Aussensaiter Forum

Diskussionen mit neuen Beiträgen

Hier darf jeder frei heraus seine Meinung sagen, solange niemand beleidigt wird. Auf Postings von Vollidioten sinnvollerweise gar nicht erst antworten.
Extrem unerwünscht sind reine Werbe-Beiträge. Danke.

(-) Header verbergen



Übersicht

(Technik) Jaguar Schaltung

Hallo zusammen

Ein Freund von mir repariert Gitarren, und manchmal, wenn er bei der Elektronik nicht weiter weiss, kommt er mit seinen Patienten zu mir. Gestern war es mal wieder so weit, er brachte eine Fender Jaguar, bei welcher er eine "pre-wired" Elektronik eingebaut hatte......

Die hatte folgendes Syndrom: wenn man die Tone- Potis zudrehte wurde das Signal extrem leise. Zunächst dachten wir an einen Verdrahtungsfehler, und checkten das Ganze eingehend gemäss im WWW gefundenen Schemata, war aber alles "konform".

Das vereinfachte Schema (wenn man den oberen Schiebeschalter auf "nur Hals- PU" stellt) sieht so aus: PU mit einem Pol auf Masse, der andere Pol geht via 50kOhm Poti (Tone) und Kondensator (100nF, oder 10nF, je nach Schema) ebenfalls nach Masse. Der Schleifer des Poti wiederum ist via Volumenpoti nach Masse verbunden. Der Schleifer des Volumenpotis (1M Ohm) ist dann der Ausgang.

50k Ohm Tonepot und der Kondensator (und die Impedanz des PU, aber das vernachlässigen wir hier der Einfachheit halber mal) bilden ja ein Tiefpassfilter mit Gernzfrequenz =
1/(2* Pi * R * C) = 32Hz (bei 100nF). Da ist es natürlich kein Wunder, wenn das Signal praktisch weg ist, wenn man ganz beim Kondensator abgreift. Bei 10nF ist das schon etwas besser (320 Hz), aber bei voll "zugedrahtem"Tonepot immer noch seeehr dumpf und auch leise. Wir einigten uns dann auf 3.3nF (Grenzfrequenz ca. 1 kHz), was nun einigermassen praxistauglich ist ;-)

Nun die Frage: kennt sich jemand mit Raubtieren aus, ist das bei Jaguaren normal?? Oder ist das "Syndrom" eventuell ein "Feature" ? ;-)

Schönes Wochenende allerseits, und herzliche Grüsse
Christoph


Re: (Technik) Jaguar Schaltung

Hi Christoph,

Hat da jemand Jaguar gesagt? :)

nein das ist nicht normal. Ich habe/hatte mehrere Jaguars, von vintage über reissue und moderne, und keine hatte das. Du schreibst 'die tone potis', dh es passiert sowohl in der oberen als auch in der unteren schaltung?

Weil ich so gut wie nie mit komplett zu gedrehtem Tonepoti spiele, habe ich gerade mit einer Marr Signature Jag und über Kopfhörer ausprobiert. Es wird etwas leiser kurz bevor das Poti ganz zu ist - wobei das auch die wegfallende 'Schärfe' sein kann - aber es ist nicht extrem leiser.
Es passiert in allen Schalterstellungen, wobei aber die Elektronik der Marr ja anders als in der Originalschaltung ist…

… also weiterer Versuch mit einer AV Reissue, deren Schaltung nach original Specs ist. Auch hier: im letzten viertel des Tonepoit Regelwegs wird es gefühlt leiser, aber auch nicht extrem leiser. Im 'Rhythm' Circuit (Regler oberhalb der Saiten) ist es weniger deutlich als im normalen Schaltkreis, was vielleicht dafür spricht, dass es die wegfallenden Höhen sind, die es weniger prägnant machen, da der obere Kreis ja von vorneherein schon 'dumpfer' ist.

Wenn Du willst, kann ich nachher mal ein paar Clips aufnehmen damit Du vergleichen kannst, wie laut/leise der Unterschied ist.

