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(Gehör) ′Selbermachen′

Moin - mal aus dem Strudel der Lebenswichtigen Nebensaechlichkeiten auftauchend...

...ich moechte mein Gehoer trainieren. "Little Feat" auf voller Lautstaerke verbessert zwar den Hueftschwung, aber mir geht es eher darum, mehr aus Musik heraushoeren zu koennen, und mich auch, sollte mich mal wieder jemand an's Mikrofon lassen, etwas besser selbst zu hoeren.

Nun hat ein Kumpel vor gewisser Zeit mal das Buch/CD Pack Ear Training ausgeliehen gehabt, und fand das recht gut. Er musste es aber schon nach wenigen Tagen wieder fortgeben, konnte sich also nicht sehr damit auseinandersetzen. Unter obigem Link nun steht eine vermutlich gefakete und eine sehr schlechte Rezension, und daher nun mein Appell an alle hoerenden unter den Aussensaitern: Koennt Ihr mir mit Erfahrungen a) zu diesem, b) zu einem anderen, aehnlichen, c) zu einem voellig anderen Ansatz weiterhelfen?

Erics wieder mal umfassenden Beitrag zum Thema auf JustChords habe ich mir natuerlich schon eben mal angelesen, aber abgesehen davon, dass Eric offensichtlich wirklich kein Talent fuer's Geldverdienen hat (denn die Zeit, die er in 'Talking Hands' investiert, haette er in das Herstellen von kleinen teuren ratgebern stecken koennen ¦¬] ) wuerde ich gerne noch ein paar andere Meinungen dazu hoeren!

Ich bin strunzfaul, haeufig unkonzentriert und lebe gern auf grossem Fuss, daher ist jede CD erstmal interessanter als dass ich erst meinen Sequencer anschmeissen muss, um einen furchtbaren GM-Sound selber herzustellen. Aber man lernt dabei sicher wieder mehr...

Und ausserdem hat ja jeder vielleicht wieder seine eigenen, anderen Erfahrungen. Es stellt sich mir im Moment vor allem die Frage, ob das hoeren von Intervallen und Rhytmen tatsaechlich alles ist. Ist das nicht eher das, was unser Hirn dann erarbeitet, aus dem, was gehoert wurde? Und dieses hoeren selbst - ist das jetzt voellig was esoterisches, oder kann man das nicht auch irgendwie trainieren? Besonders aus der Sich von Sprache und Gesang wuerde mich das interessieren, was man denn so fuer seine Ohrentwicklung Gutes tun kann!

Vielen Dank, zurueck zu den Nichtigkeiten dieser Erde...
gut Ton!
ullli

Re: (Gehör) ′Selbermachen′

Hi ullli,
meiner Erfahrung nach ist eigentlich jede Form von Gehörbildung gut für eine musikalische Entwicklung. Allerdings ist es in mancher Hinsicht schwierig, das richtige Training zu finden.
Zum Einen gibt es ein "technisches" Hören, darunter würde ich den Klassischen Gehörbildungsdreikampf Intervalle, Akkorde, Rhythmus fassen. Der praktische Nutzen dieser "Disziplinen" ist offensichtlich.
Dann gibt es ein Hören (imho), daß mehr ästhetische Gesichtspunkte betrifft. Damit meine ich ein hören von, naja, nennen wir es vielleicht Dialekte. Wenn ein Bayer loslegt, versteht man erstmal kein Wort, obwohl er Deutsch spricht (well, more or less). Wenn ich einen Dudelsack spielen höre, kann ich sagen, da spielt ein Dudelsack, aber das Instrumentenspezifische Idiom, die möglichen Klang- und Ausdrucksmittel sind mir gänzlich unbekannt. Allerdings stellt sich bei einer längeren (möglichst praktischen) Auseinandersetzung mit diesem Instrument doch ein Verständnis ein.
Wenn man viele Instrumente kennt, kann man gewisse Querschlüsse ziehen (wenn ich weiß, was ein guter Cello-Ton ist, kann ich auch einen Kontrabass-Ton beurteilen).
Ich habe allerdings festgestellt, daß ich es unheimlich schwierig finde, mir eine Klangvorstellung ohne Anleitung selbst zu erarbeiten. Instrumentalpraktischer Unterricht ist da nützlich :-)
Vielleicht findest Du auch Hörgemeinschaften, mit denen man zusammen Platten hört, o.Ä.
In Sachen Sprache oder Gesang nimm am besten Gesangsunterricht, da bekommst Du die Vollausstattung. Selber lernen ist auch insofern schwierig, als die Stimme ein derartig individuelles Instrument ist, daß Gesangsschulen z.T. mehr schaden als nützen, und die nötige Technik am Besten mit einem guten Lehrer Deines Vertrauens(!) zu erlernen ist.
stay tuned,
Woody

*Dozierwochen

Re: (Gehör) ′Selbermachen′

Moin ullli!

