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(philosophisch) der preis

einige gedanken des englischen sozialreformers john ruskin (1819-1900) für leute, die glauben, mit dem billigsten produkt gut beraten zu sein.

Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, dass nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.

Es ist unklug zuviel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen.

Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, dass ist alles.

Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.





Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten.


Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, dass Sie eingehen, etwas hinzurechnen.

Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas besseres zu bezahlen.

bis neulich.

grübelnde
emil




Re: (philosophisch) der preis

:

Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten.



Da kann ich's mir einfach nicht verkneifen: Klar, nix ist umsonst, nichtmal der Tot, denn der kostet's Leben.
Das ist aber eh' den allermeisten klar, gratis gibt's höchstens 'n paar auf's Maul. ;-)
Aber "wenig Geld" und "viel Wert", wie das da oben steht ist so wahnsinnig relativ, daß es nun wirklich niemandem weiterhilft. Denn wer bestimmt schon, was zum Beispiel wenig Geld für eine Gitarre ist und wann ist eine Gitarre viel Wert? Das könnte doch allerhöchstens tagesaktuell am jeweils billigsten und am hochwertigsten (best-verarbeitetsten/best-klingenden) Produkt orientiert und festgemacht werden.
Und selbst da tut man noch unrecht, denn durchaus gibt es auch Produkte, die zwar vom Preis her unter anderen liegen, dafür aber qualitativ teureren Produkten überlegen sind (aber das stellt der Text ja auch nicht in Frage, Felix, du verlierst gerade den Faden). Leistung/Wert und Preis sind unmittelbar miteinander verbunden, bekannt als das Preis-Leistungs-Verhältnis, und selbst wenn ein Artikel relativ gesehen (und nur das ist möglich) eher schlecht ist kann er sein Geld mehr als Wert sein (ich denke da z.B. an einige Behringer Produkte).
Mir ist klar, daß Ruskin's Text auch auf anderes hianus will, da aber o.g. Satz so allein und absolut für sich steht denke ich, daß ich da nichts aus dem Zusammenhang reiße.

Rock'n'Roll!
Felix

Re: (philosophisch) der preis

: :

Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten.


:
: Da kann ich's mir einfach nicht verkneifen: Klar, nix ist umsonst, nichtmal der Tot, denn der kostet's Leben.
: Das ist aber eh' den allermeisten klar, gratis gibt's höchstens 'n paar auf's Maul. ;-)

Naja, halt inne, technisch ist der Satz einwandfrei, ich koennte ihn Dir in die Elektrotechnik uebersetzen:

"Das Gesetz der Verstaerkung verbietet es, mehr Watt aus einem Amp zu bekommen, als man ihm aus der Steckdose zukommen laesst."

Wirtschaft wird nur funktionieren, wenn der Hersteller/Haendler nicht permanent miese macht. (Wirtschaft ist hier natuerlich die alte Handelswirtschaft, nicht der Boersenkram, an dem einige reich werden, obwohl die Firma nur Verluste schreibt. Oder die UMTS-Netze, die jeden Anschluss mit ein paar tausend Mark subventionieren muessen, um ihre Kosten reinzukriegen.)

Der Mehrwert, den Du beschreibst, der ist absolut subjektiv und wird einem viktorianischen Ruskin entweder ganz abgegangen sein, oder er hat ihn fuer seine Betrachtungen einmal hintenangestellt.

Und Behringer ist ja kein Widerspruch, denn die machen manchmal guten Wert (Nutzwert, ruskinschen) fuer wenig Geld...


gut Ton!
ullli

Re: (philosophisch) der preis

: Naja, halt inne, technisch ist der Satz einwandfrei, ich koennte ihn Dir in die Elektrotechnik uebersetzen:
:
: "Das Gesetz der Verstaerkung verbietet es, mehr Watt aus einem Amp zu bekommen, als man ihm aus der Steckdose zukommen laesst."

Ich finde diesen Vergleich nicht wirklich treffend, denn das eine ist eine rein taktische Idee, wärend Dein Beispiel technisch begründet ist.

Gerade in den speziell uns betreffenden Märkten kann ja von reiner Kostenabdeckung seitens der Hersteller UND auch der Händler nun wirklich keine Rede sein.

