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Neu in der AS-Börse: [Biete] Positive Grid -Spark 40 19.5.24

Demnächst: CORDUROY bei Musik am Fluss, Blauer Steg, Frankfurt Rödelheim am Samstag, den 25. Mai 2024, gegen 18:00 Uhr.

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(War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Liebe Gemeinde,

hier ein kleiner, sehr subjektiver Konzertbericht am frühen Samstag morgen. Gestern abend spielte, quasi bei mir vor der Haustür, eine Legende; Alan Holdsworth, zusammen mit Jimmy Johnson am Bass und Chad Wackermann an den Drums. Legenden vor der Hautüre, genauer gesagt im Kultur Cafe/Kneipe/Kino Linse in Weingarten, sind natürlich Pflicht - auch wenn die CDs, die ich von Herrn Holdsworth besitze, ob iher musikalischen Sperrigkeit ganz weit hinten in der Sammlung schlummern.

Nun denn, das Vorprogramm bestritt ein Mann, dessen Name ich mir nicht merken konnte, auf einer Akustikgitarre - bei dem dachte ich mir, Junge, wenn du Schlagzeug spielen willst, spiel' Schlagzeug .... na ja, auf jede klingende Note kamen ca 25 rhythmische Klopfer, Rappeln an abgedämpften Saiten etc. pp., das nervte mich schon nach dem zweiten Stück, zum glück dauerte der Vortrag nicht all zu lange...

Dann, nach einer kleinen Pause, betraten der Meister und seine beiden Kollegen die Bühne. Alan Holdsworth hatte eine Headless-Gitarre umhängen, mit nur einem Steg Pickup bestückt, obwohl das Ding eine Strat-Mensur besitzz, sah es am baumlangen Alan Holdsworth mit seinen Riesenpranken aus, wie ein Pingpongschläger mit langem Stiel - dafür spielte der eher zierliche Jimmy Johnson einen riesiegen (Alembic?!) 5 Saiter zum Ausgleich. Holdsworth spielte 2 Hughes & Kettner Combos, die je auf einer H & K 4x12 standen, hinter einem schwarz verhängten Tischchen, auf dem Holdsworth ein Effektboard mit mir unbekannten Kistchen platziert hatte, welche er per Hand schaltet, stand noch ein H & K Topteil, ich konnte aber leider nicht erkennen, um welches es sich handelte. Mit zwei Expressionpedalen kontrollierte er seine Sounds, mit dem einen blendet er vom Clean- zum Leadsound über, mit dem anderen fadet er im Cleansound seine Akkorde ein, um diese Keyboardähnlichen Sounds hinzubekommen. (Für die Drummer: Chad Wackermann bearbeitete ein DW Set ;-)

Los ging's mit der ersten Nummer. Holdsworth spielt Voicings getreu seinem Motto "the search for the uncommon Chord" - dabei deckt er mit seinen riesigen Händen und extremen Fingerspreizungen teilweise irrwitzige Lagenabstände ab - Gitarristen mit "Durchschnittsanatomie" müssten da schon längst passen. Die Chordsolo-Melodien von Holdsworth sind schon sehr beeindruckend, über den harmonischen Gehalt und dessen Vertracktheit könne man wahrscheinlich Bücher schreiben. Das ständige per Pedal Einfaden bedingt, das Holdsworth ständig wie festgetackert vor seinen Amps steht (Grossen Bewegungsdrang scheint er aber auch nicht zu haben ;-) Dann setzt Holdsworth zum ersten Solo an - Trademark-Linien mit saxofonähnlichem Sound ohne hörbaren Anschlag, in Lichtgeschwindigkeit - nee, das ist gefühlt eher doppelte Lichtgeschwindigkeit. Da klappt so manche Gitarristenkinnlade im Publikum nach unten. Unterstützt wird Holdsworth dabei von Chad Wackermanns rhythmischen Variationen der jeweiligen Taktart - ein Break folgt dem anderen, punktgenau im Zusammenspiel mit Jimmy Johnson, der auch des öfteren Gelegenheit zu ausführlichen Basssolos bekommt.

Sphärisch, vertrackt, beeindruckend virtuos. Dann die nächste Nummer. Holdsworth beginnt mit seinen flächigen wahnsinns Voicings. Sphärisch, vertrackt, beeindruckend virtuos. Die nächste Nummer wie die beiden zuvor, Sphärisch, vertrackt, beeindruckend vir....

Ja nee, is klar. Der Schweinerocker in mir fängt an sich zu fragen, wann den mal ein Thema bzw. ein "Song" auszumachen ist, bei all den Sphären, Breaks und der unglaublichen Virtuosität - mein Sitznachbar, ein Gitarrenkumpel aus alten Zeiten, raunt mir angesichts meiner wohl etwas kritischen Miene "das ist eben Jazz" ins Ohr. Aha, das ist also Jazz. Ich frage mich, wo denn bei Herrn Holdsworth die Gänge 1-5 verstecks sind - Er legt nämlich bei jedem Solo bereits im sechsten Gang los, hält das Tempo durch und beendet die Soli so unvermittelt, wie er sie begonnen hat. Dramatik, Steigerung, wiederkehrende Motive, ich traue es mich bei einer Legende ja kaum zu sagen: Feeling? Alles Fehlanzeige. Ein paar Hardcore Holdsworth Fans brechen nach jeder Highspeed Einlage des Mesiters in Gejohle aus - ich schaue derweil auf die Uhr, und frage mich, wie lange es denn noch dauert. Uff, erstmal Pause, ein Bierchen zum Nervenberuhigen. Es geht weiter. Selbes Schema wie gehabt - Sphären mit Breaks von Wackermann, der, nebenbei bemerkt, ein unglaublich beeindruckender Drummer ist, der schickt einen Punch aus seinem Set, den man seinen Spaghetti-Ärmchen niemals zutrauen würde. Taktfestigkeit hat er anscheinend in die Wiege gelegt bekommen, so traumwandlerisch wie der die 1 im Takt wiederfindet, nach all den Breaks.... Tja, aber die Stücke an sich - um mal Loriot zu zitieren "Ja, das ist Burgunder und das ist Bordeaux - das ist Qualität - einer, wie der andere, abgezapft und originalverkorkt..."

Ich weiss nicht. Was sich da vor mir abspielt ist musikalisch, technisch und harmonisch ganz grosses Kino - und es berührt mich nicht im geringsten. Nachdem ich nach den ersten 2-3 Solis meine Kinnlade wieder hochgeklappt habe, wünsche ich mir ein Bending, einen genussvoll gehaltenen Ton, eine Linie, an die man sich auch noch nach einer Stunde erinnert. Aber es bleibt das selbe Gegniedel, in jedem Stück. Griffbrett hoch, runter und wieder hoch. Mit Saxofon-Ton. Hmja.

Ich sitze im Auto nach hause, John Sykes spielt "Still in Love with you" und ich bekomme ne Gänsehaut beim Solo. Die erste und einzige des Abends. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass ich in diesem Fall die Sau bin, an die Herr Holdsworth seine Perlen vergebens verschwendet hat. That's live.

Ach ja, Wolfgang Kehle, der Chef-Trankribierer (Transkripteur - Transkribator?) von Gitarre&Bass war auch im Publikum, vielleicht wird die deutsche Gitarristenwelt demnächst mit einer entsprechenden Transkription beglückt, who knows. Immer hin habe ich doch noch ein Stück (Devil Take The Hindmost) wiedererkannt - ist doch was, für einen Nicht-Jazzer...




Grüße,

Andreas

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hi Andi.

In etwa genau dasselbe - mit nur leichten ud unwesentlichen Variationen - hätte ich nach meinen Besuchen eines McLaughlin- und eines Scofield-Konzertes schreiben können.

Ich verstehe genau, was du meinst. Beim McLaughlin-Gig hat Joey DeFrancesco (Hammond B3/Trompete)den Gig für mich gerettet, da dem guiten John bei aller Virtuosität jede nachvollziehbare Harmonie offensichtlich zu plump erschien.
Bei dem Scofield-Gig war er leider nicht zugegen, stattdessen war Scofield da, und hey, das war das Problem. Er spielte und klang genau, wie er guckte: Schuhspitzen zueinander gedreht, Rücken buckelig, Gitarre auf Brustwarzenhöhe und die Mimik eines an echt übler Verstopfung Leidenden.
Beide waren sportlich gesehen echt beeindruckend, musikalisch aber HMPF.

So, und jetzt bitte die Übertragung unserer beider Erfahrung auf das Tellerrand-Modell :)

Gruß, ferdi

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Er spielte und klang genau, wie er guckte: Schuhspitzen zueinander gedreht, Rücken buckelig, Gitarre auf Brustwarzenhöhe und die Mimik eines an echt übler Verstopfung Leidenden.
: Beide waren sportlich gesehen echt beeindruckend, musikalisch aber HMPF


Und das ist vielleicht genau der Unterschied. Andreas gefiel und berührte der Gig nicht und das ist absolut ok, warum auch nicht.

Aber warum muss man gleich McLaughlin und Scofield Musikalität und Kompetenz absprechen wenn einem Optik und Stil nicht gefallen? Wir landen immer wieder am selben Punkt.

Gruss Manuel

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...


