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(Gig-Stress) Die Angst des Gitarillo vor der fremden Backline ...

"Bitte nur Instrumente mitbringen, Backline ist vorhanden (als ob man dafür auch noch dankbar sein müsste). Ach ja ... Soundcheck gibt´s keinen, Zeitplan ist zu eng - höchstens Line-check ...".

Line-Check: Brumm, klack, kreisch - alles klar.

Vor-An-Kündigung (bzw. -Drohung) für ein mehrtägiges Open-Air-Street-Festival, bei dem ich in ein paar Monaten mit meinem Rock-Trio spiele ... oder besser doch nicht? Gage gibt´s kaum, Publicity meinetwegen, aber was heißt das schon ... eigentlich als Spaß gedacht: Sonne, draußen, andere Musiker treffen ...

Und dann so was - wobei ich wieder das Schlimmste befürchte (z.B. in Form eines 7ender-Twin mit diesem grandiosen Zerr-Kanal ...). Es gab schon Gigs, bei dem ich mit meinem eigenen Equipment nach der ersten Nummer schon wieder hätte abdrehen oder im Boden versinken können, weil alles so scheußlich klingt und mich nur der Gedanke über Wasser hält, daß es "da draußen" viel besser ist (who knows ...). Da muß man durch ... kennt jeder, oder ? Durchtrainierte Amis lächeln in solchen Fällen ja stur weiter - klappt bei mir nicht, Fell zu dünn, nicht cool genug oder zu subjektiv.

Ja wenn ich den Albert-King-Blues hätte, dann wäre es vielleicht nicht so wichtig, ob über diesen oder jenen Amp. Ich kann auch notfalls mit Gitarre plus einkanaligem Amp plus Federhall was spielen, keine Frage - aber der typische Sound der Band hat damit nichts zu tun. So von Hendrix über EVH bis Police - da muß man schon ein bisschen Aufwand treiben, stressbrettmäßig und auch per MIDI im Einschlafweg.

Na gut, MONO geht auch, Combo-Amp plus FX-Rack plus Pedalbrett - ist eigentlich alles in 10 Minuten aufgebaut, incl. Gitarre um den Hals und eine zweite im Ständer, SM 57 davor und ab die Luzie ....

Aber ich sehe es schon vor mir - schriftliche oder mündliche Absprachen vorher hin oder her: "Keine Ausnahme, die anderen spielen auch so ..." (die Schnäuzer-Band vorher z.B.).

Diskussionen und Nervereien mit irgendwelchen inkopetenten Bühnen-"Helfern", Mr.Wichtig mit Handy oder sogenannten Tonis, die von ihrer Firma zwangsabkommandiert wurden und bei so was möglichst wenig Arbeit haben wollen, egal wie das Ganze klingt.

Sowieso Hektik vorher, "Hier können Se nich parken!", Ärgereien, kurz vor dem Start noch die Finger im Dreck, und dann: MUSIK machen, Exstase pur, vor allem, wenn die Gitarre dabei klingt wie ein Plastiksaxophon ...

Umgekehrt: Wenn der Sound stimmt, man Zeit hat, sich vorzubreiten, man nicht blöd angequasselt wird - macht es ansonsten IMMER Spaß, überall wo eine Steckdose ist. Aber unter solchen Bedingungen u.U. überhaupt nicht. Soll man sich so was antun? 3 Minuten vor dem Gig evongtüll wieder einpacken, weil alles zu blöd ist und mit Spaß nix zu tun hat?

Lösung: Nehmen Sie HÜLSE - oder? Hab´ aber keine, nicht die Bohne sozusagen.

Könnte ja mein Bedroom-Hero-Pedalboard mitnehmen - 3 Zerrer von light bis ultra, Compressor, Tremolo, ein Blubberpedal und ein paar Räume aus der Kiste - geht vielleicht auch, klingt vor jedem cleanen Amp einigermaßen gut. Aber vielleicht ist das ja auch verboten ... bringt das Konzept durcheinander, alles schon erlebt.

Zwang der Umstände, Zeitpläne etc. --- hab´ ich Verständnis für. Aber warum eigentlich? Wenn der Musiker nicht gut drauf ist - läuft nämlich gar nix.

"Malen´ s doch mal was, Herr Picasso. Na, Grün homma net do, nehmen´s halt das Blau, is doch aa schee, gell?"

Wie soll man Eindruck machen, wenn man sich nicht so ausdrücken darf, wie man möchte?

Na ja, manchmal kommt´s ja erstens besser und zweitens, als man denkt ...

