Re: (Schafscheiße) Wer Schafscheiße in die Hand nimmt ...
[ verfasste Antworten ] [ Thread-Anfang ] [ Aussensaiter-Forum ]
Beitrag von Oly vom Mai 16. 2003 um 12:36:14:
Als Antwort zu: Re: (Schafscheiße) Wer Schafscheiße in die Hand nimmt ... geschrieben von Matthias am Mai 15. 2003 um 21:04:22:
Hi Matthias,
: Und außerdem klingt es ja unglaublich wichtig, wenn man das an der Theke der Musikerkneipe - und sei es eine virtuelle - mal so fallenlässt, in welchem Mode man gerne soliert.
Schtimmt - aaaaber :-)))
Logisch taugen diese schön klingenden Wörter und Sätze wie "subalterierte None über'n Quartsextakkord issen starker Kontrast zum Tritonus" herrlich zum Angeben (was ja auch oft genug gemacht wird) - nichtsdestotrotz haben diese Benennungen auch ihre praktischen Vorteile fernab vom Theorie kontra Feeling Streitpunkt.
Erstmal geht es ums KENNEN:
Sicher - ich (als nicht Italienisch sprechen könnender Mensch) kann mich mit einem nicht deutsch sprechenden Italiener mit Händen und Füßen unterhalten - ist halt komplizierter und dauert länger. Ähnlich sehe ich es mit den theoretischen Ausdrücken in der Musik. Wenn ich zum Beispiel unserem Keyboarder sage: "Laß uns mal die Melodie zweistimmig spielen, übernimm du die Terz" - dann weiß er was gemeint ist und kann es sofort mitspielen. Oder ich sag unserem Bassisten, daß es an der Stelle xy von C-Dur auf C-Moll wechselt - dann weiß er, daß er statt dem E ein Eb spielen sollte :-))
Mir persönlich geht es auch so, daß ich mir etwas viel leichter verinnerlichen kann, wenn ich das, was ich höre, auch benennen kann - also das Wiedererkennen von Mustern. Seit ich weiß, daß dieser eine (mehr oder weniger schräge)Akkord, der in die Grundtonart zurückleitet, Dominantseptakkord heißt und der andere (mehr oder weniger schräge)Akkord, der in die Grundtonart zurückleitet "vermindert" heißt, weiß ich schon beim hören, ob es die "Dom7" oder der "Diminished" ist. Seit ich die Stufenakkorde kenne, höre ich 90% aller Lieder zehnmal so schnell raus (ich rede jetzt nicht von hochkomplizierten Jazzstücken oder Prog-Rock). "Hey Joe" in 'ner anderen Tonart? Überhaupt kein Problem, wenn man den Quintenzirkel kennt.
Was issen mit Dur und Moll? Da beschwert sich keiner - ist auch äußerst hilfreich, wenn einer einem bei der Session die Tonart und das Tongeschlecht zuruft. Ist das kein theoretisches Wissen? Sind das etwa keine Modes?
Auch der Rhythmusgitarrist (oder besser gesagt, die Akkordbegleitung) kann von 'nem bißchen Theoriekram profitieren. Da kommt z.B. der Sänger an, hat 'ne neue Melodie und jetzt geht's drum, die Akkorde dafür zu finden. Klar, geht auch über Trial and Error - aber einfacher und schneller geht's mit 'nem bißchen theoretischem Wissen.
Sagen wir mal das Lied fängt an mit den Tönen: (fängt auf der zwei an, alles achtel): a h c d e f# (ganzer Ton): d. So - die ganze Sache sieht aus wie A-Lydisch - schon kann ich demzufolge davon ausgehen, daß (wenn keine aufregenden Wendungen passieren) folgende Akkorde drin vorkommen könnten: Am, Hm, C, D, Em, F#dim, G - d.h., von den 24 Möglichkeiten im Trial und Error Verfahren (ich geh jetzt mal nur von Dur und Moll ohne Erweiterungen aus,) hab ich mich schon auf 8 heruntergearbeitet. Wenn ich mir dann noch die Töne auf den "schweren" Taktzeiten oder länger angehaltene Töne ansehe, kann ich in den meisten Fällen davon ausgehen, daß dieser Ton im zu findenden Akkord beinhaltet ist. In unserem Fall isses der Ton d - bleiben mir aus den 8 Akkordmöglichkeiten D, Hm und G übrig, usw, usf.
Die Töne oben sind übrigens der Anfang von Samba Pa Ti und ich behaupte mal, daß ich (als einer mit einem eher schlechten Gehör) die Akkordfolge innerhalb von 5 Minuten heraushöre.
Ich sehe in der Musiktheorie in erster Linie das Praktikable (deshalb beschränken sich meine theoretischen Kenntnisse auch nur auf das, was ich brauche, was es mir einfacher macht), und ich behaupte mal, daß ich trotz dieser Kenntnisse KEIN theoretischer Gitarrist bin.
Sicher - es geht auch vollkommen ohne Theorie - aber ich bin ganz froh, dass ich 'n bißchen Plan hab.
Gruß
Oly
verfasste Antworten:
Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.
|