: Und das ist vielleicht genau der Unterschied. Andreas gefiel und berührte der Gig nicht und das ist absolut ok, warum auch nicht.
:
: Aber warum muss man gleich McLaughlin und Scofield Musikalität und Kompetenz absprechen wenn einem Optik und Stil nicht gefallen? Wir landen immer wieder am selben Punkt.

Danke Manuel,
lasst uns zusammenlegen und für Ferdi ne Suppentasse kaufen.

Rolli

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo zusammen.

Ich glaube so Gigs gehören zum Leben.
Damit man jeweils sieht was es noch zum üben gäbe.
Und damit man sieht das man selbst die Grenzen noch lange
nicht ausgelotet hat.
Aber es geht mir auch so, das ich nicht davon gelebt habe,
das ich einen Abend lang gestaunt habe was man mit ner Klampfe alles
anstellen kann.
Es müsste Musik zur Kiste rauskommen und nicht Mathematische Formeln
im Tempo des gehetzten Affen.

Nach so einem Abend stelle ich meistens fest.

Ich habe mich mal wieder auf höchstem Niveau gelangweilt.

Gruss Bürkli


Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...




Ich prognostiziere (seit dem Nichtraucherthread, in dem du dich weit aus dem Fenster gehängt hast) weitere blöde, persönliche, unsachliche Sticheleien deinerseits, von genau der Sorte, die Diskussionforen wie dieses verpesten.

An genau diesen Punkt werden wir beide noch häufiger kommen, d'accord. Du nervst. Muss man (und kann man) mit leben.



Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

:
:
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: Ich prognostiziere (seit dem Nichtraucherthread, in dem du dich weit aus dem Fenster gehängt hast) weitere blöde, persönliche, unsachliche Sticheleien deinerseits, von genau der Sorte, die Diskussionforen wie dieses verpesten.
:
: An genau diesen Punkt werden wir beide noch häufiger kommen, d'accord. Du nervst. Muss man (und kann man) mit leben.


Tacg Ferdi!

Geht mich ja eigentlich nix an, aber: ????????????

Mach's gut!

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Wunderbare Kritik, absolut nachvollziehbar. Frickeln - egal, wie perfekt - ist halt nicht alles. Nicht mal ansatzweise. Das Ganze funktioniert aber auch anders herum: Ich habe mich schon bei so manchem Blueskonzert zu Tode gelangweilt, wenn der Gitarrist über den 20ten I-VI-V-Blues des Abends in G waaaaaaahnsinnig gefühlvoll immer wieder sein immer gleiches Zweiton-Lick zu Grabe gequält hat. Aber so was von gefühlvoll.

Zum Glück gibt es zwischen diesen Extremen genügend "Spielraum".

Gut Ton - Michael

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hi Andi,

zuerst wollte ich ja schreiben:

Du hattest schon immer einen sehr kleinen Tellerrand.

Holdsworth, Scofield, Mclaughling scheisse finden...sowas geht ja gar nicht (gilt auch für FERDI).....ABER:

ich war gestern in Dresden im Jazzclub und da spielte so ein total verkopftes JazzTrio (g,b,dr) und im Gegensatz zu den vielen Bluesbands, die ich hier schon gehört habe, fand ichs richtig scheisse !!!!

Kein weiterer Kommentar...;-)

Bluesige Grüße

Uli

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Moin Uli,

zuerst wollte ich ja schreiben:

Du hattest schon immer einen sehr kleinen Tellerrand



Hmmm. Ich würde da doch etwas differenzieren wollen; wenn ich mir
Holdsworth von vorne herein NICHT angehört hätte, hätte ich das
mit dem Tellerrand gelten lassen - so du es denn geschrieben hättest ;-) -

allerdings habe ich dem guten Alan H. ja durchaus ne Chance gegeben.
Das Gebotene dann scheisse finden zu dürfen, mache ich nicht an
Horizonten, Tellerrändern etc. fest, sondern nur am persönlichen Empfinden.

Wenn ich Musiker, Musikstile, was auch immer, nur deshalb gut finden
muss, weil sie angesagte Ikonen, politisch korrekt oder die Helden der
Jazz***- Mupo *** hier wahlweise Musikrichtung einfügen sind - nein, danke,
dann behalt' ich doch lieber meinen Teller, auch wenn dessen Rand u.U.
kleiner ist, als der anderer.


Grüße,

Andreas

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Tach Andreas,

um bei der Allegorie "Geschirr" zu bleiben - auch auf die Gefahr hin, daß ich noch mehr Porzellan zerschlage:

: Wenn ich Musiker, Musikstile, was auch immer, nur deshalb gut finden
: muss, weil sie angesagte Ikonen, politisch korrekt oder die Helden der
: Jazz***- Mupo *** hier wahlweise Musikrichtung einfügen sind - nein, danke,
: dann behalt' ich doch lieber meinen Teller, auch wenn dessen Rand u.U.
: kleiner ist, als der anderer.


Allan Holdsworth ist imho alles andere als eine angesagte Ikone der Jazz-Polizei, im Gegenteil, er ist einer der umstrittensten. Während die einen ihn genial finden, behaupten andere, er mache bloß unmotivierten Krach und habe nicht mehr alle Teller, äh: Tassen im Schrank.

Bei der Jazz-MuPo sind überwiegend diejenigen versammelt, die mehr das Konventionelle schätzen. So gesehen ist Dein Tellerrand sicher nicht kleiner als der vieler anderer.

Groovigen Grooß
Kurt

P.S. Mangels ausreichender Kenntnis von Holdsworths Musik bilde ich mir kein eigenes Urteil über den Mann. Auf Wikipedia kann man allerdings nachlesen:

"Zu seinen erklärten Bewunderern zählen Musiker wie Frank Zappa, Pat Metheny, Eddie Van Halen, Carlos Santana, Joe Pass, Joe Satriani und viele andere mehr."

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hi Uli,

: ich war gestern in Dresden im Jazzclub und da spielte so ein total verkopftes JazzTrio (g,b,dr) und im Gegensatz zu den vielen Bluesbands, die ich hier schon gehört habe, fand ichs richtig scheisse !!!!

Wie hieß denn dieses Jazztrio? Auf der Homepage des Dresdner jazzclubs sind stets nur Konzerte ab heute und in der Zukunft zu finden, eine Retrospektive, geschweige denn eine Seite mit Konzertkritiken sucht man leider vergeblich.

Groovigen Grooß
Kurt

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Kurt,

"Zu seinen erklärten Bewunderern zählen Musiker wie Frank Zappa, Pat Metheny,
Eddie Van Halen, Carlos Santana, Joe Pass, Joe Satriani und viele andere mehr."


LOL. Ja, der Text stand 1:1 auch so in der Konterzbeschreibung, wenn ich mich recht entsinne.

Bei Wikipedia steht ausserdem: "Neben seinen musikalischen Aktivitäten ist er ein
passionierter Rennradfahrer und Bierkenner. Er braut sein eigenes Bier, hält ein Patent auf eine
Bierzapfvorrichtung..."

Vielleicht bewundern ihn die andern ja alle wegen seines patentierten Zapfhahns?!


Grüße,

Andreas

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Huhu ferdi,


: Beide waren sportlich gesehen echt beeindruckend, musikalisch aber HMPF.

Ein geschmackliches Urteil würde ich Dir hier zugestehen,
ein musikalisches find ich gewagt.
Kannst Du tatsächlich beurteilen, ob sie Scheiße gespielt haben, oder das was sie wollten?

Ich lese das oft.
"Ich hab XYZ gesehen, und der hat nur gefuddelt und spielt total scheiße."
Irgendwie nimmt sich jeder heraus zu sagen ob, jemand gut ist, oder nicht.
Vom eigenen musikalischen Horizont völlig unbeeindruckt.

Beispiel.
Jemand hört nur Musik bei Florian Silbereisen im Fernsehen, und hat auch nie was anderes gehört.
Dem spielt jetzt jemand Bebop vor, Charlie Parker. Z.B. Koko.
Kann unser Proband nun beurteilen, ob das gut/musikalisch wertvoll/handwerklich gut ist?


"Ich habe XYZ gesehen, und ich konnte damit nix anfangen.
Das hat mir nicht gefallen."
Das darf man jederzeit sagen.

Aber über Musik, die man nicht versteht, musikalisch-qualitativ zu urteilen, das ist in meinen Augen am Ziel vorbei.


Viele Grüße,
Woody

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hi Andi,

selbst mit dem GrinseIcon.....der Text "klang" doch schon a bisserl nach "Erklärung".

Aber dafür, dass ichs ja gar nicht geschroben habe, hab auch ich das gar nicht unlustisch gemeint....

BTW: Mein Tellerrand wird ja auch grad kleiner....ich werd ne ganze Reihe AvantgardeCD's in amazon einstellen. kann dieses kopflastige Geschwurbel nimmer hörn....

Aber:..mal kleiner, mal größer...ist so nicht auch das universum gestrickt ???

LG Uli


Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Moin Uli,

Aber dafür, dass ichs ja gar nicht geschroben habe, hab auch ich das gar nicht unlustisch gemeint....

ich schrob ja auch "so du es denn geschrieben hättest", woll?! ;-))

Isch hald emmr so a Sach, des mit'm Konjunkiv, gell!

Aber:..mal kleiner, mal größer...ist so nicht auch das universum gestrickt ???

