Re: (JET) Tabakgenuss und Secondhand-Tisch


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Beitrag von Jacqueline vom Dezember 19. 2007 um 16:18:48:

Als Antwort zu: Re: (JET) Tabakgenuss und Secondhand-Tisch geschrieben von ferdi am Dezember 19. 2007 um 14:10:11:

: ich werde als anderen-die-Ohren-Ruinierer verschrien, weil ich hier öffentlich das zu-leise-Spielen als un-rock'n roll abqualifiziere. De facto spiele ich auf Sessions nicht am lautesten.


Kann ich nicht beurteilen.
Ich für meinen Teil gehöre nicht zu denen, die das LEISER-(nicht das ZU-leise-)Spielen
als un-rock'n-rollig abqualifizieren würde, aber das ist ein anderes Thema, und dem Thema
"Lautstärke" kann man sich ja einfach durch Raumwechsel (so gegeben) sehr bequem entziehen.


: De facto stimmt das nicht, ich habe schon im letzten Raucherthread für die Cafetenlösing votiert und rauche im Übrigen im Alltag garantiert - garantiert! - am wenigsten von allen Rauchern im Forum, und wenn sich alle so verhielten, gäbe es die unselige Diskussion so nicht.


Es ist sicher jedem egal, wieviel Du im Alltag oder auf Sessions rauchst - es geht nur um den Ort,
bzw. um ein kleines Zugeständnis denjenigen gegenüber, die sich Zigarettenrauch entziehen
wollen oder gar müssen.

Und da Du so harsch (und ein wenig trotzig "Ich komm' nicht") reagiert hast, hast Du auch
die entsprechenden Reaktionen bekommen.

Nicht, weil Du zu viel oder zu wenig oder was auch immer rauchen würdest.

Es geht hier nicht um die Grundsatzfrage "Darf ein Aussensaiter auf einem Treff rauchen
oder nicht", sondern einfach um den schon mehrmals umrissenen "Artenschutz" - also
der "Nichtraucher-Art" :-))

Daß es einige es nicht cool fänden, daß auf der Bühne geraucht wird, liegt, soweit ich
das herauslesen konnte, an 3 verschiedenen Problemen, die dadurch auftreten könnten:
1. die Stimme von Sängern wird dadurch mehr belastet, da der Schadenanteil größer wäre
2. eventuelle Nichtraucher können den Schwaden auf der Bühne etwas schlechter aus dem Weg gehen
3. - und der für die Meisten sicher wichtigere Grund :-) - die Instrumente werden nicht
eventuell dadurch versaut, weil Asche auf sie fällt, oder jemand einen Aschenbecher auf einen
Amp (analog Bier) abstellt, was dann wiederum runterfallen / umgestoßen werden könnte,
und dann richtig Sauerei verursacht, und ggf. auch richtigen Schaden.

Daß Du einen Genuß gerade aus der Bühnenraucherei ziehen magst, und dann wegen des Vorschlages,
die Bühne rauchfrei zu machen, direkt die Segel streckst und schmollig Deine Absage kundtust,
das ist der casus cnacktus, um den es meiner Meinung nach geht.

Und dann noch mit solchen überzogenen Worten..


: Damit, dass sich die geballte Wut der Nicht- und oft Exraucher an mir entlädt, damit kann ich gut leben - wirklich sehr gut. Ich halte es nicht für erstrebenswert, bequem zu sein.


Die Wut, so überhaupt bei allen vorhanden, erwuchs nicht aus deren Nicht-(mehr-)Rauchens,
sondern aus Deiner Art, wie Du Deinen Standpunkt rüberbrachtest.

Ob bequem oder nicht - ich erachte es für erstrebenswert, von möglichst vielen Menschen,
an welchen mir etwas liegt, gemocht zu werden; ohne jetzt aber dabei meinen ehernsten Prinzipien,
meinem Charakter, meiner Einstellung, untreu zu werden.

Das setzt bisweilen auch Kompromißbereitschaft voraus; in manchen Dingen bin ich aber
auch nicht bereit, Kompromisse einzugehen, und das kann dann als durchaus "unbequem"
von Anderen empfunden werden.

Das wiederum erachte ich im Gegensatz zu Dir, als nicht erstrebenswert.

