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Re: (unglaublich) dieses neue musiktool wird die musikproduktion und die studiowelt verändern!

Grüßdich Martin!


: ich bin mir nicht sicher, ob das nun der untergang des abendlandes wird oder der start in eine neue (produktions)zukunft.
:

Eindeutig beides,-)))) Einerseits finde ich es ja generell erschreckend, wie faul einen technische Neuerungen machen und versuche mich da auch so gut es geht von frei bzw. gar nicht erst empfänglich für zu machen, da ich mir denke, dass dadurch die Kreativität und das Können des Menschen eine zu große Einschränkung erhält. Die Sorgfalt, die Ruhe und die Geduld sowie das natürliche Gespür für Formen, was noch vor 150 Jahren allen Teilen der handwerklich arbeitenden Bevölkerung zu eigen war ist meiner Ansicht nach weitestgehend verloren, wodurch dann wiederum Exponate vergangener Zeiten eine größere Faszination ausüben.
Das kann man auch bei Gitarren beobachten. Eine handgefertigte, ohne CNC-Maschinen gefertigte Gitarre strahlt etwas Organischeres und Homogeneres aus, als eine Gitarre, welche mit CNC Maschinen gebaut wurde (was NICHTS über die Qualität aussagt, ich rede von der Optik alleine!), vielleicht eben deshalb, weil sie nicht ganz so perfekt udn dadurch vielleicht "menschlicher" oder natürlicher erscheint.
So sehe ich das zumindest, weswegen ich auch z.B. auf alte Autos stehe mit handgedengelten Karosserien und jeder Menge Unzulänglichkeiten,-))) Es ist einfach hübsch.

Andererseits finde ich den technischen Fortschritt im Aufnahmebereich prinzipiell eine tolle Sache: man kann super Ergebnisse mit vergleichsweise geringem technischen und finanziellen Aufwand erzielen, was früher schlichtweg nicht möglich war. Und was haben wir damals (mein Gott bin ich alt...) nicht alle davon geträumt mal 5000DM zu gewinnen, um eine Aufnahme im Studio machen zu können. So gesehen ist es super, dass es solche Neuerungen gibt.
ABER: in einer Zeit, wo es bei VIVA und MTV so außergewöhnlich erscheint, dass ein Künstler seine Musik selber schreibt, dass es permanent betont wird, wenn dies der Fall ist, ist diese Melodyne Neuerung nur der nächste Schritt zur Zerstörung jedweder Authenzität im Musikbereich. Hört sich dramatisch an ist aber imo so, im Pop/Chartbereich schon seit Jahren und mittlerweile auch stark im Nachwuchsbereich der lokalen Musikszene im kommen.Furchtbar. Da den Leuten überall suggeriert wird, alles sei einfach, Mühe geben und Zeitaufwand totaler Schnee von gestern, reich werden sei ohne Arbeit möglich, beschäftigen sich Menschen weniger ernsthaft mit Muskikinstrumenten (weil das ja zeit und Arbeit erfordert), oder es wird eben behandelt, wie das neueste PC-Spiel: als Trend, den man mal ne Weile mitmacht und dann isses auch wieder gut.
Das betrifft natürlich nicht den ganzen nachwuchs, aber es ist für mich eine klare Tendenz, die ich auch an unserer Kundschaft erkennen kann, sehr schade.Das betrifft v.a. auch das Notenkaufverhalten: wenn ich sage, dass es Noten von Band X (noch) nicht gibt, dann geben die Leute auf. Wenn ich sage, sie sollen sich vielleicht vor die Anlage klemmen und das Raushören ernte ich ein mitleidiges Lächeln. Warum? Ich kann nicht mal anständig Noten lesen, aber wenn ich etwas spielen wollte und mir die Noten zu teuer waren (was sie natürlich immer waren,-)) habe ich mich hingesetzt und solange rumgefummelt, bis ich's einigermaßen so raushatte, dass es sich nach was angehört hat und es mir dann laienhaft auf ein Papier notiert (so dass aber nur ich es verstehen konnte,-))).

Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich mir MTV oder Viva, oder gar das Radio auch nur 1 Minute antun kann. Die eine Perle, die da für mich in 5 Stunden Sendezeit läuft ist mir meine Zeit nicht wert, da singe ich lieber selbst im Auto oder auf der Couch vor der Glotze.

Aber davon ab: diese Melodyne finde ich eine nette Spielerei, bilde mir aber dennoch ein, dass man den Unterschied hören könnte( weiß ich natürlich nicht mit Sicherheit). Und ich würde es nicht benutzen wollen, weil das ein Eingeständnis dafür wäre, dass ich einen Fehler gemacht habe, udn das würde mich ärgern, weil ich es selber perfekt machen will und sei es nur für mich. Ich will nicht jedesmal beim Hören denken "an der Stelle habe ich damals Mist gebaut", außerdem wäre es irgendwo auch Beschiss. Das würde gegen meine Prinzipien gehen (aber wer weiß wo die sind, wenn mir einer mit den dicken Geldbündeln vor der Nase wedeln würde...).

Was ich mir gut vorstellen kann als Einsatzbereich: man nimmt eine Grundidee auf und spielt ein bischen mit dem Melodyne rum und schiebt hin und her und schaut, ob was Interessantes bei rumkommt. Wenn man es dnan hat muß man es dann wieder auf die Instrumente und die Stimme übertragen. Das spart zeit, gerade bei der Melodiefindung für eine(n) Sänger(in), könnte ich mir vorstellen.



Unter'm Strich trotzdem der Untergang des Generation Doof (was für ein beklopptes Buch...) geprägten Abendlandes, ganz klar,-)))


Mach's gut!


Re: (unglaublich) dieses neue musiktool wird die musikproduktion und die studiowelt verändern!

Hallo zusammen

Sehr beeindruckend, muss ich sagen! Tools, die den handwerklichen Teil des Musik- Machens vereinfachen, gibt es ja schon länger, insofern keine Revolution, oder? Der kreative Teil des Musizierens bleibt hier ja immer noch am Menschen "hängen", eigentlich.
Mir machen solche Sachen keine Angst, selber bevorzuge ich aber natürlich immer noch "richtige" Gitarren, Klaviere, Drums, etc. mit "richtigem" "Bedienpersonal" ohne doppelte Boden etc.*g*

Schönen Abend und Gruss!
Christoph
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: http://www.celemony.com/cms/index.php?id=dna&L=1
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: ich bin mir nicht sicher, ob das nun der untergang des abendlandes wird oder der start in eine neue (produktions)zukunft.
:
: rein technisch gesehen jedenfalls eine meisterleistung, schaut euch das video an!
:
: gruß martin


Re: (unglaublich) dieses neue musiktool wird die musikproduktion und die studiowelt verändern!

Hallo Michael,

: technisch wirklich beeindruckend. Dennoch gruselt mich.
: Irgendwann ist gar nichts mehr echt...

Wann warst Du zum letzten Mal im Kino? Wann war da das letzte Mal etwas echt?
*Musiker* werden sich immer daran messen lassen müssen (und wollen), was sie live auf die Beine (Bühne) stellen können. Daran wird das neue Proggi nix ändern :-) Thank god!

Greetz, Martini

Re: (unglaublich) dieses neue musiktool wird die musikproduktion und die studiowelt verändern!

na toll,
da kann man nachträglich ne verstimmte gitarre stimmen. verkauft der mensch auch stimmgeräte? wär doch einfacher.
irgendwie gruselt´s mich nicht so sehr. man gewöhnt sich an so was. siehe/höre all die popsternchen, die nicht singen können und fleißig ihre stimmen gepitscht bekommen. ja, ich hab auch antares auf meinem compi. und dass das irgendwann für chords kommt, war klar.
kritisch wird´s, wenn´s keine livemusik mehr gibt, weil alle nur noch mit so was im studio arbeiten und es einfach dann verlernen, nicht mehr können.
bis dahin
nacht mattes
hayman

Re: (unglaublich) dieses neue musiktool wird die musikproduktion und die studiowelt verändern!

