Liebe Gemeinde!

Heute kam meine Sängerin vorbei und drückte mir eine CD mit der ersten Rohmischung in die Hand, die unser Tonmensch gebastelt hat. Jetzt brauche ich Eure Erfahrungen.

Der Sound ist ganz geil. Jedenfalls ist nicht das Equipment das Problem, sondern der Typ, der´s bedient hat. (Mal merken für den nächsten G.A.S.-Anfall). Die Gitarre ist vielleicht ein wenig zu leise. Überhaupt, was ich da spiele und wie erst. Um Himmels willen! Das können wir doch so nicht stehen lassen. Rockt nicht, viel zu sauber.

Ist das jetzt die typische Reaktion beim ersten Durchhören? Gitarrist findet Gitarre zu leise und überhaupt alles bis auf den Sound furchtbar?

ratlos aber mit Gruß

Matthias

Lieber Matthias - ja.

Das mit "Gitarre zu leise" jedefalls ist verdaechtig :0)

Auf der anderen Seite koennten wir das natuerlich besser beurteilen, wenn Du das mal als mp3... naja, gut, okay.

Wenn es nicht rockt, tut es mir leid, da kann man natuerlich jetzt nicht mehr viel machen. Aber... muss es rocken? Oder gibt es nicht auch andere Aspekte Eurer Musik, die durch diese Praesentation ein wenig mehr als gewohnlich im Vordergund stehen duerfen?

Das Problem hat jede Band (auch AC/DC rocken live betraechtlich mehr als auf Platte) und daher haben viele Bands auf Demos gerne einen Live-Mitschnitt als dritten Titel, der zeigt, dass die Halle zum kochen gebracht werden kann, da ist dann die Tonqualitaet nicht so entscheidend.

Und 'was' Du da spielst - auch das, ganz ruhig bleiben, ist meiner Erfahrung nach voellig normal - mit meinem Studiokram kann ich mich bis heute nicht ganz abfinden, auch wenn es fast das gleiche war, was ich auf der Buehne gespielt habe, wo es nie doof auffiel.

Im grossen und ganze scheint mir doch, dass alles recht gut gelaufen ist. Was sagt denn die Saengerin? Wenn sie auch sagt, die Gitarren seien zu leise, dann ist es ja kein problem, das dem Mischer zu sagen.

Ich lege auch immer Wert auf die Meinung von reinen Konsumenten, Leuten, die nicht Musik machen, aber gerne hoeren. Die koennen Dir in der Regel gut sagen, ob es ankommt, oder nicht.

gut Ton!
ullli

:
Lieber Matthias,

kann es sein, dass Du etwas zu "pingelich" an die Sache rangegangen bist? Ich erinnere mich an dein Posting, von wegen, gebrauchte Saiten eingepackt, keine raschelnden Stoffe, und so...?

Ich kenn das aus eigener Erfahrung. Gerade bei Akustix fehlt schonmal son bisken der "Dreck unterm Fingernagel". Auf der einen Seite will man es besonders gut machen - auf der anderen Seite wirds rasch etwas akademisch und es fehlt der Biss.
Manchmal kann man einen neuen Mix machen, manchmal muss man die Gitarre neu einspielen.
Aber zufrieden muss man sein. Sonst geht nix.
Und das hört sich jetzt nicht so an.
Lass beim nächsten Mal die Schuhe an und zock auf alten GoreStrings. Vielleicht hilfts

hofft für dich der


falke

Lieber Matthias,

jetzt klinge ich mal ganz altklug ;-) und frage Dich: wie lang war die längste Pause, in der Euer Soundkram Dir nicht um die Ohren schwirrte? Aus meiner eigenen, wenn auch nur sehr begrenzten, Studioerfahrung kenne folgendes Problem: man ist bei den Takes euphorisch, der Toni macht esotherische Griffe an den Kompressorlimitergateanalyzerkäsetoasts, und die Freude steigt. Der Klick hängt einem ständig im Ohr. Man hört die 50 mal eingespielten Teile schon im Traum.... und dann der Mix.......

Das nächste mal werde ich mindestens eine Woche nach den Aufnahmen vergehen lassen, bevor ich mir auch nur einen Mix anhöre. Die Ohren sind frisch nach dem Aufnehmen zu, und der Kopf auch. Man erwartet mehr. Vom Resultat, vom Toni (man vertraut ihm ja (zurecht) auch), von der eigenen Leistung. Das ist ja auch der Deal: man müht sich ab (ich finde Studio anstrengender als live, auch wenns imma Kaffee gibt und man weniger schleppen muß und man im Idealfall Zeit satt hat etc.), dann will man auch direkt was auf der Hand haben, wenn man fertig ist. Aber leider macht das Hirn einem nen Strich durch die Rechnung: man vergisst den Durchschnitt, weil man die Messlatte an den besten Passagen ausrichtet....

Nun ja, dieser Beitrag sollte nicht klugsch[censored]*****[/censored]isch wirken, sondern aufbauen. Schreib doch mal in einer Woche, wie es für Dich klingt, ob sich was geändert hat.

Recording Greets
Burke

P.S.: das mit dem recording: wir nehmen selber derzeit auf, wenn Ihr Bock habt, kann ich das Resultat (das wird aber noch laange dauern!) mal posten.

hallo matthias!

: Heute kam meine Sängerin vorbei und drückte mir eine CD mit der ersten Rohmischung in die Hand,

ja wenn´s denn eine rohmischung ist, dann ist doch alles in ordnung! nimm dir zeit, hör die takes auf verschiedenen anlagen durch und formuliere dann deine wünsche...