Ich hab irgendwo gesehen/gelesen/gehört dass sich unser Universum stetig ausdehnt.
Da werden sich dann die Tellerränder jal mitausdehnen, oder was, und alles ist wieder gut ;-))


Grüße,

Andreas


Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hi Gereon!

: "Ich hab XYZ gesehen, und der hat nur gefuddelt und spielt total scheiße."
: Irgendwie nimmt sich jeder heraus zu sagen ob, jemand gut ist, oder nicht.
: Vom eigenen musikalischen Horizont völlig unbeeindruckt.
:

Natürlich, ist doch ok, man kann sowieso nur eine subjektive Sichtweise/Meinung abgeben, immer, objektiv kann man nicht sein, das geht einfach nicht. Dementsprechend isses auch egal, wie groß/klein der eigene musikalische Horizont ist.

: Beispiel.
: Jemand hört nur Musik bei Florian Silbereisen im Fernsehen, und hat auch nie was anderes gehört.
: Dem spielt jetzt jemand Bebop vor, Charlie Parker. Z.B. Koko.
: Kann unser Proband nun beurteilen, ob das gut/musikalisch wertvoll/handwerklich gut ist?
:

Ob das gut, oder musikalisch wertvoll ist liegt im Ohr des Zuhörers, Kritikers, Professors w.a.i., und alle können es beurteilen, alle. Sie können vielleicht nicht immer erklären, warum das so ist, oder nach allen Regeln der Bölschen Harmonielehre auseinandernehmen, sicher, aber das disqualifiziert sie nicht ein Urteil zu fällen, denn hier geht es ja um Empfinden und Geschmack, da gibt's keine Regeln.
Sicherlich, ob es handwerklich gut ist, da kann man schon eher nach objektiveren Kriterien vorgehen, und muß dementsprechend auch einen Background haben, ja.


:
: "Ich habe XYZ gesehen, und ich konnte damit nix anfangen.
: Das hat mir nicht gefallen."
: Das darf man jederzeit sagen.
:

Das sagen die leute ja auch meistens, nur ist teilweise ihre Wortwahl ein wenig scharf oder vielleicht etwas zu absolut, aber im Prinzip kenne ich das nur so. mein Vater hört sehr gerne WDR4 und wenn er sich mal über die WDR2 Musik mockiert spricht er nie davon, dass derjenige/diejenige etwas handwerklich nicht drauf hat, weil es für Ihn blöd klingt. Das wäre vielleicht anders, spielte er ein Instrument, Musiker sind bei sowas einfach (viel zu) empfindlich.

: Aber über Musik, die man nicht versteht, musikalisch-qualitativ zu urteilen, das ist in meinen Augen am Ziel vorbei.
:

Warum? Du mußt Dir immer vor Augen halten, dass dieses Urteil aus der Sicht des Urteilenden erfolgt, gebildet durch seinen Geschmack und sein Empfinden. Das kannst Du ihm nicht absprechen, denn Urteile über Musik gehen nunmal über den eigenen Geschmack und sein eigenes Empfinden.
Leute, die Musik anhand von Theorie und Handwerk erklären und beurteilen sind auch nie frei von einer eigenen Meinungsfärbung, sonst wären sich die "Könner" und Wissenden ja immer alle einig, und das wäre sicher das Schlimmst, was der Musik passieren könnte.

Es lebe die Vielfalt!

Mach's gut!
:
:


Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hi Kurt,

das stimmt nicht ganz. Du findest alles, was früher war, unter Bands...musst aber wissen, was du suchst...haha.

Die band hier hieß Radiorobotnik. Hört sich auf der beschreibung total interessant an. Ich will auch nicht sagen, dass die shice waren...nur: mir hat es überhaupt nicht gefallen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mies drauf war...dass der Laden total leer war, oder weil die (imho) keine Austrahlung hatten...

Einige Wochen vorher hat dort Yelena K gespielt, das war noch viel abgedrehter, aber was die mit ihrer Stimme gemacht hatte, war extrem geil und die Frau hatte eine total tolle Ausstrahlung.

Aber der beste Gig meiner bisherigen BlueNote-Besuche war Marty Hall.......und das ist Blues !

Liebe Grüße

Uli


Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hi Ferdi, Gereon, Jonas......

sorgsame Wortwahl sei erforderlich....

Möglicherweise meinte ja Ferdi auch: handwerklich gut, musikalisch unverständlich, emotional nicht berührend ?????

Ich finde, so eine Formulierung würde alle weiteren Kommentare erübrigen, weil nachvollziehbar.

Ich stelle mir gerade vor, irgendjemand würde was zur musikalischen Qualitä des Mahavishnu Orchestras "absondern".....
seit ich die das erste Mal geört habe (und das ist jetzt irgendwie 35 Jahre her), habe ich musiktheoretsich keinen blassen Schimmer, was die da machen (selbst mit Songbook in Partiturform erschließt sich mir da kaum was)....daher kann ich nur sagen, handwerklich ganz weit vorne, musikalisch für mich nicht beurteilbar, emotional .....(bitte sibjektives Empfinden eintragen).....

Oder ich habe für mich das Wort "musikalisch" anders definiert als Ferdi.

Und zum Thema Holdsworth möchte ich auch noch meine zwei cent absondern: handwerklich ganz weit vorne, musikalisch kaum nachvollziehbar, früher extrem beeindruckend, heute emotional nur noch gelegentlich mich erreichend...und dann sind das die Scheiben aus den 80gern und nix neues....Devil take the hindmost z.b. ist so ein AH-Klassiker.

Liebe GRüße

Uli


Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hi Ferdi, Gereon, Jonas......

sorgsame Wortwahl sei erforderlich....

Möglicherweise meinte ja Ferdi auch: handwerklich gut, musikalisch unverständlich, emotional nicht berührend ?????

Ich finde, so eine Formulierung würde alle weiteren Kommentare erübrigen, weil nachvollziehbar.

Ich stelle mir gerade vor, irgendjemand würde was zur musikalischen Qualitä des Mahavishnu Orchestras "absondern".....
seit ich die das erste Mal geört habe (und das ist jetzt irgendwie 35 Jahre her), habe ich musiktheoretsich keinen blassen Schimmer, was die da machen (selbst mit Songbook in Partiturform erschließt sich mir da kaum was)....daher kann ich nur sagen, handwerklich ganz weit vorne, musikalisch für mich nicht beurteilbar, emotional .....(bitte sibjektives Empfinden eintragen).....

Oder ich habe für mich das Wort "musikalisch" anders definiert als Ferdi.

Und zum Thema Holdsworth möchte ich auch noch meine zwei cent absondern: handwerklich ganz weit vorne, musikalisch kaum nachvollziehbar, früher extrem beeindruckend, heute emotional nur noch gelegentlich mich erreichend...und dann sind das die Scheiben aus den 80gern und nix neues....Devil take the hindmost z.b. ist so ein AH-Klassiker.

Liebe GRüße

Uli


Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo!

Mich schüttelt es immer, wenn ich den Begriff "künstlerisch wertvoll" höre, egal ob Malerei, Musik, Schriftstellerei, Architektur oder sonstwas.

Einerseits fühle ich mich immer an Hape Kerkelings "Hurz" erinnert und grinse ein wenig. Andererseits stelle ich mir Klemmbretter und Stempel vor, Ärmelschoner an Bürokraten, die nach definierten Kriterien den Segen geben oder nicht.

Jemand schrieb einmal in diesem Forum den provokanten Satz, dass "künstlerisch wertvoll" nicht weit von "entartet" entfernt sei. Die Diskussion ist vorbei, ich sage "Hitler", ich habe verloren.

Gruß

erniecaster

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo!

ich: : : Jemand schrieb einmal in diesem Forum den provokanten Satz, dass "künstlerisch wertvoll" nicht weit von "entartet" entfernt sei. Die Diskussion ist vorbei, ich sage "Hitler", ich habe verloren.

du:aber mal im ernst - was hat DER denn in diesem thread (oder auch gern: in diesem board) verloren?

Ganz einfach. Wenn man jemandem erlaubt, über die künstlerische Werthaltigkeit zu urteilen, erlaubt man ich logischerweise auch, eine nicht vorhandene künstlerische Werthaltigkeit zu bestimmen. Einer entscheidet, was gut und was schlecht ist. Vielleicht gar selektiert (sic!) anhand völlig idiotischer Kriterien. Je drastischer und abstrakter man das formuliert, desto faschistoider wird das.

Es gibt diese Regel in amerikanischen Boards, dass derjenige verliert, der als erstes "Hitler" gesagt hat und damit die Diskussion vorbei ist. Das ist mir sehr bewusst, genauso, dass ich hier sehr, sehr, sehr überspitze. Aber der Grundgedanke ist interessant.

Ich meine, dass diese Aussage, etwas sei "musikalisch wertvoll" genauso anmaßend ist wie die Aussage, dass etwas "musikalisch totaler Mist".

Gruß

erniecaster

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Ernie,

Ja, Du überspitzt, undzwar ordentlich!!!!

Aaaaber, Du hast absolut recht.

Kunst (alle Arten) zu klassifizieren in wertvoll oder wertlos ist meines Erachtens garnicht möglich. Zumal man zwischen handwerklicher und geistiger Kunst noch unterscheiden müsste. Ein Pfund Butter in der Raumecke ist was anderes als ein kunstvoll gemaltes Bild, kunstvoll dargebrachte Musik, oder eine musikalische Komposition.

