(Meinung) Huhn und Ei


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Beitrag von erniecaster vom Dezember 06. 2008 um 13:26:48:

Liebe Gemeinde!

Gary Moore klingt ja auch nur wie Freddie King. Und Eric Clapton hat alles von Buddy Guy geklaut. Und B.B. King... Jaja. Oppa erzählt wieder vom Krieg. In respektloser Manier eines Homer Simpson möchte man rufen LANGWEILIG!.

Und irgendwas stimmt hier auch nicht. Wie oft aber hat hier im Forum schon jemand geschrieben, er wolle möglichst klingen wie Gitarrenheld XY. Und schon fielen alle über ihn her und meinten, egal was er tun würde, er würde eh nur wie er selbst klingen und komplett kopieren sei völlig unmöglich. Es herrscht grundsätzlich Einigkeit, dass 100% da nicht erreichbar sind. Eine der beiden Thesen kann doch aber nur stimmen. Wenn also Gary Moore auch versucht, wie Freddie King zu spielen, wird er immer noch als Gary Moore erkennbar sein.

Es stellt sich erst einmal die Frage, ob man als Musiker überhaupt bewusst versucht, wie sein Vorbild zu klingen oder ob das dauernde Hören nicht einfach nur abgefärbt hat. Ich merke selbst, dass bei mir in vielen Situationen meine Idole sehr deutlich durchklingen - weniger beim Spielen selbst sondern insbesondere wenn ich mir eigene Aufnahmen anhöre. Das war niemals Absicht aber die so oft gehörten Stilmittel haben wohl übers Ohr den Weg in die Finger gefunden.

Aber man könnte natürlich dem nacheifernden oder unvorsichtigen Fan vorwerfen, wie sein Vorbild zu klingen und damit nichts "Neues" zu schaffen. Ist das überhaupt ein Vorwurf? Ich wette, dass es jede Menge Menschen gibt, die Oasis gehört haben und noch hören und diese Art Musik mögen, aber niemals aus eigenem Antrieb ein Album der Beatles hören würden. Ich kenne junge Menschen, denen musste ich erst sagen, dass "Behind Blue Eyes" nicht von Limp Bizkit geschrieben wurde - und die das Original dann auch nicht mal mochten. Es ist völlig legitim Puff Daddys "I´ll be missing you" zu mögen, während man "Every breath you take" von Police langweilig und verstaubt findet.

Dieses müde Abwinken, verbunden mit dem Satz "hatten wir alles schon" ist meiner Ansicht nach eher ein Zeichen für nachlassende Begeisterungsfähigkeit und einer gewissen Altersüberheblichkeit. Man hat eben mehr Erfahrung und einen weiteren Horizont als der andere. Das nervt genauso wie name-dropping von so unglaublich großartigen aber leider völlig unbekannten Bands oder Alben*.

Ich habe jedenfalls für mich beschlossen, mich über jede Band zu freuen, die so klingt wie die Stones. Ohne mürrisch die Augenbrauen hochzuziehen und dann zu murmeln, dass seit "Exile on Main Street" sowieso in der abendländischen Kultur nichts Nennenswertes mehr passiert sei.

Gary Moore hat angeblich Freddie King mal einen Koffer für seine Flying V geschenkt, weil er keinen hatte. Das finde ich nett. Aber ich finde Gary Moore trotzdem nicht sympathisch.


Gruß

erniecaster



*Gerade erinnere ich mich, so etwas schon einmal persifliert zu haben. Völlig selbstverliebt zitiere ich mich schlicht selbst:


Gespräch mit Gitarrist:

Er: Ich finde ja David Gilmour klasse.
Ich (mag Pink Floyd nicht): Jaja, da gab es ja ganz schöne Sachen.
Er: Also "The Wall" fand ich schon zu kommerziell. Früher waren die besser.
Ich (keine Lust mehr auf das Gespräch): Also wenn Du wirklich Gilmour magst, kennst Du doch bestimmt auch "Living Room". Der hidden track dadrauf ist der Wahnsinn, oder?
Er (irritiert, weil ich "Living Room" gerade erfunden habe): Living Room? Kenne ich nicht.
Ich: Unbedingt anhören. Das war die Band, in der Gilmour noch vor Pink Floyd gespielt hat. Da gibt es nur eine einzige CD, die musst Du aber aus den Staaten importieren lassen, weil sie in Europa nie erschienen ist. Da wächst Gilmour über sich hinaus!



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