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Welche Holzart für E-Gitarre?

Hallo,

ich plane eine E-Gitarre selber zu bauen. Ich habe schon einige Erfahrung mit Tischlerarbeiten und auch Zugriff auf eine gut ausgestattete Werkstatt.

Ich suche allerdings noch Tips bzgl. der Holzwahl. Was ist der Grund, warum Gitarren praktisch immer aus Mahagoni, Ahorn oder Esche sind?
Was spricht z.B. gegen Kirsche (ich kann sehr günstig an lange abgelagertes Kirschholz kommen).

Schöne Grüße,
Stefan

Re: Welche Holzart für E-Gitarre?

Hi,
die von Dir genannten Arten haben sich halt etabliert, weil der konservative Musiker eben einen bestimmten Klang erwartet.
Aber inzwischen haben sich ja auch Pappel oder besonders Linde für Heavystrats oder auch Exoten wie Koa durchaus bewährt.
Elsbeere, Korina, Wenge,Aghatis.... es wird eine Menge Zeug verarbeitet.
Gegen Kirsche spricht an sich nichts.
Der Klang soll, so im Internet zu finden, dem von Ahorn recht ähnlich sein.
Hier noch ein interessanter Link.

http://www.woodland-gmbh.de/woodland.html

Grüße
MIKE


Re: Welche Holzart für E-Gitarre?

Hi Stefan,

Was ist der Grund, warum Gitarren praktisch immer aus Mahagoni, Ahorn oder Esche sind?

Der Grund ist: Weil es so ist.

Buche z.B. könnte man auch nehmen, aber es hat so "ungewohnte" Schwingeigenschaften, daß man es schnell als schlecht einstuft. Angeblich klingt Buche tot. Es ist nunmla so, daß ungewohnt klingende Hölzer schnell als "schlecht" eingestuft werden (Was der Bauer nicht kennt...), da muss es schon reichlich exklusiv sein (z.B. Bambus) um überhaupt eine Chance zu haben.

Ich habe mir eine Gitarre aus Kirsche gebaut. Kirsche ist ein wunderschönes Holz, finde ich. Aber Kirsche ist pain-in-the-ass wenn's um die Verarbeitung geht, denn da splittern oft einfach so einzelne Stückchen raus. Beim Hobeln z.B.: Einfach *plonk* und wieder ist ein Stück ruiniert.

Ansonsten: Kirsche ist sehr hartund klingt in meinen Ohren sehr... höhenlastig, aber alles unter sehr großem Vorbehalt, die Klampfe die ich mir da gebaut habe ist nämlich unter aller Sau verarbeitet.

Grüße,
Felix

Re: Welche Holzart für E-Gitarre?

Mojn Stefan,

: ich plane eine E-Gitarre selber zu bauen. Ich habe schon einige Erfahrung mit Tischlerarbeiten und auch Zugriff auf eine gut ausgestattete Werkstatt.
:
: Ich suche allerdings noch Tips bzgl. der Holzwahl. Was ist der Grund, warum Gitarren praktisch immer aus Mahagoni, Ahorn oder Esche sind?

Such mal ein wenig im Archiv, das Thema hatten wir schon öfters.

: Was spricht z.B. gegen Kirsche (ich kann sehr günstig an lange abgelagertes Kirschholz kommen).

IMHO gar nichts. Gerade Kirsche, Apfel, Birne, Kastanie oder Walnuss sind dicht gewachsene, relativ harte Hölzer. Es dürfte möglicher Weise ein Problem sein, Stücke mit regelmäßigem Wuchs zu finden, die groß genug sind. Die Gitarrenbaubibel von Franz Kahnel empfiehlt sie jedenfalls alle. Ein deutscher Hersteller - ich glaube es war Blazer und Reinhard in Tübingen - hat vor ein paar Jahren eine akustische Gitarre namens "Earth" nur aus einheimischen Hölzern gebaut. Wollten die Kunden aber nicht kaufen.

Viel Spaß, Mathias

Re: Welche Holzart für E-Gitarre?

Moinsens Stefan -

viel Spaß beim basteln. Ich halte es ja mit dem Motto: "Erlaubt ist was gefällt". Eine meiner beiden momentanen Lieblinge besteht aus Schlafzimmerschrankrückwand (von Danelectro liebevoll Masonite genannt). Die Auswahl des Holzes ist nur einer von vielen Faktoren die nachher zum Klang deines Instruments beitragen. Und selbst auf Sperrholz lässt sich trefflich jazzen (Gibson baut zB eine der erfolgreichsten Jazzketarren mehr oder weniger aus Sperrholz und verdient sich dabei sogar noch ne güldene Nase *g*).

slide on ...
bO²gie

NW: Eagles | Hell freezes over

...wo Herr Walsh u.a. auch mal einen Schrankwandrückseitengitarremitextralangemhals spielt...

2 Zusatzfragen

Nach den durchaus ermunternden Statements hier noch eine Zusatzfrage.
Die Kirschbrette die ich habe sind leider nicht ausreichend dick, daher hätte ich zwei Bretter übereinander geleimt.

Alternativ dazu könnte ich auch den Body aus Kirsche und eine etwas dickere Decke z.B. aus Muschelahorn oder ähnlichem nehmen.

1. Was für einen Einfluss haben solche Decken auf den Klang (klingt es dann eher Nach Ahorn als nach Kirsche)

2. Haltet ihr das für ein "Sakrilek" bei einem Holz das ansich auch schon eine hübsche Maserung hat, wie Kirsche?

3. Habt ihr Erfahrung mit vorgefertigten Hälsen wie es sie z.B. von Rockinger oder auch Musik-Produktiv schon recht günstig zu kaufen gibt?

