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(TV-Tip) Knocking on Hermann′s Door (Rockpalast 19/20.01.2002)

Am 11.7.2001 verabschiedete sich Hermann Brood für immer mit einem Sprung vom Hilton Dach.

Am 13.7.2001 schrieb H. P. DANIELS in der TAZ diesen Nachruf:
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Das letzte Hotel

Seine Geschichten klangen wie ein langer, abgedrehter Rock-'n'-Roll-Text: Nina Hagen. Seine Frau in Holland. Sid Vicious. Seine Tochter. Jimi Hendrix. Der Rock-'n'-Roll-Junkie und am härtesten arbeitende Mann im Showgeschäft, Herman Brood, ist tot. Er stürzte sich vom Dach eines Amsterdamer Hotels

1978. Kant-Kino, Berlin. The Wild Romance. Hey, Mann, wer ist dieser Typ? Dieser Heart-And-Soul-Rock-'n'-Roll-Junkie? Herman Brood war früher bei Cuby & The Blizzards, dann bei Vitesse. Jetzt kommt er mit eigener Band, hämmert ins Piano, raspelt, haspelt, spult in atemberaubender Geschwindigkeit seine hektischen Poeme herunter wie kleine Filme: von wilden Jungs und Mädels, wilden Romanzen, Straßenszenen im Zwielicht, Drogen und Rock'n'Roll: "Hate to see you fade away in some heartbreak-hotel room".

Wir haben uns sofort verliebt in diesen dürren kleinen Holländer mit dem irre flackernden Blick, in seine Band Wild Romance und seine großartige Musik. Wir haben seine Platten gekauft: "Spritz", "Cha Cha", "Bühnensucht", sind in jedes Konzert mit ihm gerannt.

"Brood für die Welt" haben wir gesagt, aber es reichte nur für einen Hit in Holland und Deutschland: "Saturday Night": "Beautiful soulmusic churnin' out of the juke-box, chicks, dressed to kill ..." Von den großen Konzerthallen ging's wieder zurück in die kleinen Clubs. Was gut war für die Musik, die sich jeder kommerziellen Verwurstung entzog, die immer ihre "Street-credibility" bewahrte. Weniger gut war das vielleicht für Herman, der sich den größten Teil des Jahres Abend für Abend auf winzigen Bühnen abrackerte als einer der "hardest working men in showbusiness". Jedes Jahr, um die Weihnachtszeit, spielte Herman Brood mit seiner dampfenden Band mehrere Tage im brechend vollen Berliner "Quasimodo". Spielte oft über drei Stunden lang, nur um sich zwischendurch mal mit viel sagendem Blick zu einer "sssär wiachtigä Pause in die Chardrroubä" zu verabschieden. Da hat er sich dann vollgeknallt mit Heroin. Seit seiner Jugend hat er das gemacht, ein Leben lang, konnte nicht aufhören damit. Ein Jammer.

Irgendwann in den 80ern bin ich mit dem kleinen dürren Hermännchen durch die Berliner Kneipen gezogen. Er trug eine schwarze Motorradlederjacke unter einem knittrigen Trenchcoat, aus dem ihm ständig Kleingeld fiel. Während er sich am Tresen abstützte, schwankte, wankte, sich einen Tequila nach dem anderen hinter die Binde kippte, sah er gläsern durch mich durch: "Ich mach mir ein bisschen Sorgen um dich", sagte er, "wenn du Rock-'n'-Roll-Sänger bist, ist das ziemlich gefährlich: mit dem Alkohol, den Drogen und dieses ganze Zeug - diese Rrrausgifte!"