Und soweit ich mich erinnern kann, war in dem ursprünglichen Zitat auch nicht von der Wirtschaft als ganzheitlichen Mechanismus, sondern von der "balance of business" die Rede, also dem Kerngedanken des späteren Angebot/Nachfrage-Prinzips, welches ja nun mit der eigentlichen Qualität des Produktes nur noch peripher etwas zu tun hat.

Wozu so ein PW-Kurs nicht doch alles gut sein kann...;)

stay heavy
::alex

Re: (philosophisch) der preis

Das mit dem "Angebot-Nachfrage"-Verhältnis, "Schweinezyklus" (das Ding heißt anscheins in der Fachsprache wirklich so, so hamse mir's zumindest beigebogen) usw. sollen ja Grundsätze der Wirtschaftslehre sein (bin darin wahrlich nicht bewandert, mach' mir aber immer wieder meine Gedanken dazu).
Ich sag' auch immer "preiswert" anstatt "billig" - 'ne echte Stradivari mit Zertifikat und pipapo plus Zeugenaussagen, die die Echtheit durch Jahrhunderte hindurch bestätigen, für 100 000.-€ ist sicher preiswert, eine, auf die sich Pavarotti draufgesetzt hat, ist schon mit 1.-€ überbezahlt. Und auch das erstgenannte Instrument nutzt mir herzlich wenig - ich kann nicht geigen!

Was heißt das?
Hier seh' ich für mich das Angebot-Nachfrage-Verhältnis als für den Preis ausschlaggebend - hätt' vielleicht aus Prestigegründen gern' eine (wäre aber mehr als nur eine Schande!), aber ich fang' nix an damit (hab' keine Zeit Geige zu lernen), also ist mir die billigste Stradivari immer noch zu teuer. Aber vielleicht würd' ich's mir bei einer nicht ganz ramponierten Gebrauchtgeige für 100.-€ überlegen!

Aber von diesen Überlegungen abgesehen betrachte ich Geld immer als "eingefrorene Arbeit", als ein Symbol für Geleistetes. Dieses Symbol wird als "Gegenwert" bezeichnet - und der wird wiederum durch die Nachfrage bestimmt. Ich könnte von Hand eine Packung Tempo-Taschentücher herstellen; dazu brauch' ich 'n Haufen Zeug (= Anschaffungskosten) und Zeit (muß es erst mal lernen). Also verlang' ich 50.-€ pro 10er-Packung, denn ich hab' 'n Haufen Auslagen gehabt und Zeit verpulvert. Also: 'n für mich angemessenes Angebot (muß ja schließlich leben davon), das aber ganz gewiß auf wenig Nachfrage stoßen wird.

'N Steinway-Flügel ist sicher was geiles, ich würd' 'n Bösendorfer kaufen, der die Hälfte kostet; der Steinway ist mir einfach zu schrill vom Klang her, Bösendorfer umgarnt mich mit sanften und doch brillanten Höhen und herrlichen Bässen. Hier liegt meine persönliche Nachfrage im meiner persönlichen Vorliebe. Und jetzt die Frage: Is'n Steinway für 50 000.-€ billig und 'n Bösendorfer um den gleichen Preis teuer?

Die Wirklichkeit ist die, daß der "Haben will!!"-Faktor (Nachfrage) den Preis bestimmt. Der Eingefleischte kauft die Eintrittskarte vor der Konzerthalle auch für den doppelten Preis oder noch teurer. Die Karte, die er dem Anbieter für das vielfache abkauft, hat aber im Vorverkauf auch nicht mehr gekostet als alle anderen.

Gekoppelt damit ist also (nach meiner Vorstellung) immer die Frage: Was hat der Hersteller geleistet, kann ich es mir leisten und bin ich bereit, das dafür zu zahlen?
"Preiswert" ist mein Motto - die Kriterien dafür sind halt völlig subjektiv. 'Ne Anfänger-Gitarre für 10 000.-€ - wird sich wohl jeder an den Kopf langen, aber wenn die mal von Bruce Springsteen gespielt worden ist ... ? Und jetzt vielleicht gerade für einen "guten Zweck" versteigert wird ... ?

