Musikläden des Grauens
[ verfasste Antworten ] [ Aussensaiter-Forum ]
Beitrag von Matthias vom August 09. 2001 um 17:55:53:
Liebe Gemeinde!
Ein Musikgeschäft der besonderen Art ist der "Musikbrunnen" oder auch "Emma Böhmeke" in Hannovers Innenstadt. Jeder, der die niedersächsische Hauptstadt besucht, sollte in diesem Laden gewesen sein, es ist sonst einfach nicht zu glauben.
Bereits beim Reinkommen wird man abgefangen und argwöhnisch befragt, was man denn möchte. Mein letzter Kauf war der eines Satzes E-Gitarrensaiten, da ich keine andere Möglichkeit hatte, an Drähte zu kommen. Ich fragte also nach e-Gitarrensaiten, ungeschliffene und möglichst dick. Antwort: 009er seien typisch für die normale E-Gitarre. Nach energischem Nachfragen durfte ich dann endlich einen Satz 011er erwerben...
Dieser Laden hat aber eine immense Auswahl an fast-schon-Vintage-Gitarren. Das liegt einfach daran, dass die offensichtlich wenig Rock´n Roll-Instrumente verkaufen. Wer also Instrumente aus den ausgehenden 70ern oder Anfang der 80er sucht, kann hier was finden. Okay, antesten ist schwierig, wenn gleichzeitig so ein Alleinunterhalter alle Funktionen einer Orgel austestet. Auch die durchgerosteten Saiten geben nicht so den wahren Eindruck. Dafür gibt es aber auch fast-schon-Vintage-Effektgeräte von Zoom, Alesis etc aus deren Kindertagen! Originalverpackt! Zu Originalpreisen! Überhaupt die Preise: Listenpreis plus Märchensteuer glatt nach oben aufgerundet. Aua.
Dafür gibt es eine beeindruckende Auswahl an Konzertgitarren. Etwa zwei Wochen im Jahr bin ich der Ansicht, so etwas zu brauchen und einmal habe ich mich auch da umgesehen. Nachdem der Verkäufer gesehen hatte, dass ich ein wenig spielen kann (erst wollte er mir die Gitarren nur vorspielen!!), durfte (!!) ich in einen Extra-Raum mit den hochwertigen Instrumenten. Als Obergrenze hatte ich erst einmal DM 3.000,00 angegeben und war übrigens auch gewillt, das zu bezahlen (schwerer G.A.S.-Anfall).
Als erstes musste ich energisch auf die Übergabe einer Stimmgabel bestehen. Schließlich hatte ich keine Lust, Gitarren zu testen, die einen Halbton zu niedrig gestimmt waren. Das fand der Verkäufer zwar überflüssig, er brachte dann aber doch eine. Tatsächlich konnte ich mich mehr oder weniger ungestört durchtesten und fand ein wunderbares Instrument!
Optik schön, Hals gut geformt und Ton, Ton, Ton. Naja, bei zweieinhalb Kilomark kann man ja auch was verlangen. Beim weiteren Durchsehen entdeckte ich einen Riß im Boden. Außerdem schnarrte etwas in der Gitarre beim C# auf der A-Saite. Wie das nun mal so ist, war ich ein wenig verliebt und schon enttäuscht. Eine andere wollte ich nicht und die beschädigte Klampfe auch nicht. Der Verkäufer war allerdings einmalig. Argument 1: "Ich höre kein Schnarren" Argument 2: "Es gibt bestimmt Saiten, bei denen das da nicht schnarren würde." Argument 3: "Ist doch nur bei einem Ton." Argument 4: "Hundert Mark würde ich auch runterlassen." Ich verließ fluchtartig den Laden.
Ja, das muss man erlebt haben.
Gruß
Matthias
verfasste Antworten:
Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.
|