(Grundlagen) Mastering
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Beitrag von ullli vom November 10. 2000 um 13:50:42:
Als Antwort zu: Re: (Band) Demo-CD: Verfielfältigen, Veröffentlichen etc....... geschrieben von Bernd am November 09. 2000 um 17:03:04:
Hi Bernd!
Wie gesagt, um sich bei der Urheberrechtssache eben nicht nur nach "Werner" sicher zu fuehlen, solltest Du Dich ncoh mit ein paar kompetenteren Menschen treffen - unsere Platenfirma hate in dieser Hinsicht nie Probleme, weil wir entweder selber geklaut haben, oder unser zeug so mies war (oder, die beiden guten Teile, so schlecht promotet) dass es einfach keine Gefahr gab :0)
Ich finde es in dieser Hinsicht mal wieder angebracht, auf den DRMV zu verweisen. Die sind zwar letztlich auch ein ziemlicher Pfeifenverein, aber sie treten immer wieder den grossen Pfeifen von der GEMA vors Schienenbein, und sie bieten einen verlaesslichen Legal-Service, sowas, was woanders vermutlich viel mehr Geld kostet! (Im gruenen werden sie ja gerdae ziemlich niedergemacht, nach allem was man hoert, auch zurecht. Der Ole ist schon ein merkwuerdiger Kerl...)
Okay, und weil ich mich sowieso nicht konzentrieren kann, auf die Arbeit, meine ich, schreibe ich mal ein wenig zum Mastering:
Als Mastering wird der Barbeitungsschritt bezeichnet, der das Zweikanalband aus dem Studio auf die Welt da draussen vorbereitet, also der letzte Schritt vor dem Presswerk. (Im Altertum war das das Schneiden von Platte direkt vom Band...)
Das Ziel eines guten TonIngs ist es ja, das aufgenommene Material in seiner groessten Vielfalt und Feinheit aufs edelste abzubilden im Finals Mix. Durchsichtigkeit, Dynamik und Qualitaet jeder einzelnen Stufe werden bis zum auessersten getrieben, und man sitzt hoffentlich nachher vor einem akkustischen Juwel, und ergoetzt sich. So fein so gut, nur findet das Ergoetzen normalerweise im gleichen Raum statt, wo auf bestem Equipment unter perfekten Raumbedingungen und in angenehmer Lautstaerke von trainierten Ohren gelauscht wird... Wie aber kriegt man das jetzt "rueber"???
Ein paar Probleme treten da auf:
a) die Dynamik
Wie gesagt, die Band und der Ing haben sich grosse Muehe gegeben, und nun hat man sowas mit extrem grossem Dynamikbereich da liegen. Nun soll das einer beim autofahren hoeren... natuerlich bleibt die Haelfte der feinen Toene unter dem Geraeuschpegel des Autos, und wenn der Fahrer etwas aufdreht, haut ihm der naechste groessere Pegel die Membran um die Ohren. Dieses Problem hat interesanterweise immer noch der grosse NDR auf seinem dritten Program, dabei haben die teuerste Geraete am Start, aber die Klassische Musik ist da eben auch extrem...
Eine Aufgabe des Audio-Masterings ist also die Komprimierung des Signals auf eine Bandbreite, die der Zielgruppe angemessen ist - Klassische Musik bleibt eben recht weit, Folk und Jazz werden schon etwas weiter "zusammengefahren", Rock natuerlich auch (wobei die Dynamik da traditionell... hey, Animal, nicht mich hauen, das Schlagz...argh) und bei der Umpf-Umpf-Musik reichen eigentlich 20dB, was heisst, reichen, das ist eine Kunst, das soweit plattzumachen, ohne doofe Nebeneffekte!!!
b) Die Kompatibilitaet
Damit ist natuerlich auch ein letztmaliger Check der Phasen-Korrelation gemeint, es koennte ja schliesslich sein, dass der tonIng beim super-Overdubben mit BreitbandChorus voellig vergessen hat, auf Korrelationsinstrument zu schielen. Ich heme an, dass Dir das ein begriff ist, sicherheitshalber: Wenn man in einem Kanal das Phasenverkehrte signal des anderen Kanals hat, gibt es schmierige Interferenzen (Interferenzen gibts ja immer, ist ja Sinn des Stereo, aber diese sind mies), die einem dem Klang je nach Position sehr verbessern koennen (billige Anlagen haben so einen Basisbreit-Schalter) aber auch echt vermurksen. Schlimmer ist aber noch die Monokompatibilitaet - wenn naemlich das signal zum Beispiel mal im Fernsehen laufen soll, und der hat nur einen Speaker, dann sind die Ausloeschungen ploetzlich herbe - wie gesagt, dass soll der tonI machen, aber checken is besser. Aber durch gefuehlvolles EQen kann man eben auch dem gefaehrlichen Effekt vorbeugen, dass das Zeug nur auf teuren Anlagen gut klingt, Negativbeispiele aus Hobbykuechen gibt es da genug.