Tach Michl!

: technisch wirklich beeindruckend. Dennoch gruselt mich.
: Irgendwann ist gar nichts mehr echt...

Ach, im Charts-Sektor ist doch eh schon lange nix mehr echt, da wird doch jetzt schon gepitcht, geschoben, gecuttet, kopiert, gebügelt und gemidit was das Zeug hält.

Und bei "vernünftiger" Musik wird es auch mit diesem Tool schneller und effizienter (und wahrscheinlich auch günstiger) sein, eine Spur komplett einzuspielen, anstatt den Gitarristen einen Akkord spielen zu lassen und daraus dann die Spur zusammenzustricken. Kleine Timingfehler haben wir bei meinem letzten Studioaufenthalt ja auch jetzt schon geschoben, wenn das generelle Feeling der Spur gut war und es nur an dieser einen blöden Note gehangen hat. Insofern ist das Tool schon ganz nett, weil man da noch ein Rettungsboot zusätzlich hat, aber der Producer wird trotzdem wollen, dass man die Spur noch mal einspielt, wenn die Grütze war.

Ich habe mir an einer Stelle übrigens eingebildet, einen Unterschied hören zu können, aber das war eine extreme Tonverschiebung von einer Quart oder Quint. Da dürfte das Tool mit denselben Problemen zu kämpfen haben wie billige Midi-Sounds, die nur auf einem einzigen Sample basieren und nur in Nähe des Originaltons halbwegs echt klingen. Bei allen kleineren Verschiebungen habe ich tatsächlich keinen Unterschied gehört, und das auf der nackten Spur (ihr wisst ja, sobald das Schlagzeug einsetzt ...)

Nos vemos en infierno, Pepe

Re: (unglaublich) dieses neue musiktool wird die musikproduktion und die studiowelt verändern!

Moin Jungs,

Solange es keine Software gibt, die aus langweiligem, uninspirierten Mist spannende
und hörenswerte Musik macht, bleibt uns Hoffnung.


da möchte ich Bernd gerne beipflichten. Ich finde die Leistung dieser Software beeindruckend,
und der Knabe, der dieses System erfunden hat, verdient Respekt! Trozdem wird auch eine geniale
Software nicht in der Lage dazu sein, Scheisse so zu polieren, dass Gold daraus wird.

Und live hilft diese Wunderwaffe (zum Glück) auch keinem!


Grüße,

Andreas

Re: (unglaublich) dieses neue musiktool wird die musikproduktion und die studiowelt verändern!



Liebe Aussensaiter,

beeindruckendes Tool, das ich sicher auch irgendwann nutzen werde, aber das mit der Revolution kann ich noch nicht so richtig erkennen. Denn das Audio-Signal braucht man ja trotzdem, dieses DNA-System dient ja nur der Bearbeitung. Und meine Erfahrung ist, dass die digitale Bearbeitung am Ende auch nicht weniger Gefrickel ist, als wenn man die Sachen von Hand einspielt. Ich bin schon oft vor der Frage gestanden: "Spielst du es noch mal ein, oder fängst du an zu fummeln?" Mal geht das eine schneller, mal das andere, aber für beide Wege muss man schon ungefähr wissen, was man möchte. Ich sehe in diesem System nichts, was revolutionärer wäre als z. B. die digitale Reproduktion eines Vox- oder Marshall-Sounds.

Herzlichen Gruß, es könnte wirklich bald Frühling werden,

Michael

Re: (unglaublich) dieses neue musiktool wird die musikproduktion und die studiowelt verändern!

Tach Hayman!