:Rockt nicht, viel zu sauber.

na ja, ist ja auch schon gesagt worden: du hast es eigentlich nicht anders gewollt.

ist halt wie beim sex: wenn man sich selbst vertraut und auch fleißig geübt hat und dann alles der situation überlässt, wird es nett...
mit buch und guten vorsätzen im bett klappt es auch nicht immer!

gruß martin

p.s.: hatte übrigens neulich im studio der musikhochschule detmold ein wenig stress mit einem tonmeisterstudenten: er meinte, ich solle alle effekte bei der aufnahme herausdrehen, da diese später beim mix in besserer qualität und in besserer relation (dry - wet) zur verfügung ständen.

ich meinte dann einfach ganz dreist, dass beim mix in diesem studio sowieso nie zeit zur verfügung steht und immer alles schnell schnell gehen muss.

geäußerte wünsche bezüglich sounds werden einem dann meistens versprochen und beim mix fehlt aber dann dass delay und der chorus...

das ende vom lied war, dass ich mit meiner gewohnten einstellung gespielt habe, allerdings den hall komplett rausgenommen habe (denn den gibt es im studio wirklich besser).

später, als ein paar tonmeister-kommolitonen in die regie kamen, hieß es dann: geiler sound, wie hast du den hinbekommen? der toning musste dann sagen: ist ein pod pro, geht direkt ins pult, kaum eq-ing, hab ich nichts dran gemacht... was habe ich gelacht!

um wieder auf dein posting zurückzukommen: fleißig sein und sich gut vorbereiten ist gut, das ist sogar eine voraussetzung für eine gute aufnahme!
im studio sollte man es aber nicht übertreiben und auch mal fünfe gerade sein lassen!
ich habe die erfahrung gemacht, dass die stellen, die ich mir super zurechtgelegt hatte irgendwie konstruiert klangen und schnodderig runtergespielte sachen plötzlich einen netten charme hatten 8wo man dann sagte: eigentlich stimmt das alles nicht, aber es klingt einfach so als müsste das jetzt so sein, alles lassen wir es so!).

oh gott, es ist schon wieder zu spät, jetzt ist das p.s. schon länger als das eigentlich posting! aber wenn die familie endlich mal in ruhe schläft und morgen sonntag ist, dann muss man diese zeit ja auch mal nutzen (ullli weiß wie es gemeint ist).

also nochmal gruß jetzt und schluss!

Hi Matthias,

aus meiner Studioerfahrung (Hihi, schon zweimal eine CD aufgenommen, also "riesengroß" die Erfahrung, nehmts wie es gemeint ist :-))): Immer wenn wir versucht haben, einzeln aufzunehmen, sprich jedes Instrument, jede Stimme nacheinander, gings glatt in die Hose. Alles steril, erst recht nach Klick, irgendwie klang es nach Plastik. Ergo sind wir hingegangen und haben die Gitarren gemeinsam aufgenommen, wir sind ja nur zwei, und lediglich die Soli und den Gesang nachträglich eingespielt.
Wenn hier und da die Saite beim Wechsel quietscht, oder mal ein Manschettenknopf aufs Griffbrett knallt, egal, das ist live und so solls klingen. Bei der Aufnahme von "Wild Rose" quietscht Billy endlos beim Akkordwechsel, ich sag: Geht das nicht ohne? Antwort: Nöö! Also gut iss, das gehört dazu, Basta! Spielts halt nochmal ein, wenns Euch nicht gefällt.

Gruß Waufel

Hallo Matthias!

Das erinnert mich an den Tag als wir mit der Band den ersten "richtigen" Mix unserer Demo-CD abgehört haben. Jeder von uns war total enttäuscht, (aber jeder jeweils aus anderen Gründen :-).

Setzen wir mal voraus der Mix ist technisch ok! Die Enttäuschung über das Ergebnis kann mehrere Ursachen haben. Das ist einmal der "Monitor" Effekt. Wenn man sich selbst auf einer Aufnahme hört, dann klingt das anders als man es gewohnt ist. Das kann sehr irritierend sein.

Dann ist es auch so, daß sich die Situation im Studio von der beim gmeinsamen Live-Spielen grundlegend unterscheidet. Wenn die Spuren nacheinander eingespielt werden, ist das was ganz anderes als wenn man mit der Band ein Stück spielt.

Bei unseren Demo-Aufnahmen kam es mir so vor, als würden die Stücke im Studio ersteinmal in ihre Bestandteile zerlegt werden, gewissermaßen "fragmentiert". Beim Mix kommen die Puzzle-Teile dann wieder zusammen. Aber das fertige Puzzle ist was ganz anderes als das ursprüngliche Stück.

Es ist für mein Gefühl überhaupt nicht trivial, bei dieser Art zu Arbeiten die Songfragmente auf den einzelnen Spuren wieder so zusammenzuführen, daß es lebendig klingt. Wenn ihr zum erstenmal so gearbeitet habt, wäre es fast schon zuviel verlangt, daß das Live-Feeling 1:1 rüberkommt.

Ich glaube das lernt man nur, wenn man diese Arbeitsweise "übt", also öfter im Mehrspurverfahren aufnimmt und selbst mixt. Das muß nicht im teuren Studio sein, das geht inzwischen auch ganz gut daheim.

Grüße
Bernd