Aber das ist ein weites Feld, kaum wirklich zu dikutieren.

Gruß Waufel

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Waufel,

Aber das ist ein weites Feld, kaum wirklich zu dikutieren.

Kunst ist gar nicht zu diskutieren.

Jeder für sich kann berührt werden, sich bereichert fühlen, es mögen und begeistert sein. Oder eben genau das Gegenteil oder die Mitte. Aber keiner hat zu bestimmen, ob man berührt oder bereichert oder begeistert zu sein hat.

Gruß

erniecaster

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Huhu ernie,




: Jeder für sich kann berührt werden, sich bereichert fühlen, es mögen und begeistert sein. Oder eben genau das Gegenteil oder die Mitte. Aber keiner hat zu bestimmen, ob man berührt oder bereichert oder begeistert zu sein hat.

Das hier unterschreibe ich ohne weiteres, das habe ich ja auch Sinngemäß bereits geschrieben.
Ein Geschmacksurteil kann und darf jeder fällen.


: Kunst ist gar nicht zu diskutieren.

Weißt Du, mit Deiner Kuschelbeliebigkeit hier mag ich mich hier nicht zufriedengeben.
Kunst kommt von Können.

Jonas schrieb : Musiker sind bei sowas einfach (viel zu) empfindlich.

Das sehe ich völlig anders.
Musiker können hier gar nicht empfindlich genug sein.

Matthias, Du trittst doch regelmäßig auf.
Dafür willst Du Geld sehen.
Was hältst Du von der Argumentation eines Veranstalters:
"Naja, sie sind ungelernte Kraft, zu zweit, nagut, das macht 10€ pro Stunde und Nase, ein Maurer, der sein Handwerk gelernt hat, muß das ja auch im Vergleich honoriert bekommen.
Nen Zwanni für die Anfahrt, das macht dann für drei Stunden Hochzeit 80€."


Ich finde einen Qualitätsbegriff in der Musik wichtig, und das aus mehrerlei Gründen.
(Das Folgende ist meine höchst subjektive Meinung.
Ich mach da mit mitte Zwanzig gerne den geifernden, rechthaberischen Alten in der Theaterloge.)

Zum einen muß es Profis geben können.
Die müssen davon leben können, Musik zu machen.
Wo kämen wir hin (ja, diese Formel benutze ich ganz bewußt), wenn es solche Klangkörper wie z.B. die Berliner Philharmoniker nicht mehr geben könnte?
Die WDR-Bigband?
Kultur kostet Geld.
Das ist sie Wert.
Da ist ein Wertbegriff.
Aber der muß gesellschaftlicher Konsens sein, sonst sind solche Ensemble nicht zu unterhalten.

Das ist eine Seite eines musikalischen Wertbegriffs, die harte, monetäre.

Die andere hat mit Respekt und Anerkennung zu tun.
(Bööh! Das ist doch out, höre ich es aus dem Zuschauerraum zischeln.)
Ein guter Musiker muß an sich arbeiten.
An seinen handwerklichen Fähigkeiten, also, Instrumentenbeherrschung, Theoriekrams, Notenlesen, Timing, Blattspiel etc.
aber auch an persönlichen menschlich-emotionalen Baustellen.
Interpretation. Bühnensicherheit. Präsenz. Selbstbestätigung usw. usf.

Das kostet wahnsinnig viel Zeit und Nerven.
Ein Industrieschlosser macht nach der mittleren Reife eine dreijährige Ausbildung.
Ein Mediziner macht sein Abitur und ist nach einem Zwölfsemestrigem Studium fertig.

Ein studierter Musiker hat viele,viele Jahre voher, meist mit sehr jungen Jahren, angefangen, Zeit und Herzblut in seine Ausbildung zu stecken.
Neben der Schule.
Ohne sehr gute Instrumentenbeherrschung wird man an einer Musikhochschule nicht aufgenommen.

(Ein Profimusiker ohne Abschluss hat es unvergleichlich schwerer, sein Leben mit Musik zu bestreiten, wird aber über alles ähnlich viel Zeit und arbeit investeiert haben.)

Das wird gesellschaftlich immer weniger gesehen und honoriert.
Superstar wird man, wenn man zur Richtigen Zeit am richtigen Ort ist, per Zufall, und nicht durch harte Arbeit.
Der WM-Song (Love Generation, oder so) wurde absichtlich schief, unschön und schlecht im timing gegröhlt, damit die Leute meinen, "oh, das kann ich genauso, da brauch ich mich nicht zu schämen, mitzugröhlen.
"Wenn uns Schantall doch genauso schön das Ave Maria singen kann, warum soll ich dann jemanden dafür engagieren? und dann etwa noch bezahlen?"


Hast Du den Grandprix-Entscheid gesehen?
Ich schon.
Da wurden die No Angels mit einer dümmlichen, handwerklich primitiven Nummer erste (deren Titel ich gerade wieder ergooglen mußte. kann sich jemand erinnern?)
Während Caroline Fortenbacher, die mit einem handwerklich tollen Song bei mir eine echte Gänsehaut erzeugt hat. Und mich auch als Sängerin überzeugt hat.
Ein Titel, der nicht nur mit einer echten Band live zu spielen gewesen wäre, sondern mir auch haften geblieben ist. Obwohl ich ihn bisher nur einmal gehört habe.


Der langen Rede kurzer Sinn:
Gute Musik braucht Anerkennung, auch finanzieller Gestalt.
Dafür ist ein Wertbegriff unabdingbar.
Mit einem Sorglosem Umgang mit diesem Wertbegriff verschlimemrn wir als Musiker unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Misere.


Viele Grüße,
Woody

...und ich könnte noch soooo viel länger...



Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo ernie,

Ich weiß ja, daß Du mir keinen schmalen Schnurrbart ankleben willst.


: Jemand schrieb einmal in diesem Forum den provokanten Satz, dass "künstlerisch wertvoll" nicht weit von "entartet" entfernt sei.


Naja, provokant ist nicht immer auch gut, interessant, oder gar sinnvoll und zielführend im Laufe einer Diskussion.
Und mein Begriff von "künstlerisch wertvoll" geht in einer völlig andere Richtung als der Begriff "entartete Musik".
Das weißt Du auch.
Die willkürliche, deutsche Unterteilung in "E" und "U" z.B. finde ich gräßlich.
Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen Musik von J.S. Bach oder Dieter Bohlen, oder Konzerten der WDR-Bigband oder Alexander Klaws (dessen Namen ich mir ergooglen mußte.)

Gamelan, Jazz, Klassik, Hardrock, Pop, sg. Volksmusik, etc. das ist alles Musik.
Und hat auch ihre Berechtigung.
Aber der 25. austauschbare Schlager der Kastelruther Spatzen hat für mich nicht den gleichen Stellenwert wie die 3. Symphonie Beethovens.





Ernie?
Sachwatt!

Viele Grüße,
Woody


Wobei mir Marschmusik zuwieder ist.
Aber das liegt nicht an der Musik.
Sondern an ihrem Gebrauch.

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Woody,


D A N K E

kleine Ergänzung zum Thema Respekt:

Ich habe vor mehreren Monaten hier in Zerbst einen Schlagersänger Live (zum Playback) erleben können. Zuerst dachte ich: welch ein Graus. Und dann diese Stimmungsmache: wie peinlich....
Und dann auf einmal habe ich festgestellt, dass dieser Mensch das, was er da macht, mit voller Überzeugung und Leidenschaft tut.
Das hat Respekt verdient.

Liebe GRüße

Uli

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Uli,

1:28 habe ich es ausgehalten. Jedem das seine :0)

Chad ist und bleibt ein Augenschmaus ganz eigener Art. Selten sieht jemand so wenig nach Drummer aus wie er, finde ich. Und ist dabei einfach so ergoetzlich am trommeln!

Seinetwegen werde ich es nachher noch einmal probieren. Denn bisher kannte ich Chad nur von Zappa, und da ging mir der Elektro-Sound einfach etwas au die Nerven. So ganz akkustisch ist Chad eben noch besser ;-)

gut Ton!
ullli

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Moin Gereon,


das ist ja alles schön und gut. Und während ich dir zwar nur in wenigen Punkten zustimmen würde, verstehe ich gänzlich, was du meinst.

Ich stehe selbst täglich in diesem Dilemma, wenn auch nicht in der Musik. Es gibt wohl kaum unabgenutzte Sprüche, deswegen wähle ich den ersten, der mir einfällt: "Geld regiert die Welt!". Damit ist dann auch klar, daß die Kunst halt Liebhaberei und somit auf "nach Feierabend" fällt. Für Geld mach' ich Kommerz. So isset halt, und so sacht es ja auch der Begriff.

Die Kunden des kreativen Bereichs wollen Scheisse. Ganz ehrlich. Einige sagen das sogar direkt und unverblümt. Es gibt wenige, die Kunst erkennen (und mit Kunst meine ich hier tatsächlich einfach nur alles, was nicht zufallsgeneriert, nicht-beliebig ist) und noch wenigere (?), die sie finanzieren mögen. Ja, ist ganz furchtbar und tatsächlich leide ich darunter. Das tut mir weh. Dann schaue ich auf meinen Kontoauszug und mache Urlaub und weiss dann, warum ich das trotzdem weiter mache.
Dann blicke ich ab und zu auf die Verkaufszahlen und auch das tut weh, weil die handwerklich ganz großen Titel, die, in denen sichtbar Liebe und Herzblut steckt, sich praktisch nicht verkaufen. Und wieder werden Weltklasse-Studios zu gemacht. Traurige Sache, die sich wohl durch alle kreativen Branchen zieht.

