Re: (Band) Gigs auf Hochzeiten und GeburtstagenBeitrag von Kai-Peter vom Juli 27. 2008 um 12:19:25: Als Antwort zu: Re: (Band) Gigs auf Hochzeiten und Geburtstagen geschrieben von Dennisk am Juli 27. 2008 um 10:30:38: Moin ihr Lieben!Da ich in den 80er Jahren eine ganze Zeit lang Tanzmucke gemacht habe (in verschiedenen Formationen), kann ich euch sagen, dass das sauer verdientes Geld ist. Heinz Strunk beschreibt es in seinem Buch schon ziemlich treffend. Ich habe in dieser Zeit so ziemlich alles erlebt, was man sich vorstellen kann. Wüste Prügeleien unter angetrunkenen Männern, eindeutige Angebote betrunkener Frauen (und immer von denen, bei denen man nicht von "Schönheit" sprechen konnte), Veranstalter die bei der Auszahlung die Gage runterhandeln wollten, zu laut - zu leise - zu lange Sets - zu kurze Sets - zu langsam - zu schnell Diskussionen, Gigs ohne Essen und Getränke usw. Tanzmucke ist aber auch eine gute Schule, was Disziplin, Selbstbeherrschung, Reaktionvermögen und Improvisation angehen. Eingespielte Mucker verstehen sich blind wenn es darum geht einen Titel vorzeitig zu beenden oder durch nochmaliges Spielen des Refrains zu verlängern. Das Repertoir ist dem Publikum angepasst, besteht also hauptsächlich aus Titeln, die auf den Radiostationen laufen, auf die man privat verzichten kann. Stücke von CCR oder den Kings waren damals schon die Highlights des Abends. Da wir die Musik noch 100% von Hand gemacht haben (also ohne vorproduzierte Geschichten vom Keyboard), konnte manch wiederholter Publikumswunsch ("Spielt doch mal was von Modern Talking!") zum Glück nicht erfüllt werden. Tanzmucke, egal zu welcher Gelegenheit, kann grundsätzlich an jedem beliebigen Wochentag, zu jeder Tages- oder Nachtzeit und immer Openend sein. Selbst wenn die Abmachung nur eine Spielzeit bis 1:00 Uhr besagte. Wenn die Stimmung gut ist, der Veranstalter noch was drauf legt oder die Gäste eine Sammlung machen, geht es munter weiter. Die aufgekratzte und angesäuselte Partymeute hat dann sowieso kein Zeitgefühl mehr. Ist man als Mucker nicht bereit noch länger zu spielen, wird man nicht wieder gebucht. Ich schreibe hier wohlgemerkt nicht über das Leben in einer der gut gebuchten Top-40-Bands, die sich für den Auf- und Abbau sogar Roadies leisten können. Ich schreibe von den vielen kleinen 3- oder 4-Mann Bands, die bei Hochzeiten, Feuerwehrfesten, Vereinsveranstaltungen usw. aufspielen. Zum Leben hätte mein Gagenanteil damals nicht gereicht, aber es war ein gutes Zubrot. Trotzdem habe ich nach einigen Jahren das Handtuch geworfen. Wenn einem eine Sache so gar keinen Spass mehr macht, dann sollte man lieber aufhören. Grüße aus dem hohen Norden, Kai-Peter
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