Re: (JET) Tabakgenuss und Secondhand-Tisch


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Beitrag von ferdi vom Dezember 19. 2007 um 14:10:11:

Als Antwort zu: Re: (JET) Tabakgenuss und Secondhand-Tisch geschrieben von Jacqueline am Dezember 19. 2007 um 09:30:58:

Hallo Jacqueline,

es ist so wie meist:

ich werde als anderen-die-Ohren-Ruinierer verschrien, weil ich hier öffentlich das zu-leise-Spielen als un-rock'n roll abqualifiziere. De facto spiele ich auf Sessions nicht am lautesten.

Analog dazu wird mir hier vorgeworfen, ich sei komplett gegen Nichtraucherschutz auf Sessions, weil ich gegen Raucherzonen bin (Matthias' Vorschlag im ersten Posting des Threads: nur in der Aula darf geraucht werden). De facto stimmt das nicht, ich habe schon im letzten Raucherthread für die Cafetenlösing votiert und rauche im Übrigen im Alltag garantiert - garantiert! - am wenigsten von allen Rauchern im Forum, und wenn sich alle so verhielten, gäbe es die unselige Diskussion so nicht. Ich bin auch nicht mit Qualmerei in der Cafete angefangen. Wen interessiert hier das schon?

Klar hätte ich mich in der ersten Antwort diplomatischer und treffsicherer artikulieren können. Kommt immer drauf an, was man will. "Ich finde das zum Kotzen" bringt es aber besser auf den Punkt. Damit, dass sich die geballte Wut der Nicht- und oft Exraucher an mir entlädt, damit kann ich gut leben - wirklich sehr gut. Ich halte es nicht für erstrebenswert, bequem zu sein. Übrigens müssen sich einige der anwesenden Exraucher wohl erst noch zum Nichtraucher entwickeln. Die schlimmsten Kritiker der Elche...

Persönlich finde ich sehr wohl, dass es einen Weg zwischen den Extremen gibt... es gibt Tage, an denen ich gar nicht rauche. Im Durchschnitt 3 bis maximal 5. Außer beim Musizieren! Es ganz aufzugeben ist keinen Gedanken wert. Ebenso muss sich niemand, der gerne ein Bier oder Glas Rotwein genießt, gefallen lassen, dass man ihn mit Alkoholikern in einen Topf wirft. Und wegen der 30000 Alkoholtoten bzw an Folgen des Alkohols Sterbenden kommt hoffentlich keiner auf die Idee, den Alkohol zu verbieten. Ja, ich weiß, es passt nicht zum Bild der von dir geschwungenen Sense, eher zum Schwertschlucker. Deshalb habe ich auch nichts gegen Räume, in denen man das Schwingen von Sensen als unerwünscht vereinbart. Überlesen garantiert auch diesmal wieder viele, und hauptsächlich die, die etwas gegen Sensen per se haben und gegen deren Schwingen obendrein. Einige möchten sogar am liebsten, dass nirgendwo Sensen geschwungen werden, es sei denn, in separaten Sensenschwingräumen, die das genussvolle Schwingen von Sensen im Grund nicht zulassen.


Zu Heidegger:
Ontologie ist nicht mein Thema. Davon bekomme ich einen Knoten im Kopf. Dennoch gibt es Daseinsanalytiker, die sehr wahre Worte sprechen. Diese können im therapeutischen Bereich bahnbrechend sein.

Zu Kant:
Stehen viele total drauf. Ich nicht. Konform gehe ich mit Kant an der Stelle, wo er fordert, die individuelle Freiheit stellenweise einzuschränken, um die Funktion des Gesellschaftsapparates zu garantieren, der wiederum ein Gleichmaß an Freiheit für alle Bürger garantiert. Kant lässt uns mit dem kategorischen Imperativ aber allein und Sarte hat recht, wenn er sagt, dass sich die Verantwortung nicht auf Maximen abwälzen lässt. Soll ich meine kranke Mutter pflegen oder mich gegen den Klimawandel engagieren? Niemand hat zuvor an der Stelle dieser meiner individuellen Situation und Entscheidung gestanden und kann mir durch eine Regel andienen, wie ich mich "richtig" verhalte.


Ich bereite für Mai mit meinen Literaturkurs eine Aufführung von Sartres "Geschlossene Gesellschaft" vor. Sartre liegt eng auf meiner Linie. Wie er lehne ich grundsätzlich ab, dass andere für mich entscheiden können ("dürfen" und "tun" ist ein ganz anderes Thema). Ich erwäge, eine der drei Figuren als Raucher (Inez), eine als Ex- (Garcin) sowie eine als Nichtraucher (Estelle) auftreten zu lassen. Wer Sarte und das Stück kennt, weiß, wie gut sich das anbietet.



Im Übrigen bin ich für ein ausgewogenes Miteinander von Logik und Anima. Ohne Lust ist das Leben nur Existenz. Eine rauchfreie Session gönne ich jedem, der sie sich wünscht, für mich ist das nichts. Deshalb rauche ich noch lange nicht im Auto mit meinen Kindern oder im Fahrstuhl oder knalle auch nicht anderen die Tür vor der Nase zu. Wie oben angemerkt, die Andichtung einer generellen Rücksichtslosigkeit offenbart lediglich zischende Ventile, nicht Kenntnis oder Beschreibung meines Charakters.

Exkurs: In den USA werden Raucher in der U-Bahn übrigens abgestochen.


Ich finde dich sehr interessant, Jacqueline. Vielleicht unterhalten wir uns ja mal.

So, zum Einnehme der anderen Perspektive:

Ich habe 1x im Leben einen Platz in der Raucherloge eines Kinos gebucht. Zu der Zeit gab es noch zwei Raucherkinos in meiner Stadt, aber in jenem einen eben nur die separate Loge. Außer mir waren da nur Verrückte drin, die offensichtlich versuchten, den Guinnessbuch-Rekord im Dauerrauchen zu brechen. Unglaublich scheiße. Aber das ist eben wieder so ein Sensenschwingraum.



Gr00ß, ferdi


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