Es bleibt schwierig, aber nur noch vier Wochen bis zur Session!!
In diesem Sinne schon mal
Cheerio
Hans-Jürgen

Re: (philosophisch) der preis

Hi Hans-Jürgen,

das hast Du sehr treffend ausgedrückt, ich sehe das ähnlich.
Wobei der Spruch, den Emil da zitiert hat, auch von tiefer Weisheit durchdrungen ist.

Ich hatte den früher mal irgendwann irgendwo irgendwie gelesen und seitdem ist mir klar: wenn in der Werbung mir irgendjemand weismachen will, er würde mir was schenken, dann kann das einfach nicht stimmen...

Keep rockin'
Friedlieb

Re: (philosophisch) der preis

Widerspruch Euer Ehren!

:
Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten.


Zumindest so allgemeingültig kann man das nicht stehen lassen.

Beispiel: Wenn morgen ein Handy auf dem Markt lanciert würde, welches nur 10 Euro kostet (ohne Abo etc dazu, Marktpreis!), bedeutet das nicht automatisch, dass dieses schlechter ist als die bisherige 1000 Euro - Klasse. Vielleicht steckt eine neue Technologie drin oder es wurde in einem neuen Fertigungsverfahren hergestellt, welches viel weniger ressourcen- und arbeitsintensiv ist. Der Verlierer wäre derjenige, der trotzdem ein teures Handy kaufen würde.

Man kann also vom Preis nicht direkt auf die Qualität schliessen, und ebensowenig verbietet die Wirtschaft, dass mehr Wert für weniger Geld angeboten wird.

Gruss
Silvio

Re: (philosophisch) der preis

Hallo!
Das Lustige ist aber, daß dieses Handy, selbst wenn es nur 2€ in der Herstellung kosten würde, trotzdem für 800€ verkauft werden würde, wenn es gleichwertig mit den 1000€ Handys wäre, weil die Leute das zahlen würden und sich noch freuen, 200€ gespart zu haben!
Schau Dir doch mal die Bodentreter an! In der Materialwert ~0, Herrstellung auch nicht aufwendig, aber den "ultimativen" Sound bezahlt man als immersuchender Gitarrist eben gerne mit 120€.

Ciao,
Patrick

Re: (philosophisch) der preis

Mahlzeit!

Naja, ganz null ist ja der Materialwert nicht, vor allem wenns auch halten soll, aber daß Qualität und Preis auch homogener funktionieren zeigen beispielsweise die Marshall-Treter. Ambivalente findest Du in jeder Sparte und waren schon immer Streitpunkte. Eine Rolex ist nicht nur des Namens wegen teuer, Raimond Weill macht vergleichbare Qualität zum Zehntel des Preises und beide haben ihre Berechtigung auf dem Markt.

vaya con monetos
::alex

Meine bisher teuerste Gitarre

Liebe Gemeinde!

Nach meiner kleinen Geschichte für diesen Sonntag werdet Ihr verstehen, dass ich emil nur zu Recht geben kann.

Es begab sich aber zur der Zeit, dass ich eine Bühnengitarre suchte. Ich kaufte eine Vester, die sagenhaft wenig kostete, ganz ordentlich aussah und sich anfangs ganz nett spielte. Der Klang war für den Preis wirklich akzeptabel, schien mir.

Nach drei Tagen montierte ich neue Mechaniken. Nach weiteren zwei Tagen tauschte ich Sattel und Steg gegen Knochenteile aus und rauhte die Halsrückseite mit Stahlwolle auf. Dann polierte ich das Griffbrett, versuchte es jedenfalls. Denn das Holz war so offenporig, dass das Griffbrett einfach unangenehm blieb. Wenigstens polierte ich die Bünde noch, insbesondere den einen, der etwas zu hoch stand.

Die Dynamik dieses "Instruments" war gleich Null. Im Vergleich zu meiner Hauptgitarre war das Ding einfach eine Schweinerei und machte keinen Spaß. Warum sollte ich mit so einer Kiste auf die Bühne und die gut klingende Gitarre zuhause lassen?

Wenige Wochen später verkaufte ich das Teil für die Hälfte des Anschaffungspreises. In Anbetracht der kurzen Zeit habe ich 50 % des Wertes plus die reingesteckte Zeit plus den Krempel für die Modifikation verloren.

