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Yamaha AG-Stomp

Liebe Gemeinde!

Unlängst deutete ich schon an, dass ich das Yamaha AG-Stomp (im Folgenden AGS) probieren wollte, um mal ein wenig Modelling in meine akustische Welt zu bringen und so orderte ich es bei Thomann. Bei der Bestellung gab ich meine Handy-Nr. an und wunderte mich am nächsten Tag über eine Versandbestätigung per SMS. Das hat mir gefallen.

Vor zwei Wochen spielte ich mit meinem vertrauten Equipment (dazu später mehr) einen Gig, alles war stressfrei und ich mit Sound und Handling sehr zufrieden. Das AGS kostet bei Thomann 333 Öre (-)und das ist ein ganzer Sack voll Geld. Daher hatte das AGS natürlich eine schwierige Ausgangsposition.

Und dann war er da, der Karton. Er war groß und schwer. Okay, es war viel Luftpolsterfolie um den eigentlichen Karton von Yamaha gewickelt, der war dann aber immer noch schwer. Das AGS ist ein sehr eindrucksvolles Gerät. Massiv, anständige Buchsen und Potis, ordentliche Beschriftung – das ist kein Spielzeug sondern richtiges Equipment. (+) Wie alles, hat auch die sehr massive Bauweise des AGS eine Schattenseite. Das Ding ist schwer, sauschwer sogar und ich bin die Schlepperei schon lange leid (-). Es liegt ein Stereokabel bei, ein Netzteil, zwei Adapter von 6,3mm-Klinke zu XLR, eine Dummybatterie und eine Bedienungsanleitung.

Das AGS kann über das mitgelieferte Kabel den Preamp in einer Gitarre mit Strom versorgen. Dazu muss statt einer Batterie der mitgelieferte Dummy in den Preamp eingesetzt werden. Das ist grundsätzlich eine feine Idee, so kann man nicht mehr mit leerer Batterie in der Gitarre auf der Bühne stehen. (+) Wer mehr als eine Gitarre benutzt, müsste sich weitere dieser Dummy-Batterien besorgen und ein Ersatzkabel wäre auch nicht schlecht. Wenn man dann allerdings das AGS zuhause vergisst oder das Ding mal abraucht, kann man seine akustische Gitarre nicht einfach in eine D.I.-Box stöpseln, weil man ja keine Batterie im Preamp hat. Für meinen Test habe ich auf Dummy-Batterie und Stromversorgung verzichtet.

Als erstes wollte ich meine Gitarre über das AGS stimmen. Etwas länger auf dem rechten Fußtaster stehen bleiben, das Display springt auf tu, das Signal ist stummgeschaltet und das AGS ein Stimmgerät. Es dauerte keine zehn Sekunden und ich verlor mein Plektrum aus der Hand, als ich vor blankem Entsetzen die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Nach dem Anschlagen einer Saite erscheint zwar sofort die Note und fünf LEDs sollen zeigen, ob der Ton zu niedrig oder zu hoch ist. Aber diese Anzeige flackert quasi nur kurz auf und warum mal vier, mal drei und mal nur eine LED aufleuchtet, habe ich nicht verstanden. Kurz und gut oder in Wirklichkeit gar nicht gut, ist dieser Tuner eher ein zusätzlicher Stressfaktor als eine Hilfe. Kein Vergleich zu einem BOSS TU-2. (-!)

Wie immer bei solchen Teilen mache ich den Härtetest: Bedienungsanleitung in die Ecke, verkabeln, durch die Presets steppen und Daumen rauf oder runter. Nun war ich offen gestanden durch das Lesen der Reviews bei Harmony Central schon vorbelastet und kannte die Tücken beim Umschalten zwischen den Bänken. Das AGS hat vier (sehr solide) Fußtaster, je Bank gibt es drei Presets, verbunden mit einem Taster. Der vierte Taster hat gleich drei Funktionen. Er schaltet bei einem kurzen Tritt die Feedbackunterdrückung ein, bei einem halblangen werden die drei anderen Taster zur Umschaltung der Bänke benutzt und lange draufgestanden, wird das Gerät stummgeschaltet und der Tuner steht bereit. Soviel wusste ich bereits. Klingt kompliziert, ist es auch.

