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Ich bin verwirrt - Bias bei Class A Verstärker - einstellen, oder nicht?

Hallo an euch alle,

ich bin momentan gründlich verwirrt.
Ich habe bei meinem Laney VC 30 (AC 30 Clone) in Class A Schaltung, die Enstufenröhren gewechselt. Es sitzt nun ein gematchtes Quartett JJ Elektronics EL84 drin. Jetzt habe ich die unterschiedlichsten Aussagen gehört. Die eine Aussage ist, dass man bei einem Class A Amp den Arbeitspunkt nicht einstellen braucht, weil der aufgrund der Schaltung von Haus aus passt (ich kenn mich selbst zu wenig aus, um zu wissen warum das so sein könnte). Die Aussage stammt von jemandem der selbst Verstärker baut und in einem Musikladen arbeitet und sich damit eigentlich auskennen müsste.
Die andere Aussage (auch von jemandem, von dem ich glaubte er kenne sich aus) ist, das man bei einem Class A den Arbeitspunkt natürlich auch einstellen muss. Da der Amp keine Stellschraube oder dergleichen hat, müsste man da Wiederstände auswechseln.

Wie gesagt kenn ich mich selbst nicht gut genug aus, um zu wissen was nun stimmt. Ich hoffe nun auf Ratschläge von kompetenteren Leuten, von denen sich ja hier durchaus einige tummeln.

Wie ist es denn nun mit der Class A Schaltung, muss man den Arbeitspunkt einstellen, oder muss man nicht?
Wer kann mir weiterhelfen?

Vielen, vielen Dank!

Grüße

Clemens

Re: Ich bin verwirrt - Bias bei Class A Verstärker - einstellen, oder nicht?

Mojn Cleemens,

Verstärker im A-Betrieb (nicht Class-A, wie fälschlich oft behauptet) oder cathode-biased Amps erzeugen die Gittervorspannung automatisch durch den mit einem Kondensator überbrückten Kathodenwiderstand der Endröhrde(n), wie auch die englische Bezeichnung nahelegt. Verstärker im A/B oder B-Betrieb dagegen haben eine zusätzlich Anzapfung des Netztrafos, dem eine gleichgerichtete negative Spannung entnommen wird, die dann auf dem Gitter liegt. Verstärker im A-Betrieb haben das nicht und somit keine Möglichkeit, hier was dran zu drehen. Wer will, kann natürlich durch Änderung der Widerstandswerte den Arbeitspunkt verschieben, aber ich kenne niemanden, der das macht. Es schadet dem Verstärker nicht, ihn nach dem Röhrenwechsel so zu lassen wie er ist.

ne schöne Jrooß, Mathias

Re: Ich bin verwirrt - Bias bei Class A Verstärker - einstellen, oder nicht?

Mojn,

danke für die schnelle Antwort. Ich nehme mal an, dass sich da ein gebastel an den Widerständen, dann auch nicht wirklich positiv oder negativ auf den Sound auswirkt. Seh ich das richtig so?

Da ändert sich sicher was, ich habe bloß keine Ahnung was, weil ich es noch nie probiert habe. Ob positiv oder negativ, ist IMHO auch hier wie so häufig Geschmacksache.

Deutliche Änderungen ergeben sich durch Änderungen am Kathodenkondensator, je höher der Wert, desto weniger werden die Bässe beschnitten.

ne schöne Jrooß, Mathias

Re: Ich bin verwirrt - Bias bei Class A Verstärker - einstellen, oder nicht?

Mojn Dan,

jetzt bin ich verwirrt. Ich dachte immer A Betrieb wäre Class A. Was ist der Unterschied?

Dachte ich auch. Bis mich im Grünen mal Howard Hughes aka Ken Fisher eines Besseren belehrte, und der sollte es eigentlich wissen. Class A sagt man AFAIR nur bei Transen und deswegen habe ich schnell wieder vergessen, was es damit auf sich hat.

ne schöne Jrooß, Mathias

Re: Ich bin verwirrt - Bias bei Class A Verstärker - einstellen, oder nicht?

Hi Mathias,

eine Frage hätte ich dann noch.
Wie sollte bei einer Kiste wie meiner dann ein gesundes Röhrenbild aussehen. Momentan glühen die orangefarben.

Ich habe mal gehört, dass bei Dynamikspitzen ein blaues Aufglühen zu sehen sein sollte, hab' aber inzwischen auch gehört, dem sei mitnichten so. Beri mir glüht nix blau auf.

Vielen Dank!

Clemens

Re: Ich bin verwirrt - Bias bei Class A Verstärker - einstellen, oder nicht?

Mojn Cleemens,

Röhren haben zwar ein ähnliches Konstruktionsprinzip wie Glühbirnen, trotzdem spielt die Optik nur eine untergeordnete Rolle. Sie leuchten sehr unterschiedlich je nach Fabrikat, Alter, Beschaltung. Das orangene Glühen ist bei Deinen Kolben in Ordnung, weil sie im A-Betrieb sehr heiß werden. Blaue Protuberanzen sind weder ein positives noch ein negatives Zeichen.

ne schöne Jrooß, Mathias

Re: Ich bin verwirrt - Bias bei Class A Verstärker - einstellen, oder nicht?