Mahlzeit

Matthias

Re: (philosophisch) der preis

Hallo!
Recht hast Du. Aber weisst Du, wieviel z.B. die Herstellungkosten bei Sportschuhen betragen (inkl. Material und Personal) 8%! Die Händler schlagen schon alleine 50% drauf! Da käme auch keine Firma auf die Idee, gleichwertige Schuhe für nur 60% zu verkaufen. Viele Leute wollen für Qualität auch viel Geld ausgeben. Das Treterbeispiel ist sicher nicht das beste, aber das mit dem Handy stimmte so überhaupt nicht.
Ciao!

Re: (philosophisch) der preis

: Das Lustige ist aber, daß dieses Handy, selbst wenn es nur 2€ in der Herstellung kosten würde, trotzdem für 800€ verkauft werden würde,

: Die Händler schlagen schon alleine 50% drauf! Da käme auch keine Firma auf die Idee, gleichwertige Schuhe für nur 60% zu verkaufen.


Jaja, und böse sind sie alle obendrein. Eure Sicht ist da aber etwas zu beschränkt, mag die reine Herstellung eines Handys sehr günstig sein, die Materialkosten gering sein so ging 'ne Menge Zeit für die Entwicklung drauf. Und selbst wenn in diesen Firmen nur Idealisten arbeiteten: Von irgendwas müssen die ja satt werden. Der Hersteller verdient natürlich dran, aber das tun andere Hersteller (=Konkurrenten) auch, dabei gibt es den allseits beliebten Konkurrenzkampf, die Preise werden gedrückt bis einem Hersteller die Puste ausgeht. Und so sinken die Gewinne ganz schnell wieder in's Relative.

Rock'n'Roll!
Felix

Re: (philosophisch) der preis

Hallo Patrick

: Das Lustige ist aber, daß dieses Handy, selbst wenn es nur 2€ in der Herstellung kosten würde, trotzdem für 800€ verkauft werden würde, wenn es gleichwertig mit den 1000€ Handys wäre, weil die Leute das zahlen würden und sich noch freuen, 200€ gespart zu haben!

Natürlich, mein Beispiel ist vielleicht etwas übertrieben. Tatsache ist aber, dass auch 800€ immer noch billiger sind als 1000€, ganz abgesehen davon, dass der Preis ziemlich schnell viel tiefer gehen wird wenn a) Konkurrenz herrscht und b) die Herstellungskosten tatsächlich nur 2€ betragen.

: Schau Dir doch mal die Bodentreter an! In der Materialwert ~0, Herrstellung auch nicht aufwendig, aber den "ultimativen" Sound bezahlt man als immersuchender Gitarrist eben gerne mit 120€.

Der Grund für diese krasse Differenz liegt wohl darin, dass durch die intensive Werbung die Einzigartigkeit dieses Produktes immer wieder betont wird. Das ist auch ein Weg, Konkurrenz auszuschalten, man muss den Leuten nur suggerieren dass es für das Produkt keinen geeigneten Ersatz (Substitutionsgut) gibt. Wenn genug Käufer daran glauben hat der Hersteller quasi ein Monopol.

Und gerade dem Gitarristen/Hobbymusiker muss dieses Gefühl anscheinend relativ leicht zu vermitteln sein...wer gibt schon gerne zu dass er auf austauschbarer Massenware spielt? Man will doch nur das Beste für seinen Sound!

Genauso funktionierts übrigens auch bei Getränke- und Kleidermarken. Und da sagt noch jemand, Werbung funktioniert nicht...keep consuming!

Gruss
Silvio

Re: (philosophisch) der preis

Hallo Felix!
He, Moment: In Silvios Beispiel ging es um ein Handy, das bei 10€ schon einen kleinen Gewinn einbringt. Ich habe nur gesagt, daß kein Hersteller derart günstig berkaufen würde, auch wenn er es könnte.
Das Schuhbeispiel ist auch etwas spezielles, da (ich hab die Aufschlüsselung der Kosten nicht vorliegen, aber ich erinnere mich ganz gut) die Gesamtkosten des Herstellers (inkl. Forschung, Marketing...) mit weniger als 20% des Verkaufspreises gedeckt werden. Der Rest ist purer Gewinn.
Selbstverständlich gibt es andere Branchen, bei denen die Gewinne im Promillebereich kalkuliert werden.
Ciao,
Patrick

Re: (philosophisch) der preis

.... die Gesamtkosten des Herstellers (inkl. Forschung, Marketing...) mit weniger als 20% des Verkaufspreises gedeckt werden. Der Rest ist purer Gewinn....