So ganz genau weiß ich zwar noch immer nicht, was du meinst, aber pauschal würde ich da sagen: Übung macht den Meister. (Jetzt hab' ich's Dir aber gegeben)

Ich wundere mich jedesmal, wenn ich in einem Raum mit drei Leuten der einzige bin, der durch drei Türen hindurch das Telefon läuten hört, wo doch gerade ich derjenige mit den kaputtesten Lauschern sein sollte. Das gilt auch musikalisch in Bezug auf nicht gestimmte Gitarren, zu viel Hall auf'm Gesang einer Studioaufnahme, rieselnde Holzspäne in einer Spannplattenbox... Und da ich das nie gezielt trainiert habe mutmaße ich eben, daß das einfach die viele Praxis ist.

Ich denke, das ist eine Frage der Konzentration. Ich beobachte immer wieder viele Leute die gar nicht zuhören. Musik an und dann ab vor'n Computer. Als Berieselung quasi. Das geht rein und gleich wieder raus. Die Musik wird gar nicht wahrgenommen, dem Gehirn keine Gelegenheit gegeben, das gehörte zu verarbeiten. Aber ich verliere hier gerade massiv den Faden.

Das absolute Gehör (wobei ich mich immer wieder frage, wie die Natur den Menschen auf A=440 Hertz eichen konnte...) stelle ich mir für einen Klavierstimmer schrecklich vor. Muss ja eine Höllenqual sein, bis die Saite dann endlich stimmt. Andererseits ist man dann auch bemüht, immer schnell fertig zu werden.
Musikalität garantiert das absolute Gehör eben nicht, der Mensch kann dann zwar Stücke aus dem Kopf einfacher nachspielen, mit Kreativität hat das jedoch nichts zu tun. Ein Freund meines Bruders ist deswegen vom Komponisten zum Dirigenten umgestiegen, weil ihm einfach das Gefühl für die Musik selbst fehlte. Aber auch hier ist mein Faden nicht mehr zu finden.

Die regelmäßigen Anzeigen in der Guitar World für "Perfect Pitch", mit dem das absolute Gehör ja angeblich antrainierbar sei, zumindest zu weiten Teilen, versuchen da imho mehr draus zu machen, als in Wirklichkeit da ist. Sicherlich mag das praktisch sein, aber wirklich absehbar sind die "Nachteile" nicht, die sowas mit sich bringt. Ich könnte mir vorstellen, daß der Kopf jedesmal schreit "Nein, nicht, das ist falsch!" nur weil man eigentlich mal eine andere Interpretation spielen möchte. Blabla.

Als ich anfing, mich mehr für Rhythmen im einzelnen zu interessieren fing ich an Schlagzeug zu spielen. Zwar (bisher) nicht mit dem gewünschten Erfolg (nämlich, daß ich richtig abgedrehte Rhythmen wenigstens theoretisch "beherrsche") aber mir hat sich eine zusätzliche, völlig neue Klangwelt erschlossen. Man achtet halt auf ganz andere Dinge. Kaum eine neue CD höre ich mir an ohne zu sagen "Klasse Hihat", und wenn's nur der Sound an sich ist.
Mehr ausprobieren, mehr Erfahrung sammeln, das schafft oder eröffnet wohl neue Kapazitäten und damit wieder neue Erlebnisse. Schlecht ausgedrückt.

Wenn's nur um's Akkord/Intervallhören geht sagte mein Gitarrenlehrer immer "Ab an's Klavier und spielen-hören-spielen-hören..."

Rock'n'Roll!
Felix

Re: (Gehör) ′Selbermachen′

Tachnomma,

: So ganz genau weiß ich zwar noch immer nicht, was du meinst,

Kann man bewusst nur den "Dreikampf" (courtesy of Woody) ueben, oder kann man seine Lauscher auch noch auf anderen Wegen fordern und feordern? Ohr-Fitness?

Gibt es, Dreikampf als auch eventuelle andere Bereiche, Multimediale Produkte, mit denen einer von Euch gute oder schlechte Erfahrungen gemacht hat?

War das nun wirklich so unverstaendlich?...

: aber pauschal würde ich da sagen: Übung macht den Meister.

klar, wenn man denn weiss, was man uebt - fuer den "Dreikampf" habe ich ja schon ein paar Ideen gekriegt, ziehe aber evtl. eben auch das Zukaufen weiterer Trainingsmaterialien in betracht. Genau das ist es - ich will ueben. Um das wie oder was geht es mir.

: Ich wundere mich jedesmal, wenn ich in einem Raum mit drei Leuten der einzige bin, der durch drei Türen hindurch das Telefon läuten hört, wo doch gerade ich derjenige mit den kaputtesten Lauschern sein sollte.

