Hallo zusammen,

womöglich bin ich nicht der einzige, den dieses Gefühl manchmal beschleicht: Vorfreude und Nervenkitzel vor 'nem Auftritt – und danach...so 'ne merkwürdig Leere. Dabei war alles bestens, geiler Gig, Publikum begeistert, Anfragen für weitere Auftritte etc. (Ich sprech jetzt nicht von meiner Top40 Band, da kitzelt mich schon lange nix mehr...). Was kann das sein? Bin ich zum Live-Junkie geworden? Muss ich die Dosis erhöhen? Oder gibts da 'ne Formel "je größer der Spass desto größer das Loch hinterher", die ich noch nicht kenne?
Geht's euch da ähnlich?

(leicht verwirrte) Grüße,

Andi

Hiho,
nur die guten Gigs laugen aus.
Wenn ich es denn mal mit meinem bescheidenen Möglichkeiten schaffe, keine Sekunde mehr drüber nachzudenken was ich grade spiele, wenn "fallen lassen" und einfach abtauchen in die brodelnde Chemie zwischen Band und Publikum passiert... dann geh ich jedesmal auf dem Zahnfleisch heim.
Gerade bei den emotionalen Gigs, die Spaß machen gibst Du viel von Dir her.
Dass das Publikum einem auch viel zurück gibt bemerkt man dann eigentlich erst ein zwei Tage später.
Direkt nach solchen Dingern ist bei mir auch erstmal "Akku alle"

Grüße
MIKE

Hi Andi-o,

ich glaube, das geht jedem so, der mit Publikum zu tun hat. Wer gerne auf der Bühne steht, braucht das auch, immer wieder. Diese Leere nach einem Auftritt ist es, was Dich zwingt wieder auf die Bühne zu gehen. Bei mir ist es zumindest so. Ich will diese Leere vertreiben, das orgiastische Gefühl auf der Bühne haben, wenn das Publikum mitgeht oder einfach nur wenn ich ein Stück singe, in dem ich aufgehe. Man ist vollgepumpt mit Adrenalin, nach dem Gig kann ich stundenlang nicht schlafen. Weil ich wieder zurück will. Richtig erklären kann ich Dir das auch nicht.
Dabei hab ich schon seit Jahrzehnten mit Publikum zu tun, sei es mit Musik, Moderation, Schauspiel oder Sport, überall das Gleiche.

Gruß Waufel

Hey cool,

Du beschreibst das genau so, wie ich das auch sehe. Wenns mir eingefallen wäre ;-).

Noch 3 Tage! :-)

Gruß
burke

Hi Andi,

: womöglich bin ich nicht der einzige, den dieses Gefühl manchmal beschleicht: Vorfreude und Nervenkitzel vor 'nem Auftritt – und danach...so 'ne merkwürdig Leere.

geht uns (meiner Band und mir) genauso. Ausnahme: wenn direkt danach wieder ein Gig ansteht. Dann bleibt man oben, ansonsten kommt immer ein tiefes Tal nach dem Gig. Ist komisch, aber man gewöhnt sich dran. ;-)

Keep rockin'
Friedlieb

Hi Mike.

: nur die guten Gigs laugen aus.
...
: Gerade bei den emotionalen Gigs, die Spaß machen gibst Du viel von Dir her.
...
: Dass das Publikum einem auch viel zurück gibt bemerkt man dann eigentlich erst ein zwei Tage später.

Hmmm, bin ich anormal?
Bei mir ist das genau umgekehrt.
Sch... Gigs (oder besser gesagt, die Gigs, die ich für Sch... halte) laugen mich definitiv mehr aus als solche, wo mir das Publikum so viel Energie gibt, das ich zwar körperlich am Ende, geistig aber auf Top-Level bin (ich glaube, Sportler nennen das "in der Zone sein").
Wenn mir die Emotionen des Publikums mit dem Vorschlaghammer eine neue Frisur verpassen und mich fast von der Bühne pusten, dann könnte ich endlos weiterspielen. Und nach dem Gig bin ich dann immer noch so high von dem Stoff, dass ich körperlich zwar am Ende der Energie bin, aber mich nichts davon abhalten könnte wieder rauf zu gehen und weiterzumachen.
Ausgelaugt ist dann nur der Körper, aber das Adrenalin ist am kochen. Und dann bin ich auch nicht wirklich platt, sondern habe vom Publikum so viel Energie bekommen, das ich Bäume ausreißen könnte.
Nach einem schlechten Gig, bei dem das Publikum kaum mitgeht kann man mich auf der Bühne festnageln, ich könnte dann nicht weiterspielen. Kein Saft mehr in der Batterie.