Aloha -

was auch immer "purer Gewinn" beim Händler und Vertrieb sein mag? Offensichtlich fliegt bei einigen die Ware mit dem Storch in den Laden, die Ladenfläche kostet och Null und Nada, die Angestellten arbeiten überhaupt nur aus idealistischen Gründen und müssen deshalb Bezahlung vom Cheffe aus innerer Überzeugung ablehnen, Werbung kostet zum Glück auch nichts und Steuern zahl'n wir nach Stoiber und Westerwelle sowie nicht mehr.

Alles wird gut und purer Gewinn ... ;)=)

Doch mal kopfschüttelnd ...
bO²gie


Re: (philosophisch) der preis

Hi Silvio,

: Beispiel: Wenn morgen ein Handy auf dem Markt lanciert würde, welches nur 10 Euro kostet (ohne Abo etc dazu, Marktpreis!), bedeutet das nicht automatisch, dass dieses schlechter ist als die bisherige 1000 Euro - Klasse.

Stimmt. Hier ist aber auch die Frage aufzuwerfen, was die Gesamtkosten wirklich sind. Siehe unten.

: Man kann also vom Preis nicht direkt auf die Qualität schliessen, und ebensowenig verbietet die Wirtschaft, dass mehr Wert für weniger Geld angeboten wird.

Siehe oben, auch hier wieder die Frage dies Gesamt-Preises.

Oft hat man es mit einer Mischkalkulation zu tun. Der eine Artikel wird sehr preiswert (in der Lebensmittelbranche teilweise unter Einkaufspreis) angeboten, um die Leute in den Laden zu locken. Sie kaufen dann erfahrungsgemäß auch ein paar andere Dinge, mit denen der Verkäufer den Verlust der Lockware mehr als ausgleicht. Wer da ganz konsequent nur die Sonderangebote kauft und alles andere liegen läßt, kann echt sparen.

Manchmal läuft die Mischkalkulation aber auch längerfristiger oder unternehmensstrategisch.

Beispiel 1: Der Jakob hat dem Esau seine komplette Erbschaft abgeschwatzt, für ein Linsengericht. War ein Schnäppchen. Am Anfang für beide. Jakob hat längerfristiger gedacht, für den hungrigen Esau war die in ferner Zukunft liegende Erbschaft aber was dermaßen Abstraktes, daß sie keinerlei Wert zu haben schien.

Beispiel 2: Es gibt Firmen, die stecken Millionen von Dollars in die Entwicklung eines Produkts und verschenken es dann. Diejenigen, die es scheinbar kostenlos nutzen, machen scheinbar ein Schnäppchen. In Wirklichkeit geben sie dabei ein Stück ihrer Eingenständigkeit auf, und verschaffen dem Anbieter des Produkts eine erdrückende Übermacht, weil alle plötzlich nur noch dieses "kostenlose" Produkt verwenden, Irgendwann ist dann die Abhängigkeit von diesem einen Hersteller so groß, daß man ohne ihn überhaupt nichts mehr machen kann, und der widerum labt sich an Macht und fetten Gewinnen mit anderen Produkten. Unmöglich? Ach - und was ist mit dem Microsoft Internet Explorer?

Soviel zum Thema Mischkalkulation...

Keep rockin'
Friedlieb

Re: (philosophisch) der preis

Hi bO²gie!
Die 20% des Verkaufspreises waren wirklich "all inclusive", also auch inklusive aller logistischen Kosten. Angeblich werden sie für ca. 50% des Verkaufspreises an die Händler abgegeben, der dann den Rest umsetzt (und selbstverständlich auch nicht 50% Reingewinn damit macht).

Ich wollte keineswegs behaupten oder fordern, daß Herstellungskosten und Verkaufspreis quasi identisch sein sollten, aber der Sportartikelbereich hat schon ein paar Schweinereien auf Lager, die ihresgleichen suchen.
Gruß,
Patrick
P.S. Verbrennt Eure Payback-Karten! :-))

Re: (philosophisch) der preis

Hi Leuts,

ich möchte mich mal darein hängen:

1. Handys: Billig deshalb, weil mit Vertrag verkauft, der Umsatz und Gewinn wird dann über die Verträge gemacht.
Teuer, wenn ohne Vetrag verkauft, weil hier der Umsatz über die Gesprächsgebühren fehlt.