Und jetzt sitze ich hier und frage mich, warum denn die WDR-Bigband und die Berliner Philharmoniker und nicht AC/DC? Es gibt kaum etwas, was mich emotional so stark berührt wie "AC/DC live in Donnington" und mir so oft Tränen des Glücks in die Augen treibt. Du führst Dieter Bohlen an, quasi auf Seiten der Bösen. Das verstehe ich, auch wenn ich Herrn Bohlen für seine Erfolgsnase bewundere. Der hat's raus, verdammte Axt. Der hat seine Mark gemacht und hart verdient.

Und dann sprichst du die Sache mit der Ausbildung und dem Maurer an. Das Problem haben die Handwerker auch. Auch die Maurer. So ein junger Maurermeister heute hat meist nicht halb so viel drauf wie ein "alter Meister" von vor 40 Jahren. Ist einfach nicht gefragt, weil, gibt ja Fertighäuser und die Ausbildung muss schneller gehen und überhaupt ist der Anspruch in allem gesunken. Das ist aber kein Grund, den alten Maurermeister staatlich zu finanzieren.

Es ist so und es kann schon mal traurig sein und die Ursache ist mal wieder das böse Geld. Und "die". Die da oben. "The suits", "The man".

Sind aber, um darauf zurückzukommen, die Philharmoniker mehr Wert oder besser, nur weil weniger Menschen auf sie stehen als auf AC/DC?

Ganz am Ende fällt mir dann Evolution ein. Die Blu-Ray Disc hat über die HD-DVD gesiegt, VHS über Betamax und der Homo Sapiens über die anderen. War halt erfolgreicher. Find' ich gut, da kann ich nur egoistisch sein. Jetzt siegt Herr Bohlen über Herrn Holdsworth und das Leben geht weiter. Ich lass' mich überraschen, was dabei in 30 Jahren herausgekommen ist. Ich kann es nicht ändern.

Gruß,
Felix



Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Gereon,

gleich vorab, ich will weder provozieren noch irgendwen in irgendeine Ecke stellen. Ich finde den Gedanken der Eingliederung in "künstlerisch wertvoll" gefährlich.

Und mein Begriff von "künstlerisch wertvoll" geht in einer völlig andere Richtung als der Begriff "entartete Musik".

Wer "künstlerisch wertvoll" sagt, stellt ein Stück Musik in der Werthaltigkeit über das andere und versucht - so klingt es für mich - das auch noch als objektiv darzustellen.

Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen Musik von J.S. Bach oder Dieter Bohlen, oder Konzerten der WDR-Bigband oder Alexander Klaws (dessen Namen ich mir ergooglen mußte.)

Gut. Sag mir welchen Unterschied es konkret gibt.

Aber der 25. austauschbare Schlager der Kastelruther Spatzen hat für mich nicht den gleichen Stellenwert wie die 3. Symphonie Beethovens.

Mag für Dich so sein. Das ist eine Geschmacksfrage, eine Frage der eigenen musikalischen Erlebniswelt, der Sozialisierung, was auch immer. Wenn sich zwei Senioren bei dem 25. Schlager der Kastelruther Spatzen das erste Mal geküsst haben, hat dieses Stück Musik für sie einen ganz anderen Stellenwert als alles von Beethoven.

Das hat mit "künstlerischem Wert" nichts zu tun.

Gruß

erniecaster

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo!

Kunst kommt von Können.

Da widerspreche ich ganz vehement. Absolut und total. Ich halte diese Ansicht für veraltet und regelrecht reaktionär und bin wirklich überrascht, dass Du so etwas schreibst.

Beispiel? Was kann Bob Dylan? Kann der Mann singen und Gitarre spielen im Sinne von "Könnerschaft"?

Ich finde einen Qualitätsbegriff in der Musik wichtig, und das aus mehrerlei Gründen.

Da bin ich total Deiner Meinung aber das ist doch selbstverständlich, was Du hier schreibst. Ich werde mein sauer verdientes Geld und meine begrenzte Zeit nur für Musik hergeben, die mir entsprechend qualitativ wichtig ist. Das tut jeder Fan von Beethoven und Alexander Klaws gleichermaßen.

Zum einen muß es Profis geben können.
Die müssen davon leben können, Musik zu machen.
Wo kämen wir hin (ja, diese Formel benutze ich ganz bewußt), wenn es solche Klangkörper wie z.B. die Berliner Philharmoniker nicht mehr geben könnte?
Die WDR-Bigband?
Kultur kostet Geld.
Das ist sie Wert.
Da ist ein Wertbegriff.
Aber der muß gesellschaftlicher Konsens sein, sonst sind solche Ensemble nicht zu unterhalten.

Das ist eine Seite eines musikalischen Wertbegriffs, die harte, monetäre.


Auch hier bin ich bei Dir, jedenfalls einerseits. Ja, Kultur kostet Geld und muss gefördert werden. Ich könnte aber kotzen (!), wenn ich daran denke, dass die Berliner Philharmoniker mit Abertausenden von Euro gefördert werden, es aber keine paar Hundert Euro im Monat gibt, um beispielsweise Probenräume in Großstädten zu fördern. Warum? Weil hier irgendwer behauptet, dass die Berliner Philharmoniker "künstlerisch wertvoll" seien, Probenräume aber Subkultur sind.

Die andere (Seite) hat mit Respekt und Anerkennung zu tun.

Was, bitte, begründet die Verweigerung von Respekt und Aerkennung gegenüber irgendeiner Musik? Ich verlange nicht, dass jeder alles mag, ich halte es aber für geboten, tolerant gegenüber Menschen mit anderem Geschmack zu sein.

Ein guter Musiker muß an sich arbeiten.

...

Ein Industrieschlosser macht nach der mittleren Reife eine dreijährige Ausbildung.

Ein Mediziner macht sein Abitur und ist nach einem Zwölfsemestrigem Studium fertig.


Glaubst Du allen Ernstes, was Du hier schreibst? Die armen Musiker bilden sich seit frühester Jugend bis ins hohe Alter weiter und alle anderen fangen direkt nach der Ausbildung an zu verblöden?

Das wird gesellschaftlich immer weniger gesehen und honoriert.
Superstar wird man, wenn man zur Richtigen Zeit am richtigen Ort ist, per Zufall, und nicht durch harte Arbeit.


Das mag ja alles sein. Dennoch warum ist die Arbeit eines von Dir noch so geschätzten, geachteten, von mir aus auch unterbezahltem studierten Musikers "künstlerisch wertvoll" und die Darbietung von Daniel Küblböck, der Millionen Menschen unterhalten hat, nicht? Weil der eine studiert hat und der andere nicht?

Hat Bob Dylan Musik studiert?

Der WM-Song (Love Generation, oder so) wurde absichtlich schief, unschön und schlecht im timing gegröhlt, damit die Leute meinen, "oh, das kann ich genauso, da brauch ich mich nicht zu schämen, mitzugröhlen.

Woher nimmst Du diese Information?

"Wenn uns Schantall doch genauso schön das Ave Maria singen kann, warum soll ich dann jemanden dafür engagieren? und dann etwa noch bezahlen?"

Wenn mir Schantall genauso gut gefällt wie irgendwer anders, muss ich das in der Tat nicht tun.

Hast Du den Grandprix-Entscheid gesehen?
Ich schon.
Da wurden die No Angels mit einer dümmlichen, handwerklich primitiven Nummer erste (deren Titel ich gerade wieder ergooglen mußte. kann sich jemand erinnern?)
Während Caroline Fortenbacher, die mit einem handwerklich tollen Song bei mir eine echte Gänsehaut erzeugt hat. Und mich auch als Sängerin überzeugt hat.
Ein Titel, der nicht nur mit einer echten Band live zu spielen gewesen wäre, sondern mir auch haften geblieben ist. Obwohl ich ihn bisher nur einmal gehört habe.


Was ist damit bewiesen? Dass Du erstens einen anderen Musikgeschmack hast als andere und Deinen Musikgeschmack hier reichlich arrogant über den anderer stellst. Weil Du meinst, dass Du weißt, was "künstlerisch wertvoll" ist und meinst, mehr "von Musik zu verstehen".

Und das prangere ich an.

Der langen Rede kurzer Sinn:
Gute Musik braucht Anerkennung, auch finanzieller Gestalt.
Dafür ist ein Wertbegriff unabdingbar.
Mit einem Sorglosem Umgang mit diesem Wertbegriff verschlimemrn wir als Musiker unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Misere.


Selbstverständlich braucht Kunst Anerkennung und finanzielle Ausgestaltung. Die verweigerst Du übrigens den No Angels einige Absätze zuvor. Und jedem Autodidakten oder Hiphopper möchtest Du die Förderung streichen. Das kann es ja nun nicht sein.

Aus Deinem Beitrag liest sich für mich sehr schön die Arroganz eines klassisch geschultem Musikers über den Populärmusiker. Und wenn ausgerechnet Du dann schreibst, dass Du die Einordnung in E- und U-Musik am liebsten abschaffen möchtest, dann widerspricht sich das für mich.