In diesem Fall denke ich, wäre eine andere Ausdrucksweise und dadurch das Signal zum
generellen Diskussionswillen durchaus machbar gewesen.

Es geht hier ja nicht um wirklich extrem wichtige Grundsatzentscheidungen,
die Deine Person an sich ausmachen, und ohne welche Du lediglich ein Schatten Deiner
Selbst wärest.


Übrigens müssen sich einige der anwesenden Exraucher wohl erst noch zum Nichtraucher entwickeln. Die schlimmsten Kritiker der Elche...


Das ist normal.
Reiner Selbstschutz.
Aber das hat Uli schon erwähnt, und ich denke, da liegt er ganz richtig.


: Ebenso muss sich niemand, der gerne ein Bier oder Glas Rotwein genießt, gefallen lassen, dass man ihn mit Alkoholikern in einen Topf wirft.


Sehe ich genauso.
Im Übrigen subsumiere ich Schokolade und daraus hergestellte Produkte ebenfalls unter "Drogen" :-))


: Zu Heidegger:
: Ontologie ist nicht mein Thema. Davon bekomme ich einen Knoten im Kopf. Dennoch gibt es Daseinsanalytiker, die sehr wahre Worte sprechen. Diese können im therapeutischen Bereich bahnbrechend sein.



Ach, im therapeutischen Bereich gibt es mehrere Ansätze - aber die der Daseinsanalytiker sind,
soweit ich das beurteilen kann, wirklich überdenkenswert (aber das ist auch ein anderes Thema,
und tut nix zur Sache).

Im Übrigen habe ich in meiner Antwort auf Dich mit keinem Wort gesagt, daß ich Anhängerin
Heideggers oder Kants oder wessenauchimmer bin; Du erwähntest lediglich die
Maxime der Daseinsanalytiker, und da nahm es mich doch schwer Wunder, daß Du dem nicht
getreulich folgtest, in der Art und Weise, wie Du Dich ausdrücktest.


: Zu Kant:
: Stehen viele total drauf. Ich nicht. Konform gehe ich mit Kant an der Stelle, wo er fordert, die individuelle Freiheit stellenweise einzuschränken, um die Funktion des Gesellschaftsapparates zu garantieren, der wiederum ein Gleichmaß an Freiheit für alle Bürger garantiert. Kant lässt uns mit dem kategorischen Imperativ aber allein und Sarte hat recht, wenn er sagt, dass sich die Verantwortung nicht auf Maximen abwälzen lässt. Soll ich meine kranke Mutter pflegen oder mich gegen den Klimawandel engagieren? Niemand hat zuvor an der Stelle dieser meiner individuellen Situation und Entscheidung gestanden und kann mir durch eine Regel andienen, wie ich mich "richtig" verhalte.



Auf Kant stehen Viele, weil er wohl mit am einfachsten zu verstehen ist.
Du (bzw. Sartre, in dem von Dir angeführten Beispiel) hast Recht, wenn es Spannungen bzgl.
der Maximen gibt, sobald sich die entsprechenden Güter im vorhandenen Wertesystem quasi
gegenseitig "im Weg stehen", also, miteinander kollidieren.

Ganz so einfach kann man es sich als Sartre-Anhänger - Existentialismus ? - aber auch nicht machen:

Wenn also der Mensch komplett frei und selbstbestimmend ist, und für sich selbst verantwortlich,
und kein anderer diese Verantwortung übernehmen darf, da er sonst nicht der Mensch sein kann,
der er eigentlich ist, dann sollte man aber auch bedenken, daß er, da er sich selbst als Mensch,
Dank seiner Freiheit, entwirft, er dadurch auch gleichzeitig als Modell für die Menschheit
an sich steht.

Insofern ist er nicht nur eigen-, sondern durchaus auch gesamtverantwortlich.

Sartre ist mir zu extrem in seiner Sicht; da gibt's nur Schwarz und Weiß, und ich weiß
nicht, ob überhaupt jemand der Philosophen einen wirklich schlüssigen Ansatz gebracht hat;
ich finde weder die Erklärung aus dem Sein heraus, noch Sartres konträre Meinung,
also das Nichts anstelle des Seins, oder als seine gegensätzliche Entsprechung,
als für mich befriedigend.

Ich find's generell besser, sich selbst Gedanken um das Leben, das Universum und den ganzen
Rest (© Douglas Adams, r.i.p.) zu machen, und Philosophie lediglich als Denkanstoß für
eigene Gedanken anzusehen.

