Re: (Gitarre) Gebrauchte Tele kaufen: Ein kleiner Erfahrungsbericht ( war: Müde und glücklich =) )


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Beitrag von Elwood vom August 21. 2007 um 17:34:14:

Als Antwort zu: (Gitarre) Müde und glücklich =) geschrieben von Elwood am August 19. 2007 um 23:21:02:

Liebe Aussensaiter.

Wie ich in meinem ersten Posting angekündigt habe,
schreibe ich hier jetzt mal ein bißchen ausführlicher
über den Kauf meiner Telecaster.

Auf das Ratsuchende Wissenswertes daraus erfahren mögen!

Es fing alles damit an, dass ich was Neues unter die Finger bekommen wollte. Ich spiele seit fünf Jahren (habe nochmal nachgezählt) meine Ibanez RG770 über meinen Marshall Valvestate 65R und bin damit nach wie vor glücklich. Allerdings habe ich mich über eine lange Zeit hinweg immer wieder dabei ertappt, dass ich einfach bei bestimmten Licks/Songs/Passagen hängengeblieben bin. Und das Trotz neuer Band und neuer musikalischer Ausrichtung. Vielleicht bin ich nach so langer Zeit einfach zu konditioniert auf meiner RG? Ich weiß es nicht...

Also: Ich begann zu sparen und mich in dem unteren bis mittleren Preissektor umzuschauen. Es folgen unzählige Stunden vorm Internet, viele Besuche im Gitarrenladen und viel Angeteste.

Da habe ich mich auch, bisher immer nur sporadischer und stiller Mitleser hier angemeldet und habe hier sehr sehr viel Wertvolles nachgelesen und auf ganz viele Fragen tolle Antworten erhalten.
Z.B. hier ("Billigklampfen aus China"), hier (Gitarren von Blade), hier (Telecaster?) und hier (Gebrauchtmarkt).

Irgendwann habe ich dann angefangen, den Gebrauchtmarkt zu durchstöbern (ebay, JC-Börse, musikerboard Flohmarkt etc...) und weil ich nun schon ein bißchen wußte, was ich will habe ich einfach mit der Devise "abwarten und Tee trinken" gewartet, bis mir "meine" Gitarre in den Schoß springt.

Das ist dann passiert und das Ergebnis könnt ihr oben sehen.

Also:
Mal meine gesammelten Tipps zum Gitarrengebrauchtkauf (wobei dies, das möchte ich nochmal betonen mein ERSTER Gebrauchtkauf war, die Liste ist also mit Sicherheit erweiterbar!):

1 - Wenn der Kontakt einsilbig und schleppend läuft: Lieber Misstrauen walten lassen! Der Verkäufer bei mir war supernett und hat immer flott und umfassend auf meine Fragen geantwortet.
2 - Nach Bildern, technischen Mängeln, evtl. vorgenommenen Umbaumaßnahmen fragen. Ein seriöser Verkäufer hat damit mit Sicherheit in keinster Weise ein Problem.
3 - Andere Infos zum Instrument holen. Mir hat z.B. der nette Mann von Fender Deutschland telefonisch sofort sagen können, welches Holz in Mexico in den Jahren 1994/95 (von da ist die Gitarre, aus der Seriennummer ersichtlich) verbaut wurde. (Mein Korpus ist aus Pappel..dazu später noch)
4 - Im Idealfall einen persönlichen Termin vereinbaren und die Klampfe dort über den eigenen Amp spielen (hat mich zwar 7 Stunden Autofahrt und auch einiges an Benzingeld gekostet, das war es mir aber wert. Außerdem habe ich die Fahrt bei der Mitfahrzentrale angemeldet und konnte so auch wieder Benzingeld reinkriegen). Dort auch evtl. mal das Pickguard aufmachen und das Korpusholz/die Elektronik betrachten.
5 - Im Vorfeld Lieferumfang abklären! (Ist Gurt/Case/Sonstiges im Preis inbegriffen?)
6 - Nach dem Verkaufsgrund fragen (bei mir war´s knappe Kasse, da er sich eine neue Gitarre gekauft hat)!
7 - Mindestens eine kompetente Zweitmeinung zum Angebot einholen!

