(Technik) Gesang im Studio ohne Kopfhörer aufnehmen


[ verfasste Antworten ] [ Ganzer Thread ] [ Aussensaiter-Forum ]

Beitrag von Der Felix vom April 28. 2022 um 15:37:39:

Moin,

in den vorangegangenen Beiträgen habe ich kurz angedeutet: Ich gehöre zu jenen, die mit Kopfhörer merklich schlechter singen. In dem Bereich habe ich alles erdenkliche ausprobiert und mit einer Optimierung des Mix und der Lautstärke wurde es zwar besser, aber nie so gut wie ohne Kopfhörer. Da Gesang nunmal prinzipiell wichtig ist und optimal aufgenommen werden sollte und auch, weil die Geschichte gezeigt hat: technisch suboptimale Aufnahmen einer guten Performance sind besser als technisch brilliante Aufnahmen einer mäßigen Performance, habe ich nach den besten Alternativen gesucht. Ich bin bei weitem nicht der einzige, der das Singen ohne Kopfhörer bevorzugt.

1) Einfach über Studiomonitore abhören. Natürlich kann man einfach einen Kehricht auf die Hintergrundgeräusche bzw Laufzeitschweinereien geben, die man sich dabei einfängt. Je nach Genre ergeben sich Schwierigkeiten im Mix. Trotzdem kann man so eine astreine Platte aufnehmen und fertigbekommen. Ist halt ggfs mehr Arbeit.

2) Einen einzelnen Studiomonitor in den toten Winkel des Mikrofons stellen. Also z.B. nur mit einem einzigen Lautsprecher, positioniert auf genau hinter einem Nierenmikrofon. Minimiert die akustische Einstreuung und reduziert die Probleme.

2b) Die Gesangsspur hinterher 180° in der Phase drehen. Je nach Entfernung und so weiter kann man dadurch das Playback im Hintergrund weiter auslöschen. Bringt allerdings eine Workflow-Voraussetzung x) mit sich.

3) Mit zwei Lautsprechern abhören, beide genau auf die Mikrofonrückseite gerichtet als Dreieck ausgerichtet. Dabei wird ebefalls nur ein Monosignal ausgespielt. Also auf beiden Kanälen das gleiche Signal. Auf einem allerdings um 180° phasengedreht. Theoretisch löscht sich das Signal beim Zusammentreffen auf der Mikrofonkapsel aus. Plusminus ein paar Zerquetschte freilich. Mein Experiment zeigt: Gegenüber Lösung 1 hört es sich nur leicht merkwürdig an, genügt aber völlig zum Singen und senkt den Hintergrundpegel um satte 12dB. Also ein viertel der Lautstärke. Nach meiner Erfahrung ist so ein Pegel im Mix kein nennenswertes Problem.

3b) Die Gesangsspur hinterher 180° in der Phase drehen. Je nach Entfernung und so weiter kann man dadurch das Playback im Hintergrund weiter auslöschen. Bringt allerdings eine Workflow-Voraussetzung x) mit sich.

x) Wenn man das tut, muss das Playback bereits 100% fertig sein. Sonst kann man es durch Phasendrehung nicht auslöschen, weil keine exakte Negativkopie mehr vorliegt.

Ich werde in den nächsten Wochen mal ein paar Aufnahmen mit Anordnung 3 durchführen. Das ist ja relativ einfach in der Ausführung.

Ich hoffe, das hilft dem einen oder anderen bei ähnlichen Problemen. Mich hat das jahrelang gewurmt. Live mit der Gitarre vorm Bauch sitzt alles 1a intoniert (vielleicht auch, weil man direktes Frequenzfeedback von der Gitarre am Körper hat). Sobald ich den Kopfhörer auf habe, wackelt alles und ich muss zig Takes singen, Pilottöne anspielen usf.

Liebe Grüße
Felix




verfasste Antworten:



Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.