LG
Catz

Hallo!

Und ich dachte schon immer, ich sei allein damit!

"je größer der Spass desto größer das Loch hinterher"

Schöner hätte ich es nicht formulieren können. Das hilft dir jetzt alles nicht weiter, mir hilft es aber zu wissen, dass ich nicht allein bin!

Nach dem letzten Gig konnte ich sogar verstehen, dass Profis solch stimmungsaufheiternden Stimulanzmitteln nicht durchweg ablehnend gegenüber stehen.

Mahlzeit

Matthias

Hi Catz,
dann muss da eine Ergänzung dran.
In meiner Beschreibung ist das der Zustand nachdem definitiv der Vorhang fällt.
Letzte Zugabe gespielt, Zeug wieder im Bus und wenn dann die Spannung abfällt ist bei mir wirklich ein großes Plumps.
Schlafen geht zwar auch nicht da der Adrenalinspiegel noch so hoch ist, aber mir fällt es dann immer recht schwer in ein noch feierndes Publikum rein zu gehen und fröhlich mit zu feiern.

Grüße
MIKE

Hi Mike

: Letzte Zugabe gespielt, Zeug wieder im Bus und wenn dann die Spannung abfällt ist bei mir wirklich ein großes Plumps.
Hmmm... Ok, das kann ich mir nicht erlauben. Nach dem (1)Einladen ist noch das (2)Wegfahren, das im (3)Proberaum-wieder-ausladen, das nach (4)Hause-fahren und das ins (5)Bettplumpsen angesagt. Wenn ich bei den Punkten 1-4 die Spannung rapide abfallen lasse, dann gibt es einen Bums, was nicht so gut ist. Und ab Punkt 5 schlafe ich :). Vieleicht merke ich deswegen kein Loch (vieleicht auch deswegen, weil ich die anderen Schatzis unserer Band zur Arbeit antreiben muß, damit das Zeug nicht nur von mir abgebaut wird :) ).
: Schlafen geht zwar auch nicht da der Adrenalinspiegel noch so hoch ist, aber mir fällt es dann immer recht schwer in ein noch feierndes Publikum rein zu gehen und fröhlich mit zu feiern.
Och, das geht schon... letztens auf einer großen Veranstaltung gespielt. Nach dem Auftritt schnell alles weggeräumt, dann wieder rein und die nach uns spielende Band angehört und mitgefeiert. Da darf dann nur der zeitliche Abstand nicht zu groß sein und die Musik der anderen Band sollte zumindest ungefähr deinen Musikgeschmack treffen (ist bei manchen Veranstaltern nicht so zwingend usus. So wurde hier in der Nähe ein Festival veranstaltet, bei dem ein Chor, eine Dixiland-Band, eine Irish Folk Band und eine Big Band auftraten. Also ein "Kessel Buntes" so to say :) )

LG
Catz

Ähhmm vieleicht sollten wir eins nochmal klären:

Was ist ein guter Gig?

Für mich ist ein guter Gig, wenn ich vor einem Publikum stehe, das mitgeht und so viel Energie auf die Bühne schickt, das man davon umgehauen wird.
Ok, das passiert leichter, wenn die Leutz ohnehin in Party-Laune sind, und noch leichter, wenn 2000 und mehr in Party-Laune sind.
Deswegen mag ich große Gigs.
Und ich mag kleine Gigs.
Denn dann steht das Publikum einem unmittelbar auf den Füßen, man hat den direkten Kontakt. Und wenn dort dann auch nur 12 Leutz sich die Mucke anhören und ihren Spass daran haben, dann war es ein guter Gig im obigen Sinne.

Was ist ein schlechter Gig?

Für micht ist es ein schlechter Gig, wenn ich mich emotional verausgaben muss, um überhaupt das Publikum zu erreichen.
Ok, das passiert leichter, wenn die Leutz ohnehin in Begräbnis-Laune sind, und noch leichter, wenn 2000 und mehr in Begräbnis-Laune sind.
Deswegen hasse ich große Gigs.
Und ich hasse kleine Gigs.
Denn da schwätzt das Publikum ununterbrochen, säuft sich die Hucke dicht und verzieht sich in die hinterste Ecke. Und auch wenn 100 Leute da sind und alle haben eine sch... Laune, gegen die man anspielen muß, dann war es ein schlechter Gig im obigen Sinne.

LG
Catz

Hi Waufel und Gemeinde,

Die Leere hinterher gibt's nicht nur nach Gigs. Du gibst selber das Richtige Stichwort:


Wie nennen Franzosen die Momente nach dem Orgasmus?
"La petite tristesse"

Gruß
Kurt