Und dann: Bei Wohlfühlgefühl zuschlagen!

Der Vorbesitzer meiner Tele war auf jeden Fall ein Beispiel dafür, wie sowas im Idealfall abläuft! Immer nett und ehrlich geantwortet, auf kleine Holzmacke sofort hingewiesen etc.
Auf meine Nachfrage hat er festgestellt, dass die Klinkenbuchse nicht mehr bombenfest sitzt und ist extra nochmal zu seinem Gitarrenfritze um das machen zu lassen. Bei der Gelegenheit hat er noch gleich nachgefragt, welche Saiten ich spiele und der Gitarre noch einen frischen Satz spendiert. So war das Anspielen natürlich auch ein Vergnügen. =)

Überhaupt: Ich bin angekommen, er hat direkt gefragt ob ich was trinken will, hat mir gezeigt wo ich aufs Klo gehen und wo ich rauchen kann und hat mich dann mal für ne Dreiviertelstunde alleine gelassen mit dem schönen Teil. Sehr fair, sehr nett! Bin total begeistert. Wir haben auch ganz nett gequatscht und wenn er mit seiner Band im November in Köln auftritt gehe ich hin. Ist zwar nicht 100%ig meine Mucke, aber freue mich trotzdem drauf =). Außerdem ist das im BlueShell, da gehe ich eh gerne hin.

Zur Gitarre: Es ist eine Fender Mexico Tele von 1994/95. Das Alter merkt man ihr kein bißchen an, sie hat eine (!) minikleine Schramm (ca. 3mm lang an der Korpusoberseite..also da, wo man draufguckt, wenn die Giatrre an einem dranhängt ;) ) und minimalen Rost an den Saitenreiterchen. Ansonsten sieht sie aus wie aus dem Ei gepellt und so fühlt sie sich auch an. Auch das andere Equipment vom Verkäufer, das ich gesehen habe hat denselben gepflegten Eindruck gemacht.
Der Body ist, wie oben gesagt, aus Pappel. Pappel hat nun nicht den besten Ruf als Tonholz. Kann man allerorten nachlesen. Allerdings liest man auch viel, dass Pappel sich zur Zeit ein bißchen "emanzipiert" und auch bei "hochwertigeren" Instrumenten verbaut wird (Jeff Beck Signature Strat z.B.).
Wiedemauchsei: Ich spiele seit weißichnich knapp 15 Jahren Gitarre und habe deshalb auch kein absolutes Laienohr. Ich bin aber kein Klangholzdogmatiker und für mich klingt die Gitarre einfach nur geil. Dann soll es von mir aus Pappel sein, das würde mich nur stören, wenn ich mit dem Klang nicht zufrieden wäre.
Auch ein teleerfahrener Freund von mir, der die Gitarre gestern mal begutachtet und auch ein wenig beneidet hat war begeistert vom Sound/Zustand/Feeling der Klampfe.
Was mich froh macht: So wie ich es wollte ist die Tele das komplette Gegenstück zu meiner RG.

Tele vs. RG: tonnenschwer vs. leicht, dominante Mitten und klare, prägnante Höhen vs. besonders durchsetzungsfähig im Bass, Metalbrett vs. Bluesrockgitarre, gefühlte zwei Meter Platz zwischen den Saiten vs. enge Saitenführung, ein Holzstamm von einem Halz vs. minidünner Wizardneck, feste Bridge vs. Floyd Rose (ich freue mich auf den ersten Saitenwechsel =) ) etc...

Es ist also schon eine krasse Umstellung/Umgewöhnung, dafür merke ich jetzt nach den ersten paar Mal mit der Tele, dass ich deshalb auch nicht einfach wieder anfang, den Kram, den ich schon kann vor mich hinzududeln sondern dass mir auf einmal völlig andere Ideen kommen und andere Sachen "aus meinen Fingern fließen".

Ich bedanke mich nochmal hier beim Forum und hoffe, mit diesem meinem ersten längeren Beitrag auch eine Hilfestellung für andere Forumteilnehmer und alle anderen Leser gegeben zu haben.
Bei weiteren Fragen schickt mir gerne ne Mail =)


Liebe Grüße

Helge (der jetzt wieder üben geht =) )


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