Servus Clemens,

wie Mathias schon schrieb ist ein nettes orangenes Leuchten im Inneren der Röhren normal. Das bläuliche Aufleuchten wird durch die Ionisation von Restgasen verursacht (Stichwort=Leuchtstoffröhre) und kann je nach Röhrenhersteller bzw. -typ permanent, punktuell oder auch nurkurzzeitig auftreten (wenn es allerdings grell blau/weiß leuchtet ist die Röhre hin...). Einzig den Anodenblechen sollte man einen Blick gönnen, wenn diese rote Bäckchen zeigen oder gar schön rot glühen liegt ein Problem vor und die Lebensdauer der Röhre wird drastisch sinken.
In diesem Fall ist meistens der Bias zu hoch eingestellt oder es besteht ein schlechter Kontakt am Sockel => unverzügliche reparatur ist angesagt.
Da Du aber solch ein Phaenomen nicht beschreibst ist, denke ich zumindest, an Deinem Amp alles in Ordnung...

Gruß
Stefan

Re: Ich bin verwirrt - Bias bei Class A Verstärker - einstellen, oder nicht?

Hi,

Ich habe mal gehört, dass bei Dynamikspitzen ein blaues Aufglühen zu sehen sein sollte, hab' aber inzwischen auch gehört, dem sei mitnichten so. Beri mir glüht nix blau auf.

...ich vermute mal, der Amp fährt mit 4xEl84? Ich hab hier einen Boogie stehen, dessen Endstufe ähnlich aufgebaut ist. Bei dem leuchtet nix blau, hab ich bei EL84s noch nicht beobachtet. Aber das kann auch Zufall gewesen sein.

Gruß
burke

Re: Ich bin verwirrt - Bias bei Class A Verstärker - einstellen, oder nicht?

:Kameraden!
Was geht denn hier ab?????
Da krieg ich ja ne leichte Gänsehaut, wenn ich das hier so lese...
Also,
1. classA und A-Betrieb sind natürlich das gleiche.
2. Die Erzeugung der negativen Gittervorspannung ist U N A B H Ä N G I G von der Endstufenbetriebsart. Ein ClassA Amp kann über Kathodenwiderstand oder aber auch über eine extern angelegte Spannung betrieben werden.
Genauso kann ein A/B Amp über ein Kathodenwiderstand betrieben werden...
3 Auch der AC30 ist kein class A Amp.
4.Der Laney ist kein Vox Clone, sondern hat eine komplett andere Vorstufe.
5. Da der Laney aber auch über Kathodenbias verfügt, brauchst Du tatsächlich nichts einzustellen.
Gruß
Andreas

Re: Ich bin verwirrt - Bias bei Class A Verstärker - einstellen, oder nicht?

Mojn Kamerad!

Wenn Du das Alles so gut weißt und Dir offensichtlich auch viel drauf einbildest. , dann erklär uns das doch mal bitte, aber mit zitierfähiger Referenz. Denn wir wüssten es dann gern schon ein für alle mal richtig; sonst zirkulieren zusätzlich zu den alten nur ein paar neue unbelegte Behauptungen im Forum.

Also hier die Quellen meines bescheidenen Wissens:

1. classA und A-Betrieb sind natürlich das gleiche.
Bei R. zur Linde, Röhrenverstärker für Gitarren und HiFi 49ff. 53ff. wird „Class-A“ nicht benutzt, nur Eintakt-A- bzw. Gegentakt-A-Betrieb.
Die Schaltungssammlung von Jogis Röhrenbude nennt nur die Eintaktverstärker Class-A.
Dass Class A = A-Betrieb zirkuliert im Netz, dachte ich auch lange Zeit, bis mich Howard Hughes aka Ken Fischer im Grünen eines anderen belehrte.

2. Die Erzeugung der negativen Gittervorspannung ist U N A B H Ä N G I G von der Endstufenbetriebsart.
Korrekt ist latürnich, dass die Betriebsart von der Wahl des Arbeitpunktes, also der negativen Gittervorspannung abhängt, und nicht von der Art, wie sie erzeugt wird.
Ein ClassA Amp (=A-Betrieb) kann über Kathodenwiderstand oder aber auch über eine extern angelegte Spannung betrieben werden.
Geschenkt. Aber wer macht im Gitarrenbereich letzteres?
Genauso kann ein A/B Amp über ein Kathodenwiderstand betrieben werden.
Wäre mir neu, so auch zur Linde 55. Kennst Du ein Beispiel (mit Schaltplan)?

3. Auch der AC30 ist kein class A Amp.
Wenn Class-A = Gegentakt-A dann Vox AC30 Class-A (zur Linde 55).

4.Der Laney ist kein Vox Clone, sondern hat eine komplett andere Vorstufe.