Das Durchsteppen durch die Presets ist wie angedeutet tatsächlich ein Stepptanz. Nach etwa zehn Presets hatte ich von der Stepperei die Nase voll. Es ist völlig undenkbar, während eines Songs von Preset P01 auf Preset P33 umzuschalten. Für den Live-Einsatz müsste man sich die jeweiligen Sounds direkt auf eine User-Bank zusammenlegen. Pro Bank sind drei Sounds direkt umschaltbar, wer mehr als drei Sounds pro Song braucht, bekommt Probleme. Aber wir reden hier von der Verstärkung einer akustischen Gitarre und wie viele Sounds braucht man da wirklich innerhalb eines Songs? Ich denke, dass man mit der Zahl drei leben kann.

Neben der Stepperei nervten mich die Presets. Von drei Sounds in einer Bank waren regelmäßig zwei mit Effekten überladen und dadurch wenigstens für mich völlig unbrauchbar. Bereits an dieser Stelle fiel mir allerdings auf, dass das AGS deutlich rauscht und da bin ich empfindlich.(-) Einige der Presets klangen allerdings wirklich gut also beschloss ich, jetzt selbst an den Reglern zu schrauben.

Um dabei zu einem überzeugenden Ergebnis zu kommen, ist es nicht verkehrt, so ein Gerät erst einmal zu verstehen. Das AGS ist ein programmierbarer Preamp mit Equalizer, Feedbackunterdrückung und Effekten (über das angeblich eingebaute Stimmgerät sehen wir mal gnädig hinweg). Der wichtigste Effekt und wirklich interessante Ansatz des AGS ist die Simulation diverser Mikrofone. Also erst einmal EQ flat und sonstige Effekte aus. Wegen der übersichtlichen Beschriftung und vielen Regler ist es übrigens kein Problem, das AGS ohne Einblick in das Handbuch zu bedienen. (+)

Die Mikrosimulation ist wirklich gut. Mit einem Mixregler kann man zwischen simuliertem und trockenem Signal hin- und herblenden und vergleichen. Der typische Piezosound wird entschärft, der Sound ist nicht mehr so gnadenlos hart und eine Prise Luft kommt in den Klang. Es wirkt natürlicher. Fein. (+) Das AGS simuliert mehrere Mikros und Yamaha benennt sie mit großen Namen. Ich finde so was langweilig und ermüdend; mich interessiert nur, wie es klingt.

Die anderen Effekte (Reverb, Chorus, Delay, Limiter) sind okay. Ich bin hier etwas leidenschaftslos, weil ich das Zeug so gut wie nicht benutze. Bedienbarkeit und Sounds sind auf jeden Fall praxistauglich. Auch der EQ ist okay.

Bleibt die Feedbackunterdrückung und die ist fein. Amp aufreißen, spielen. Sobald es koppelt ganz kurz auf den rechten Taster tippen, das AGS erkennt die Frequenz, senkt sie schmalbandig ab und das Feedback ist weg. Nur mal so aus Spaß habe ich den ganzen Krempel an meinen E-Gitarren-Amp angeschlossen (da koppelt eine Akustische erheblich schneller) und konnte wahnwitzige Lautstärken ohne Feedback erreichen. (+)

Ich fasse mal zusammen. Das AGS ist ein stabiles Werkzeug und lässt sich grundsätzlich sehr gut bedienen, wenn man nicht mehr als drei Sounds je Bank braucht. Die Mikrofonsimulation macht aus dem unbeliebten Piezosound einen wirklich brauchbaren und natürlichen Klang, der mit den üblichen Effekten und einem anständigen Equalizer noch verfeinert werden kann. Die Idee mit der Stromversorgung/Dummybatterie ist gar nicht schlecht, hat aber noch ihre Tücken. Die Feedbackunterdrückung ist wirklich gut, die Tuner-Funktion allerdings unbefriedigend.

Nun gehe ich mit meiner Gitarre auch nicht direkt in die D.I. sondern habe noch drei Boss-Geräte dazwischen. Als erstes den TU-2. Den kann das AGS nicht ersetzen. Punkt. Gerät Nummer zwei ist ein PQ-3B, ein semiparametrischer Equalizer, der leider nicht mehr hergestellt wird. Gerät Nummer drei ist das RV-3, mittlerweile ersetzt durch das RV-5. Mit dem EQ und dem Reverb kann ich die Härte des Piezosignals fast so gut ausbügeln wie mit dem AGS. Ich brauche auch nur zwei Sounds (wet/dry) in zwei Lautstärken (einmal am Regler drehen) und schalte während des Spielens nicht. Mit Feedback habe ich keine Probleme. Das würde für mich bedeuten, dass ich beim Umstieg auf das AGS einen durchaus etwas besseren Sound hätte aber mein Equipment schwerer und größer würde. Außerdem würde mich das über 333 Öre kosten. Das ist es mir nicht wert.

