(Philosophie) Mein Weg zum guten Sound - Ideal und Wirklichkeit


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Beitrag von Matthias Schwarz vom September 17. 1999 um 18:42:44:

Moin!

Trotz der enttäuschenden Reaktionen auf die letzte Folge (keiner gelesen? kalter Kaffee? dummes Zeug?) geht es weiter, wie sich das für einen weiten Weg gehört.

Wenn man nicht weiß, wohin man will, kann es sein, daß man ganz woanders ankommt. Wo und wann haben wir eigentlich mal DEN Sound gehört? Wahrscheinlich orientieren sich die meisten von uns an irgendeiner CD. Na, hören wir uns doch mal an, was so ein Profi über Aufnahmen in Gitarre&Bass erzählt:

"Ich habe einfach meine alte 1835er Tele über den Fender Miraclemaster-Amp, der nicht mehr hergestellt wird, gespielt. Dann noch das Röhrenmikro, mit dem die CIA immer den Kreml abgehört hat, davor und alles im ersten Take eingespielt. Die Soli sind alle improvisiert, so war das Feeling am besten."

Die First-Take-Legende und den Unsinn mit den improvisierten Soli glaube ich schon mal gar nicht. Wer auf weitere Takes verzichtet, ist entweder sehr genügsam oder extrem gut. Außerdem ist doch nichts dabei, Aufnahmen zu stückeln oder Soli auszukomponieren. Das bedeutet doch nicht, daß alles leblos und ohne Feeling rüberkommt.

Ohne das Gegenteil beweisen zu können, glaube ich auch über das angegebene Equipment kein Wort. Wer nicht gleich ein paar mehr Mikros vor den Amp stellt, ist geradezu dämlich. Darüber hinaus drängt es sich auf, im Studio mehrere Amps und Boxen parallel laufen zu lassen und separat abzunehmen, um mehrere Sounds mischen zu können. Dann noch ein bißchen D.I., eine Spur POD o.ä. Und an Gitarren wird alles ausprobiert, was griffbereit ist. Wer immer Zeit und Möglichkeit dafür hat (und davon können wir bei Top-Acts ausgehen), wird auf die Materialschlacht nicht verzichten.

Nach den Aufnahmen kommt der Mix über die Studioeffekte, Kompressoren, Hamonizer, Tranquilizer, Humanizer etc. und schließlich und endlich noch das berühmte Mastering. Der Einfluß all dessen führt zu dem Sound, den die CD über die dauerhaft an der Stereoanlage gedrückten Loudness-Taste und den schiebenden Subwoofer in das heimische Wohnzimmer bläst. Wir sind begeistert. Und dann stehten wir im Probenraum, die Tele um den Hals und Kabel in den Fendercombo gestöpselt. Frustriert und an uns selbst zweifelnd bekommen wir den CD-Sound einfach nicht hin und auch die genialen Soli fließen nicht beim ersten Spielen aus unseren dicken Wurstfingern.Vielleicht sollten wir mal unser Ziel korrigieren?

Jedes Ding hat zwei Seiten. Ein Mercedes ist ein Mercedes ist ein Mercedes. Trotzdem kann man mit einem Mittelklassewagen nicht mit einem Formel-Eins-Boliden mithalten, auch wenn beides Mercedes´sind. Dafür kann man im Formel-Eins-Boliden nicht auf dem Rücksitz pimpern.

Matthias


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