Waehrend ich mcih freue, dass ich es nur hoere, wenn ich will :0)

: Das absolute Gehör (wobei ich mich immer wieder frage, wie die Natur den Menschen auf A=440 Hertz eichen konnte...) stelle ich mir für einen Klavierstimmer schrecklich vor. Muss ja eine Höllenqual sein, bis die Saite dann endlich stimmt. Andererseits ist man dann auch bemüht, immer schnell fertig zu werden.

Oha, mein lieber, was fuer ein Quark! ¦¬] Wer ein anstaendiger Klavierstimmer ist, quaelt sich immer solange, bis die Kiste stimmt, absolutes Gehoer oder Strobo ist da unerheblich, wuerde ich mal denken. Wobei mir der "Ich bin stolz darauf, ein Maffay-Klon zu sein" Martin K. aus HH einfaellt, der eben nach Gehoer stimmt, und zwar waehrend um ihn herum die Aufbauhelfer mehr Krach machen als selbst das feinste Stimmgeraet verkraften wuerde. Faszinierend. aber da ist es wieder - dafuer reicht das bestimmen eines gehoerten Tones doch nicht aus - da muss man doch erstmal das selektive Hoeren haben. So, und wie trainiert man das? Hat es da fertige Soundbeispiele? Technsich kann ich PLL-Kreise bauen, aber wie trainiere ich mein Ohr auf's Filtern?

: Musikalität garantiert das absolute Gehör eben nicht, der Mensch kann dann zwar Stücke aus dem Kopf einfacher nachspielen, mit Kreativität hat das jedoch nichts zu tun.

Geht mir ja mal auch gar nicht um Kreativitaet, da sind Songschreiber und Solisten fuer da...
: Wenn's nur um's Akkord/Intervallhören geht sagte mein Gitarrenlehrer immer "Ab an's Klavier und spielen-hören-spielen-hören..."

Gut okay, habe ich ja jetzt begriffen, mit den Intervallen und der Rhytmik. Auch wenn ich kein Klavier habe :0) Und ich danke Dir auch!

gut Ton!
ullli

Re: (Gehör) ′Selbermachen′

Hi ulli,

in Petto hätte ich folgenden Link: klickst Du hier.

Ansonsten kann ich in erster Linie Woody zustimmen, aber ich muß auch fragen: was GENAU willst Du "besser" hören? Willst Du an einer Melodie hören, daß sie in Des Dur gespielt wird, Umkehrungen, Kadenzen, etc... theoretisch verstehen? Dann such Dir ein Instrument, mit dem Du klassische Musik lernst. Glücklicherweise habe ich den ganzen harmonie- und rhythmustheoretischen Schnorz mit der Querflöte erlernt. Oder willst Du wissen, wie das Obertonspektrum eines bestimmten Instrumentes im Zusammenspiel mit einem anderen Instrument klingt, wann etwas schwebt, steigt, fällt, pulsiert, schweigt (auch wenn Töne hörbar sind), spricht (auch wenn Pause ist) etc... Dann ist das eine Sache der Erfahrung und dem Willen, klein anzufangen. Ich würde Dir z.B. vorschlagen, Dir was anzuhören, was mit nur einem Instrument, aber vielen "Voicings" eingespielt wird. Mein "Geheimtip": die Preludes von Chopin (wenn Du auftreiben kannst, die Aufnahe eines jungen Russen namens Stanislav Bunin, für mich wie auf nem Trip!). Dann "studier" Orchesterwerke, nimm die 2. und die 7. Sinfonie von Beethoven (wieder ein Tip: Berliner Philharmonie unter Herbert v. Karajan).

Diese Art von "Training" erfordert eine Art von Konzentration, die ich selber kaum noch aufzubringen vermag. Als Kiddie fiel mir das leichter, aber da mußte ich mich um weniger Scheiß kümmern, logischerweise. Vielleicht fängt es ja damit an, daß man seine Rübe von unnötigem Ballast freiwerfen muß- was einfacher klingt, als es ist, ich weiß. Mach die Augen zu und stell Dir "Farben" vor, Formen, Intentionen, frag Dich, woran Dich die Klänge erinnern (Vivaldis 4 Jahreszeiten sind wie ein Spaziergang durch die Natur). Nein, ich habe keine Drogen genommen ;o), braucht man aber bei einem gewissen Zuhörempfinden nicht mehr. Und wenns nicht gut geht, dann geht es in dem Moment nicht gut, Pech. Schmeiß Pink Floyd in den Player, oder John Lee Hooker, je nachdem, was in dem Moment cooler für Dich ist. Man kann ne Menge raushören, wenn man sich etwas weiter konzentriert, als man es "standardmäßig" tut.

Viel Spaß dabei

wünscht
burke