Sich als "Sartrianer" dann ob der Bevormundung des Staates zu empören, ist ja auch nicht
logisch, da der Sartrianer an sich als Entwurf des perfekten Menschen ja die Gesellschaft
selbst begründet, und er sich die "Scheiße" also selbst eingebrockt hat.

Eine Abwälzung von subjektiven Befindlichkeiten zu einem Thema auf eine andere Instanz
ist nichts, was einen Existentialisten ausmacht.


: Ich bereite für Mai mit meinen Literaturkurs eine Aufführung von Sartres "Geschlossene Gesellschaft" vor. Sartre liegt eng auf meiner Linie. Wie er lehne ich grundsätzlich ab, dass andere für mich entscheiden können ("dürfen" und "tun" ist ein ganz anderes Thema). Ich erwäge, eine der drei Figuren als Raucher (Inez), eine als Ex- (Garcin) sowie eine als Nichtraucher (Estelle) auftreten zu lassen. Wer Sarte und das Stück kennt, weiß, wie gut sich das anbietet.


Hm.
Irgendwie scheint Dich das Thema Rauchen generell gedanklich sehr zu beschäftigen ?



: Im Übrigen bin ich für ein ausgewogenes Miteinander von Logik und Anima. Ohne Lust ist das Leben nur Existenz.


Oh, ich durchaus auch.
Ich würde mich sogar mehr als emotionalen denn als rationalen Menschen sehen - käme aber auf das Sujet an.
Da schwelge ich dann durchaus auch mal in Extremen (mehr Logik denn Anima, oder umgekehrt).


Eine rauchfreie Session gönne ich jedem, der sie sich wünscht, für mich ist das nichts.


Wie schon mehrfach von allen möglichen Aussensaitern geschrieben, ging es nicht um eine
komplett rauchfreie Session, sondern um die rauchfreien Reservatszonen für Nichtraucher.


Wie oben angemerkt, die Andichtung einer generellen Rücksichtslosigkeit offenbart lediglich zischende Ventile, nicht Kenntnis oder Beschreibung meines Charakters.


Daß Sprache unendlich unvollkommen ist, und daß das nicht nur an den unterschiedlichen Schnittmengen
bzgl. der subjektiven Begriffsdeutungen liegt, das ist unbestritten.

Daß Du ggf. einen anderen Charakter hast, als den, den Du durch Dein Posting impliziert
hast, das mag auch sein - aber wie soll man Dich denn beurteilen können, bzw. wie auf
Dich reagieren (dürfen), wenn nicht über das, was Du aussagst, und was dann zwangsläufig
subjektiv interpretiert, und dann als Reaktion darauf, bewertet wird, durch das eigene
Empfinden und Denkweisen ?


: Exkurs: In den USA werden Raucher in der U-Bahn übrigens abgestochen.


In den USA ist eine Menge möglich und auch existent.
Sogar transparentes Bier und Cola.
Und vieles vieles mehr, auf das ich aber nicht eingehe, da mir das dann zu sehr in's
Politische und/oder Esoterische abwedelt.


: So, zum Einnehme der anderen Perspektive:
:
: Ich habe 1x im Leben einen Platz in der Raucherloge eines Kinos gebucht. Zu der Zeit gab es noch zwei Raucherkinos in meiner Stadt, aber in jenem einen eben nur die separate Loge. Außer mir waren da nur Verrückte drin, die offensichtlich versuchten, den Guinnessbuch-Rekord im Dauerrauchen zu brechen. Unglaublich scheiße. Aber das ist eben wieder so ein Sensenschwingraum.



Naja, und jetzt stell' Dir halt vor, Du könntest Dich als Nichtraucher nicht zurückziehen,
bzw. bekommst von einem Raucher eine Absage für ein Date, nur weil der nicht überall dort,
wo es ihm genehm wäre, rauchen darf, bedingt im Nichtraucher- oder Instrumenten-Schutz ?

Das fändest Du sicher auch seltsam.

- So, ich les' mir den Kram hier nicht nochmal durch, hoffe, ich habe mich in meinem
grippegeschwängerten Kopf einigermaßen ausgedrückt, und nicht so wirr, wie ich mich eigentlich fühle.

Grüße,
Jacqueline



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