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(Gitarre) Griffbrett lesen

Tach zusamm!

bei der Session habe ich mit irgendjemand (sorry, ich weiß nicht mehr, wer's war) über das ablesen vom Griffbrett von Mitmusikern geredet. Seit ich Stick spiele haben meine Mitmusiker damit immer ein kleines Problem, weil niemand sehen kann, was für Töne oder Akkorde ich gerade spiele :-) -Na gut, ich gebe zu, manchmal weiß ich' s ja selber nicht. Zu dem Thema fand ich heute eine lustige Geschichte in Trey Gunn's Road Diary. Trey Gunn ist der Ex-Stick-jetzt-Touch-Guitar-Spieler bei King Crimson, und probt momentan mit Jerry Marotta (Schlagzeuger, früher bei Peter Gabriel) und Eric Johnson für dessen Tour. Und da schreibt er:
"I had some amusing moments today when we were doing some improvising. Eric
uses these amazing chords voices and I was trying to suss out what some of
them were. My hands were moving to where I thought the right notes would
be, but I kept playing WAY out of the key. Then suddenly I realized that he
was in standard guitar tuning. Doh! I'm so used to reading Fripp's hands on
the fretboard (he is tuned in fifths, instead of traditional guitar
tuning,) that I was completely lost. You'd think that having just cut a
record for three months with Adrian Belew would've gotten me in shape for
reading a standard guitarist hands. But, no! Adrian uses such completely
whack-ed out chord voicings that I have long ago given up trying look at
his hand for orientation. Plus, on the new King Crimson record he has
dropped one of his middle strings to a lower pitch, so the standard chords
(as if you would hear that on a KC record!) don't look familiar anyway.
Well, I guess it's down to the ears."

(Der komplette Text ist zu finden unter diesem Link.)

Johannes

Re: (Gitarre) Griffbrett lesen

Hi Johannes!

Cooles Thema + mein Senf:

Also ich steh da natürlich völlig drüber, weil eben genial geboren, ha, ha *scherz*

Na gut laß mich anders beginnen.

Eigentlich sollten wir ALLE da drüber stehen, ist Musik in erster Linie doch ein "aurales" Phänomen. Merkwürdigerweise versucht man aber dennoch mittels visueller Komponenten zu kommunizieren.

Mein Ansatz ist eigentlich mittlerweile folgender:

Leider und zum Glück zugleich, höre ich nicht absolut. D.h. ich brauche eine Orientierung. Deshalb suche ich meistens (visuell) beim Bassisten oder aural, auf meiner Klampfe nach einem Grundton. Meistens komme ich dann per Gehör mit dem Rest klar.

z.B. kamen bei der Session ja doch meistens Blues-Schemata zum Einsatz. Ein einfaches "Hey, issn Blues in Bb" könnte also als einmaliger Hinweis reichen.

Bei zuvor erwähnten Herren könnte es natürlich etwas gesalzener zur Sache gehen. Aber auch hierbei hilft die Gehörbildung. (Keine Angst vor diesem Wort - Bildung wird oft mit Intellekt verwechselt, worauf ich aber definitiv nicht hinaus will.)

Schon das einfache Erkennen, grundlegener Intervalle, hilft uns bei der Orientierung in Songs weiter.

Ich bitte hierzu einfach mal die Gitarre oder den Bass (seufz) oder meinetwegen auch den Stick, zur Hand zu nehmen - Schlagzeuger können sich derweil mal ums Bier kümmern *grins* - und einen verkürzten Powerchord zu greifen, d.h. mit 2 Fingern, horizontal gesehen, 2 Bünde auseinander. Was hierbei, insofern alles richtig gemacht wurde, erklingt, nennt sich eine Quinte.

Diese Quinte ist ein guter Ausgangspunkt. Man sollte nun alle Register ziehen, um sich mit dieser Quinte vertraut zu machen, d.h. nach-singen, in unterschiedlichen Positionen greifen, etc. und nach und nach die "nähere Umgebung" dieser Quinte ausloten. Schnell wird man erkennen, dass zwischen einer kleinen Sexte (Halbton darüber), einer reinen Quinte sowie einem Tritonus (HT darunter), Welten liegen. Mit diesem gewonnenen Wissen, bei dem jeder für sich selbst bestimmt, wie schnell es vorangeht und wieviel er davon erfahren möchte, macht man sich nun an seinen Lieblingssong, den man, weil es sich ja eben um den Lieblingssong handelt, gar nicht erst auswändig (schreibt man das jetzt so?!) zu lernen braucht, da man in ja bereits kennt und versucht herauszufinden, in welchen Intervallen die Bass-Töne zueinander stehen. Bei besagtem Blues-Schema, beispielsweise stellt man fest, dass die soeben gelernte Quinte bereits verbraten werden kann und dass ein Akkord auftritt, dessen Grund-und Bass-Ton einen Ganzton unter dem Quintton liegt, bzw. einen Halbton unter zuvor erwähntem Tritonus.

Cool wieder was gelernt - ist eine Quarte vom ersten Ton, der in diesem Falle auch der Grundton ist, entfernt.

Wichtig ist hierbei noch, sich das jeweilige Akkord-Geschlecht einzuprägen.

Insgesamt dauert es gar nicht so lange, bis man sich einige Zwischenschritte sparen kann und "automatisch" an die richtige Stelle langt, also den gesuchten Akkord auch trifft.

Und keine Sorge - es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und unter Streß funktioniert bei mir auch nix.

Grüße, Clem

PS.: Hoffe das könnte helfen - die die´s bereits wußten: bitte korrigieren oder überlesen!

Re: (Gitarre) Griffbrett lesen

Zustimmung!
Meiner Meinung nach hilft es auch, sich zu jedem Intervall ein charakteristisches Stück/Lied/wasauchimmer zu merken, das mit diesem Intervall anfängt (oder eine Stelle, in der dieser Intervall besonders prominent ist). Banales Beispiel für die Quarte: "Tatü, tata, die Feuerwehr ist da" besteht nur aus eben einem Quartintervall, der rauf- und runtergesungen wird. Bei einigen Intervallen wird es alerdings schwieriger, etwas zu finden... Aber dafür übt das Suchen wieder :-)

Johannes (der allerdings auch bekennt, daß er sich bei der Session oft an Gitarrengriffbrettern orientiert hat)