2. Gewinne: Ein Beispiel aus meiner Branche, Floristik.

Bei einer Kalkulationsspanne von 200 bis 300%, für Schnittblumen, bleiben mir im Höchsfall 5 bis 10% Reingewinn vor Steuer. Den Rest schlucken Personal, Personalnebenkosten, Fixkosten (Betriebskosten), Ausfallwagnis (Ware die ich nicht loswerde), schön Gelle?!

Im Übrigen sollte man sich eines merken, grundsätzlich sitzt der kleine und mittlere Einzelhändler am Ende der Preiskette. Er hat die geringsten Möglichkeiten am Preis zu schrauben, denn er trägt das komplette Risiko. Es gibt heute kaum noch Hersteller die Ware auf Kommision zur Verfügung stellen, dass heißt der Händler muß alles was er sich in den Laden stellt vorab bezahlen, ob er es los wird oder nicht.
Den Reibach machen Zwischenhändler und Produzenten.


Gruß Waufel

Re: (philosophisch) der preis


: Den Reibach machen Zwischenhändler und Produzenten.

Hallo Waufel,
ich hab mal eine, durchaus naiv gemeinte Frage:
Wofür gibts eigentlich Zwischenhändler?
Als der Dollar noch günstiger stand, gab es eine Riesendiskrepanz zwischen dem Verkaufspreis von Fender-Artikeln( und anderen) in den USA und in Deutschland.
Die Gitarren wurden nach Fender-Deutschland, damals in Düsseldorf,geschickt, und gingen dann an die Einzelhändler.
Von denen gab es dann welche, die Grauimporte billiger verkauften und eine Händlergarantie einrichteten.
Dass so ein Großhändler die Werbung organisiert und Werksgarantie gewährleistet leuchtet mir ein, aber ist das wirklich nötig?
Ist das ganze nicht Beutelschneiderei?

Gruß Harald


Re: (philosophisch) der preis

:
: : Den Reibach machen Zwischenhändler und Produzenten.
:
: Hallo Waufel,
: ich hab mal eine, durchaus naiv gemeinte Frage:
: Wofür gibts eigentlich Zwischenhändler?

< snip >

: Ist das ganze nicht Beutelschneiderei?


Jemand wie Jacques Isler wuerde da wohl zustimmen. Die Leute von Fair Trade und deren Verbuendeten sicherlich auch. Und die Factory-Shops, die seit fuffzehn Jahren irgendwo in der Walachei Marken-Jeans zum guenstigen Preis anbieten, hauen in die selbe Kerbe. Hersteller, die um ihr Prestige, und Zwischenhaendler, die um ihren Job fuerchten, behaupten natuerlich, dass es ohne nur Aerger gibt. Die Garantie ist immer noch ein wirkungsvolles Instrument um den Zwischenhandel aufrecht zu erhalten.

Ich wuerde gerne dem Zwischenhandel ein langes Leben wuenschen, wenn er denn wie frueher mal fuer Vielfalt stuende, aber dem ist ja kaum noch so. Also, nein, aus meiner Sicht ist der Zwischenhandel kaum zu was gut - ausser ein paar von meinen Freunden die Miete zu bezahlen, was ja auch was ist...

gut Ton!
ullli

Re: (philosophisch) der preis

: Wofür gibts eigentlich Zwischenhändler?