Dabei trank ich nur Kaffee und machte mir Sorgen um IHN. "Ach ja", sagt er, "meine Mutti macht sich auch immer solche Sorgen um mich!" Seine Geschichten klangen wie ein langer, abgedrehter Rock-'n'-Roll-Text: über seine kurze Liaison mit Nina Hagen. Seine Frau in Holland. Sid Vicious. Seine Tochter. Jimi Hendrix. Rock'n'Roll. Seine Vorbilder. Elvis. Johnny Thunders von den New York Dolls, der an seiner Drogensucht eingegangen ist. Herman erzählt, wie sie ihn verhaftet haben im Zug nach München. Mit Heroin im Koffer, und wie sie ihn erst mal eingebuchtet haben. "Immer diese Paranoia in Deutschland." Am nächsten Tag war er wieder das Energiebündel auf der Bühne und sang "Dope Sucks": "Get down to your instinct, get back to what you honestly feel - you better do it from the heart, don't do it from the head!" Und er sang "Checkin' out at your last hotel" für seine Helden und Vorbilder, für alle wilden Musiker, die in Hotels gestorben waren: Dave Batholomew, Chet Baker, Sid Vicious ... Am Mittwoch hat sich der 54-jährige Herman Brood selber ausgecheckt aus seinem letzten Hotel. Er ist vom Dach des Hilton in Amsterdam gesprungen. "Ich habe keine Lust mehr", stand in seinem Abschiedsbrief.
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Die Male die ich Hermann Brood Live im LOGO gesehen habe waren ungezählt. Aber jeder Gig war ein Ereignis für sich. Weihnachten ist ohne Hermann Brood anders. Rock'n'Roll auch.

Im Rockpalast ist heute Weihnachten:

In memoriam Herman Brood
02.00 Uhr
HERMAN BROOD & HIS WILD ROMANCE
(Westfalenhalle Dortmund am 09.12.78)
02.58 Uhr
HERMAN BROOD & HIS WILD ROMANCE
(Live Music Hall Köln am 11.12.90)
03.56 Uhr
GOLDEN EARRING
(Sartory Saal Köln am 05.06.82)
05.29 Uhr
VITESSE
(WDR Studio L am 03.01.79)

slide on ...
bO²gie

NP: Towns Van Zandt | Dead Flowers

Re: (TV-Tip) Knocking on Hermann′s Door (Rockpalast 19/20.01.2002)

N´Abend bO²gie!
Ich hab das Gefühl, daß die Holländer ein anderes Verhältnis zur Rockmusik haben. Dort wird in Kneipen viel weniger Chartmusik gespielt, sondern da scheinen ein paar Hollandrock-Bands/Sänger die absoluten Helden zu sein. Ist schon interessant, wenn die ganze Kneipe einen holländischen Song gröhlt. Da scheint es viele Sachen im Stile von Westernhagen zu geben, nur rockiger. Gefällt mir.
Good Night,
Patricus
NP: WDR, Rockpalast

Re: (TV-Tip) Knocking on Hermann′s Door (Rockpalast 19/20.01.2002)

: Yep, das waren noch Zeiten mit Danny Lademacher an der 335 und den "Bombitas".

Aloha falke -

1990 war es schon David Hollestelle jr an der megazerschrabbten ES-335. Der großartige Danny Lademacher (einer meiner ersten Gitarrenhelden und Grundsteinleger für meine Liebe zu brummenden P-90's) war aber in der Aufzeichnung von 1978 zu sehen (an der blauen Les Paul unschwer zu erkennen). Ich glaub' 2 Jahre später hab' ich die Wild Romance das erste mal live gesehen.

: Schade.

Ja, mehr als Schade. Er hatte halt wirklich keine Lust mehr und manchmal fiel ihm später auch der Umgang mit dem Publikum schwer. Die wollten halt sehen das er auf der Bühne mit der Nadel im Arm zusammenbricht. Den Gefallen wollte er ihnen nicht tun. Am Ende des 90'er Rockpalast Auftritts sagt er's selbst vor dem letzten Song: "Auch wenn's euch nicht gefallen hat ...".

: btw. dead flowers von steve earle; mit pedal steel und so... ziemlich amtlich.

Absolut, diese Liveversion mit dem Hammergitarrenton vor dem Pedalsteelsolo ist nur groß. Mein Favorite unter den Dead Flowers Versionen. Danach gleich Townes Van Zandt's zerbrechliche Version und dann eine Version die ich mal als Live Bootleg aus dem Netz gefischt hab', von den Cowboy Junkies. Nett, aber eher harmlos, die Dead Flowers Version von Mike Ward auf dem Gram Parsons Tribute Album. Ein Song den ich gern bei Session 6 spielen würde ....

slide on ...
bO²gie

NowPause: Golden Earing, weil manchmal doch etwas unfreiwillig clownesk, trotz des lustigen Dano-Longhorn-Preci-Doubleneck Basses.

Re: (TV-Tip) Knocking on Hermann′s Door (Rockpalast 19/20.01.2002)

: Ich hab das Gefühl, daß die Holländer ein anderes Verhältnis zur Rockmusik haben. Dort wird in Kneipen viel weniger Chartmusik gespielt, sondern da scheinen ein paar Hollandrock-Bands/Sänger die absoluten Helden zu sein...

