Re: (Gitarre) flat sawn vs quarter sawn maple


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Beitrag von André vom Juli 13. 2006 um 17:24:50:

Als Antwort zu: (Gitarre) flat sawn vs quarter sawn maple geschrieben von The stooge am Juli 13. 2006 um 12:18:01:

Hi Mathias,

tatsächlich - es ist wohl in weiten Bereichen Deutschlands Sommerloch. So kommen mir manche Meinungen hier vor ... ;-)

Also ein Hals ist also ab jetzt ein "Nicht-Resonanzholz" ... ah-ha ... aber warum gibt er dann einen Ton von sich, wenn ich dagegenklopfe?? Oder warum hat so manches Instrument einen "Dead-Spot"? Eigentlich völlig ausgeschlossen, bei einem "Nicht-Resonanzholz), oder?

Na ja, die Zitate eines Christian Stoll sollte man auch nicht aus dem
Zusammenhang reißen. Denn bei einer Akustikgitarre macht der Korpus tatsächlich lautere Resonanzen, als der Hals. So gesehen kann man dicke übertreiben und meinetwegen beim Hals von "Nicht-Resonanzholz" sprechen. Aber bei einer E-Gitarre sind die Verhälnisse anders. Hier macht der Hals laustärkemäßig im Verhältnis zum Korpus sehr wohl einen lauten Ton und ist damit mit garantierter Sicherheit ein echtes "Resonanzholz" ... und wenn die großen Holzpooren von Mahagoni in einer Akustikgitarre tatsächlich "Höhen" absorbieren ähnlich wie die Eierkartons oder Noppenschaumstoffmatten zahlloser Proberäume so mag das durchaus für den Resonanzraum im Inneren der Gitarre gelten. Außen schon nicht mehr, da ist die Oberfläche dank Lack wieder glatt. Komisch nur, daß die ganz hervorragende Nashville Akustik, die ich gerade zum Steg aufleimen von einem Studiobesitzer da habe, dann trotzdem so bemerkenswert viele Höhen (und auch Bässe) hat ...

Ja ja - auch Leo Fender konnte rechnen ... allerdings ist ihm keine Lösung eingefallen, was er mit den anderen 90 Prozent des Baumes machen sollte, wenn er "NUR" flat-sawn Hälse verwendet hätte ...

Also hat er (als alter seelenverwanter Schwabe ;-) den Stamm natürlich komplett verarbeitet. Wer sich den Stamm im Querschnitt vorstellen kann (also ganz viele inneinander liegende Kreise welche die Jahresringe darstellen), versucht jetzt einfach mal diesen in Bretter zu schneiden. Was herauskommt, sind rechts und links von der Mitte (der Kern wird weggeschnitten weil nicht brauchbar) je nach Stammdurchmesser ein bis zwei Bretter "quarter sawn" also stehende Jahresringe, ein paar Bretter mehr unten und oben am Stamm mit flat-sawn (liegende Jahresringe). Die zwei Drittel Restbretter haben Jahresringe, die mehr oder weniger schräg verlaufen. Folglich sind die meisten Hälse bei Fender-Instrumente mehr oder weniger schräg verlaufende Jahresringe. Erstaunlich ist auch, daß übermäßig gut klingende Instrumente bei meinem genaueren hinsehen eben auch diese leicht schräg verlaufenden Jahresringe haben ...

Nun zu Deiner Frage: Die Sache mit dem Preis hat sich ja mit meiner Erklärung schon gelöst. Was seltener ist, ist meist auch teurer. Man könnte den Stamm auch wie bei den Geigenbauern sternförmig aufspalten und aus den kleinen Kuchendreiecken mit viel Verschnitt quarter sawn Brettchen machen - aufwändig und auch wieder teuer.

Zum Sound ganz pauschal:
Quarter sawn = kürzeres Sustain (schwingt nicht so leicht - kann man an einem Brettchen selbst testen) hat gerne etwas mehr Höhen und das Attack wird stärker.
Flat sawn = leichtere Tonansprache, weniger Attack zugunsten von etwas mehr Sustain, oft etwas "weicherer" Ton.

Selbstredent verspricht ein quarter sawn Hals eine höhere Stabilität gegenüber dem Saitenzug. Manche Instrumente, z.B. Bässe, können das gut gebrauchen (bei anderen bringt selbst das nix). Aber auch Paulas mit Mahagonihälsen. Diese sind dann oft quarter sawn und klingen nicht selten sogar auch richtig gut ...

Wenn Du Dir also die nächste Klampfe selbst baust, kannst Du diesem mit "flat-" oder "quarter-" dem Grundcharakter eine gewisse Tendenz mit auf den Weg geben. Z.B. ein quarter sawn Hals für eine Tele, mit welcher nur fett nach vorne drückende Rhythmusakkorde (ab Besten mit 013er Saiten bei Normalstimmung) und starkem Anschlag geschrubbt werden soll. Potenzieren kann man das Ganze noch mit einem One Piece Maple Neck (also ohne Griffbrett) einem quarter sawn Body aus schwerer Esche o.ä., einer dicken Polyesterlackierung und Pickups mit Magneten von mindestens Alnico 5 - besser noch 8 ...

Viele Grüße

André
der demnächst das Berliner Sommerloch für ein/zwei Tage auffüllen kommen wird


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