein, ich mag ihn immer noch nicht.

Gruß

erniecaster




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