: da kann man nachträglich ne verstimmte gitarre stimmen. verkauft der mensch auch stimmgeräte? wär doch einfacher.

Klar wäre das einfacher - und natürlich kann man für die Passage, in der der Gitarrist wüst an seinem Tremolo rumreisst (natürlich nicht stimmstabil), auch eine eigene Spur nehmen, damit die Gitarre hinterher nicht komplett daneben klingt, obwohl sie in Takt 1 noch absolut sauber gestimmt war. Aber nimm eine Durchschnittsgibson - vier Bendings auf der G-Saite, und die Gitarre ist leicht verstimmt. Nicht so, dass man es live unbedingt merken würde, aber von der Studioperfektion doch ein wenig entfernt. Da macht das schon Sinn. Wenn man absolut sauber gestimmte Gitarren (ungefähr so realistisch wie "gut klingendes Saxophon" oder "fettarmer Cheeseburger") denn haben will, denn wie sagte Meister Hendrix doch so schön - "only cowboys stay in tune, anyway".

Nos vemos en infierno, Pepe

Re: (unglaublich) dieses neue musiktool wird die musikproduktion und die studiowelt verändern!

Mi Michael,

Aus Studio-Erfahrung gehe ich da voellig Kondom (abgesehen von den Zahnarzt-Kiddies, die auch nach dem 30. Take den einen Ton nicht sauber genug hinbekommen, aber natuerlich trotzdem eine perfekte Aufnahme wollen am Ende...).
Revolutionaer ist es aber doch, weil es erlaubt, Fremdmaterial zu veraendern. Jahrelang hat James Brown zugehoert wie seine Musik auf tausenden von Alben verhackstueckt wurde. Immer gut zu erkennen. Mit dieser Technik kannst Du ein Horn-Break nehmen, und umarrangieren. Es ist immer noch funky, aber der Beweis, dass Du es gestohlen hast, wird deutlich komlizierter. Ist ja nicht mehr weit bis Audio den Weg geht, den Foto und Video schon laengst genommen haben - ein Foto ist ja schon lange kein zuverlaessiges Beweismittel mehr, und wenn die zuseligen Ingenieure noch etwas weiterschrauben, dann koennen wir bald hoeren wie Kennedy sagte "Die spinnen, die Berliner"!

Viva la revolucion, weil passieren tut sie ja eh!
ullli

Re: (unglaublich) dieses neue musiktool wird die musikproduktion und die studiowelt verändern!

hi,

interessanter link, Danke.

Ob das ein Quantensprung war bzw. sein wird lässt sich natürlich wieder nur ex post beurteilen. Erstmal freue ich mich, dass die Entwicklung offensichtlich aus Deutschland kommt, denn wir können weder Öl noch Erdgas verscherbeln und leben von Erfindungen und Patenten, nur dass in der Praxis längst nicht jedes auch in ein kommerzielles Produkt umgesetzt wird.

Die Soundbeispiele waren nett und lyrisch, spannend fände ich die Frage, wie es um die Analyse und Verarbeitung eines Powerchords aus einem 1959er in der Sättigung bestellt ist.
Spassig wiederum fände ich Aufregung gerade in diesem Forum. Hier leben wir doch alle vom Graswachsenhören, Interäkschn Speaker-Amp, liebe Röhren gg. böse Äxe, Esche vs. Erle.
Celebrain wird Aussensaiters Musizierverhalten nicht ändern.

Meine bescheidene Prognose - das wird kein Teil, mit dem ein Chord gebraten und dann stundenlang variert, geclickt, gemacht wird - da haben wir die Spur doch 20x eingespielt in der Zeit.
Nee, nee - das wird musikalisches Tipp-Ex.

Und ein weiteres gutes Korrekturtool, wenn wir mal im Studio sind, wird uns nicht stören, sondern nur die Nerven und Geldbeutel aller Beteiligten schonen.

Bodenständige Grüsse, Michael

NP: Rivers of Babylon, Boney M.