(Off-Topic) Links- und Rechtshirn


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Beitrag von Harvey vom Mai 08. 2001 um 12:54:37:

Als Antwort zu: Re: (Off-Topic) Zur Waldeslust (Abenteuerliche Threadthemaverschiebung #17854a, dank Ullli) geschrieben von Johannes am Mai 08. 2001 um 10:06:49:

Hallo Johannes,

das ist überhaupt nicht gelästert.

In Deinen Beispielen hätte ich gar keine Einwände - in diesen Versuchen werden eben die Strukturen "lebendigen" oder "gesunden" Gewebes (was zu definieren wäre) mit denen erkrankten, denaturierten, degenerierten usw. Ursprungs verglichen - dabei ergeben sich offensichtlich typische formale Merkmale, Strukturen oder besser "Struktur-Bilder". Umgekehrt wird dann von solchen Strukturen wieder auf den "Inhalt" analog zurückgeschlossen.

Bei der Homogenisierung der Milch entstehen winzig kleine Fettpartikel, die in der Natur bei unbehandelter Milch so nicht vorkommen. Diese Partikel sind so klein, daß sie (diverersen Theorien und Untersuchungen zufolge) das Darmgewebe durchdringen, direkt in die Blutbahn geraten und dann in Verbindung mit Calcium Eiweiß zu bestimmten degeneartiven Ablagerungserscheinungen führen (ohne jetzt noch auf die "Denaturierung" von Eiweiß durch Gerinnung ab einer bestimmten Temperatur einzugehen).

Solche Aussagen sind - in Deinem Sinne - wahrscheinlich logisch, sachlich, objektiv (auch wenn Du andere Theorien hast).

Wenn es aber um Formen und Gestalten geht wie hier, also um Bildeindrücke, kommt man mit "Sachlichkeit" nicht weit, weil das Subjekt eben in die Beurteilung mit eingebunden ist. Im Bildvergleich der beiden Äpfel z.B. findest Du einerseits reine Funktionsbeschreibungen ("mehr oder weniger feine Verästelungen" etc.), andererseits auch subjektive "Wertungen" ("kostbares Gewebe"). Das letztere Bild finde ich auch nicht gerade gelungen.

Ich dachte beim Anblick der beiden Bilder ähnlich wie Du und doch anders: Ich habe den Text dazu zunächst nicht gelesen, sondern sie nur als "Bild" auf mich wirken lassen - und Bilder wirken ja auf das Emp-Finden, man findet also etwas als emotionale Entsprechung zu dem Gestalteindruck in sich. Das linke sieht für mich tatsächlich eher "lebendig" (auch "gesund-chaotisch") aus, das rechte eher "trocken" bis unlebendig und "kristallin".

Und das ist eben eine Orientierung "aus dem Empfinden" - natürlich nicht so leicht objektivierbar, nicht "seriös" im Sinne von jederzeit und unter allen Umständen und beteiligten Individuen wiederholbar - aber deshalb nicht falsch oder "weniger vertrauenswürdig".

Wenn ich z.B,. ein gemaltes Bild ansehe, kann ich alle möglichen Aussagen über die Realität des Bildes machen (Material, Größe, verwendete Farben etc.), ohne etwas über die Gestalthaftigkeit, Bedeutung und das subjektive Empfinden zu machen - das ist dann zwar alles objektiv meßbar, wird aber der Wertung des Bildes als Bild gar nicht gerecht.

Das was Du als "Magisches Denken" bezeichnest, ist aus meiner Sicht (in diesen Beispielen hier) eher ein Denken in Bildzusammenhängen und Analogien, also Entsprechungen.

In "magischen Praktiken" allerdings, da hast du völlig Recht, werden die auch benutzt, da man ja eine Absicht hat - d.h. "die Bilder sollen das Phänomen erzwingen" - etwa wenn der Höhlenmensch den noch zu erlegenden Stier an die Wand malt.

Das Lebermoos-Beispiel geht eher auf die alte Signaturenlehre zurück, damit auch auf analoges statt "logisches" bzw. abstraktes, also "Bild-loses" Denken. Ob da der Ähnlichkeit wegen etwas "gut" ist, sei dahingestellt, müßte man jeweils überprüfen. Spargel z.B. wirkt ja auch auch auf die Harnorgane bei Frauen ;-))).

Im Prinzip geht es aber auch dort um Analogieschlüsse, also "senkrechtes" Denken (im Gegensatz zum linearen, kausalen Ursache-Wirkungs-Denken). Beides gehört zusammen, das ist für mich kein "Entweder-Oder", sondern "Sowohl-als-auch", kommt nur darauf an, wo was angemessen und sinnvoll ist.

Herzliche Grüße, Harvey






















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