Auch klar. Aber er ist von dem Schaltungskonzept abgeleitet und in der Werbung bezieht er sich auf den Vox AC-30
O-Ton Laney: „The range of VC30 combos offer classic British class A tone (...). The VC30 generates very little cross over distortion because it runs in pure class A mode - its valves are always hot and ready to roll, which gives it that unmistakable class A sound and feel.“

5. Da der Laney aber auch über Kathodenbias verfügt, brauchst Du tatsächlich nichts einzustellen.

Hier sind wir uns ausnahmsweise mal einig.

Hier sind meine Karten auf dem Tisch, jetzt deck mal Dein Blatt auf.

ne schöne Jrooß, Mathias

Vax AC-30 War: Bias bei Class A Verstärker

Mojn,

Auch der AC30 ist kein class A Amp.

Wer des Englischen einigermaßen mächtig ist und sich ein wenig mit elektronischen Zusammenhängen auskennt, findet hier Erhellung.

Zur Lektüre besonders empfohlen sei der Disclaimer, den ich mir auch zu Herzen genommen habe:

The above circuit analysis will result in predictable discomfort for anyone who firmly believes the Vox AC-30 and it's clones are really class A. The author is not responsible for any gnashing of teeth, tearing of hair, or other general bitching and moaning resulting from having read this article. Furthermore, the author refuses to get sucked into any petty bickering and arguing about the subject,and will ignore any such attempts. The author reserves the right to change his opinion regarding this matter at any time upon presentation of actual proof, mathematical or physical, that the Vox AC-30 is indeed class A, and will publicly admit his errors and grovel accordingly. If you have such proof, WHERE IS IT?

ne schöne Jrooß, Mathias (lernfähig bis ins hohe Alter)

Re: Ich bin verwirrt - Bias bei Class A Verstärker - einstellen, oder nicht?

Hi Mathias,
sorry für die Verspätung und dafür, das es offensichtlich ein wenig arrogant geklungen hat, war nicht meine Absicht !

: 1. classA und A-Betrieb sind natürlich das gleiche.
-----Class A --Englisch, A Betrieb -- deutsche Beschreibung? Spricht Ken --Fischer wirklich von A Betrieb?
Für mich ist das nur eine Arbeitspunkteinstellung "auf der Mitte der Kennlinie" , wo beide Halbwellen verstärkt werden. Das muß zwangsläufig in Eintaktbetrieb so sein, kann aber natürlich auch im Gegentakt so sein.


: 2. Die Erzeugung der negativen Gittervorspannung ist U N A B H Ä N G I G von der Endstufenbetriebsart.
: Korrekt ist natürnich, dass die Betriebsart von der Wahl des Arbeitpunktes, also der negativen Gittervorspannung abhängt, und nicht von der Art, wie sie erzeugt wird.
----Hier waren wir uns einig!?

: Ein ClassA Amp (=A-Betrieb) kann über Kathodenwiderstand oder aber auch über eine extern angelegte Spannung betrieben werden.
: Geschenkt. Aber wer macht im Gitarrenbereich letzteres?
: Genauso kann ein A/B Amp über ein Kathodenwiderstand betrieben werden.
: Wäre mir neu, so auch zur Linde 55. Kennst Du ein Beispiel (mit Schaltplan)?
-----AC30, AC15 und fast jeder Verstärker, der heute mit 2 EL84 kommt (Laney LC15 usw) Ist eben die billigste Art, die neg. Vorspannung zu erzeugen. Schaltpläne findest Du hierzu auf den Datenblätten z.B. für die EL84. Ich selbst habe es bei einem FenderSuperChamp gemacht, weil ich keine Lust mehr hatte, immer den Bias zu messen, wenn ich die Endstufenröhren austauschte. Einfach die Gittervorspannung messen, den Strom für beide Röhren festlegen, schon hast Du den Kathodenwiderstand (820Ohm bei mir). Ist auch so in den Torres Buch beschrieben.

:
: 3. Auch der AC30 ist kein class A Amp.
: Wenn Class-A = Gegentakt-A dann Vox AC30 Class-A (zur Linde 55).

-----ClassA ist ja nicht gleich Gegentakt A. Den Link zum Aitken hattest Du ja schon gefunden.

Viele Grüße
Andreas

Re: Ich bin verwirrt - Bias bei Class A Verstärker - einstellen, oder nicht?

Mojn Andreas,

Danke Dir für die zusätzliche Erhellung, jetzt bin ich schlauer - und das wollen wir ja alle werden, wenn wir hier posten. Betreff meiner Frage nach Class A/B mit Kathodenbias war ich es schon durch den Link zu Aiken. Schade, A-Betrieb = Kathodenbias war so einfach zu merken ;-)). Möglicher Weise bezog sich Ken Fischers Hinweis auch darauf und ich habe ihn falsch erinnert.

Was mich jetzt noch umtreibt, ist die Bezeichnung Class-A bei Halbleitern. Da dort, wenn ich mich recht entsinne, jedoch immer Strom fließt, es also kein Class-B gibt, macht die Bezeichnung doch wenig Sinn, oder?

ne schöne Jrooß, Mathias