Aussensaiter Forum

Diskussionen mit neuen Beiträgen

Hier darf jeder frei heraus seine Meinung sagen, solange niemand beleidigt wird. Auf Postings von Vollidioten sinnvollerweise gar nicht erst antworten.
Extrem unerwünscht sind reine Werbe-Beiträge. Danke.

Neu in der AS-Börse: [Biete] Positive Grid -Spark 40 19.5.24

Nix los die nächsten 30 Tage?!

(-) Header verbergen



Übersicht

In dubio pro reo

Guten Morgen liebes Forum -

lest doch mal das hier: Vom MP3-Forum in den Ruin

Kurzfassung: da wird in München jemand für den Betrieb einer inzwischen geschlossenen MP3-Download-Seite verknackt, obwohl er eine Beteiligung bestreitet und diese auch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann. Und jetzt soll er 320000 Euro abdrücken.

Nicht dass ich hier den illegalen Download geklauter Musik gutheissen möchte, gerade als Musikschaffender denkt man ja auch an die Rechte der Künstler, aber hier scheint mir der Grundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten" doch ein wenig verletzt worden zu sein.

Meinungen?

lauter Grüße

Re: In dubio pro reo

Hi lauter und alle anderen,

ich könnte gar nicht soviel essen ....

Und dann gibt's noch'n zusätzlichen Artikel:

Hier in Auszügen:

"Illegales Kopieren als schwere Straftat

Aus dem vermeintlichen Kavaliersdelikt und "Volkssport" des illegalen Kopierens digitaler Werke könnte bald eine schwere Straftat werden. Dies sieht die überarbeitete Version einer EU-Richtlinie zur Durchsetzung der Interessen der Verwerter geistigen Eigentums vor, über die das Europaparlament schon im November abstimmen soll. Demnach wäre etwa auch auf Tauschbörsennutzer, die gegen Urheberrechte verstoßen, das ganze vorgesehene Ahndungsinstrumentarium der Richtlinie anzuwenden. Das reicht von einem bunten Strauß an Schadensersatzforderungen über die Aufbürdung der entstehenden Rechtskosten bis hin zu "strafrechtlichen Sanktionen". Darunter hatte die Kommission im ersten Entwurf der Richtlinie auch Geld- und Gefängnisstrafen gefasst. Die neue Variante will die strafrechtlichen Details den Mitgliedsstaaten überlassen.

Kern der Änderungen ist die Streichung einer Klausel, wonach zu privaten Zwecken begangene Urheberrechtsverletzungen nur bei einem "nachhaltigen Schaden" für die Rechteinhaber geahndet werden sollten. Absicht der Richtlinie war es ursprünglich, vor allem auf gewerbliche Raubkopierer und Fälscher von Markenartikeln abschreckend zu wirken. Die Neufassung will sicherstellen, dass der Strafmaßkatalog "auf jede Verletzung von Rechten an geistigem Eigentum angewandt werden kann". Einschränkende Formulierungen wie "Rechtsverletzungen zu gewerblichen Zwecken" wurden konsequent aus dem Text gestrichen. ...."

" ... Das Papier stammt aus der Feder der parlamentarischen Berichterstatterin für die Richtlinie, der konservativen Abgeordneten Janelly Fourtou. Die Französin wird Fachleuten noch bekannt sein aus den Verhandlungen um die "Softwarepatentrichtlinie", in denen sie die damit befasste und nicht minder umstrittene Berichterstatterin Arlene McCarthy unterstützte...."

"...Herausgenommen hat Fourtou, die pikanterweise die Gattin des Chefs des Mediengiganten Vivendi Universal, Jean-René Fourtou, ist und dessen Konzern mit ihrem parlamentarischen Wirken beim Eintreiben von Lizenzeinkünften nachträglich unterstützten könnte, allein Patente aus dem Katalog der mit der Richtlinie leichter durchsetzbaren Rechte. Die Frage des Patentschutzes sei momentan zu "komplex und heikel", glaubt sie...."


Lobbyismus ist schon 'ne Sache für sich - aber wenn die eigene Ehefrau auch noch in der Legislative hockt ....

Hier der ganze Artikel.

Gruß

Oly

Re: In dubio pro reo

Tach Friedlieb!

Auch wenn das jetzt zu weiteren Brechanfällen führt: Das Urteil (hab's gelesen) ist einwandfrei.

1.
Der Mensch ist nicht verknackt worden. Das war kein Strafverfahren, sondern ein Zivilverfahren, in dem es um Schadensersatz geht. Im Strafverfahren gilt der Satz "in dubio pro reo", weil dort der Amtsermittlungsgrundsatz gilt, d.h. der Richter muß alles tun, um den Sachverhalt aufzudecken. Kann er das nicht, ohne daß Zweifel verbleiben, muß er im Sinne des Angeklagten entscheiden. Im Zivilprozeß hingegen lehnt sich der Richter zurück und läßt sich von den Parteien vortragen. Wenn die ihm nix erzählen können - Pech gehabt. Die Begründung der Kammer, warum sie den Ausführungen der Plattenfirma folgen und warum den Einwände des Antragsgegners nicht gefolgt wurde, sind absolut nachvollziehbar.

2.
Hier handelt es sich um ein Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes. In diesem Verfahren werden keine endgültigen Entscheidungen getroffen (auch wenn man in Bayern "Endurteil" über die Entscheidung nach Widerspruch schreibt), sondern einstweilige Regelungen. Die 300.000 Euro, die der Betroffene zahlen muß, gehen nicht an die Plattenfirma, sondern werden hinterlegt. Will die Plattenfirma das Geld, muß sie Klage erheben. Will der Betroffene sein Geld zurück, muß er das auch.

