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(Technik) ReAmping oder eine Begegung der dritten Art

Guten Tag,

ich bin ja mir meinem kleinen Hardrock-Cover-Orchester gerade dabei, ein paar Demoaufnahmen zu machen. Glücklicherweise genießen wir ja den Luxus, das im (kleinen) Studio meines Mitgitarristen durchführen zu können, sodass wir ein paar Freiheiten haben, Dinge auszuprobieren, die wir in einem angemieteten Studio aus Kostengründen sicher nicht möglich wären. Allerdings hat dieses „eigene“ Studio aber auch nicht nur Vorteile, da gerade diese Experimentiererei dazu führt, dass man sich verzettelt und nicht zum Ende kommt, aber das ist ein anderes Thema...

Wie dem auch sei, gestern abend haben mal ein wenig in Sachen ReAmping experimentiert. Das heißt, neben der normal aufgenommenen Gitarrenspur hatten wir bei den Aufnahmen ein DI-Signal der jeweiligen Gitarre aufgenommen, das nun quasi aus dem Rechner heraus wieder auf einen Amp geschickt wird, der dann natürlich auf wieder neu abgenommen werden kann. Auf dieses Art und Weise kann man sehr bequem verschiedene Sounds ausprobieren (oder Lautsprecher, wie wir gestern abend) und muss dann eine toll gespielte Aufnahme, deren Sound dann doch nicht so gut in den Mix passt, nicht verwerfen, sondern man nimmt die einfach mit einem anderen Sound noch einmal auf.

Genug der Vorrede.
Man kennt das ja, dass eine einzeln abgehörte Gitarrenspur oftmals ziemlich entblößend ist und etwas Befremdem beim Gitarristen hervorruft (mir geht das jedenfalls so). Noch eigentümlicher ist es aber, wenn man vor einem ziemlich weit aufgedrehten 50 Watt – Plexi + 4x12er Box steht und dieser Amp wie von Geisterhand genau so spielt, wie man das einige Wochen selbst auf´s Band genagelt hat. Ich musste mich da jedenfalls kurz dran gewöhnen. Wollte ich nur mal so erzählen...

Schönes Wochenende,
Andreas

P.S.: Nebenbei haben wir festgestellt, dass der oftmals geschmähte (den Eindruck habe ich jedenfalls) G12H30 Anniversary (75 Hz) auch für Aufnahmen ein toller Speaker ist und uns teilweise besser als Greenback gefallen hat :-)

Re: (Technik) ReAmping oder eine Begegung der dritten Art

Hi Andreas,

vielleicht auch noch eine Anmerkung bzw. ein kleiner Erfahrungsbericht von mir zu dem gleichen Thema.

Wir haben mit einer digitalen Workstation für ein Demo live zusammen ein paar Stücke eingespielt.
Den Baß, die Gitarre und die E-Drums direkt ins Gerät.
Die Gitarre hat dabei zwei Spuren spendiert bekommen: Eine ganz Clean zum späteren Re-Ampen (mit AC-30 und Tubescreamer) und eine effektbehaftete für's Einspielen.
Es wurden dafür die internen Gitarreneffekte benutzt also relativ viel Gain, und auch für meine Begriffe viel Delay. Einen richtig schönen Sound nach meinem Geschmack bekomme ich mit diesem Multieffekt überhaupt nicht hin.

Als es dann ans Reamping ging, hat's mich fast vom Stengel gehauen. Da habe ich dann an der cleanen Spur erst gemerkt, was ich für einen Sch.. zusammengespielt habe - alles sehr unsauber und vom Timing unter aller Kanone.

Jedenfalls werde ich auf diese Art und WEise nicht mehr reampen..

Gruß
Dan

Re: (Technik) ReAmping oder eine Begegung der dritten Art

Moin Dan,

Als es dann ans Reamping ging, hat's mich fast vom Stengel gehauen. Da habe ich
dann an der cleanen Spur erst gemerkt, was ich für einen Sch.. zusammengespielt habe
- alles sehr unsauber und vom Timing unter aller Kanone.


Sooo merkwürdig finde ich das gar nicht. Man stellt sich schliesslich beim Spielen auf den
Sound ein, den man am Amp bzw. "am Ohr" hat - wenn du mit voller Zerrkelle Legato
Sachen spielst, und es (gefühlt) läuft wie geschmiert, wird sich die cleane Version für's
Reamping erstmal schauderhaft anhören MÜSSEN, denn vieles von dem, was man mit
Zerre (und der damit einhergehenden Kompression) zu spielen in der Lage ist, würde man
mit einem cleanen Sound niemals hinbekommen. Und glücklicherweise sind Menschen keine
Machinen. Ich glaube nicht, dass ein Gitarrenpart wirklich ohne den entsprechenden Sound
existieren kann, und der Klang an sich dann im nachhinein austauschbar ist, wie ein paar Schuhe -
das ist vielleicht ne nette Spielerei, aber dabei geht doch jegliche "Magie des Moments" flöten
(sofern eine solche beim Einspielen vorhanden war ;-))

Grüße,

Andreas

Re: (Technik) ReAmping oder eine Begegung der dritten Art

Hallo Andreas,

danke für diesen Beitrag.

Ich habe mich immer gefragt, was reamping soll. Ja sogar, warum ich eine Gitarre ohne Effekte einspielen soll und diese hinterher im Cubase "editiere".....

Jetzt weiß ich, warum ichs nicht mache. !

Ja, auch ich, der ja oftmals kranke Sounds in den Jams verwende, spiele mit dem Sound an sich.