Wer allerdings hauptsächlich eine Akustische in einer lauten Band spielt und mit dem Sound seines Equipments unzufrieden ist, dem kann ich das AGS nur ans Herz legen.

Noch Fragen, Euer Ehren?

Matthias




Re: Yamaha AG-Stomp

Hi Pepe,

: Ja - willst du wirklich, dass ich mir das alles auf der Arbeit durchlese?

Wieso willst du als Bassist das denn lesen? ;-)

Mal ehrlich, der Text ist verflixt viel länger geworden als er sollte aber kürzer und sinnvoll ging einfach nicht.

Gruß

Matthias

Re: Yamaha AG-Stomp

Hallo Matthias,

ich hab schon länger mit dem Gedanken gespielt, so ein Ding anzuschaffen (nein - natürlich nicht für Bass ;-). Bisher kannte ich nur den Testbericht aus der "Akustik-Gitarre", der - wie das bei Testberichten so üblich ist - überaus positiv ausgefallen ist. Deshalb bin ich Dir für Deine ausführliche Schilderung dankbar.

Für mich interessant ist vor allem die Mikro-Simulation - ich suche in erster Linie was für's Aufnehmen. Da das AG-Stomp deutlich rauscht, wie Du schreibst, ist es für diese Anwendung wohl ungeeignet.

Gibt es eigentlich ein einfacheres Gerät, daß den Piezo-Klang entschärft und nicht rauscht?

Grüße
Bernd




Re: Yamaha AG-Stomp

: Hi Pepe,
:
: : Ja - willst du wirklich, dass ich mir das alles auf der Arbeit durchlese?
:
: Wieso willst du als Bassist das denn lesen? ;-)

Weil der Text von dir ist, und weil, wie gesagt, ich mir den Text auf der Arbeit eben nicht durchgelesen habe - woher soll ich denn da wissen, dass ich den als Bassist nicht zu lesen brauche? :-)

Re: Yamaha AG-Stomp

Hallo Bernd,

probier selbst, ob es bei dir auch vernehmlich rauscht. Ich komme auch mit Singlecoil-Brummen nicht klar, andere hören das nicht mal.

: Für mich interessant ist vor allem die Mikro-Simulation - ich suche in erster Linie was für's Aufnehmen.

Den Aspekt habe ich glatt vergessen: Ich habe nie verstanden, warum man es nicht einfach mit einem Mikro vor der Gitarre probiert, wenn man aufnimmt?

: Gibt es eigentlich ein einfacheres Gerät, daß den Piezo-Klang entschärft und nicht rauscht?

Ja, wie gesagt, jeder EQ macht das, vorausgesetzt, man kann damit die richtige Frequenz bearbeiten. Parametrische EQs sind also klar im Vorteil. Ich empfehle wie gesagt den BOSS PQ-3B, ab zu ebay. Wenn ich weiter so Werbung für das Ding mache, sollte ich mir vorher mal ein Ersatzgerät schießen...

Eine winzige Prise Raumhall noch auf das Signal, TU-2 davor und fertig. So weit, so gut, das ist mein Setup. Wenn ich allerdings die Preise eines TU-2, eines PQ-3B und eines Reverbs addiere, Netzteil dazu und eine D.I., dann ist das AG-Stomp NICHT teuer.

Gruß

Matthias

Re: Yamaha AG-Stomp

Hallo Matthias,
:
: probier selbst, ob es bei dir auch vernehmlich rauscht.

Das mach ich dann tatsächlich mal.


:
Ich habe nie verstanden, warum man es nicht einfach mit einem Mikro vor der Gitarre probiert, wenn man aufnimmt?

So mach ich es zur Zeit. Der Sound gefällt mit auch. Am liebsten würde ich sogar in Stereo mit 2 Mics aufnehmen. Nur ist es bei mir so, daß ich keinen festen Platz bzw. kein eigenes Zimmer für meine Aufnahmen habe. Ich muß jeweils vor'm Aufnehmen dann alles Aufbauen und hinterher wieder abbauen. Das geht mit einem AG-Stomp leichter und schneller als mit 2 Mics + Stativen.

Außerdem ist is bei mir daheim nicht durchgehend leise, so daß auch schonmal ganz gelungene Takes durch Störgeräusche versaut werden.

Wenn sich was vernünftiges fände, mit dem man eine Stereo-Aufnahme mit Mics simulieren kann, wär das für mich eine gute Lösung.

Ich werde das AG-Stomp mal ausprobieren.

Grüße
Bernd