Hi Harald,

Teilweise hast Du die Frage bereits selbst beantwortet,
eben Werbung, Garantie und Service. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Stell Dir mal vor jeder einzelne Händler, ob klein oder groß, würde beim Hersteller direkt bestellen, will heißen: Die von Dir bestellte Paula (z.B.)
wird einzeln in USA bestellt, hergestellt, verpackt und direkt zum Händler geschickt, geschätzte Versanddauer 6 Wochen. Über den Großhändler vielleicht 2 Wochen, weil sie dort am Lager ist. Dazu wesentlich erhöhte Versandkosten beim Hersteller und, da Einzelbestellung, höherer Preis.
Der Großhändler bestellt gleich ein großes Kontingent von mehreren hundert Stück und vertreibt sie dann an den Einzelhandel. Erst dadurch werden Rabatte möglich, je nach dem, wieviel ein Einzelhändler abnimmt. Natürlich erhält der Großabnehmer auch die größeren Rabatte. Die Garantie ist auch so ein Punkt: Der Einzelhändler kann auf den Produzenten weitaus nicht soviel Druck machen, wie der Großhändler. Die Fa. Gibson würde dich auslachen, wenn Du mit einem Lackfehler kämst, den GH eben nicht, denn der hat ja auch Hundert abgenommen und nicht nur eine.
Aber die Gründe für die Notwendigkeit des Großhandeles sind von Branche zu Branche unterschiedlich, ich kann nun mal nicht nach Holland, Ecuador und Israel fahren um dort täglich meine Frischblumen einzukaufen, logisch oder?

Re: (philosophisch) der preis

: wird einzeln in USA bestellt, hergestellt, verpackt und direkt zum Händler geschickt, geschätzte Versanddauer 6 Wochen. Über den Großhändler vielleicht 2 Wochen, weil sie dort am Lager ist. Dazu wesentlich erhöhte Versandkosten beim Hersteller und, da Einzelbestellung, höherer Preis.

Und da hört's eben auf, der Vertrieb oder Großhandel, zumindest in weiten Teilen, beitet genau diese Vorteile nicht mehr. Das Lager ist noch immer in Fernost beim Hersteller oder wird zum Einzelhändler verlagert - auf dessen Risiko! Die Lieferzeiten sind entsprechend lang, die Versandkosten wälzt der "moderne" Vertrieb auf den Einzelhändler ab.

Der Einzelhändler bekommt seine Ware auf der Messe angeboten, sogar mit zusätzlichen 10% Rabatt. Und hat sieht sie teilweise ein Jahr später immer noch nicht. Da bringt ihm auch der Rabatt nix.

Rock'n'Roll!
Felix

Re: (philosophisch) der preis

Hai an alle !

Also, das ist ja alles sehr richtig.

Was ich aber noch anfügen möchte: Durch die Wechselwirkung von Wirtschaft und menschlichen Schwächen entsteht ein "main-stream", der bei genauem Hinsehen immer mehr an Qualität (Wert) einbüßt. Es is klar, daß sich immer ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellt und jeder, der ein schrottiges Billichprodukt kauft, beeinflußt diesen Mittelwert bzw. diesen Gleichgewichtszustand.

Was ich nur so erschreckend finde, ist die Tatsache, daß durch das ständige Absinken des "gefühlten" Preises und damit natürlich auch der Qualität, es IMMER WENIGER qualitätiv hochwertige Produkte für einigermaßen erträgliches Geld zu kaufen gibt, weil diese zu Nischenprodukten verkommen (erst Kleinserie, dann Einzelfertigung).

Der Massenkonsum wird mit immer schlechteren Produkten befriedigt (nach den bekannten Gesetzmäßigkeiten...), aber diejenigen unter uns, die nach Preis-Leistungsverhältnis schauen, werden immer rarer und damit wird ordentliche Qualität immer teurer.

Aber auch die Billichprodukte werden durch die gesteigerte Nachfrage teurer und damit scheinbar hochwertiger. Diese Entwicklung kann man bei den Amis gut beobachten. Was da an Mogelverpackungen (TV home-shopping) verkauft wird, spottet manchmal jeder Beschreibung.

Diese Entwicklungen sind eigentlich noch viel schlimmer, als der Reinfall des Einzelnen.

Gruß Ingo

Re: (philosophisch) der preis

: Hi bO²gie!
: Die 20% des Verkaufspreises waren wirklich "all inclusive", also auch inklusive aller logistischen Kosten. Angeblich werden sie für ca. 50% des Verkaufspreises an die Händler abgegeben, der dann den Rest umsetzt (und selbstverständlich auch nicht 50% Reingewinn damit macht).

