Re: (Gitarre) Budda/Mayer/Teese Wah-Wahs


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Beitrag von Harvey vom Februar 25. 2001 um 02:39:46:

Als Antwort zu: (Gitarre) Budda/Mayer/Teese Wah-Wahs geschrieben von Arcturus am Februar 24. 2001 um 18:24:23:

Salve Arcturus,

zu dem Verein würde ich noch das Fulltone Clyde Wah zählen, vielleicht auch das Vox RI (ist aber eigentlich zu billig ;-))). Die Teese Wahs kenn ich leider nicht, die anderen schon, aus diversen A/B-Tests. Ich hab´ Mr. Teese zweimal freundlich angemailt , aber keine Antwort bekommen, was Bezugsquellen angeht.

Mein "innerer Referenz-Wah-Ton" ist der von Jimi´s "Rainy day, dream away" oder Voodoo Chile, und von den "one trick ponies" kommt dem auf Anhieb das Bud-Wah am nächsten., entsprechende Gitarre (Strat) plus Setup (siehe Jimi) vorausgesetzt. Wird bei Dunlop hergestellt, finde ich von der Verarbeitungsqualität her ansonsten nicht überragend. Es trifft eben schon sehr genau diesen Ton, sehr "vokal". True bypass.

Das Fulltone Clyde hat den längsten Pedalweg und nutzt daher den Regelbereich des Potis am weitesten aus - was andererseits bei ganz schnellen Bewegungen nerven kann. Klingt im Verhältnis zum Bud extremer - eben von sehr tief bis ziemlich grell, rauscht auch nicht gerade wenig (vor stark zerrendem Amp). True bypass. Hat ein Trimmpoti, mit dem sich der Frequenzgang einstellen lässt (nur von innen zu erreichen, noch umständlicher als bei den Teese-Wahs) - und das ist auch nötig, wenn man eine Humbucker-Gitarre spielt, dann klingen die Mitten stark überbetont, es neigt dann zum Koppeln. Bei fast allen Fulltone-Effekten sollte man bedenken, daß die wirklich für die Kombination Strat (mit SCs) plus Bodeneffekte plus cleaner oder crunchender Amp konzipiert sind und in anderen Setups nicht unbedingt optimal klingen. Von der Mechanik her sehr stabil, kostet ca. 750,- DM.

Der Roger Mayer 9090a-Einbausatz (Hi-Lo) erfordert schon eine halben Tag Bastelei. Die entscheidenden Bauteile sind wohl das gekapselte Poti sowie die splitbare Spule. Es bietet 14 verschiedene Sounds, die per Drehschalter einfach und schnell abzurufen sind, manche davon sind prädestiniert für Clean-Sounds, andere treffen den Jimi-Ton auch sehr genau. Fast nebengeräuschfrei, sehr gute Brummfilterung (kannst sogar ein OBI-Netzteil davorhängen). Nobody needs 14 verschiedene Wah-Sounds mit einer Gitarre, aber so ist die Chance größer, das "ganz persönliche WOW" mit verschiedensten Instrumenten hinzukriegen. Wenn Du ein altes Vox- oder Cry-Baby-Pedal hast, ist dieser Einbausatz m.E. noch die günstigste Lösung (ca. 260,-). Ein eher "not so true bypass" (wahrscheinlich Clinton-Schaltung), der aber völlig neutral klingt, auch vor Effekten mit Germanium-Transistoren.

Das Vison-Wah setzt von der Soundvielfalt noch eins drauf (16 Sounds), true bypass (über hochwertige Relais). Einige sehr "dunkle" Sounds sind dabei, die clean wirklich nach menschlicher Stimme klingen, fast wie ein Vocoder. Sehr flach und dadurch angenehm leicht ("smoooth") zu bedienen - laut Roger in Zusammenarbeit mit einem Orthopäden entwickelt. Ultrastabil. Regelbare Ausgangslautstärke, Mixregler dry/wet. Kein Poti, aber auch keine Photozelle, der Pedalweg wird offensichtlich magnetisch oder per Infrarot übertragen, kein mechanischer Verschleiß also.

Wenn ich pingelig sein will, muß ich sagen, daß es zwar das nebengeräuschärmste von allen ist, aber bei ganz zurückgedrehtem Pedal brummt es auf einmal recht deutlich (hört man nur mit ohne Band), und es übersteuert zu schnell, wenn man es mit heißen Pickups anfährt, das kratzt sehr unangenehm, zumindest bei Clean-Sounds, im Zerrbetrieb geht das wieder unter. Ein Trimmpoti für den Eingang wäre schon sehr angebracht, m.E. sinnvoller als der Mix-Regler.

Ja, und die vier Druckschalter sind mechanisch ein bisschen heikel - da sie an der fußwärtigen Vorderseite liegen, könnten sie abbrechen, oder man stößt beim Spielen daran und verstellt den Sound (Flip-Schalter) - und die 9 V- Anschlussbuchse ist nicht am Gehäuse verschraubt wie die Klinkenbuchsen für Ein- und Ausgang, sondern direkt auf die Platine gelötet, wie bei allen Voodoo-Pedalen. Auf ein Brett montiert, fallen diese mechanischen Schwächen allerdings nicht ins Gewicht. Kostet ca. 650,- DM. Wenn es die paar kleinen Schwächen nicht hätte , wäre es (für mich) perfekt. Laut Roger ist es "the last Wah you´ll ever have to buy", ich würde eher sagen, das Konzept ist originell bis genial, aber ich würde lieber zu Version 1.0a oder 1.1 greifen wie bei Bill Gates. Langzeiterfahrungen fehlen auch noch - wahrscheinlich "no user-serviceable parts inside". Ein Poti oder Fußschalter ist schnell gewechselt, aber hier ...

Der Anpassungsfähigkeit wegen sind für mich selbst die beiden RM-Wahs eindeutige Spitzenreiter. Bei dem Vison-Wah hätte ich das Gefühl., daß die Pilgerfahrt damit wirklich zu Ende sein könnte, bis auf die beschriebenen Kleinigkeiten.

Die anderen Wahs, die ich so kenne, haben entweder nicht diesen typischen "Hendrix-Ton" (Morley) oder haben ganz objektive Schwächen (kein True Bypass wie das Vox, starke Nebengeräusche etc.). Und bei den Dunlops finde ich nur das billigste und das teuerste (535 Q) interessant - das letztere allerdings ist dem 9090a von der Soundqualität her deutlich unterlegen (ich meine die Nebengeräusche - der Rest ist Geschmackssache).

Mich selbst würden ja die George Dennis-Pedale noch interessieren, hab´ noch nie eins getestet - die haben teilweise auch mehrere wählbare Sounds, arbeiten verschleißfrei (Photozelle), und kosten deutlich weniger.

Cheers, Harvey




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