Re: (Philosophie) Der Sound kommt aus den Fingern


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Beitrag von Oly vom Januar 12. 2005 um 12:54:58:

Als Antwort zu: (Philosophie) Der Sound kommt aus den Fingern geschrieben von Matthias am Januar 11. 2005 um 20:11:34:

Im Rahmen der Nostalgiepostings (88888, Kaffee-POD :-)) sag' ich jetzt mal "Hi Ernie" :-)))

Ich denke mal, dass ein großer Knackpunkt die Frage "was versteht der einzelne unter SOUND?" ist.

Klang? Stil? Eigenheiten? Riffs? Licks? Attidude? Melodielinien? Tonmaterial? Effekteeinsatz? Alles zusammen?

Würde Brian May wie Brian May "sounden", wenn seine Finger 3mm dicker und 2mm kürzer wären? Ich behaupte mal - ja. Ich definiere den Spruch "Sound kommt aus den Fingern" für mich persönlich eher als das, was aus der Érfahrung, dem Erlernten, dem Gefühl, der Stimmung bewußt oder unbewußt vom Kopf in den Fingern ankommt - und dann hat "Sound" nichts mehr mit den marginalen Unterschieden der Hautbeschaffenheit zu tun. Dass sich ein Gitarrist mit fetten Saiten und hartem Anschlag anders "anhört" als einer mit 13er Mädchensaiten und superdünnem 4mm Pick :-)) - klar. Aber ist das schon der "Sound"?

Den Unterschied zweier Gitarristen auf das Vibrato und den Anschlag zu begrenzen ist IMHO viel zu wenig - entscheidender wird es schon, wenn man guckt (hört), WANN und WO das Vibrato eingesetzt wird, WANN und WO der Anschlag heftiger oder weicher ist. Wenn es anders wäre, könnte man ja anhand eines einzigen Tones den Gitarristen erkennen :-))

Ketzerisch betrachtet entsteht doch der "unverkennbare" Sound dadurch, daß immer das gleiche gespielt wird. Damit meine ich natürlich nicht immer das gleiche Solo, sondern die "Eigenheiten" eines jeden Gitarristen: sei es die immer wieder gleiche Tonauswahl, Einsatz der gleichen Stilmittel (z.B. Knopflers Bendings mit Double-Stops) usw.
Hätte Clapton dickere Finger würde sein Vibrato vom Ton vielleicht etwas anders klingen - aber das Tempo und die Stellen, an denen er es einsetzt wären immer wieder die gleichen - immer noch Clapton. Steve Morse - sicherlich einer der variabelsten - aber fast immer u.a. an seinen chromatischen Runs zu erkennen.

Klar - man könnte jetzt sagen, daß es dann leicht wäre, andere Gitarristen zu kopieren - nö - isses natürlich nicht :-))) Der Stil setzt sich ja aus vielen Einzelfaktoren zusammen - der winzige Moment zwischen Anschlag und Bending, die Gewohnheit, das Vibrato beim Up zu beenden, das leichte vor oder hinter dem Beat spielen usw. usf.

Wir hatten ja schon oft genug diesen Spruch: "Gib Clapton die Gitarre und den Amp von EvH, dann wird er trotzdem nach EC klingen" - und wahrscheinlich sogar dann, wenn er ein Eddie-Solo nachspielen würde. Aber ich denke, daß das nichts mit seiner Hautbeschaffenheit, Dicke der Finger o.ä. zu tun hat.

So - und bevor ich mich jetzt ganz verstricke, hör' ich lieber mal auf :-)))

Gruß

Oly




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