Re: (Sonstiges) Harmonielehre: Am7 / E7


[ verfasste Antworten ] [ Thread-Anfang ] [ Aussensaiter-Forum ]

Beitrag von Michael (Jacuzzi) vom Juli 04. 2006 um 18:59:37:

Als Antwort zu: (Sonstiges) Harmonielehre: Am7 / E7 geschrieben von Soundfreund am Juli 04. 2006 um 18:09:59:



Lieber Skalenfreund, ....


bis zum Halbfinale sind es ja noch ein paar Minuten, und Italien gewinnt sowieso, also können wir die Fernseher auch gleich auslassen & stattdessen noch ein bisschen mixo#11 üben.

Nun zu deiner Frage:

: Eine ganz simple Akkordfolge (/ Am7 / % / E7 / % /) ....
: Man könnte das Am als I (erste Stufe) und das E7 als V (fünfte Stufe) einer Molltonleiter betrachten, ...


Das wäre auch mein spontaner Ansatz gewesen, denn die V/I-Beziehung liegt ja irgendwie offen auf der Hand, noch dazu, wo eine schöne 7 in dem E ist. Aber soweit warst du ja selber auch schon.

auf der anderen Seite klingt die Akkordfolge mehr nach einer IV-I, sprich Am7 ist die IV und E7 die I. Aber in welcher diatonischen Tonleiter(?) gibts das?

Tja, diese andere Seite kann ich von hier aus nicht hören. Das tonale Zentrum steht ja in den allermeisten Fällen am Anfang der Changes, und dass ein Dur-7-Akkord das tonale Zentrum bildet, ist eigentlich nur im Blues häufig, aber da gäb's dann keinen Mollakkord auf der vierten ...

Hinzu kommt, wie du ganz richtig erkannt hast, dass im diatonischen System zwei von drei Durtonarten auf der vierten ebenfalls ein Dur haben. Nur lydisch macht da eine Ausnahme, aber da müsste die vierte Stufe m7b5 sein, und das ist es hier ja nicht, also bleibe ich bei meiner These von oben: am ist die I.


: Und wo wir schon dabei sind: ich habe mal ausprobiert, welche Skalen darüber "schön" klingen, über das Am7 finde ich aeolisch eher passend als dorisch, die große Sexte in dorisch stört mich da.
: Über das E7 finde ich phrygisch klasse, aber STOPP! Phrygisch hat ne b2 und b3, aber hier ist doch ein E7 (Dur und keine b2/b9!) zu hören.
: Wie kann das sein? Oder sind meine Ohren schon kaputt? Welche Skalen gehören wirklich dazu?


Ab hier wirds interessant & ein bisschen kompliziert. Dass du die große Sext nicht magst, ehrt dich, denn es entfernt dich von Carlos Santana. Ist aber funktionsharmonisch erstmal noch nicht zwingend, wenn man den am für sich betrachtet.

Erst in Kombination mit dem E7 spricht einiges für die kleine Sext, denn eine Erweiterung des E7 würde über die dortige b9 (f) laufen (wegen der Tritonuswirkung zum h und der auf diese Weise verstärkten Dominantwirkung). Es ehrt dich also ein weiteres Mal, dass du deinem Gefühl nach auf der richtigen Fährte bist.

Diese Fährte führt aber, solange du keine weiteren Informationen lieferst, warum dir a als Tonika unsympathisch ist, immer noch zu a-moll, und da am ehesten zu a-harmonischmoll - so zumindest die Schulweisheit, auch wenn harmonisch Moll immer ein bisschen nach Blockflöte klingt (oder, mit Verzerrer, nach Malmsteen, aber der spielt ja eigentlich auch Blockflöte). Da ist dann übrigens auch deine kleine Sexte drin.

Was du mit dem e-phrygisch meinst, ist dann der nächste Schritt: Vergleich sie mal mit der gerade aus dem Schulbuch geholten a-harm-moll: Von hier aus gesehen ersetzt du nämlich nur die Dur- durch die Mollterz (Blockflöten hinfort mit euch, weichet von mir, ab zu Ingwie ins Körbchen), gibst also ein klitzekleines Blues-Element in die Schulweisheit hinein. Cool, was? (Also ich find's cool, aber ich glaube auch, dass Italien heute gewinnt.)

Kleiner Tipp am Rande: wenn du dich für ein tonales Zentrum entschieden hast, bleib erst mal bei dem. Dann wird aus deinem e-phrygisch ein ganz popeliges a-aeolisch, und das wolltest du ja von Anfang an spielen. Mit jedem Akkord ein neues Zentrum zu denken, nennt man, glaube ich, "modal". Aber das wäre für die Akkordfolge am/E7 ein bisschen übertrieben. Bis zum Modalen ist es von hier aus noch ein (*hüstel*) "Giant Step".


Grüße, Forza Gattuso,

Michael


verfasste Antworten:



Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.