Re: (Philosophie) Mein Weg zum guten Sound - Ideal und Wirklichkeit


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Beitrag von Clem vom September 18. 1999 um 12:55:53:

Als Antwort zu: (Philosophie) Mein Weg zum guten Sound - Ideal und Wirklichkeit geschrieben von Matthias Schwarz am September 17. 1999 um 18:42:44:

Hi Matthias, schön, daß Du weiter schreibst. Grundsätzlich hat ja alles (ich liebe ja Verallgemeinerungen), was Du schreibst durchaus mehr als Hand und Fuß. Dennoch: "ßrieh ßeits tu äfri stori" !!!

Alles ist ja bekanntlich irgendwie relativ. Als erfahrener Gitarrist und Musiker bin ich ja durchaus in der Lage mir einen großen Teil der Effekt-Spielereien weg zudenken. Will sagen: Wir reden ja hier über Gitarren-Sounds. D.h., wie Eddie van Halen mal, in Bezug auf schlechte Gitarren/Amps und Verbesserungen durch Effekte, ausdrückte: "Einen Haufen Scheiße kann man nicht polieren."

Ich bin nun also der Meinung, daß man trotz der ganzen Verwaschung durch Effekte und Studio-Spielereien, durchaus den Charakter des Instruments und natürlich auch (nicht zu vergessen!) den Charakter des Spielers heraus hört. Natürlich alles nur bedingt. Ich denke zum Beispiel gerade an die Ansprache, die Transparenz und so. Klar das Sustain kann man durch Kompression schon irgendwie strecken und vortäuschen. Aber auch da klingt ja nichts mehr, wenn nach 0,5 Sekunden außer dem Grundton, alle eventuellen Obertöne dahin gestorben sind.

Und so sitze ich denn nun da und erfreue mich meiner Lieblings-Gitarren-Sound-Passage: Titel: Fade to Black, Dire Straits, Album: On Every Street. Ich glaube, seit ich diese Platte zum ersten Mal gehört habe, bin ich auf der Suche nach diesem Sound. Nun ist interessanter Weise aber völlig unwichtig für mich, welchen Schnick Schnack denn der Herr Knopfler da eingesetzt hat. Denn diese Art von Feeling und Sound kann ich mit jeder gängigen Gitarre reproduzieren, insofern sie eine ähnlich sensible Ansprache und Tonentfaltung hat.

Knopfler hat im Interview behauptet, er hätte eine Super 400 (ähnlich einer L-5, dicke Jazz-Gibson) mit alten Alnico-PUs eingesetzt. Amp?! Dunno! Vielleicht ein Fender: Aber egal! Denn eine Super 400 kann ich mir in diesem Leben garantiert nicht mehr leisten. Dennoch habe ich bereits andere Leute auf Instrumenten spielen gehört, die ähnlich reagiert haben (sensibel). Und das kann dann ironischer Weise theoretisch auch eine Tele made in Mexico sein.

Thema "First Take": Auch hier ist theoretisch alles relativ ... Unser Gitarren-Held (womöglich mit Korkenzieher-Locken?! He, he) greift tierisch in die Saiten doch die bandmaschine läuft noch nicht. Beim dritten Anlauf spielt er dann seine zu Hause vorbereiteten Skalen und Arpeggien rauf und runter ... und es landet auf dem Band. First Take - ja oder nein?!

Ein anderer Fall: Ein gewisser Eric J. arbeitet ca. 3 Monate im Studio, um mal wieder das Solo seines Lebens zu entwickeln. Als es nach weiteren 3 Monaten endlich steht, hat er die Abläufe und den Melodie-Verlauf bereits so verinnerlicht, daß er das Solo am Stück (oder in Scheiben?!) einspielen will. Als er es quasi auswendig kann, spielt er das Solo beim ersten Mal ein ... First Take?!

Meine Kritik zum von Dir angeschnittenen Thema geht eigentlich in eine ganz andere Richtung los: Wenn´s nicht so klingt, wie beim Herrn Knopfler auf der Platte, fängt meistens eine Odyssee, quer durch den vorhandenen Effektgeräte-Markt, an. Und ich denke da sind wir einer Meinung: Wenn die Gitarre nicht klingen will ... "Einen Haufen Scheiße kann man (eben) nicht polieren."

Grüße, Clem


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