3.
Nochmal zu "in dubio pro reo": Aus der vorläufigen Natur des hier gegebenen Verfahrens ergibt sich auch, daß an die "Beweis-"führung weniger strenge Anforderungen gestellt werden, immerhin soll es ja schnell gehen. Wenn die Version der Plattenfirma wahrscheinlicher ist, was das Gericht imo nachvollziehbar dargestellt hat, dann ist eine Voraussetzung für den Erlaß einer einstweiligen Verfügung gegeben, nämlich die Glaubhaftmachung anspruchsbegründender Tatsachen. In einem "normalen" Klageverfahren müßten diese Tatsachen bewiesen werden. Ob die hier vorgebrachten Indizien dafür ausreichen, weiß ich nicht. Da ist das Gericht dann in seiner Beweiswürdigung frei.

4.
Die 20.000 sind Gerichts- und Anwaltskosten. Wer verliert, zahlt. Ist so. Und der Kerl hat verloren.

Ergebnis: Ich sag's ja nicht gern, aber auch die Bösen können Recht haben ...

Nos vemos en infierno, Pepe

Re: In dubio pro reo

Liebe Kollegen Urheber,

tschulligung, dass ich mich schon wieder mit (fast) dem gleichen Sermon melde, aber wenn ich den völlig zutreffenden Ausführungen des geschätzten Kollegen Pepe vielleicht noch folgendes hinzufügen darf:

Das Urteil ist einwandfrei - was aber eben leider nicht einwandfrei ist, ist der Heise-Artikel. Da steht nämlich nicht nur das vollständig fehlgeleitete "in dubio ..." drin, sondern auch die schöne "ich stehe vor dem Ruin"-Wendung, die bis jetzt noch immer gezogen hat. Das ist zusammengenommen knapp unter Bild-Niveau, nur leider im Mäntelchen objektiver Berichterstattung.

Und es ist einfach kein Einzelfall. Wir hatten das ja schon öfter, dieses Thema: "Geistiges Eigentum und Sachlichkeit". Bei Heise u.a. (siehe die Patentleute von neulich, auf die Friedlieb verlinkt hatte) tragen sie nicht nur ihren Teil gegen die Sachlichkeit bei, sondern erzeugen auch eine urheberrechtsfeindliche Grundstimmung. Das ist es, was uns als Urheber betrüben sollte.

(pamphletsmodus langsam off) Musste raus.

Gruß, Michael (Jacuzzi)

Re: In dubio pro reo

:
: Ich finde es prinzipiell gut !

Hallo die Herrschaften,

jetzt muß ich doch auch mal was dazu sagen!

Vom Prinzip her gesehen ist es einigermaßen verständlich!

Aaaaaber:

Was machen wir denn jetzt, wir Covermusiker?
Bisher wars doch so: Musikstück hören, geil, will ich covern, Tabs/Chords/Lyrics aus dem Netz geholt, versucht nachzuspielen, Mist wie war das nochmal, also MP3 gezogen, nochmal angehört, immer wieder, endlich drin das Ding, aufgetreten, GEMA bezahlt, wer auch immer.

Jetzt ist es so: Stück gehört, geil will ich covern, nach CD gucken, Scheiße gibts nicht als Maxi, Longplayer kaufen wegen einem Stück, nö zu teuer, Stück wird nicht gespielt, keine GEMA-Gebühren gezahlt.

Wieviele von uns können wirklich ein Stück nach Noten incl. dem Arrangement? Wieviele Oldies, Swing, Jazz, Bluesstücke etc. gibts einzeln zu kaufen?

Nein die Herrschaften das kann nicht der Weg sein, weder für uns noch für die MI, erst recht nicht für die Urheber.

Habe aufgrund eines Fernsehberichtes vorhin bei Musicload versucht etwas zu finden, vergeßt es, obwohl dieses System akzeptabel wäre. Ich wäre durchaus bereit für einen gewissen Obulus, zwischen -,50 und 1,--€, mir einzelne Titel aus dem Netz zu ziehen. Aber ganze CD's wegen einem Titel kaufen? Nein No WAy!

Gruß Waufel

Re: In dubio pro reo

: Was machen wir denn jetzt, wir Covermusiker?
: Bisher wars doch so: Musikstück hören, geil, will ich covern, Tabs/Chords/Lyrics aus dem Netz geholt, versucht nachzuspielen, Mist wie war das nochmal, also MP3 gezogen, nochmal angehört, immer wieder, endlich drin das Ding, aufgetreten, GEMA bezahlt, wer auch immer.

Hi Waufel !

Gerade "ihr" Covermusiker macht doch auch ordentlich Kohle mit der Musik der Leute die ihr nachspielt. Also.....

Ich bin ja bestimmt nicht der Moralappostel. Es kann sich ja mit Sicherheit niemand davon freisprechen sich nicht schonmal ein Song kopiert zu haben.

Ich finde nur die allgemeine Einstellung zu CD / DVDs etc. doch sehr merkwürdig. Es gibt eine Menge Leute die sich seit Jahren keine CDs / DVDs gekauft haben. Wenn Du sie fragst "Hast Du die neue von "XYZ-Künstler" gehört?" Bekommst Du zur Antwort dass sie sich kopieren. Vollkommen selbstverständlich. Ohne das geringste Unrechtsbewustsein.

Darum geht es. Ist ja genauso wenn ich einfach mal zu Karstadt gehe und mir den neusten Ferseher einfach mal mitnehme. Die haben ja genug davon.

Schönen Gruß, Olli

Re: In dubio pro reo

Hi Carsten,

: Auch wenn das jetzt zu weiteren Brechanfällen führt: Das Urteil (hab's gelesen) ist einwandfrei.

also ich jedenfalls will nicht brechen, sondern verstehen.

Zur Standortbestimmung meiner selbst mal ein paar Statements vorweg:
- Wenn einer gegen geltendes Recht verstoßen hat und das zweifelsfrei feststeht (wenn also zB ein Geständnis oder so vorliegt), dann muß er den angerichteten Schaden ersetzen. Ob er über den Schadensersatz hinaus auch noch bestraft werden muß, sollte auch nicht von seinem Unrechtsbewußtsein allein abhängig sein.
- Das öffentliche Feilbieten von raubkopierten MP3-Dateien verstößt gegen geltendes Recht.
- Wenn einer dabei erwischt wird und sein Vorgehen glasklar und ohne den Hauch eines Zweifels feststeht, dann sollte er auch nicht mit irgendwelchen hanebüchenen Ausreden durchkommen.

