Re: (Gitarre) Plektrumspiel - Mit kleinem Finger am Schlagbrett abstützen?


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Beitrag von Matthias vom April 23. 2004 um 22:20:18:

Als Antwort zu: Re: (Gitarre) Plektrumspiel - Mit kleinem Finger am Schlagbrett abstützen? geschrieben von Saalky am April 23. 2004 um 20:51:46:

Hallo!

Deine Antwort gibt Steine statt Brot. Sagte ich schon, dass ich heute einen extrem poetischen Tag habe? Oder war mein Beitrag zu wenig konkret, sprich schwammig?

Wenn du nur im heimischen Kreise Akkorde schrubben möchtest und mit den Ergebnissen des durchschnittlichen VHS-Kurses Nr. 1 zufrieden bist, dann versuch, dein Plektrum wenigstens für die Dauer eines Songs nicht aus der Hand zu verlieren und möglichst die meisten Saiten zu treffen.

Wenn du mehr möchtest, dann mach die Ohren auf. Ton. Es geht um Ton. Den guten Gitarristen erkennst du am Ton. Das ist kein Furz auf Saitenbasis, das ist nicht hingewischt. Ton hat eine Aussage. Ton ist auch kein Geräusch, dass je nach Mondphase da ist oder nicht. Ende des ersten Teils der Predigt.

Ton als Singular ist natürlich völliger Unfug. Es geht um Töne, also Plural. Aber Töne, die gewollt sind - und wenn es ein Geräusch sein soll, dann ist das Geräusch der gewollte Ton.

Was also ist die Frage? Die Frage ist, wie du den Ton machst, den du willst.

Wenn ich mir jetzt die Menschen ansehe, die einen guten Ton haben, werde ich unruhig. Chris Jones - zerstört gerne beim Spielen seine Gitarren. David Qualey, Tori Amos - nicht mein Instrument, studierte Instrumentalisten. Stevie Ray Vaughn, Eddie Van Halen, The Edge, Mark Knopfler, Bob Mould, Lou Reed to name but a few - alles Autodidakten mit furchtbarer Technik. Aber sie haben ihren Ton gefunden.

Hilft dir das? Nö.

Dann machen wir das mal ganz anders. Spiel vier Töne, eine möglichst simple Melodie. Spiel sie pianissimo, so leise wie möglich aber mit einem aussagefähigem Ton. Spiel sie danach piano. Dann mezzoforte. Dann forte und dann brutalomaximo. Dann bitte retour. Das mezzoforte bitte genauso wie vorher, piano und pianissimo auch. Kontrolliere erst einmal die Dynamik.

Dann die Klangfarbe. Sei aggressiv und laut - das ist einfach. Sei aggressiv und mezzoforte. Schwieriger. Sei aggressiv und leise. Das ist eine echte Aufgabe aber es geht.

Spiel deine Melodie mit freischwingenden Saiten. Dämpf danach ein wenig ab. Spiel die Melodie danach "trocken". Dann gedämpft und dann so zusammengepresst, dass kaum noch ein Ton erkennbar ist. KAUM, sagte ich. Und dann wieder retour.

Lerne, die Lautstärke zu kontrollieren. Lerne, die Agressivität zu kontrollieren. Lerne, die Klangfarbe zu kontrollieren. Wie du das machst, ist furzegal. Erarbeite dir deine Technik, wie meine Helden. Und erarbeite dir deine Töne. Das ist nicht aus Internetforen und Büchern zu lernen. Du muss einfach viele Töne spielen und zwar bewusst. Töne, bei denen du selbst zuhörst.

Und dann denk nach, wie in den einzelnen Situationen dein Ton sein soll. Dann spiel ihn. Und wenn du das kannst, vergiss den ganzen Unsinn, öffne dein Herz und nimm dein Publikum mit auf die Reise.

Aus mir wird nie ein guter Gitarrenlehrer.

Gruß

Matthias




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