Liebe GRüße

Uli

Re: (Technik) ReAmping oder eine Begegung der dritten Art

Moin Uli,

Ja sogar, warum ich eine Gitarre ohne Effekte einspielen soll und diese hinterher im Cubase "editiere".....

Wenn die Aufnahme von (abgefahrenen) Effekten lebt, würde ich die Effekte gleich mit Aufnehmen.
Hall, Delay und ähnliches würde ich erst hinterher dazugeben. Ich spiele z.B. jedes Solo mit ordentlich
Reverb (auf dem Monitorweg) ein, weil ich den furztrockenen Sound, den das Mikro direkt vom Lautsprecher liefert,
erstmal nicht sooo inspirierend finde. Den endgültigen "Raumanteil" regle ich dann am Schluss nach,
das ist dann in der Regel sehr viel weniger, als ich beim Einspielen drauf hatte... Dann kann man
einfach etwas sparsamer Dosieren, ohne dass es am Ende zu schwurbelig wird.

Grüße,

Andreas

Re: (Technik) ReAmping oder eine Begegung der dritten Art

Hi Uli,

: Ich habe mich immer gefragt, was reamping soll.

stell dir vor, dir gelingt ein Hammertake, dessen Sound aber totale Grütze (oder zumindest noch optimierbar) ist. Das kann ja z. B. beim Einspielen von Pilotgitarren, bei denen man erstmal mehr Wert auf z. B.l den Drumsound gelegt hat, der Fall sein. Wenn du dann eine DI-Spur hast, die du nach Belieben im Sound gestalten kannst, bist du fein raus und ärgerst dich nicht, dass der "magische Moment" ins Nirvana geschickt wird, weil halt der Sound irgendwie nicht zum Rest der Aufnahme passt.

Ansonsten gebe ich dir Recht, natürlich beeinflusst der Sound die Spielweise und wenn ein Stück von bestimmten Sounds lebt, würde ich auch erstmal so einspielen.

Gruß,
Andreas


Re: (Technik) ReAmping oder eine Begegung der dritten Art

Ich glaube nicht, dass ein Gitarrenpart wirklich ohne den entsprechenden Sound
: existieren kann, und der Klang an sich dann im nachhinein austauschbar ist, wie ein paar Schuhe -
: das ist vielleicht ne nette Spielerei, aber dabei geht doch jegliche "Magie des Moments" flöten

Hach, danke, das Du das schreibst. Ich sollte gestern 2 Pedal-Steel- Tracks einspielen und bin da sowas von dran gescheitert. Fast hätte ich es auf mein nicht vorhandenes spielerisches Können geschoben, aber bei rechtem Lich betrachtet hast Du natürlich recht, denn meine Gitarre klang absolut furchtbar - ohne Hall und Kompression... WIE SOLL EIN VERNÜNFTIGER MENSCH DA DENN und so weiter...

Bestes,
MAddin

Re: (Technik) ReAmping oder eine Begegung der dritten Art

Hi Andreas,

: Sooo merkwürdig finde ich das gar nicht. Man stellt sich schliesslich beim Spielen auf den Sound ein, den man am Amp bzw. "am Ohr" hat

ja, tut man. Ich finde das ein sehr interessantes Thema. Geht imho auch ein Bißchen in richtung Authenzität. Das hatten wir auch mal: kann man mit einer Variax einen authentischen Paula- oder Strat-Ton spielen, wenn man doch ein ganz anderes Spielgefühl dabei hat?

: wenn du mit voller Zerrkelle Legato Sachen spielst, und es (gefühlt) läuft wie geschmiert, wird sich die cleane Version für's Reamping erstmal schauderhaft anhören MÜSSEN, denn vieles von dem, was man mit Zerre (und der damit einhergehenden Kompression) zu spielen in der Lage ist, würde man mit einem cleanen Sound niemals hinbekommen.

Und umgekehr genauso. Wenn ich was clean einspiele, dann muß ich zB viel weniger auf leer mitschwingende Saiten etc. achten, und diese Art von Unsauberkeiten hören sich dann furchtbar an, wenn HiGain ins Spiel kommt.

In die vertikale Richtung "Wenig Gain" <-> "Viel Gain" ist deshalb ReAmping imho höchstens für "interessante künsterische Effekte" zu gebrauchen. Aber horizontal im Sinne von "etwa im gleichen Gain-Bereich, aber anderer Sound und eventuell andere Effekte" hat ReApming durchaus seine Berechtigung, finde ich.

Keep rockin'
Friedlieb

Bitte respektiert das Urheberrecht! (war: (Technik) ReAmping oder eine Begegung der dritten Art)

Hallo allerseits,

: : Stollentroll-Wochen

das Bildchen mußte ich rausnehmen. Bitte nicht falsch verstehen. Ich bin ein großer Fan von Walter Moers und grundsätzlich für die Verbreitung seiner Werke. Andererseits haben die Aussensaiter nicht das Recht an der Verbreitung, und deshalb stellt ein hier eingefügtes Bildchen die Verletzung des Urheberrechts dar. Und wenn ich das sehe, muß ich tätig werden.

Daß die Lage allen YouTubes zum Trotz nach wie vor Ernst ist, kann jeder selbst rausfinden: einfach mal die Lieblings-Suchmaschine nach "Walter Moers Abmahnung Eichborn" befragen. Dann stellt man fest, daß der Eichborn Verlag (in dem die Werke von Walter Moers erscheinen) solche Sachen abmahnt.

Keep rockin'
Friedlieb