c) Die Lautheit Faelschlicherweise gerne mit Pegel gleichgesetzt, und doch eben nicht, gar nicht. Ein Pegel kann verschiedene Ursachen haben, eine Mischung kann voll an der 0dB-Grenze langlaufen und trotzdem viel "leiser" klingen, als eine andere, die noch bei -6dB rumlungert. Auch fuer diesen Effekt muss man ein wenig an der richtigen Stelle komprimieren.
d) Der allgemeinen Klangeindruck Natuerlich klingt jede anlage anders, aber gerade in der breiteren Anwendung soll es wenn moeglich ueberall erkennbarer Sound sein. Jedes Genre, aber auch schon jedes Produktionshaus hat da seine Merkmale, die eben nicht nur die arrangements und Orchestrierungen angehen, sondern auch Klangfarben. wer sich im soft-Hip-Hop umtut, aus deustchen landen, wird merken, dass man die Titel aus dem Booya-Haus von denen aus der Roedelheim-Ecke schon am Sound unterscheiden kann, selbst wenn die gleichen Samples drin sind. Nun bin ich der erste in der reihe, neue, unkonforme Mittel einzusetzen und mich gegen genres zu verwahren. eine band aber, die was vorhat, sollte diese Merkmale aber wenigstens kennen, und ihre Demos daran ausrichten, damit sie ueberhaupt Gehoer finden (Merke: Label-Bosse und der mensch in der supermarktschlange sind beide bloed und halbtaub...)
(Sorry, ich denke, ich laufe deinen Beduerfnissen hier ein wenig davon, Bernd, aber wo ich gerade dabei bin, dann gleich alles...¦¬] )
Naja, im grossen und ganzen ist das das Mastering, dazu natuerlich noch das perfekte setzen von PQs (das sind die Start-end-etc. signale fuer den CD-Player (sehr beliebt bis zum Abwinken: Hidden Tracks)) und dann eben entweder das Schreiben aller dieser Daten auf ein band namens ExaByte, welches alle Pressfirmen als Mastermedium annehmen, und welches man nach dem schreiben noch mal komplett auf Fehler durchlesen kann, der verbindliche Ausdruck der Fehlerfreien Version geht mit ans werk, dann haben die die volle Verantwortung fuer eine perfekte CD bei sich. Oder, wenn das masteringstudio sowas nicht hat, auf zwei, drei CDs brennen, und alle zusammen an's Presswerk, denn CDs haben eben doch immer mal 'ne Macke.
So... nun haben schon x-leute zu hause ihr VST sitzen, mit Compressoren drin, toll, denken sie sich, mastern wir den Kram doch selber. Nach viel rumprobieren mit VST (und vorher zwei Jahren in einem Masteringstudio) muss ich sagen - ich wuesste nciht wie! Diese mehrfach angesprochene Compression ist einfach anspruchsvoller, als so ein PlugIn auf einem HomePC das wuppt. Wir hatten einen TC 5000 und einen Roehrencompressor von SPL zusammenlaufen. Der TC kann dreibandig komprimieren, und unter drei Baendern sollte man das gar nicht versuchen, denn nur dann kann man selektiv die Troublemaker runterdruecken, um die Lebendigkeit zu erhalten. Dreibaendigkeit hat das PlugIn fuer VST jetzt auch, bloss, soweit ich das beurteilen kann, keine Phasenkorrektur fuer die Crossover-verursachten Phasendoedeleien.
Nun ist, wie immer, die Frage, muss das sein, koennen wir nicht auch ohne? Klar kann man. Ich wuede nie mehr ohne wollen. Die paar Hunderter, die man zwischendurch noch investiert, vorausgesetzt natuerlich, das Material ist es wert, und der MasteringIng auch, die machen so viel mehr Freude, und wenn gewuenscht auch mehr Eindruck. Ob fair oder nicht, aber alle Label hoeren Demos auf muddeligen kleinen Anlagen durch, jedenfalls alle, die ich in HH mal besucht habe. Und wenn ein Demo dann ploetzlich kristallklar und rauschfrei, druckvoll und ausgeglichen aus all dem Gekrumpel hervorsticht, dann ist das sofort auf der Liste, und muss schon sehr im Material abfallen, um nicht weiter bedacht zu werden! Und auch fuer die Freunde daheim, man hoert doch viel lieber die CD, wenn sie nicht wehtut, sondern schmeichelt...
Uff, hoffe geholfen zu haben! gut Ton! ullli
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