Harvey McMurphy




Re: (Gig-Stress) Die Angst des Gitarillo vor der fremden Backline ...

: Da muß man durch ... kennt jeder, oder ? Durchtrainierte Amis lächeln in solchen Fällen ja stur weiter

Die durchtrainierten Amis haben bei ihren Auftritten hier im Twister Heimathaus grundsätzlich ihren eigenen Tonmann dabei und machen Feetz bis zum Ende. Da dauert der Soundcheck für's BackingMikrofon (2 Refrains mitgesungen) mal locker gut 40min., weil man bei einer bestimmten Konstellation mit Kompressor auf'm Monitor ein leichtes Pfeifen vernimmt. Der gutbezahlte Ami lächelt da selbstverständlich, er hat die Kohle inner Tasche und der Veranstlter den Ärger mit einer stark verzögerten Veranstaltung.

Gruß
Felix

Re: (Gig-Stress) Die Angst des Gitarillo vor der fremden Backline ...

: "Bitte nur Instrumente mitbringen, Backline ist vorhanden (als ob man dafür auch noch dankbar sein müsste). Ach ja ... Soundcheck gibt´s keinen, Zeitplan ist zu eng - höchstens Line-check ...".

Aloha Harvey -
schön beschrieben und als worst case scenario durchaus geeignet einem den kompletten Tag zu versauen. Aber don't panic, auch in diesem Fall gibt's Lösungen:

a) den Veranstalter ausquetschen: Was steht genau an Backline bereit? Meist findet man nach 2-3 Telefonaten einen kompetenten Menschen der einem darüber Auskunft gibt.

Gibt's a) nicht dann tritt b) in Kraft (bzw, aus eigner Erfahrung kann ich sagen: b) tritt immer in Kraft): Eigene Gitarrenanlage mitbringen, aaaaaber drauf achten das man sein Zeugs möglichst auch in der "Handlich und schnell aufgebaut" Version dabei hat. Also verzichtet man zB auf's 80 HE Rack in Quadrophonie incl 4 x 4x12" (eventuel steht ja bei der Backline auch eine Marshall Box zur Verfügung. Ich hab' sparepart-mäßig aber immer eine 2x12" oder 1x12" Notwürfel dabei). Achte drauf das du dein Equipment platzsparend und schnell aufbauen kannst. Verzichtet auf "Der Basssmann muß aber 132 cm 12° nördlich vom Drummer immer links stehen". Die Bassanlage steht da wo der Tonmeister die DI plaziert hat und deine Gitarrenanlage da wo der Backliner die andere Anlage geparkt hat. Alles andere als "Micro 20 cm weiterschieben" ist nicht drin. Wenn du dann noch deinen Amp kennst und ihn Volumenmäßig dem Backlineamp anpasst, dann hast du auch noch einen Freund am Mischpult. Der ganze Zauber darf die Bühnenjungs keine 5 Minuten Umbaustress kosten und schon hast du "Deinen" Sound.

Kleiner Tipp: Natürlich kommst öfter mal zu folgender Situation: "Hey, nix da, wir haben extra einen Gitarrenamp fest auf der Bühne, wegen nix Zeit für Changeover". Dann entgegne (freundlich und nicht arro-mäßig): "Ich kenn das, aber ich bräuchte 10 Minuten um mit dem Amp meinen Sound zu finden, die Zeit haben wir aber nicht. In 2 Minuten ist mein Amp auf der Bühne und das Micro davor schieben wir nur kurz 20 cm rüber. Ich bau das Ding vor dem anderen Amp auf. Schon haben wir 8 Minuten gespart ;-))" Und schon geht's .

Also, don't panic. Ich hab' mit der Strategie noch nie Stress gehabt (und in den Frühjahr/Sommermonaten reiß ich regelmäßig eine handvoll solcher Gigs ab).

slide on ...
bO²gie

Re: (Gig-Stress) Ü-Ei-Effekt

Hi Harvey,

als Basser hat man's da besser: Kräftig und Röhre ist da
meist die halbe Miete. Bis jetzt war bei jeder gestellten
Backline die Bass-Anlage weitaus besser als meine :-(
Neulich durfte ich über einen SVTProIV mit 8x10er Ampeg
poltern - da rochs arg nach G.A.S.!
Also: Ich freu mich immer auf gestellte Backlines und bis
jetzt war in meinem Ü-Ei auch kein 18-teiliger fliegender
Ninja-Roboter sondern immer Donald Druck mit Körbchen!!

Gruss, Ralf