Ich finde 50% Marge (wahrscheinlich noch inkl MWST) nicht sooo viel.
Nimm mal ein normales Sportgeschäft. Was machen die Umsatz am Tag, vielleicht 5000,- ? (das wären ne Menge Schuhe...)
Bei 50% - 16% MWST sinds 34%; 1700,- ROHertrag/Tag.
Bei 20 Werktagen 34.000,-
3 Angestellte: 18.000,-
Miete: 5000,-; Werbung: 3000,-; Lagerabwertung+Zins 1000,-; Telefon/Informatik/Abschreibung Ladeneinrichtung 2000,-

da sind wir schon bei 5.000,-/Monat für den Inhaber; und es gibt noch andere Kosten und von Steuern reden wir gar nicht.

Ok, die 5000,- Umsatz pro Tag sind geraten; vielleicht sinds mehr.

Genau weiss ich das nur vom EDV-Einzelhandel (war mal selbständig dort)... 15-20% Marge und ab 20.000,- Rohertrag hab ich die erste Mark verdient.

Wenn man von hohen Margen redet, sollte man schon die möglichen Umsätze dazunennen.

Es stört sich auch niemand an den 150% Marge des Würstchenverkäufers...

Grosshändler halte ich allgemein für Durchlauferhitzer ohne Nutzen, solange(!) der Hersteller im Inland ist. Warum kann der Hersteller keine Logistik aufbauen, die Einzelstückzahlen ausliefern kann? Der Grosshändler kanns doch auch.

Gruss,

Holger

Re: (philosophisch) der preis

Das Problem hier:
Die Hersteller/Händler kennen diesen Spruch auch und überlegen sich, wie sie daraus Geld machen.

Du nimmst also nie das billige sondern immer das zweitbilligste?

Kein Problem, gleiches Produkt mit anderem Namen und ein paar Prozent Preisunterschied rausbringen.

Ja, ein gutes Produkt ist teurer als ein schlechteres im Normalfall.

Aber jegliche Umkehrschlüsse funktionieren einfach nicht. Niemand verbietet Dir, das schlechtere so teuer wie das gute zu verkaufen.

Wenn Du was kaufen musst, von dem Du keine Ahnung hast, bist Du einfach in einer dummen Situation.

Da helfen Dir alle Philosophen dieser Welt nicht.

Re: (philosophisch) der preis

Hi Ingo,

: Durch die Wechselwirkung von Wirtschaft und menschlichen Schwächen entsteht ein "main-stream", der bei genauem Hinsehen immer mehr an Qualität (Wert) einbüßt.

da hast Du ein bemerkenswertes Posting abgeliefert, welches erst jetzt wieder in den Kern meiner Aufmerksamkeit rückt. Wir alle sollten da mal drüber nachdenken, was Du da schreibst.

: es IMMER WENIGER qualitätiv hochwertige Produkte für einigermaßen erträgliches Geld zu kaufen gibt

Stimmt.

: Diese Entwicklungen sind eigentlich noch viel schlimmer, als der Reinfall des Einzelnen.

Jawohl. Howgh und Amen.

Keep rockin'
Friedlieb

Re: (philosophisch) der preis

Grosshändler halte ich allgemein für Durchlauferhitzer ohne Nutzen, solange(!) der Hersteller im Inland ist. Warum kann der Hersteller keine Logistik aufbauen, die Einzelstückzahlen ausliefern kann? Der Grosshändler kanns doch auch.

Weil es teuer ist. Das gleiche Problem haben wir (als IT-Hersteller) hier auch: wollten wir jede einzelne Mühle an Endkunden liefern, sei es ein PC oder eine kleine Sparc-Maschine, bräuchten wir nicht nur einen Riesen-Fuhrpark, sondern auch dementsprechend viele Leute, Lagerflächen und eine Riesen-Logistik. Dafür braucht der Großhändler keine SW- und HW-Entwicklung, keine Prüf- und Entwicklungslabors, schmeisst nicht jeden Monat 10 handgefertigte Pilotsysteme in den Müll, zahlt keine Patentgebühren, macht keine Pressemitteilungen und Datenblätter, sorgt nicht für TÜV- und GS-Stempel, die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Natürlich geht das auch so, wie JI das macht. Das sich da ein paar Dödels fett saugen, steht außer Zweifel. Aber egal ob Mainframe, Strat oder Kaffeemaschine, Einzelvertrieb ist schweineteuer, vor allen Dingen, wenn es nicht Kerngeschäft ist. Kerngeschäft von Fender ist es Gitarren zu bauen, Kerngeschäft eines Zwischenhändlers ist Transport und Distribution.