(Gitarre) Bastardocaster - No more Mister Nice Strat
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Beitrag von bO²gie vom Mai 29. 2002 um 04:18:02:
Aloha -
letztens hatte ich's ja schon kurz beschrieben: Meine alte JV Squier Strat kam unter den Hammer (das aber auch nur um halbwegs passgenau einen Esche Holzblock in die Vibrato Fräsung zu hauen). Jetzt "ziert" eine 3-Reiter Tele Brücke das quietschorange Baby. Kommentar von Heinz R.: "Die StratoTeleCaster ist ein Verbrechen. Aber wenn es klingt ..."
Nach den ersten 3 Gigs mit der Bastardocaster war ich schlicht begeistert. Zwar ist eine Tele Bridge auf einem Stratbody einfach arschhäßlich aber das diese Gitarre tontechnisch noch so gewinnen konnte hat mich mehr als überrascht. Seit langen Jahren ist mein Fiesta Red Baby ja schon treue Begleiterin durch alle möglichen Bands, Musikrichtungen und Bühnen. Ich kenne ihre Macken in- und auswendig, weiß wo welcher Ton umkippt, wo sie singt und wo sie sich sträubt. Einziger echter Schwachpunkt: der Bridgetonabnehmer (so dachte ich jedenfalls). Vom Standard Single Coil, über Humbucker und P-90 bis zur obskuren Kombination aus Lipstick und Bill Lawrence Singleblade HB war schon so ziemlich alles in dieser Gitarre. Selbst der Joe Barden Tele Tonabnehmer "wohnte" schon in dieser Gitarre. Sehr angetan war ich vom P-90, der sich aber nicht recht mit dem mittleren Single Coil anfreunden wollte, als auch von der Obskurkombi Lipstick/Lawrence. Hier hatte die Gitarre schon fast Telecharakteristik in der Bridgeposition. Der Barden Tele PU klang auch schon verlockend, aber insgesamt blieb immer ein Wermutstropfen. Irgendetwas fehlte immer. Auch das Festsetzen des Vibratoblocks schaffte nicht das gewünschte Ergebnis. Dann kam auch noch meine spermaweiße MIM'50 Tele und die Strat drohte zum Dustcollector zu werden. Bis auf ein, zwei Gigs und einen Studioaufenthalt blieb das Baby fast unbeachtet im Gigbag...
Vor ein paar Wochen kam dann die Idee. Telebrücke drauf und schauen/hören ob das die Lösung ist. Wenn's nicht gefallen hätte, hät ich den Holzblock wieder rausfräsen lassen können und hätte weiter gesucht. Etwas Bedenken hatte ich wegen der genialen Hals PU Sound. Wieviel Ton macht die Vintagereiter Vibrato Trem Brücke? Komischerweise liebe ich bei meiner Strat den Hals PU heiß und innig, im Gegensatz zu meinen Teles wo mich der Hals PU stört (btw: Päckchen nach Gummersbach und Leeds sollten morgen oder übermorgen endlich rausgehen). Um das Risiko des Mißfallens zu minimieren kam mir die Idee die Federkammer zu erhalten. Die drei Federn hängen an einem Alublechhalter an dem Escheblock.
Das Ergebnis? Arschhäßlich aber brachial genial. Zuerstmal mehr Sustain und mehr Bauch im Ton. Durch die 3 Messingreiter hat die Gitarre etwas an Schärfe verloren. Das Attack ist etwas sanfter, der Ton springt einen nicht mehr so brutal an, dafür hat's jetzt einfach mehr "Haare am Sack" (Kommentar einer unbekannt bleiben wollenden Südländerin). Trotzdem wirkt die Gitarre nicht träge oder "les paulig". Der perkussive Charakter den viele Mapleneck Strats und Teles haben blieb voll erhalten. Insgesamt klingt die Strat jetzt ausgeglichener. Lag ihre Stärke bisher auf der A, D und h Saite, wärend E, G und e in manchen Lagen leicht schwächelten, ist jetzt kaum noch ein Lage oder Saite als "problematisch" ins Ohr gefallen. Und dann der Barden Tele PU.... in der Strat war er ja schon einmal, in meiner MIM'50 Tele auch. Eigentlich habe ich ihn wieder in die Strat gebaut weil ich keinen anderen Telebridge PU greifbar hatte. Er gefiel mir ja in der Tele, wollte aber da nur unter Schmerzen eine Ehe mit dem DeArmond 2K eingehen, den ich längere Zeit in der Halsposition hatte. Ohne Hals PU war mir der Barden PU aber zu "heftig". Ihm fehlt einfach ein wenig die knarzige Luftigkeit. Zurück in der Strat, jetzt mit Telebridge, blüht der Barden plötzlich auf. Mittels des zweiten Tonreglers hab' ich den Barden splittbar gemacht. Als Humbucker tönt der PU fast schon mehr nach P-90 als nach Tele. Humbucker mit dem mittleren Singlecoil verträgt sich auch blendend. Weit besser als der Gibson P-90 der an gleicher Stelle mal in der Strat war. Schlicht und ergreifend begeisternd. Ungewollt hab' ich so meinen geliebten P-90 Ton (und das absolut brummfrei, so brummfrei das man sich schon fast schämen muß) wieder. Gesplittet klingt der Barden deutlich voluminöser als vorher gesplittet in der MIM Tele. Dort war der Unterschied zwischen Split und Nichtsplit einfach zu deutlich. Vielleicht liegt es ja an den Messingreitern, aber der gesplittete Ton ist voll Bühnentauglich. Für dengelige Rhytmusgeschichten superklasse. Und auch um beim Solo mit etwas gebremsten Gas zu agieren um dann langsam die zweite Spule einzufaden um den Ton langsamer kippen zu lassen... Ausserdem geht der gesplittete Barden auch klasse mit dem mittleren Singlecoil zusammen. Ob gesplittet oder nicht, die Zwischenposition klingt nie zu aufdringlich nach Knopf Makler.
Aber nicht nur die Bridgeposition hat gewonnen. Auch Hals- und mittlerer PU haben von der Telebrücke profitiert. Der Hals PU hat an Bauch gewonnen (ich hab' sogar leicht Bass Anteil noch am Amp weggeregelt) und der mittlere PU hat an Biss gewonnen. Ich hab' den mittleren PU schon oft für Soli benutzt die nicht zu SRV-blubbrig klingen sollten, aber auch nicht so scharf wie über den Bridge PU. Erstaunlicherweise hat der Mittel PU scheinbar an Höhen gewonnen (wärend Hals und Bridge eher wärmer klingen als zuvor). Jetzt bringt der mittlere PU allein einfach noch mehr Spaß.
Alles in allem, nach dem Palmpedal Bigsby auf meiner MIM'50 Tele ist die Telebridge auf der Strat (inkl. dem Barden PU) für mich die Entdeckung der letzten Jahre. Eine Strat mit Wibbelbügel und ohne Telebridge kommt mir jedenfalls nicht mehr so schnell ins Haus. Und als Staubfänger hat die Bastardocaster nun auch ausgedient.
slide on ... bO²gie
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