Nur damit diese meine Position klar ist.

Dein letztes Statement ziehe ich mal vor:

: 4.
: Die 20.000 sind Gerichts- und Anwaltskosten. Wer verliert, zahlt. Ist so. Und der Kerl hat verloren.

Okay, dann laß uns mal nur über die 20.000 reden und die 300.000 gar nicht weiter verfolgen. Ist ja auch so schon ne Menge Holz und wenn einer Schulden aufgedrückt bekommt, die er 20 Jahre lang abstottern muß, dann sind zusätzliche Schulden, für die er weitere 300 Jahre einplanen muß, sicher von eher akademischer Bedeutung.

Auch die Tatsache, daß die 20.000 "Anwaltskosten" sicherlich mindestens ebenso virtuell sind wie der "Börsenwert" einer Aktiengesellschaft - die "Anwaltskosten" repäsentieren ja keine realen Aufwendungen in dieser Höhe und hinter dem Börsen-Überflieger stehen keine realen Werte in der Höhe seines Aktienkurses - lassen wir mal außen vor.

: 1.
: Der Mensch ist nicht verknackt worden. Das war kein Strafverfahren, sondern ein Zivilverfahren, in dem es um Schadensersatz geht. Im Strafverfahren gilt der Satz "in dubio pro reo", weil dort der Amtsermittlungsgrundsatz gilt, d.h. der Richter muß alles tun, um den Sachverhalt aufzudecken. Kann er das nicht, ohne daß Zweifel verbleiben, muß er im Sinne des Angeklagten entscheiden. Im Zivilprozeß hingegen lehnt sich der Richter zurück und läßt sich von den Parteien vortragen. Wenn die ihm nix erzählen können - Pech gehabt.

Okay, wenn ich das richtig verstanden habe, dann gilt der Grundsatz "im Zweifel für den Angeklagten" hier also gar nicht. Gut, dann braucht man ja auch nicht über seine Nichtbeachtung zu lamentieren. Komisch ist es aber trotzdem, denn mir persönlich wäre es scheißendreckegal, ob die 20.000
sich "Schadensersatz" oder "Strafe" oder "Anwaltsgebühren" nennen, die Folge ist exakt die gleiche.

: Die Begründung der Kammer, warum sie den Ausführungen der Plattenfirma folgen und warum den Einwände des Antragsgegners nicht gefolgt wurde, sind absolut nachvollziehbar.

Darüber kann man trefflich streiten, ich habe das Urteil und die EV (mp3streit.de, "Das Urteil") auch gelesen und finde auch in der Argumentation von Rainer König keinen logischen Schwachpunkt. Will sagen, mir persönlich erscheinen rein technisch beide Darstellungen gleich plausibel.

Dazu paßt aber auch die Aussage des Verknackten auf mp3streit.de "Einer der Richter meinte: Es reiche aus, wenn das Gericht überzeugt wurde, dass es so sein könnte. EMI müsse keinen Beweis führen."

Wobei ich mich mit meinem antiquierten Gerechtigkeitsgefühl hier natürlich frage, warum das umgekehrt nicht gilt und warum die große EMI irgendwas "einfach so" behaupten kann und ihr geglaubt wird, während der kleine Mann irgendwas anderes "einfach so" behauptet und man ihm eben nicht glaubt.

: 2.

Laß ich mal weg, weil es da um die 300.000 geht, und mir genügt schon der Würgereiz, den mir die 20.000 verursachen.

: 3.
: Nochmal zu "in dubio pro reo": Aus der vorläufigen Natur des hier gegebenen Verfahrens ergibt sich auch, daß an die "Beweis-"führung weniger strenge Anforderungen gestellt werden,

Aber die 20.000 sind doch jetzt nicht wirklich vorläufig, oder? Ich möchte das wirklich verstehen. Die 20.000 sind also, weil es "nur" Nebenkosten sind, eine Bagatelle und rechtfertigen eine weniger strenge Beweisführung?

Letzte Frage, nehmen wir an, der Typ ist wirklich im Recht, was ja offenbar jedenfalls nicht ganz auszuschließen ist: was zum Verrecken kann er denn nun tun, damit ihm in diesem unserem Rechtsstaat auch Gerechtigkeit widerfährt?


Keep rockin'
Friedlieb

Re: In dubio pro reo

Es gibt eine Menge Leute die sich seit Jahren keine CDs / DVDs gekauft haben. Wenn Du sie fragst "Hast Du die neue von "XYZ-Künstler" gehört?" Bekommst Du zur Antwort dass sie sich kopieren. Vollkommen selbstverständlich. Ohne das geringste Unrechtsbewustsein.

Hi Olli,
kannst Du das aus Deinem Bekanntenkreis verifizieren?
Ich dagegen kenne eine Menge Leute, die sich seit Jahrzehnten Cds kaufen, hin- und wiedermal ne CD für einen Freund kopieren, der sich dann meistens die CD noch im Original kauft - und sich so eine Musikinformationskultur "hier kennst du die schon..." "nee, aber hör mal die hier..." gebildet hat (in meinem Bekanntenkreis, allesamt musikinteressierte Menschen, teilweise selbst Musiker) - und die in zunehmenden Maße einschläft, weil sich niemand mehr die CDs zu den im Moment üblichen Neuerscheinungspreisen leisten kann/will.
Zuerst verschob sich das Kaufverhalten in Richtung Amazon, weil die meistens günstiger waren (und schneller) als der Händler vor Ort.
Mittlerweile gibt es kaum noch Kaufverhalten.
Mind you, von erwähnten Leuten benutzt kaum einer MP3 Tauschbörsen.
Meines Erachtens kämpft die MI im Moment damit, dass sie selbst ein billiges Produkt aus der Musik gemacht hat (sowohl qualitativ wie quantitativ) - und nun muss sie heftig darum rudern, warum das produkt doch "wertig" ist - und das scheint schwierig.

gruß
Tom

Re: In dubio pro reo

: Gerade "ihr" Covermusiker macht doch auch ordentlich Kohle mit der Musik der Leute die ihr nachspielt. Also.....