Mein Beitrag liest sich wahrscheinlich heftiger als ich ihn meine. Nichts davon ist persönlich gemeint.

Gruß

erniecaster

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Gereon,

ich glaube man kann "Kunst" nicht in den Spruch packen: "Kunst kommt von können!" Dazu ist sie zu vielfältig inspiriert, zu spezialisiert.

Natürlich kann jeder Handwerker auf seinem Gebiet ein Künstler sein.
Hier ist es die handwerkliche Kunst. (Geschmacksache)

Dann die berühmte Beuys-Butter. Handwerklich? Nein! Künstlerisch? Wahrscheinlich, wenn es sich mir auch nicht offenbart hat. ;-)

Der mäßige Gitarrist und mäßige Sänger, der es trotzdem schafft, Menschen zu begeistern, durch seine Gesamtheit. Rampensau!
Handwerklich gut? Nein! Künstlerisch? Wahrscheinlich, denn so ein Ergebnis zu erzielen ist nicht einfach.

Ich möchte mir nichht zutrauen etwas als gute oder schlechte, wertvolle oder wertlose Kunst zu klassifizieren.

Wohl aber in "gefällt mir" oder "gefällt mir nicht", "sagt mir was" oder "sagt mir nichts".

Ist Bohlen ein Künstler? Achtung Polemik! Ja, ist er! er verstehht die Kunst, aus Scheiße deutsche Markenbutter zu machen und für den doppelten Pfundpreis zu verkkaufen.

Gruß Waufel

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Matthias,

Mein Beitrag liest sich wahrscheinlich heftiger als ich ihn meine. Nichts davon ist persönlich gemeint.

:o)
Geschenkt.
Das gilt übrigens auch für das jetzt Folgende...


Aus Deinem Beitrag liest sich für mich sehr schön die Arroganz eines klassisch geschultem Musikers über den Populärmusiker.

Und aus Deinem Beitrag lese ich die wadenbeißende Verbissenheit des Populärmusikers. dem alles, wo "klassich" dran steht vehaßt ist, weil er sich von "Der Musikerkaste" verkannt, verlacht und als zweite Wahl angesehen empfindet.
Zumal sich die "klassichen" Zupfgeigenhanseln die Pfründe gesichert haben.
Was Ihn eigentlich viel mehr ärgert.

Und wenn ausgerechnet Du dann schreibst, dass Du die Einordnung in E- und U-Musik am liebsten abschaffen möchtest, dann widerspricht sich das für mich.

Für mich nicht.
Ich mach ja auch nur noch Hottentottenmusik.
Denk mal drüber nach.

...jedem Autodidakten oder Hiphopper möchtest Du die Förderung streichen.

Nein. Das ist eine haltlose Unterstellung.
Ich habe überhaupt nur einen positiven Qualitätsbegriff.
Das schließt ein "besser als" nicht aus, jedoch ganz bestimmt ein "unwert"!
Das ist mir wichtig, und das habe ich wohl in meinem ersten Eintrag nur unzulänglich vermitteln können.

Weil hier irgendwer behauptet, dass die Berliner Philharmoniker "künstlerisch wertvoll" seien, Probenräume aber Subkultur sind.

An der Stelle vermischst Du offensichtlich "irgendwen" mit mir.
Bezahlbare, saubere, taugliche Probenräume, davon träume ich nicht erst seit gestern.

Hat Bob Dylan Musik studiert?

Meinen Satz über unstudierte Musiker hat in diesem Forum wohl wirklich jeder überlesen.
Falls es jemanden glücklich macht, folgenden Satz von mir zu lesen, den ich übrigens nie bestritten habe, bitte:
Es gibt viele studierte Musiker, die Flachpfeifen sind!
Und es gibt viele Autodidakten, die wirklich gut sind.
Auch das habe ich zu keiner Zeit bestritten.

Ich bitte Dich, anzuerkennen, daß ich keinerlei Anstalten gemacht habe, Popularmusik per se abzuwerten. (btw, man kann Jazz- und Popularmusik studieren. Auch hier nix E und U!)
Und dann lies mein obiges Posting nochmal.
Ich habe lediglich bekannte Beispiele aus den Bereichen ausgewählt, in denen ich mich auskenne.

Und die Kritik, die ich für meinen Beitrag erhalten habe konzentriert sich auf den Bereich E vs. U.


Viele Grüße,
Woody

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...


: Wer "künstlerisch wertvoll" sagt, stellt ein Stück Musik in der Werthaltigkeit über das andere und versucht - so klingt es für mich - das auch noch als objektiv darzustellen.

Jipp.
Exakt das.
Ich bin da ein reaktionärer Knochen.
Was nichts mit "Klassik besser als Pop" zu tun hat.
Ich kann z.B. Teleman nur in Homöopatischen Dosen ertragen,
Steely Dan aber eigentlich immer.

:
: Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen Musik von J.S. Bach oder Dieter Bohlen, oder Konzerten der WDR-Bigband oder Alexander Klaws (dessen Namen ich mir ergooglen mußte.)
:
: Gut. Sag mir welchen Unterschied es konkret gibt.


OK.
Bach ist über 350 Jahre nach seinem Tod noch bekannt.
Das zeugt von Relevanz.
Dieter Bohlen schreibt Popsongs. Soweit nichts schlimmes.
Wenn man sich mal anhört, was er so produziert, dann sind die einzelnen Stücke auf gefällige, einfache Linien ausgelegt, die Strophe ist völlig egal, Hauptsache der Refrain geht ins Ohr.
Die harmonische und emotionale Vielfalt der einzelnen Stücke ist begrenzt.

Bach schreibt dagegen z.B Doppelchörige Motetten.
Die Partitur des Ganzen ist komplexer als die eines beliebien Bohlenstückes, Bach legt Wert auf harmonische Raffinesse und Kompositorische Spielereien.
Er mutet seinen Zuhörern immense Harmonische Spannungen zu, und ist nicht in erster Linie Gefälligkeit und der einfachen Linie verpflichtet.
Und doch ist die Schönheit seienr Musik für mich nicht nur in der Analyse zu erschließen, sondern sie entfaltet auch in der Unmittelbaren Hörerfahrung eine emotionale Wirkung, die meist eine größere Bandbreite an Gefühlen vermittelt.
Handwerklich hervorragend konstruierte Musik, mit emotionaler Wirkmächtigkeit.
Schönheit auf mehrerren Ebenen. Intelektuell und emotional.
Das ist gut.


Aber bitte, um hier von dem U vs. E-Musik Thema wegzukommen,
ich finde auch die Musik Steely Dans wertvoller als die Bohlens.
Oder um auch Popmusik für blasierte Besserwisser rauszulassen,
ich finde das Unplugged-Album von Mariah Carey wertvoller, als zum Beispiel ihre CD "Glitter".

Wenn Du jetzt immer nch ernsthaft von mir wissen wollen solltest, was für mich "wertvoller" heißt,
dann selle ich dir Vorweg schonmal die Gegenfrage

Ich werde mein sauer verdientes Geld und meine begrenzte Zeit nur für Musik hergeben, die mir entsprechend qualitativ wichtig ist.

Was heißt für Dich denn "qualitativ wchtig"?
Was ist denn darin Dein Qualitätsbegriff?
Und was mach Musik wichtig?



: Mag für Dich so sein. Das ist eine Geschmacksfrage, eine Frage der eigenen musikalischen Erlebniswelt, der Sozialisierung, was auch immer. Wenn sich zwei Senioren bei dem 25. Schlager der Kastelruther Spatzen das erste Mal geküsst haben, hat dieses Stück Musik für sie einen ganz anderen Stellenwert als alles von Beethoven.
:
: Das hat mit "künstlerischem Wert" nichts zu tun.


Eben.
Du verwechselst "künstlerischen Wert" mit persönlichen emotionalen Konnotationen.
Für mich hat seit letzter Woche Steve Vais "For the love of god" eine klare emotional-assoziative Belegung.
Dises Stück ist für mich persönlich wichtig.
Ist es gut?


Viele Grüße,
Woody

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Woody,

Moment mal. Du hast mit den geschulten Musikern angefangen. Nicht ich.

Ich habe überhaupt nur einen positiven Qualitätsbegriff.
Das schließt ein "besser als" nicht aus, jedoch ganz bestimmt ein "unwert"!
Das ist mir wichtig, und das habe ich wohl in meinem ersten Eintrag nur unzulänglich vermitteln können.


Magst Du mir mal was erklären?

7 ist größer als 3. Wenn Du diesen Satz als wahr ansiehst, bleibt Dir nichts anderes übrig als auch folgenden Satz zu akzeptieren: 3 ist kleiner als 7.

Wenn Dir Beethoven als "künstlerisch wertvoller" erscheint als der letzte Hit von DSDS, dann ist im Umkehrschluß eben dieser letzte Hit von DSDS "künstlerisch weniger wertvoll". Und wenn man diese Latte verlängert, kommt irgendwann "unwert" raus.

Und diese Einsortierungen - ich wiederhole mich - können und dürfen nur subjektiv sein.

Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

hi!

