Re: (Amps) Röhre
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Beitrag von winni vom Juni 25. 2001 um 14:35:36:
Als Antwort zu: Re: (Amps) Röhre geschrieben von The stooge am Juni 25. 2001 um 09:56:55:
: Hi Chicago, : : Nur ein paar kurze Ergänzungen zu Friedlieb, : : 1. Röhren arbeiten mit hohen Arbeitsspannungen, 300-800 Volt, das bedeutet, sie haben ein höhere Auflösung in der Klangabbildung und eine höhere Dynamik. Was soll denn "Auflösung in der Klangabbildung" sein? und warum sollten sie wegen der hohen Betriebsspannung eine höhere Dynamik haben? Tatsache ist, daß die Röhren mit hohen Spannungen betrieben werden, weil man sonst nicht die erwünschten hohen Leistungen erzielen kann. Leistung ist nämlich Spannung mal Strom und hohe Ströme mit Röhren bereitzustellen ist prinzipbedingt verdammt schwierig. Weil Röhren mit kleinen Steuerspannungen Ströme auch bei hohen Spannungen steuern können betreibt man diese im allgemeinen bei hoher Spannung und kleinem Strom (30W pro Röhre bedeuten ungefähr 0,5A bei 600V). Wird der Strom in einer Röhre zu groß, heizen sich die Gitter genennten Metallteile im inneren zu sehr auf und schmelzen oder verdampfen -> die Röhre geht kaputt. Daher muß man mit dem Übel (daß klanglich von Vorteil sein kann) leben, daß mann die hohen Spannungen bei niedrigen Strömen mit teuren Übertrager genennten Trafos in Niedrige Spannungen bei hohen Strömen umwandeln muß. Diese Übertrager haben jedoch auch Filtereigenschaften und sind daher für den Klang von fast ebensogroßer Bedeutung, wie die Röhren.
: 2. Wie von Friedlieb beschrieben, beschneiden Röhren die Dynamik des Signals anders und stellen dadurch den Mittenbereich deutlicher heraus, der Klang wird 'wärmer'; eine Effekt den Du bei Omas (in Deinem Fall wohl Uromas) Röhenradio schon feststellen kannst.
Die Übertrager übertragen nämlich besonders gut die Mittenfrequenz für die sie ausgelegt sind und beschneiden Tiefbässe und Höhen.... Außerdem hat Omas Röhrenradio einen Weichgeschwungenen Breitbandlautsprecher (tüpischerweise ovaler Bauart), der sich wesentlich mehr auf den Klang auswirkt, als die Verwendung der Röhrentechnik.
: 3. Röhrenschaltungen sind absolut primitiv, d.h. das Signal wird nicht durch viele Bauteile manipuliert (die elektronische Kanalumschaltung im Fender HotRod ist wesentlich aufwändiger als der ganze Rest); umgekehrt bedarf es aufwändiger Schaltungen, um mit Halbleitern den Effekt einer Röhrenschaltung zu simulieren.
Daher tendieren Transistorinstrumentenverstärker zu höherfrequentem lästigerem Rauschen (was bei guter Schaltungsauslegng nicht sein muß)....
: 4. Die Endröhren sind durch eine galvanischen Wandler, den Ausgangstrafo, an die Lautsprecher angeschlossen, der selber wieder zur spezifischen Kompression des Signals v.a. im übersteuerten Bereich beiträgt. Außerdem ermöglicht er die dynamische Interaktion zwischen Lautsprecher und Endstufe, der Ton 'atmet'; bei Transistoren ist dieses Verhalten tödlich für die Endstufe und muss daher mit allen Mitteln unterbunden werden. : : All dies trägt zur röhrenspezifischen dynamischen Wiedergabe des Signals bei, die gerade von Bluesern geschätzt wird: ein Übersteuerungsverhalten, dass leise Anschläge clean wiedergebit, laute aber anzerrt, ist mit anderen Mitteln schwer zu realisieren (vgl. meinen Senf zum Zoom GM 200). Einfach mal einen kleinen Röhrenverstärker anspielen (Fender Champ o.ä.) und sich anmachen lassen ... (Ich gebe zu, ein bisschen Voodoo ist auch dabei und es hat irgendwie was, den bläulich schimmernden Glimmkolben bei der Abeit zuzuschauen). : : Gruß'n Blues, stooge
Entscheidend für den besseren/anderen Klang der Röhrenverstärker ist tatsächlich die art der Verzerrung. Während die ungeraden Harmonische, die bei der Transistorverzerrung entstehen als unangenehm empfunden werden, reichern die geraden harmonischen die bei der Röhrenverzerrung auftreten zunächst den Ton mit "wärme" an, lange bevor das Signal als verzerrt wahrgenommen wird. Ein "clean" betriebener Röhrenamp kann meßtechnisch bereits deutlich verzerren, ohne daß das auffält (es klingt halt nur "gut") während sich dieselbe meßtechnische Signalverzerrung bei einem Transistoramp furchtbar anhört. Gruß Winni
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