Meinst Du nicht, daß Du da schwer verallgemeinerst. Bis jetzt finanziert sich das Ganze gerade mal. Und mehr wirds nicht werden. Ich schätze ca. 2 % aller Covermusiker können davon leben.

: Ich finde nur die allgemeine Einstellung zu CD / DVDs etc. doch sehr merkwürdig. Es gibt eine Menge Leute die sich seit Jahren keine CDs / DVDs gekauft haben. Wenn Du sie fragst "Hast Du die neue von "XYZ-Künstler" gehört?" Bekommst Du zur Antwort dass sie sich kopieren. Vollkommen selbstverständlich. Ohne das geringste Unrechtsbewustsein.

Wenn einem die Möglichkeit gegeben wäre eben diesen einen Titel zu kaufen, und nicht gleich den ganzen anderen Schrott dazu, wer würde das nicht tun? Ich sagte schon, ein Obulus für Einzeltitel aus dem Netz ist okay, den würden die meisten zahlen. Zumal eben alte Titel garnicht zu bekommen sind.

: Darum geht es. Ist ja genauso wenn ich einfach mal zu Karstadt gehe und mir den neusten Ferseher einfach mal mitnehme. Die haben ja genug davon.

Das hinkt ein bißchen: Du mußt ja beim Kauf "eines" Fernsehers nicht gleich die hinkende, sabbernde Schwiegermutter des Verkäufers mitkaufen, oder?

Gruß Waufel

Re: In dubio pro reo

Hi Michael,

: Liebe Kollegen Urheber,

in seiner Mischung aus Subtilität und Bedeutungsschwere ist dieser Einstieg natürlich unübertroffen. :-)

Das Wesentliche habe ich eben in meiner Antwort zu Pepes Beitrag ja schon gesagt, nur eine kleine Nachfrage noch:

: Da steht nämlich nicht nur das vollständig fehlgeleitete "in dubio ..." drin,

Fehlgeleitet, weil mangels Strafverfahren nicht anwendbar, so wie Pepe es bereits erläutert hat? Dann hab ich was dazugelernt.
Wobei ich nochmals betone, wenn ich persönlich zu einer solch vital bedrohlichen Zahlung verknackt würde, dann wäre es mir völlig gleichgültig, ob das auf Basis von Strafrecht oder Zivilrecht geschieht, denn die Wirkung ist ja die gleiche. Und frage ich mich natürlich ganz bürgerlich und unjuristisch, wenn schon die Wirkung die Gleiche ist, warum ist dann die Sorgfaltsverpflichtung der Gerichte bei der Beweisführung nicht die Gleiche?

: sondern auch die schöne "ich stehe vor dem Ruin"-Wendung, die bis jetzt noch immer gezogen hat.

Klar zieht das. Schonmal vor dem Ruin gestanden?

Sicher ist es in der Nähe von Bild-Niveau, mit "ich stehe vor dem Ruin"-Stories Stimmung zu machen. Wenn aber einer wirklich vor dem Ruin steht, und ich persönlich täte das bei besagten 20.000, soll er das jetzt nur deshalb nicht sagen dürfen, weil die Formulierung manchmal auch mißbraucht wird?

: "Geistiges Eigentum und Sachlichkeit".

Für mich immer wiederein höchst spannendes Thema, aus mindestens zwei Gründen: erstens um der mir innewohnenden Unsachlichkeit auf die Spur zu kommen, und zweitens weil ich immer noch den Eindruck habe, daß man hierzulande manchmal auch ein fettes finanzielles Polster braucht, um wirklich zu seinem Recht zu kommen. Wobei mir letzteres noch niemand schlüssig widerlegt hat, aber das ist ein anderes Thema. :-)

Bei der EMI-Geschichte habe ich übrigens den Eindruck, daß man hier ein "Exempel statuieren" will und daher den ersten besten Typen zur Schlachtbank führt, der erwischt wurde. Und ich habe weiterhin den Eindruck, daß dies nicht der Weg sein wird, der die Musikindustrie aus der Krise führt.


Keep rockin'
Friedlieb

Re: In dubio pro reo

Servus,

also wenn ich mich so zurückerinnere, als ich noch jung war haben wir teilweise die Kohle zusammengelegt um uns die neuste(n) Platten kaufen zu können und dann wurde auf Cassette kopiert bis das Tapedeck rauchte. Da hat nie jemand was gesagt, weder die Musikindustrie noch sonstwer. Das war einfach gang und gäbe. Nur haben sich inzwischen zwar die Medien als auch halt die Möglichkeiten der Duplizierung geändert aber die Kids machen das halt noch immer.
Damals kostete ne LP so zwischen 10 und 15 DM, inzwischen muss man ja das in Teuros für ne CD abdrücken. Und hier frage ich: ist dieser Preis gerechtfertigt? ich sag nein, denn die paar Cents die ein Künstler für eine verkauft CD bekommt drücken den Preis nicht so drastisch nach oben. Alles in allem ist IMHO ne CD incl. Herstellung,Gewinnspanne für den Künstler, den Vetrieb und das Label nicht mehr als 5€ wert. Selbst dann ginge es den Labels noch gut. Dann kann man zwar nicht mehr dem absoluten Topstar 120 Mio für 3 abzuliefernde Alben in den Allerwertesten pusten und der nächste Glaspalast muss ne Nummer kleiner ausfallen aber das Überleben aller (Kunde, Künstler, goße und kleine Labels) wär gesichert...

just my 2c
bluesfreak


Re: In dubio pro reo

Tach Friedlieb!

Auf den Verfahrenskosten (also Gericht plus Anwälte) bleibt der König nicht sitzen, wenn er das normale Verfahren gewinnt. Der Urteilstenor (mit Betonung auf "e" :-) ) lautet dann: "Die einstweilige Verfügung vom usw. wird aufgehoben." Dazu gehört auch die Kostenentscheidung.

