Re: (Gehör) 'Selbermachen'


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Beitrag von Der Felix vom April 27. 2002 um 17:31:57:

Als Antwort zu: (Gehör) 'Selbermachen' geschrieben von ullli am April 27. 2002 um 16:17:27:

Moin ullli!

So ganz genau weiß ich zwar noch immer nicht, was du meinst, aber pauschal würde ich da sagen: Übung macht den Meister. (Jetzt hab' ich's Dir aber gegeben)

Ich wundere mich jedesmal, wenn ich in einem Raum mit drei Leuten der einzige bin, der durch drei Türen hindurch das Telefon läuten hört, wo doch gerade ich derjenige mit den kaputtesten Lauschern sein sollte. Das gilt auch musikalisch in Bezug auf nicht gestimmte Gitarren, zu viel Hall auf'm Gesang einer Studioaufnahme, rieselnde Holzspäne in einer Spannplattenbox... Und da ich das nie gezielt trainiert habe mutmaße ich eben, daß das einfach die viele Praxis ist.

Ich denke, das ist eine Frage der Konzentration. Ich beobachte immer wieder viele Leute die gar nicht zuhören. Musik an und dann ab vor'n Computer. Als Berieselung quasi. Das geht rein und gleich wieder raus. Die Musik wird gar nicht wahrgenommen, dem Gehirn keine Gelegenheit gegeben, das gehörte zu verarbeiten. Aber ich verliere hier gerade massiv den Faden.

Das absolute Gehör (wobei ich mich immer wieder frage, wie die Natur den Menschen auf A=440 Hertz eichen konnte...) stelle ich mir für einen Klavierstimmer schrecklich vor. Muss ja eine Höllenqual sein, bis die Saite dann endlich stimmt. Andererseits ist man dann auch bemüht, immer schnell fertig zu werden.
Musikalität garantiert das absolute Gehör eben nicht, der Mensch kann dann zwar Stücke aus dem Kopf einfacher nachspielen, mit Kreativität hat das jedoch nichts zu tun. Ein Freund meines Bruders ist deswegen vom Komponisten zum Dirigenten umgestiegen, weil ihm einfach das Gefühl für die Musik selbst fehlte. Aber auch hier ist mein Faden nicht mehr zu finden.

Die regelmäßigen Anzeigen in der Guitar World für "Perfect Pitch", mit dem das absolute Gehör ja angeblich antrainierbar sei, zumindest zu weiten Teilen, versuchen da imho mehr draus zu machen, als in Wirklichkeit da ist. Sicherlich mag das praktisch sein, aber wirklich absehbar sind die "Nachteile" nicht, die sowas mit sich bringt. Ich könnte mir vorstellen, daß der Kopf jedesmal schreit "Nein, nicht, das ist falsch!" nur weil man eigentlich mal eine andere Interpretation spielen möchte. Blabla.

Als ich anfing, mich mehr für Rhythmen im einzelnen zu interessieren fing ich an Schlagzeug zu spielen. Zwar (bisher) nicht mit dem gewünschten Erfolg (nämlich, daß ich richtig abgedrehte Rhythmen wenigstens theoretisch "beherrsche") aber mir hat sich eine zusätzliche, völlig neue Klangwelt erschlossen. Man achtet halt auf ganz andere Dinge. Kaum eine neue CD höre ich mir an ohne zu sagen "Klasse Hihat", und wenn's nur der Sound an sich ist.
Mehr ausprobieren, mehr Erfahrung sammeln, das schafft oder eröffnet wohl neue Kapazitäten und damit wieder neue Erlebnisse. Schlecht ausgedrückt.

Wenn's nur um's Akkord/Intervallhören geht sagte mein Gitarrenlehrer immer "Ab an's Klavier und spielen-hören-spielen-hören..."

Rock'n'Roll!
Felix


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