Danke nochmal :-)
Wirklich tolles dynamisches (schnelle freundliche Antworten) Forum hier!

Re: 2 Zusatzfragen

Moin Stefan -

: 1. Was für einen Einfluss haben solche Decken auf den Klang (klingt es dann eher Nach Ahorn als nach Kirsche)

hmmm... um es mal etwas flapsig zu beantworten (no pun intended): selbst wenn Onkel Gitarrenbauer jetzt sagen würde: "Klingt voll mehr nach Muschelahorn mit einem Tick in Waldmeister", wäre dir nicht besonders geholfen. Holz allein ist eben nur einer von vielen Faktoren, die nachher den Klang deines Instrumentes beeinflußen. Und so wie es Mahagony Gitarren gibt die "spritzig frisch" klingen, so gibt es auch Mahagony Gitarren die "muffig jazzig" klingen. Erlaub dir mal den Spaß und teste mal eine Reihe Les Pauls durch.

: 2. Haltet ihr das für ein "Sakrilek" bei einem Holz das ansich auch schon eine hübsche Maserung hat, wie Kirsche?

Sakrilege sind was für Päpste und Graswachsenhörer.

: 3. Habt ihr Erfahrung mit vorgefertigten Hälsen wie es sie z.B. von Rockinger oder auch Musik-Produktiv schon recht günstig zu kaufen gibt?

Ich hab keine Ahnung was Musik Produktiv an Einzelhälsen anbietet, aber mit Onkel Rockinger hab ich bisher gute Erfahrung gemacht. Ich hab 4-5 Rockingerhälse in den letzten Jahren verbaut und keiner davon war eine Gurke. Eine meiner Gitarren, die ich noch spiele, ist ein alter Rockinger Les Paul Special Bausatz mit einem 7ender-Mensur Hals. Spiel ich gern drauf.

Viel Spaß beim basteln...
bO²gie

NP: Johnny Cash & Joe Strummer | Redemption Song

Re: Welche Holzart für E-Gitarre?

Moin zusammen!

Buche z.B. könnte man auch nehmen, aber es hat so "ungewohnte" Schwingeigenschaften, daß man es schnell als schlecht einstuft. Angeblich klingt Buche tot.

Ich hab mal 'nen Zupfinstrumentenmachermeister (vulg. "Gitarrenbauer") (Walter Kraushaar) wegen einheimischen Hölzern (Buche, Eiche...) befragt, und wenn ich die Antworten noch richtig im Kopf habe, war das ungefähr so:

- Buche ist garnicht sooo abwegig; Musima z.B. hat früher mal Instrumente aus dem Holz gefertigt. Allerdings hat Buche die unangenehme Eigenschaft, dass das Holz relativ stark arbeitet, d.h. das Instrument kann im Nachhinein unschöne Risse bekommen

- Eiche ist nicht nur zu schwer, sondern auch so gerbstoffhaltig, dass die Hardware ziemlich angegriffen wird

Dieses "Wissen" ist allerdings ohne Anspruch auf Korrektheit, ich hatte schon 2-3 Flaschen intus, als wir dieses Gespräch führten :)

Re: Welche Holzart für E-Gitarre?

"Die Holzart ist egal. Klingen wird sie so wie du sie spielst..."
: Gruß Tom


Was ich doch sehr für ein Gerücht halte.
Letztlich klinge ich natürlich immer nur nach mir, aber der Sound, das Attack und nicht zuletzt das Sustain ändern sich doch erheblich wenn ich zwischen Esche/Ahornhals und Erle/Rosewoodhals Strat wechsel oder gar meine Paulas zur Hand nehme.
Wäre ja auch schade wenn alles gleich klänge und sich die Unterschiede bei Gitarren nur auf die Optik beschränken würden.

Re: Welche Holzart für E-Gitarre?

hi felix,

: Buche z.B. könnte man auch nehmen, aber es hat so "ungewohnte" Schwingeigenschaften, daß man es schnell als schlecht einstuft. Angeblich klingt Buche tot.

du kennst doch meine honigdeckenpaula. an der habe ich so einen buchenhals von musima wie banger ihn beschrieb, verbaut. und das teil ist alles andere als tot. (vielleicht gehört's ja auch zu den untoten zombies oder so... ;-) ) jedenfalls spiel ich die honigpaula lieber und öfter als das rote original mit den gelben seifenschachteln...

gruß falk

p.s.: werd mal nachher das piping montieren.

Re: Welche Holzart für E-Gitarre?

: Ahorn klingt ja auch nicht schlecht ;-)
: Kirsche ist allerdings sehr viel schwerer als Ahorn IMHO, ich werde wohl den umgkehrten Weg wählen, Kirschbody mit Muschelahorndecke.

Nur harte Holzarten zu verwenden ergibt vermutlich eine Gitarre mit viel Obertönen und langem Sustain aber ohne kräftige Mitten. Wenn man auf Hifi Sound steht ok ansonsten würde ich mir das nochmal überlegen (Gibson macht das nicht umsonst so imho)
Ueber das kombinieren von Holz hat Michael Tobias einen uten Bericht geschrieben kann man aus seiner Homepage auf English anschauen (allerdings für den Bass) Der Artikel heisst Quest for tone

: Ich probiere aber erstmal mein Handwerkliches geschick an einem "billigen" Ahornbody :-)

Das allerdings ist eine gute Idee wenngleich ich dazu eher Presspan nehmen würde.
Schönen Ton noch.