Zu den Beweisregeln:
Im einstweiligen Rechtsschutz geht es um schnellen, wenn auch vorläufigen Rechtsschutz. Derjenige, der um diese Art Rechtsschutz nachsucht, hat den Vorteil, daß er nix beweisen muß, sondern nur glaubhaft machen, dafür kann er im richtigen Verfahren mit normalen Beweisregeln wieder alles verlieren (plus Verfahrenskosten des einstweiligen Verfahrens). Daher ist die Aussage:

: "Einer der Richter meinte: Es reiche aus, wenn das Gericht überzeugt wurde, dass es so sein könnte. EMI müsse keinen Beweis führen."

absolut richtig.

: Wobei ich mich mit meinem antiquierten Gerechtigkeitsgefühl hier natürlich frage, warum das umgekehrt nicht gilt und warum die große EMI irgendwas "einfach so" behaupten kann und ihr geglaubt wird, während der kleine Mann irgendwas anderes "einfach so" behauptet und man ihm eben nicht glaubt.

Weil der kleine Mann keine überzeugenden Gegenargumente hatte. Die große EMI hat Indizien dargelegt, die ziemlich deutlich darauf hinweisen, daß Herr König Mist gebaut hat und deshalb schadenersatzpflichtig ist. Der kleine Herr König hat Möglichkeiten aufgezeigt, daß er es evtl. doch nicht war. Diese Möglichkeiten erschienen dem Gericht aber als nicht wahrscheinlich. Das reicht dafür aus, daß dem Gericht glaubhaft gemacht wurde, daß der kleine Herr König zahlen werden muß. Im normalen Verfahren mit den normalen Beweisregeln könnten die Einwände durchaus ausreichen, um das Gericht an der "Täterschaft" (untechnisch gesprochen) des kleinen Herrn König zweifeln zu lassen. Dann hätte die große EMI nix beweisen können und würde den Prozeß verlieren.

: Letzte Frage, nehmen wir an, der Typ ist wirklich im Recht, was ja offenbar jedenfalls nicht ganz auszuschließen ist: was zum Verrecken kann er denn nun tun, damit ihm in diesem unserem Rechtsstaat auch Gerechtigkeit widerfährt?

Ganz einfach - §§ 936, 926 ZPO. Er stellt einen Antrag an das zuständige Gericht (also hier das Landgericht München), der EMI eine Frist zur Klageerhebung zu setzen. Wenn die EMI die Frist nicht einhält, wird die einstweilige Verfügung auf Antrag aufgehoben, ohne daß die große EMI was dagegen machen kann, und der kleine Herr König kriegt alles wieder zurück. Erhebt die große EMI innerhalb der Frist Klage, dann muß sie auch beweisen, und da gilt das oben gesagte. Die Beweiswürdigung obliegt dann natürlich dem Gericht. Das weiß man natürlich nie, aber ich vertraue da in die Unabhängigkeit der Gerichte. Die Bewertung des Vorgetragenen im einstweiligen Verfahren war jedenfalls absolut nachvollziehbar, für einen Beweis hätte ich das allerdings nicht ausreichen lassen.

Nos vemos en infierno, Pepe

Re: In dubio pro reo

Moin,

Bei der EMI-Geschichte habe ich übrigens den Eindruck, daß man hier ein "Exempel statuieren" will und daher den ersten besten Typen zur Schlachtbank führt, der erwischt wurde.

Ganz genau darum gehts. Aber, was ist das schlimmste was Ihm passieren kann? Und, wie soll dieser Herr König, Zeit seines Lebens, 320.000 Ocken aufbringen? Ich an seiner Stelle würde mich locker zurücklehnen und sagen: Greift mal einem nackten Mann in die Tasche.

Das Exempel könnte medientechnisch für die MI ein ganz schöner Schuss nach hinten sein. Wenn er Familie hat sind die die wirklich gearschten. Und wer kommt dann für die auf? Wohl Vater Staat. Das gibt mit Sicherheit eine schöne Bild-Schlagzeile:

Familie nagt am Hungertuch wegen der MI.

Heise hat ja schon damit angefangen.

Damit lässt sich der CD-Verkauf sicherlich ankurbeln. :-)


Und ich habe weiterhin den Eindruck, daß dies nicht der Weg sein wird, der die Musikindustrie aus der Krise führt.


Sie soll sterben und sie wird sterben. Und zwar sang- und klanglos, weil ich sicherlich kein Lied anstimme.

Cheers
Lothy


Re: In dubio pro reo

Hallo Olli,

: Gerade "ihr" Covermusiker macht doch auch ordentlich Kohle mit der Musik der Leute die ihr nachspielt. Also.....

Du wirst mir langsam wirklich ziemlich unsympatisch, weisst Du das?
Machst Du ausschliesslich eigene Musik? Oder neidest Du den Leuten nur an, dass sie sich mit Covermucke ein paar Taler nebenbei verdienen. Und das evt. mit Musik die ihnen eigendlich keinen Spass macht. Weisst Du was für Covermucke Du machen musst um überhaupt Kohle zu verdienen?

Da muss ich mal wieder den Nuhr zitieren: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten. (in Zukunft mit [Nuhr-Zitat] betitelt)

PLONK


Ich bin ja bestimmt nicht der Moralappostel. Es kann sich ja mit Sicherheit niemand davon freisprechen sich nicht schonmal ein Song kopiert zu haben.


Ich habe mir in der Prä-CD-Zeit massenweise Songs kopiert. Und zwar auf MC. Damals krähte kein Hahn danach. Komisch, was? [Nuhr-Zitat]


: Ich finde nur die allgemeine Einstellung zu CD / DVDs etc. doch sehr merkwürdig. Es gibt eine Menge Leute die sich seit Jahren keine CDs / DVDs gekauft haben. Wenn Du sie fragst "Hast Du die neue von "XYZ-Künstler" gehört?" Bekommst Du zur Antwort dass sie sich kopieren. Vollkommen selbstverständlich. Ohne das geringste Unrechtsbewustsein.