: Wenn Dir Beethoven als "künstlerisch wertvoller" erscheint als der letzte Hit von DSDS, dann ist im Umkehrschluß eben dieser letzte Hit von DSDS "künstlerisch weniger wertvoll". Und wenn man diese Latte verlängert, kommt irgendwann "unwert" raus.
:
: Und diese Einsortierungen - ich wiederhole mich - können und dürfen nur subjektiv sein.


ich denke du übertreibst mal wieder.

was soll diese rumgeschmeisse mit totschlagwörtern wie "hitler", "enartet" und "unwert"?

verstehe ich nicht...

die tatsache, daß IN UNSERER KULTUR (nennen wir´s mal "westliches abendland") dem werk von beethoven ein höherer künstlerischer stellenwert beigemessen wird als der single eines sprichwörtlichen "one-hit-wonders" ist eben das - eine tatsache...

daß alles mögliche subjektiv ist wird hier mit sicherheit allen klar sein.
der vergleich beethoven/one-hit-wonder gehört allerdings sicher nicht dazu ;)

das hat aber - meines erachtens - nichts mit hitler, unwert und dergleichen von dir benutzten begriffen zu tun.


cheers - 68.




Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo!

ich: Wenn Dir Beethoven als "künstlerisch wertvoller" erscheint als der letzte Hit von DSDS, dann ist im Umkehrschluß eben dieser letzte Hit von DSDS "künstlerisch weniger wertvoll". Und wenn man diese Latte verlängert, kommt irgendwann "unwert" raus.

du: ich denke du übertreibst mal wieder.

Das, was ich da oben geschrieben habe, ist nicht übertrieben sondern reine Logik und Konsequenz. Gegen Logik kann ich nichts tun. Inkonsequent möchte ich nicht sein.

Nun aber mal auf die Meta-Ebene. Ganz kurz nur. Wenn ich versuche, den letzten Hit von DSDS in der Wertigkeit mit der 9. Sinfonie von Beethoven gleichzusetzen, dann glaubt doch hoffentlich keiner, dass ich diese Ansicht so vertrete? Mir geht es um das, was ich in meinem ersten Posting schon geschrieben habe. Ich hab es mal hier rein kopiert:

Mich schüttelt es immer, wenn ich den Begriff "künstlerisch wertvoll" höre, egal ob Malerei, Musik, Schriftstellerei, Architektur oder sonstwas.

Einerseits fühle ich mich immer an Hape Kerkelings "Hurz" erinnert und grinse ein wenig. Andererseits stelle ich mir Klemmbretter und Stempel vor, Ärmelschoner an Bürokraten, die nach definierten Kriterien den Segen geben oder nicht.

Jemand schrieb einmal in diesem Forum den provokanten Satz, dass "künstlerisch wertvoll" nicht weit von "entartet" entfernt sei. Die Diskussion ist vorbei, ich sage "Hitler", ich habe verloren.


Von diesem Grundgedanken komme ich her. Nun fragst Du mich:

was soll diese rumgeschmeisse mit totschlagwörtern wie "hitler", "enartet" und "unwert"?

Noch einmal: Ich empfinde die Logik, die ich dort oben dargestellt habe, als richtig, sogar zwingend. Und ich hätte den Satz "Beethoven ist künstlerisch wertvoller als DSDS" sicherlich früher auch unterschrieben. Es ist - auf Grund der dargestellten Logik - allerdings ein Schritt in die absolut falsche Richtung.

Mein letzter Satz in meinem ersten Beitrag sollte deutlich zeigen, dass ich selbst sehe, dass dies ein sehr, sehr schwieriges Thema und dünnes Eis nicht weit entfernt ist. Es geht mir um Sensibilisierung, das ist alles.

Gruß´

erniecaster


Re: (War gestern) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Matthias,


:
: Magst Du mir mal was erklären?

Jepp!
Jederzeit!

:
: 7 ist größer als 3. Wenn Du diesen Satz als wahr ansiehst, bleibt Dir nichts anderes übrig als auch folgenden Satz zu akzeptieren: 3 ist kleiner als 7.


Muahaha!!!
Willkommen in meinem Reich!!

Dir ist klar, daß Du Dich auf extrem dünnes Eis begibst, wenn Du mir gegenüber mit Zahlen, Wohlordnungen und überhaupt Logik im mathematischen Sinne anfängst? :o)

Yes Sir, 3<7, das ist so und das ist wahr.
Allerdings kann ich im Bereich der positiven reellen Zahlen beliebig viele Abstufungen nach unten vornehmen.
Wenn ich Howard Carpendale (also, die aktuellen Sachen, Jochen) eine 0,5 auf der Wertschätzungsskala gebe, dann kann ich Dieter Bohlen immer noch eine 0,25 einräumen
Oder Costa Cordalis eine 0,125.
Schon die rationalen Zahlen liegen "dicht" im mathematischen Sinne,
sprich, zwischen je zwei Zahlen bekomme ich noch eine weitere, Dritte gequetscht.
Das ermöglicht eine beliebig feine Unterscheidung.

Die Volksmusik, wie sie bei Florian Silbereisen gespielt wird, mach meine Oma glücklich.
Also hat sie Ihren Wert.
Warum auch nicht?
"Unwert", das braucht es bei dieser Skala nicht zu geben.
Ich bin ja ein Arrogantes Schwein.
Aber so arrogant dann doch nicht.


Viele Grüße,
Woody

Relationen in der Kunst (war) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hi Matthias,

eigentlich wollte ich ja nichts dazu schreiben, aber da ich nun glaube erkannt zu haben, wo das Missverständnis liegt, klinke ich mich mal ein.

: 7 ist größer als 3. Wenn Du diesen Satz als wahr ansiehst, bleibt Dir nichts anderes übrig als auch folgenden Satz zu akzeptieren: 3 ist kleiner als 7.

Das ist zwar richtig, aber nur ein Teil der Wahrheit. Rein mathematisch hat ein halb volles Glas sicherlich den gleichen Inhalt wie ein halb leeres Glas. Wenn aber der sprichwörtliche Optimist das Glas als "halb voll" bezeichnet und der Pessimist "halb leer" dazu sagt, dann ist der Klang sehr wohl verschieden. Ich behaupte auch, daß "sieben ist größer als drei" sich besser anhört als "drei ist kleiner als sieben". Positiver. Eine Reduzierung auf die rein mathematische Aussage nimmt eine Nuance weg.

An dieser Stelle möchte ich nochmal eine kleine Anekdote zum Besten geben, die mein Vater gelegentlich erzählt hat. Jemand hatte irgendwo dereinst gesagt "Die Hälfte vom Magistrat sind Ochsen" und wurde ob dieser Beleidigung verurteilt, das zu dementieren. Das tat er, indem er sagte "Die Hälfte vom Magistrat sind keine Ochsen".

Man kann das auch auf's Sehen übertragen: der reine Schwarz/Weiß-Seher profitiert natürlich von einem optimalen Kontrast. Schwarz-Weiß-Sehen ist ganz hervorragend geeignet, Konturen hervorzuheben. Aber es fehlen die Farben.

So auch bei der Musik: natürlich stimmt die Folgerung, wenn Musik A besser ist als Musik B, daß dann Musik B schlechter sein muss als Musik A. Trotzdem hört die Verwendung ausschließlich positiver Begriffe sich besser an. Und der Mensch ist ein positives Wesen. Wer sich vornimmt, nicht mehr zu fluchen, wird nicht so erfolgreich damit sein wie jemand, der sich vornimmt, nur noch freundlich zu reden. Positiv formulierte Ziele sind leichter zu erreichen. Positiv formulierte Kritik wird viel besser aufgenommen als negativ formulierte, auch wenn die inhaltliche Aussage gleich bleibt.
Es kommt eben nicht nur auf den Inhalt an, sondern auch auf die Verpackung.
Insofern bin ich da ganz bei Woody.


Und ein zweiter Punkt noch: ich denke, daß die Wertungsskala "gute Musik - mittelgute Musik - schlechte Musik" nicht bis hin zu dem von Dir in einem anderen Posting genannten Punkt "entartete Kunst" reicht. Die Nazis haben da - wie so oft - eine Grenze überschritten, indem sie für diese unliebsame Kunst einen Begriff außerhalb der Skala verwendet haben. Das ist aber kein grundsätzliches Problem der Skala an sich, so wie Du es befürchtest.

Selbstverständlich kann man auch in der Musik Kriterien definieren und anhand dieser Kriterien Klassifizierungen vornehmen. Anzahl der Töne pro Sekunde, Schwierigkeitsgrad, Lautstärke, etc. Das sind zwar hanebüchene Kriterien, aber sie sind objektiv bestimmbar und führen zB zu der Feststellung "Yngwie Malmsteen ist im Bezug auf das Kriterium Geschwindigkeit ein besserer Gitarrist als Peter Green". Oder man nimmt subjektive Kriterien wie zB die Frage, inwieweit die betreffende Musik ein bestimmtes Individuum emotional berührt. Auch dann gelangt man zu einer Skala wie zB "Das Spiel von Warren Haynes berührt mich persönlich mehr als das von Steve Vai".

An diesen Skalen ist nichts schlecht. Man muß sich das nur klar machen. Und die Tatsache, daß die Nazis diese Skala missbraucht, verbogen, pervertiert haben, ist Schuld der Nazis und nicht Schuld der Skala.

Keep rockin'
Friedlieb

Re: Relationen in der Kunst (war) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Friedlieb,

wieder mal ein Beitrag, der ein einzig Genuß zu lesen ist.

