Moin allerseits,
ja, Vattern war seit Unzeiten mal wieder auf nem Konzert, Joe Bonamassa spielte
am Sa. im Ulmer Zelt, 70km ist quasi noch vor der Haustür und Joes Auftritt somit Pflicht.
Heiss war's, als die geschätzten 1000 Zuschauer im kleinen Zirkuszelt waren, war's rappelvoll,
und die Temperaturen in ca. 5 Minuten auf Sauna Niveau. Vorgruppe gab's keine, Joe legte los,
kam mit einer Doppelhals-Musicman auf die Bühne und stimmte "John Henry" an. Trotz der
Affenhitze im Sakko (ihr kennt mich, ein wenig Gefrotzel muss sein ;-)) - wenn jetzt jemand gesagt
hätte, der Kerl ist Investmentberater, hätte man ihm geglaubt...
Joe B. hatte 4 Amps nebst Boxen hinter einer Plexischeibe aufgebaut, die beiden Holland-Boutique heads,
einen Marshal (silver Jubille, glaub' ich) und einen Plexi/JTM Clone oder was in der Art, Namen konnte
man lesen, hab ich aber wieder vergessen.
Was mich von Anfang an etwas, hrrrm, wunderte, war Herrn B's Gitarrenton. Der Gesamtsound war
wirklich sehr gut gemischt, die Vocals klar vorne und auch alles präsent und in einer guten Lautstärke,
nicht zu laut, nicht zu leise - der Tonmann beherrrschte sein Handwerk. Aber ok, zurück zu Joes
Gitarrenton - der war mir persönlich einfach viel zu dumpf, und vor allem in den Bässen zu matschig.
Joe spielte (neben gefühlt ca. allen anderen jemals hergestellten Gibson und Musicman Gitarren) vor
allem seine Signature Paulas, in diversen Herbstfarben, aber die klangen alle gleich, ganz obernrum schon
klar und prägnant, aber insgesamt immer wie ne Mischung aus Saxofon und Posaune. Trötig, wollig,
honkig, irgendwie. Das ist so'n Sound, wenn ich den von meiner Paula hören würde, wäre die Hand
sofort am Tonregler zum (hoffentlich) wieder-Aufdrehen.
Na ja. Woman Tone könnte man das nennen, aber, sorry Joe, da hat ja B.B. King noch mehr Attack im
Sound. Nicht das wir uns jetzt falsch verstehen, Joes Spiel ist über jeden Zweifel erhaben, der Mann ist
ein Könner, da gibts nix dran zu drehen. Aber der Ton. Uff. Nachdem ich ja auch weiss, wie
Bonamassa mit einer Strat klingen kann, wenn er will, kann ich bloss sagen:
Joe, bidde, bidde, dreh' die Höhen wieder rein! (Signature Tone hin oder her!)
Gut, ist alles Geschmackssache. Insgesamt war es ja ein sehr schöner Auftritt, (Frotzelmodus /ein) seine Posen
hat Joe zwar möglicherweise vorm Spiegel geübt, aber dennoch kam seine Spielfreude rüber, und davon hat
er jede Menge, vor allem die sehr groovige, mit technischen Kabinettstückchen angereicherte Solo-
Akustikgitarren Einlage hat das eindrucksvoll bewiesen. Joes Band spielte sehr knackig und songdienlich,
für Entertainment ist allerdings ausschliesslich der Meister selbst zuständig, seine Mitmusiker waren
dazu da, Joe musikalisch gut ausssehen zu lassen. Den Job haben die auch perfekt gemacht.
Interessanterweise fand ich die rockigeren Songs besser, als die traditionellen Blues Sachen, bei denen mir
auch Joes Gesang irgendwie zu glatt und haarlos (also an den Eiern) vorkam. Der SRV Dreck unter
den Fingernägeln fehlte eben ein wenig. Ist aber jetzt Gemecker auf ganz hohem Niveau, woll?! ;-))
Tja. Mein wirkliches Wochenend-Higlight war aber, musikalisch gesehen, die neue Platte von Slash.
Da sind ein paar Granaten drauf. Meine Fresse, warum fallen mir solche Riffs wie bei "Living by the Sword"
nicht ein? Oder Starlight. Gänsehaut mit 3 Akkorden.
Ha. Hardrock ist eben doch noch nicht tot. (Er riecht bloss komisch. Manchmal.)
Grüße,
Andreas