Ach ja, die armen Künstler. Frag mal einen Semiprofi, wieviel ihm von dem CD-Verkauf bleibt. Die wirklichen Künstler sind froh, wenn Ihre weit möglichst verbreitet wird. Dann kommen auch Leute zu ihren Konzerten.


: Darum geht es. Ist ja genauso wenn ich einfach mal zu Karstadt gehe und mir den neusten Ferseher einfach mal mitnehme. Die haben ja genug davon.


Äpfel mit Birnen verglichen. [Nuhr-Zitat]

Sorry, wenn ich Dich so hart angreife, aber ich kriege bei der momentanen Lage ziemlich die Krise. Und wenn dann noch die obrigkeitsgläubigen Fürsprecher kommen reisst mir der Geduldsfaden.

Cheers
Lothy

Re: In dubio pro reo

: Ohhhhhh....
: ich habe gerade den link zu diesem meinem vorherigen post gesehen:
: /66/66666.html.
: wie geil ist das denn?


LOL, grööhl, komisch, dass mir das als alter Verschwörungstheoretiker nicht aufgefallen ist.
:-)

Cheers
Lothy

Re: In dubio pro reo

Hallo Lothy,
mit Verlaub, aber hier gehst Du mir zu weit.
Der Angriff mit dem obrigkeitsgläubigen Fürsprecher liegt imho unter der Gürtellinie.
Maulkörbe jedweder Art finde ich nicht OK.

Auf jede MC die Du kaufst, oder gekauft hast, ging von dem Kaufgpreis eine Pauschale an die GEMA ab.
Hast Du, wenn Du Musik-CDs zu Eigengebrauch oder als Mixtapes gebrannt hast, die GEMA-unterstützenden Audio-CDs gekauft, oder waren sie Dir zu teuer?

Ich kann diese ganze Lamentum nicht verstehen.
Das Download von Musikdateien illegal ist, hat lange Zeit jeder gewusst und hat es in Kauf genommen.
Selber Schuld.
Was das Brennen von CDs angeht, da wird sich mittelfristig jeder nach der Maxime richten, wo kein Kläger, da kein Richter. (auch wenn ich das nicht gutheiße)
Ich weiß also echt nicht, worüber Du Dich beschwerst.
Musik ist in keiner Weise weniger verfügbar geworden, nur muss man nun mal etwas seinen Arsch hochkriegen und sich selber mal nach günstigen Möglichkeiten umtun.
Es gibt in jeder größeren Stadt Gebrauchtläden oder Gebrauchtbörsen.
Es gibt ebay.
Es gibt keinen Grund sich CDs zum Ladenpreis zu kaufen.

In Datenschutzfragen gehe ich mit Dir konform.
Aber Datenschutzfragen als Deckmäntelchen für wirtschaftliche Interessen zu benutzen finde ich unanständig.
Gruß,
Woody

Re: In dubio pro reo

Hi Woody, mein Senf

: Musik ist in keiner Weise weniger verfügbar geworden,.....

Stimmt so nicht! Schau Dich bitte in diversen CD-Läden um:
imho 98% der angebotenen Ware ist musikalischer Schrott.
Die MI muß sich nicht wundern das die Umsätze einbrechen, schnelle Produktion, ein Charttitel der Rest Müll, das kauft doch keiner für 15 und mehr €. Das Schlimme daran ist, daß selbst die vordergründig guten Interpreten da gezwungen sind mitzumachen.


.......nur muss man nun mal etwas seinen Arsch hochkriegen und sich selber mal nach günstigen Möglichkeiten umtun.

Warum? Hier ist die MI gefordert, die wollen Umsätze machen, also müssen Sie anbieten. z.B. Downloadmöglichkeiten gegen Gebühr. Das Angebot regelt die Nachfrage, das war schon immer so, auch wenns der Kunde gerne andersherum hätte.

: Es gibt in jeder größeren Stadt Gebrauchtläden oder Gebrauchtbörsen.
: Es gibt ebay.

Richtig, aber zeitaufwändig und damit teuer.
Bis ich da was gefunden habe, habe ich mehr unbezahlte Zeit aufgewändet als ich spare.

: Es gibt keinen Grund sich CDs zum Ladenpreis zu kaufen.

Stimmt, deshalb tuts auch keiner mehr. Weil der einzige Grund sich CD's zu kaufen wäre gute Musik zu fairen Preisen und die findest Du da nur noch selten.


Gruß Waufel

Re: In dubio pro reo

Hi Pepe - vielen Dank fuer Deine (und Michaels) Ausfuehrungen hier, ich hoffe ja wie fast jeder unanstaendige Buerger immer, nie in irgendwelche Gerichte zu muessen, aber es ist doch schon echt gut, wenn man mal ein bisschen was versteht von dem was man so liest.

So ein aussensaiter-Forum ist doch eine fantastische Sache!

gut Ton & wech
ullli

Re: In dubio pro reo

Moin,

: Der Angriff mit dem obrigkeitsgläubigen Fürsprecher liegt imho unter der Gürtellinie.
: Maulkörbe jedweder Art finde ich nicht OK.

Nur noch eins dazu:
Mal im Ernst, für mich ist jemand, der heutzutage sich auf die Seite der Lobbyisten stellt (in welcher Form auch immer) ein obrigkeitsgläubiger Fähnchen-Nach-dem-Wind-Richter. Und bei solchen Leuten geht mir halt richtig die Hutschnur hoch.


: Auf jede MC die Du kaufst, oder gekauft hast, ging von dem Kaufgpreis eine Pauschale an die GEMA ab.

Was hat die GEMA mit der MI zu tun? [Nuhr-Zitat]

Sicherlich ist gem. Gesetz das Uploaden von urheberechtlich geschützten Daten verboten.

Allerdings finde ich diese drakonischen Massnahmen die dagegen laufen absolut lächerlich.
Eine Strafe von 200 Eur. würde der Abschreckung vollkommen genügen.