Aloha Patrick -

das Gefühl, mit dem etwas anderen Verhältnis, hatte ich auch als ich im Oktober das letzte Mal in Amsterdam war. Wir spielten dort mit CBATFOW auf dem a2a Festival. Nicht nur das alle Clubs der Stadt an drei Tagen volles Programm hatten und ca. 300 Bands spielten, nein, es gab auch noch tagsüber haufenweise interessante Panels zu allen möglichen Themen der Musikwelt. Das ganze war etwas chaotisch aber locker produziert. Es ist schon ein kleiner Kunstgriff wenn in einem Club gleichzeitig Sammy Deluxe, Cliff Barnes und Sam Brown spielen (natürlich auf drei unterschiedlichen Bühnen innerhalb des Clubs). Uns hat's jedenfalls Spaß gebracht (hey, wann ist man schon mal Headliner eines Abends der "Women in Music" heißt?)

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bO²gie

Re: Dead Flowers...

... von Steve Earle? Auf welchem Tonträger? Hab nix gefunden, nicht in meiner nicht ganz kleinen Sammlung, noch über's Netz. Die Cowboy Junkies Version kenne ich auch nicht, kann mir aber gut vorstellen wie sie klingt ;-)) (was nicht gegen sie spricht).

Schöne Grüße, Mathias

Übermorgen ist Lokaltermin, Steve Earle in der Universal Hall *freu*

Re: Dead Flowers...

: ... von Steve Earle? Auf welchem Tonträger? Hab nix gefunden, nicht in meiner nicht ganz kleinen Sammlung, noch über's Netz.

Im Netz findest du zB folgende CD Leider sind die meisten CD Läden in Hamburg mehr als besch... sortiert. Ich habe hier 2 mp3 Live Versionen von Dead Flowers, wobei eine etwas lendenlahm ist. Welche die BBC Version ist kann ich dir leider nicht sagen. Ich hoffe das Rätsel aber bald gelöst zu haben. Freitag ist Steve Earle nämlich in Hamburg (Fabrik) und da hoffe ich meine CD Sammlung kompletieren zu können.

Die Cowboy Junkies Version kenne ich auch nicht, kann mir aber gut vorstellen wie sie klingt ;-)) (was nicht gegen sie spricht).

Sie klingt genauso ;-)

: Übermorgen ist Lokaltermin, Steve Earle in der Universal Hall *freu*

NF: Auf Steve Earle am 25sten in der Fabrik.


Re: (TV-Tip) Knocking on Hermann′s Door (Rockpalast 19/20.01.2002)

Hi bO²gie!
Geil, von solchen Gigs kann ich nur träumen (eigentlich kann ich momentan von Gigs generell nur träumen, aber das ist eine andere Geschichte..)!
Mein beeindruckendstes Hollanderlebnis war vor einem Jahr oder so, wo ich mit ein paar Kumpel am Ende eines BeNeLux-Ausflugs in Maastricht landete und dort (Sonntagabends) die ganze Stadt eine Party war. Es war kein besonderer Tag, sondern nur ein schöner Sommerabend, die ganze Stadt war voll mit Leuten, spielfreudige Blaskapellen zogen von Kneipe zu Kneipe durch die Straßen und alle Menschen feierten und waren unglaublich freundlich. Darunter auch viele Alte. Das waren auch keine feiernden Touris, sondern Ansässige! Wenn ich jemals in einer Deutschen Stadt so etwas erlebe, zieh ich sofort dorthin:).
Groeten,
Patrick

Re: Dead Flowers...

moin mathias,

: ... von Steve Earle? Auf welchem Tonträger?

die version ist auf

Shut up and die like an aviator (S. E. and the Dukes)
1991 MCA

:
madetjoot.

derfalke
:
: Übermorgen ist Lokaltermin, Steve Earle in der Universal Hall *freu*

verrat aber nix, ich bin freitag in HH.


Re: Dead Flowers...

Hi bO²gie, falke,

herzlichen Dank. Ich war auf derselben Steve Earle-Seite (die ich übrigens sehr gut finde), hab das aber doch glatt überlesen. Ich sollte doch wirklich mal langsam die Lesebrille ins Auge fassen ... ;-)

blinzel on, Mathias