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Jazz - Einstieg in die Praxis

Liebe Gemeinde!

Endlich ist es soweit! Das Wetter ist wieder freundlich, die Sonne lacht und das allgemeine Wohlbefinden im Frühjahr lädt zu ausschweifendem Geschlechtsverkehr ein. Wunderbar! Da sind sogar trostlose Themen leichter zu ertragen und da alle gut gestimmt sind, wage ich es sogar, völlig dummes Zeug zu schreiben, bevor ich mich in den Garten setze.

Jazz. Ich rede über Jazz, sogar darüber, wie man Jazz spielt. Sogar ein Solo. Ja. Eine neue Folge von „Matthias erklärt die Welt“, eine Folge, die von keinerlei tiefschürfender Sachkenntnis getrübt ist, sondern nur Schaumschlägerei und Hochstapelei paart.

Wir nehmen wieder unsere handelsübliche Gitarre und basteln uns als erstes einen „Jazzsound“. Keinen Jazzsound, sondern einen „Jazzsound“, bitte beachten. Bedeutet Halspickup, Toneregler runterdrehen, cleaner Sound am Amp, eine Prise Hall und unauffälligen Chorus. Es hilft, eine Brille zu tragen, unbedingt notwendig ist es nicht.

Dann spiele man ein pentatonisches Lick in der gerade aktuellen Tonart. Nehmen wir mal an, das Lick beginnt in der D-Saite, fünfter Bund. Dieses Lick sollte ein kleines bisschen triolisch sein und aus rund sechs Tönen bestehen. Außerdem muss es sicher in den Fingern sitzen, denn nur die sind gerade dran. Zweimal das Lick spielen. Kurze Pause, streng schauen, am besten über den Brillenrand. Das dritte Mal das Lick.

Und nun kommt das „Outside-Spiel“: Sechs Bünde über die Ausgangsposition chromatisch verschoben, sprich schlicht weiter oben (D-Saite elfter Bund), das Lick einmal wiederholen, einen Bund runter, Lick wiederholen, einen Bund runter und Lick wiederholen. Das Lick passt hier überall von der Tonart her gar nicht, klingt schräg aber bekannt. Kein Wunder, haben wir ja dem Hörer dreimal ins Ohr gehämmert.

Jetzt wieder in die Ausgangsposition rutschen und einen „quasi-chromatischen“ Übergang genudelt. Das geht so: Möglichst schnell Widdeliwiddeliwiddeli, A-Saite, 5., 6., 7., 8. Bund. Dann gehen uns die Finger aus, es geht auf der D-Saite weiter, 5., 6., 7., 8. Bund, nu die g-Saite, dann die h-Saite und die e-Saite, bis wir entweder bei dieser Nudelei auf dem Grundton sind. Falls der auf der e-Saite 5. bis 8. Bund nirgends ist, einfach auf der e-Saite in den Grundton sliden, bisschen Vibrato drauf.

Und das Lick noch einmal aus der Grundposition spielen. Wichtig gucken, klar!

Das ganze geht auch im Kontext von angeblich experimentellen Rock-Kapellen. Dort bitte vollverzerrt, sowohl der Sound als auch das Gesicht. Vielleicht noch einen Phaser drauf. Auf den Sound.

Neigen Jazzer eigentlich zu Handgreiflichkeiten?

Gruß

Matthias
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Um meine Rechtsschutzsversicherung nicht zu strapazieren, erlaube ich mir den Hinweis, dass das alles zwar nicht ernst gemeint ist aber trotzdem funktioniert.

Re: Jazz - Einstieg in die Praxis

Aloha Matthias,

: Endlich ist es soweit! ... das allgemeine Wohlbefinden im Frühjahr lädt zu ausschweifendem Geschlechtsverkehr ein...

Ich wußte doch das da noch was war.

: Jazz. Ich rede über Jazz, sogar darüber, wie man Jazz spielt. Sogar ein Solo.

Wenn das mal gut geht?

Ja. Eine neue Folge von „Matthias erklärt die Welt“, eine Folge, die von keinerlei tiefschürfender Sachkenntnis getrübt ist, sondern nur Schaumschlägerei und Hochstapelei paart.

Treffer, gutgegangen, setzen ;-)

Schöner Beitrag im übrigen und er erinnert an einen Großen des Country Jazz, Danny Gatton, der dereinst mal sinngemäß sagte: "Verschiebe das bisher gespielte um einen Bund und es klingt nach Jazz".

Zum Ende deiner kleinen Jazzlektüre deutest du ja auch an was wirklich wichtig ist, auch wenn du das nur dem Progrocker als Tipp an die Hand gibst:

... im Kontext von angeblich experimentellen Rock-Kapellen. Dort bitte vollverzerrt, sowohl der Sound als auch das Gesicht.

Wobei es nicht wirklich auf die Verzerrung des Sounds ankommt. Die "Ernsthaftigkeit" des Ausdrucks, der sich in Haltung und Gesicht wiederspiegelt, ist der eigentliche Kunstgriff. Wobei der Begriff "Ernsthaftigkeit" angesichts der verzerrten Gesichter mancher Gitarristen (und nicht nur die der Pudelkopf/Breitbein Fraktion) schon etwas Humoreskes hat ... aber Musik soll/kann/darf ja auch Spaß bringen?

Walter Kraushaar hat dazu letztens in einem anderen Forum etwas sehr treffendes gesagt, was den Begriff der "Ernsthaftigkeit" viel besser umschreibt und ich zitiere das mal:

Ich nenne es die Entschiedenheit des Tons.
Ich glaube nicht, daß der Ton aus den Fingern kommt. Er ist in uns, bevor wir ihn spielen. Hinter einem guten Solo steht auch der Wille eine klare Aussage zu machen.
Wenn man, wie ich vorhin, seiner Sätze nicht sicher ist, gerät man über das eigene Genuschel ins Stolpern.
Das ist es, was große Musiker in meinen Augen so außergewöhnlich macht: Sie lassen zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel daran, daß der nächste Beat entschieden an diesen Platz gehört.


Unterschreib ich so 101%.


: Um meine Rechtsschutzsversicherung nicht zu strapazieren, erlaube ich mir den Hinweis, dass das alles zwar nicht ernst gemeint ist aber trotzdem funktioniert.

Es ist alles eine Frage der Balance :-)

slide on ...
bO²gie

... und nun ab in die Sonne... oder f*cken? Sonne ;-)


Re: Jazz - Einstieg in die Praxis

*g,
ich werde Dir jetzt nicht den Gefallen tun und mich aufregen :-))

Wen derartige Tips interessieren, schaue hier.

Von dieser "It´s easy to bluff"-Serie gibbet auch noch andere Stilrichtungen (Blues, Rock, Metal [!]), allerdings sind die mir in Deutschland noch nicht über den Weg gelaufen.

Gruß,
Woody