Es gibt weissgott schlimmeres gegen das angegangen werden müsste, als den Leichengestank der MI wegzuwedeln. Unser Rechtssystem wird von diesen Lobbyisten für ihre Zwecke vergewaltigt, damit sie noch mehr Flocken aus den Verbrauchern rauspressen können. Mit mir nicht.
Die sehen von mir keinen Cent mehr. Ich kaufe mir Musik gebraucht oder besorge mir diese anderweitig (wie sage ich jetzt nicht, sonst komme ich noch in den Knast), oder kaufe direkt bei den Künstlern, fertig.

In diesem Sinne

Lothy


Re: In dubio pro reo

Hallo Wolfgang,



: Stimmt so nicht! Schau Dich bitte in diversen CD-Läden um:
: imho 98% der angebotenen Ware ist musikalischer Schrott.

Na, aber darum geht es doch hier nicht.
Ausserdem kann ich Dir auf Anhieb 15-20 Alben nennen, die mich interessieren und die käuflich erhältlich sind-
die ein Justin Timberlake/50 Cent/KoRn Fan weder kennen noch interessant finden wird.


:
: Warum? Hier ist die MI gefordert, die wollen Umsätze machen, also müssen Sie anbieten. z.B. Downloadmöglichkeiten gegen Gebühr. Das Angebot regelt die Nachfrage, das war schon immer so, auch wenns der Kunde gerne andersherum hätte.

Hmm. Warum sollte irgendjemand ein Album aufnehmen, was nun ausgerechnet Dir gefällt?
Was finanziell interessant ist, ist der Mainstream.
Alles Andere ist teures Hobby.

: Richtig, aber zeitaufwändig und damit teuer.
: Bis ich da was gefunden habe, habe ich mehr unbezahlte Zeit aufgewändet als ich spare.

Es steht Dir ja frei, in einen Laden zu gehen, teuer Geld zu bezahlen, Suchaufwand zu betreiben und weniger Geld zu bezahlen, oder es halt ganz zu lassen.


Gruß,
Woody

Re: In dubio pro reo

: Hallo Wolfgang,
:
:
:
:
: Na, aber darum geht es doch hier nicht.
Doch darum geht es, denn die MI zerstört hier mutwillig jedwede Musikkultur, weil Sie eben 1 - 2 gute Titel auf ein Album bringt, den Restmüll aber mitverkaufen will.
:
: :
:
: Hmm. Warum sollte irgendjemand ein Album aufnehmen, was nun ausgerechnet Dir gefällt?
: Was finanziell interessant ist, ist der Mainstream.
: Alles Andere ist teures Hobby.

Teures Hobby ist das, was die MI jetzt macht, siehe Umsatzrückgänge. Es geht nicht um das, was mir gefällt, es geht um Qualität. Die wird nicht geliefert.
:
: Es steht Dir ja frei, in einen Laden zu gehen, teuer Geld zu bezahlen, Suchaufwand zu betreiben und weniger Geld zu bezahlen, oder es halt ganz zu lassen.

Natürlich steht mir das frei, aber aus obengenennten Gründen gehe ich eben nicht mehr in den LAden, sondern halte es mit Lothy und kaufe vorerst nicht mehr.

Wo bitte wäre denn das technische Problem sich mit den Anbietern der Tauschbörsen zu einigen und zu sagen: Jeder Titel der gesaugt wird, wird mit z.B. 50 Cent über die Telephonrechnung berechnet und an die MI abgeführt, von mir aus auch 1 €. Die PC und Internetfreaks hier im Forum werden mir sicherlich bestätigen, daß dies rein technisch kein Problem ist. Die MI wird sich besinnen und umstellen müssen, sonst gehen sowohl Musikkultur als auch die "große" MI den BAch runter. Die Interpreten werden versuchen sich unabhängig zu produzieren oder produzieren zu lassen.
Es geht nicht darum den Urhebern ihre Rechte an Ihrem Eigentum zu rauben, ganz im Gegenteil. Es geht darum ihnen zu Ihren Rechten zu verhelfen und das geht nur über weite Verbreitung der Musik und das verhindert die MI gerade selbst. Wir wollen doch alle unsere Musik haben, selbst machen, vielleicht sogar eigenes verkaufen. Aber wie soll das unter diesen Bedingungen möglich sein. Die Gründe für die Gewinn- und Umsatzrückgänge liegen nicht in den Tauschbörsen, sondern in der mangelnden Flexibilität der MI, ihrem übersteigerten Selbstbewusstsein, ihrem Verkaufsgebahren nach dem Motto "Hier Du vertrottelter Kunde, friss was ich Dir vorsetze!". Eben genau das macht der Verbraucher eben nicht mehr, für das bißchen Kapital das er noch hat will er Qualität, wenn er die nicht bekommt, lässt er es eben und säuft sich lieber einen an oder sonstwas.

Nix für ungut.
Gruß Wolfgang

Re: In dubio pro reo - Da war noch was!

Warum ich gesagt habe: Mit den Tauschbörsen einigen!

Ich halte das für eine excellente Möglichkeit. Weil hier mit Sicherheit der größte Pool an Musik zu finden ist. Die MI würde unter Umständen nämlich glatt sagen, einen solchen Pool aufzubauen sei viel zu teuer. Braucht sie garnicht, der ist schon da und würde sich selbstständig erweitern.

Bei diesen Umsatzmöglichkeiten wird mir schwindelig!

Re: In dubio pro reo

Moinsens Woody -

der Thread ist ja etwas kuddelmuddelig geworden, was ich im übrigen dem Thema angemessen finde (ist halt ein vielschichtiges Thema) und mit dem Nuhr Zitat ist auch etwas freizüging umgegangen worden, aber bei einem Punkt möchte ich mich gern mal einhaken:

: Musik ist in keiner Weise weniger verfügbar geworden, nur muss man nun mal etwas seinen Arsch hochkriegen und sich selber mal nach günstigen Möglichkeiten umtun.

....Es gibt keinen Grund sich CDs zum Ladenpreis zu kaufen.