Ich behaupte auch, daß "sieben ist größer als drei" sich besser anhört als "drei ist kleiner als sieben". Postitiver.

Eine kleine Anmerkung aus meinen soeben erworbenen Kommunikationswissen:

Das "Language-and-behaviour-profile" unterscheidet verschiedene Motivatoren, wie z.B. proaktiv unbd reaktiv (ich bin definitiv ersteres *g*)...und einer davon ist "hin zu" im Vergleich zu "weg von".

In der entsprechenden Gruppenübung dazu wurden wir gefragt, was wir unter Glück verstehen. Ich habe zu deisem Zeitpunkt sicherlich unter dem Aspekt meiner privaten Trennung gestanden und wie folgt geantwortet: Abwesenheit von krankheit und finanziellen SOrgen.
Das ist der typische Sprachgebracuh eines "weg-von" Typus.
Derartige Charaktere eignen sich übrigens bestens als Controller.....

Kleiner Exkurs dazu, dass ich glaube, dass es ganz einfach derartige Unterschiede gibt und man nicht sagen kann, dass halb voll besser ist als halbleer.

Noch was dazu aus der Spiel- bzw. Entscheidungstheorie:

Es gibt in Zwei-Personen-Spielen verschiedene Strategien: Verlustminimierung bzw Gewinnoptimierung (also offensiv und defensiv, wenn mann es so ausdrücken will). Das hängt mE ebenfalls mit dem Typus hinzu bzw. wegvon zusammen.....

Liebe Grüße

Uli

Re: Relationen in der Kunst (war) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Friedlieb,

ich stimme muelrich zu, es ist doch direkt schade, dass Du sagst "eigentlich wollte ich dazu nichts schreiben" - schreibe doch bitte!

Inhaltlich stimme ich Dir vollkomen zu. Ob Du aber Matthias' Knackpunkt tatsaechlich angesprochen hast, bezweifle ich etwas htzkoepfig :0)

Das man sagern kann "mit Bezug auf diese oder jene Groesse ist Kuenstler a Kuenstler b weit voraus"

Das hat Matthias ja gar nicht bestritten - im Gegentum.
Sofern ich das richtig verstanden habe ist er sehr genau Deiner Meinung. Was er aber als Konsequenz fuer sich erkannt hat ist dass es eben gerade aufgrund aller dieser Masstaebe keine objektive Klassifikation geben kann. Eben weil manche Dinge voellig persoenlich sind.

Gereon vertritt anscheinend die Meinung, dass die Wertigkeit die er gewisser Musik zumisst, eben allgemeingueltig waere. Ob er das wirklich ganz konsequent so meint, bezweifle ich, aber so kommt es rueber...

Wer aber seine Werturteile als Gemeingueltig erklaert, kann anderen Menschen damit das Gefuehl geben, sie waeren ob ihres Geschmackes weniger wert, oder dumm, etc.

Ich mache das uebrigens oft. Auch wenn ich es sich unangenehm anfuehlt. Ich fuehle mich sehr oft anderen ueberlegen. Ich stelle mich hier also mal auf keine Seite der Diskussion. Wollte halt nur mal meine drei Pfennige dazugeben - wenn ich Matthias richtig verstehe, dann stimme ich seiner Position voellig zu. Wenn ich Gereon richtig verstehe, kann ich sie auch irgendwie nachempfinden :0)

Zu guter letzt: Natuerlich waere es toll, wenn man ganz in Deinem positiven Sinne einfach sich drauf konzentrieren wuerde, "gute" Musik zu machen, und die als "minderwertig" empfundene wuerde dann schon automatisch in Vergessenheit geraten. leider funktioniert die Welt nicht so, scheint mir... Dann wiederum wissen wir schliesslicha auch nicht, was fuer progressive Handwerker keine Chance hatten, weil dieser Beethoven staendig die Juwelen nachgeworfen bekam ;-)

gut Ton!
ullli

Re: Relationen in der Kunst (war) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Ullli!

:
: Ich mache das uebrigens oft. Auch wenn ich es sich unangenehm anfuehlt. Ich fuehle mich sehr oft anderen ueberlegen.
:
:

Meiner Meinung nach muß man sich anderen überlegen fühlen und jeder tut das auch. Manche tun das nicht so häufig wie andere, aber jeder muß sich irgendjemanden in irgendwas oder als ganze Person überlegen fühlen, sonst wäre man ja auch für sich selbst zur Bedeutungslosigkeit verdammt.
Allein die Höflichkeit und Anerziehung zwingen uns, das vielleicht nicht immer klar oder überhaupt zu formulieren, zumindest nicht laut, oder öffentlich.
Ich sehe nichts Schlimmes daran, sich anderen überlegen zu fühlen, wie auch immer, sofern man das nicht offenkundig zur Schau stellt, sondern es für sich selber tut. Das ist eine gute Sache dann.
Ich für meinen teil fühle mich deswegen nicht mehr schlecht, die anderen machen es doch auch,-))

Mach's gut!

Re: Relationen in der Kunst (war) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

hi!

: Meiner Meinung nach muß man sich anderen überlegen fühlen und jeder tut das auch...:


dazu fällt mir ein ganz zauberhaftes zitat aus einem GRACE-JONES-INTERVIEW ein das ich vor vielen jahren gelesen habe:

q.: grace, do you think that you´re the center of the universe?

a.: yes, don´t you?


besonders schön an der entgegnung fand ich die doppeldeutig/bödigkeit.


cheers - 68.




Re: Relationen in der Kunst (war) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hi ullli,

: Ob Du aber Matthias' Knackpunkt tatsaechlich angesprochen hast, bezweifle ich etwas htzkoepfig :0)

kann gut sein, daß ich die Standpunkte von Matthias und Woody vollkommen fehlinterpretiert habe, womöglich weil ich zu sehr damit beschäftigt war, meinen eigenen darzulegen. :-)

: dass es eben gerade aufgrund aller dieser Masstaebe keine objektive Klassifikation geben kann. Eben weil manche Dinge voellig persoenlich sind.

Sagen wir, es gibt keine Klassifikation, die objektiv und umfassend zugleich ist. Natürlich gibt es objektive Klassifikationen, die bestimmte Teilaspekte abdecken. Ich hatte einige genannt (Lautstärke, Töne pro Sekunde, ...). Diese Klassifikationen sind aber um so unbrauchbarer, je objektiver sie sind (höre ich da jemanden "Heisenberg" rufen?).
Eine umfassende Klassifikation auf der anderen Seite muss zwangsläufig sehr viele subjektive Komponenten enthalten. Das geht sogar über die Abgrenzung von individuellen Vorlieben hinaus: manchmal finde ich die eine Musik "besser", manchmal die andere.

: Gereon vertritt anscheinend die Meinung, dass die Wertigkeit die er gewisser Musik zumisst, eben allgemeingueltig waere.

Auch das ist dann nicht umfassend, sondern beinhaltet immer nur ein paar Teilaspekte.

Wie gesagt, Heisenberg gilt im übertragenen Sinne auch hier.

Keep rockin'
Friedlieb

Re: Relationen in der Kunst (war) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Friedlieb,

An diesen Skalen ist nichts schlecht. Man muß sich das nur klar machen. Und die Tatsache, daß die Nazis diese Skala missbraucht, verbogen, pervertiert haben, ist Schuld der Nazis und nicht Schuld der Skala.

Das ist ein wahres Wort. Lass es mich noch ein wenig anders formulieren: Diese Skalen lassen sich missbrauchen und dafür sollte man sensibel bleiben. Das ist auch eine sehr schöne Zusammenfassung.

Vielleicht könnte mir jetzt jemand - um mal zum Anfang zurück zu kehren - erklären, was bitteschön an Holdsworth so künstlerisch wertvoll sein soll? Ist immer alles künstlerisch wertvoll, wenn das gemeine Publikum es nicht versteht und es dem Mainstreamgeschmack nicht gefällt?

Da fällt mir ein Kommentar meiner Schwester ein. Im Radio hieß es, dass irgendeine Band ein neues Album rausgebracht hätte, es sei sehr kommerziell geworden. "Das heißt, dass es mir gefallen wird", meinte sie ganz trocken. Auch darüber könnte man stundenlang philosophieren.

Gruß

erniecaster

Re: Relationen in der Kunst (war) Alan Holdsworth - oder der Jazz und ich...

Hallo Matthias,


Vielleicht könnte mir jetzt jemand erklären, was bitteschön an Holdsworth so künstlerisch wertvoll sein soll? Ist immer alles künstlerisch wertvoll, wenn das gemeine Publikum es nicht versteht und es dem Mainstreamgeschmack nicht gefällt?

Vielleicht bist Du ja gemeiner Mainstream ? SCNR

Holdsworth (Achtung - selbstverständlich subjektiv) hat einen sehr eigenen Sound, benutzt (weil der Kerl Finger hat wie Edward mit den Scherenhänden) sehr ungewöhnliche Chordvoicings und hat (inzwischen zahlreich kopiert) das Legatospiel perfektioniert. Er ist somit ein Gitarrist mit eigenem Stil und hat das Thema Elektrogitarre sicherlich um eine Facette bereichert.

Das kann einem gefallen, muss aber nicht. Stilbildend bleibt es dennoch.

Liebe Grüße

Uli