Genau an dieser Stelle hakt es für mich. Nur weil das Internet schön bunt und groß ist, ist die Verfügbarkeit von Musik größer geworden? Gut, wenn man sich damit zufrieden gibt, mehr oder weniger Bekanntes als MP3 zu saugen, dann ist die Verfügbarkeit größer geworden. Ansonsten Arsch heben und Suchmaschinen nutzen? Klar, kann man machen. Aber da gab es mal eine Zeit in der der Plattenkäufer (damals noch schwarzes Gold mit Loch inner Mitte) in Läden ging in denen Freaks als Verkäufer saßen. Typen denen du ungehört vertrauen konntest wenn die dir wortlos einen Scheibe in die Hand drückten und irgendwas von "Ich habe die Zukunft des Rock'n'Rolls gehört" murmelten. In solche Läden, derer gab es ca 5-6 in Hamburg, trug ich mein gesamtes Taschengeld. Jeden Tag waren diese Läden gefüllt. Nach der Schule gab's Warteschlangen an den Kopfhörern. Immer mit dem Kribbeln im Bauch "Was gibts heute Neues zu entdecken?". Plattenkaufen hat Spaß gemacht. Tapes für Freunde ziehen auch. Beim Kumpel in der Vinyl Sammlung stöbern auch. "Hey, die hab ich auch, aber hast du die schon?". Und dann Radio. Wow, da gab es Moderatoren, keine debilen Zwangskumpel im Verlosungswahn. Sendungen wie "Der Club" oder später "Soultrain" waren Offenbarungen. Überall gab's Menschen die ihren Spaß an der Musik an dich rantrugen. Und sie haben damit Geld verdient. Ein fairer Deal. Die Zeit vor'm Krieg war schon ziemlich geil ;-) Heute gibt's keine Dinosaurier mehr. Und keinen Grund mehr CD's im Laden zu kaufen. Weils schlicht zu teuer ist. 10 Teuro, keinen Cent mehr geb ich für 'ne CD aus. Klar krieg ich das fast nirgendwo. Also wird nichts mehr gekauft. Jedenfalls nicht im Laden. Und den coolen Plattenverkäufer aus der Dinozeit, den jibbet eh kaum noch. Nur noch im Film. High Fidelity. Mussu mal gucken. Hab' ich fast geweint, weil genauso war's mal.

slide on ...
bO²gie


musicload war: In dubio pro reo

Servus,

erstmal danke für die lebhafte und kenntnisreiche Diskussion.
    Habe aufgrund eines Fernsehberichtes vorhin bei Musicload versucht etwas zu finden, vergeßt es, obwohl dieses System akzeptabel wäre.
So, aufgrund Waufels Hinweis hab ich mir die entsprechende Seite auch mal durchgeschaut. Die verlangen pro Lied im MP3-Format (welchem hab ich nicht nachgeschaut) 1,19 EUR, z.B. auch für "Yankee Doodle Never Went To Town" mit Billie Holiday vorneweg als Interpretin. Wer kauft denn das für den Preis? Immerhin stört da wohl das pop-e(k)lige MP3-Format nicht ...

redi,
der sich gaanz selten aktuelle, d.h. (hoch-)preisige CDs kauft und lieber auf Ramsch-Verwertung wartet, auch wenn's mal länger dauert:
z.B. für jeweils 1 (!) EUR
  • Canned Heat (Mein Gott, wie lausig produziert, aber echt und 24:35 lang ...)
  • DJ Bobo (absoluter Knaller bei meinen zwei Kindern und fast 1 Stunde lang ...)
  • Re: In dubio pro reo

    Hallo bOOgie,
    gesagt habe ich, daß musik nicht weniger verfügbar geworden ist, was jetzt aber nicht heißt, daß sie besser verfügbar geworden ist.

    High Fidelity ist einer meiner erklärten Lieblingsfilme, auch ich habe fast mit Tränen in den Augen im Kinosessel gesessen, weil ich das eben nicht kennengelernt habe.
    Aber diese ganzen Platten, die es mal gab sind irgendwo da draussen und es ist ja auch nicht so, daß keine gute Musik mehr produziert wird.
    Was in meinen Augen schwieriger geworden ist, ist, gute Platten kennenzulernen.

    Gruß,
    Woody


    "Was kostet diese Platte?
    -Du kriegst sie nicht!
    -Wieso nicht?
    -Du hast sie nicht verdient, Du Arsch!"

    Re: In dubio pro reo

    Moinsens Woody -

    : gesagt habe ich, daß musik nicht weniger verfügbar geworden ist, was jetzt aber nicht heißt, daß sie besser verfügbar geworden ist.

    stimmt, und allein die "Verfügbarkeit" ansich macht es ja nicht. Heute haben wir mehr Radioprogramme, mehr TV Programme, mehr RiesenelektroWalMarts ... mehr mehr haben wir überall. Ob's besser ist? Ich denke wir sehen das beide gleich. Der Punkt ist ja vielmehr ...

    : High Fidelity ist einer meiner erklärten Lieblingsfilme, auch ich habe fast mit Tränen in den Augen im Kinosessel gesessen, weil ich das eben nicht kennengelernt habe.

    ...und da setz ich nochmal an. Ich habe ja diese Zeit erlebt (und den einen oder anderen Laden im High Fidelity Stil gibt's ja auch noch ... Tante Emma ist noch nicht ganz tot) und ich bin mir garnicht mal so unsicher ob man vergleichbares nicht auch im Internet schaffen kann, bzw, es gibt es ja schon zum Teil. Siehe mein "Homef*cking is killing Prostitution" Thread. Im Laufe der Diskussion fanden sich imho schon eine Menge interessanter Ansätze.

    Klar, ich geb dir auch völlig recht wenn du sagst "Arschheben und machen" nur ist mir der Weg einzig über den Secondhandmarkt zu unkreativ. Dat muss auch anders gehen.

    : "Was kostet diese Platte?
    : -Du kriegst sie nicht!
    : -Wieso nicht?
    : -Du hast sie nicht verdient, Du Arsch!"


    *g* Das lass ich mal unkommentiert ...

    slide on ...
    bO²gie