Viele Grüsse,
Tom

: Hallo zusammen
: Ein Freund von mir repariert Gitarren, und manchmal, wenn er bei der Elektronik nicht weiter weiss, kommt er mit seinen Patienten zu mir. Gestern war es mal wieder so weit, er brachte eine Fender Jaguar, bei welcher er eine "pre-wired" Elektronik eingebaut hatte......
: Die hatte folgendes Syndrom: wenn man die Tone- Potis zudrehte wurde das Signal extrem leise. Zunächst dachten wir an einen Verdrahtungsfehler, und checkten das Ganze eingehend gemäss im WWW gefundenen Schemata, war aber alles "konform".
: Das vereinfachte Schema (wenn man den oberen Schiebeschalter auf "nur Hals- PU" stellt) sieht so aus: PU mit einem Pol auf Masse, der andere Pol geht via 50kOhm Poti (Tone) und Kondensator (100nF, oder 10nF, je nach Schema) ebenfalls nach Masse. Der Schleifer des Poti wiederum ist via Volumenpoti nach Masse verbunden. Der Schleifer des Volumenpotis (1M Ohm) ist dann der Ausgang.
: 50k Ohm Tonepot und der Kondensator (und die Impedanz des PU, aber das vernachlässigen wir hier der Einfachheit halber mal) bilden ja ein Tiefpassfilter mit Gernzfrequenz =
: 1/(2* Pi * R * C) = 32Hz (bei 100nF). Da ist es natürlich kein Wunder, wenn das Signal praktisch weg ist, wenn man ganz beim Kondensator abgreift. Bei 10nF ist das schon etwas besser (320 Hz), aber bei voll "zugedrahtem"Tonepot immer noch seeehr dumpf und auch leise. Wir einigten uns dann auf 3.3nF (Grenzfrequenz ca. 1 kHz), was nun einigermassen praxistauglich ist ;-)
: Nun die Frage: kennt sich jemand mit Raubtieren aus, ist das bei Jaguaren normal?? Oder ist das "Syndrom" eventuell ein "Feature" ? ;-)
: Schönes Wochenende allerseits, und herzliche Grüsse
: Christoph


Re: (Technik) Jaguar Schaltung

Hallo Tom

Aha, das ging ja fix ;-))

Ja, es war bei beiden Tone- Potis genau dasselbe, ist ja auch dieselbe Schaltung und somit erklärbar. Es hat mich nur sehr erstaunt, dass jemand pre-wired Elektroniken (ohne PUs) verkauft, die mit 100nF (hab sie dann noch gemessen, waren 130nF, der andere 110nF) ausgerüstet sind. Die gefundenen Schemata waren sich in diesem Punkt nicht einig, die einen gaben 10nF an.
Natürlich musste ich dann auch den Kondensator welcher die Mittenabdämpfung macht, entsprechend anpassen.

Musst nicht extra Aufnahmen machen, wollte nur wissen ob ich etwas übersehen hatte, oder das Phänomen gar ein gewolltes Feature (wieso auch immer) ist, das der Kunde dann vermissen würde... :-)

Danke für die Antwort.

Herzlicher Gruss
Christoph


Re: (Technik) Jaguar Schaltung

Hallo Tom

Danke für den Link, da hatte offenbar jemand dasselbe Problem. Hab's mal kurz angeschaut, die Diskussion scheint mit reichlich kompliziert, aber die Lösung war offenbar dieselbe: Kapazität reduzieren ;-))

Gruss aus dem gerade sonnigen Rapperswil :-)
Christoph


Re: (Technik) Jaguar Schaltung

Hi Christoph,

da im offsetguitars forum thread schreiben die, dass es wohl 'gewollt' ist beim 50s wiring, aber ein 0.1 kondensator zu groß ist und da eigentlich ein 0.01 hingehört? hm.

So sieht der Rhythm-Circuit in der AVRI Jag aus, vielleicht kannst Du damit was anfangen:

Klick

Klick

Klick

Klick

Interessantes weisses Pulver hat sich da am Schalter gebildet, im ersten Bild zu sehen.
Konnte ich mit einem Pinsel abbstreichen. Was das wohl ist?

Viele Grüsse,
Tom


Re: (Technik) Jaguar Schaltung

Ha,

Das ist ja ein wirklich interessanter Kaninchenbau, in den man da reinfällt.

Der Seymour Duncan Plan hat im Gegensatz zu den alten Fender Plänen am Tonepoti beide Kabel (grün und weiss). In den alten Plänen ist Grün links, weiss in der mitte und rechts der kondensator. genau so ist es in der AVRI Jaguar, obwohl 'im internet' geschrieben steht, dass die AV Reissues die 'neuere' Verkabelung so wie im Seymour Duncan Plan hätten.

Der Unterschied ist wohl, dass bei der SD Verkabelung der Volume Drop nicht oder kaum stattfindet und es auch anders klingt. Und der hat einen .02 kondensator im plan, wo die alten Fender einen .01 angeben.

Ich finde das ja eh sehr verwirrend mit den Kondensatorangaben.  nF, mF? yF?

wenn ich das richtig verstehe, sind das .02mF in dem SD Plan, das wären dann 2nF?
oder sind das .02yF (also dieses komische schreibschrift u mit langem strich rechts nach unten)? 

tss.

: In dem Schaltplan hier https://offset.guitars/the-goodies/schematics/ (oberer) ist auch ein .01 kondensator angegeben in der Verbindung mit den 50k tone und 1M vol potis.


Re: (Technik) Jaguar Schaltung

Hi again :-)

Danke für all die Links zum weitverzweigten Thema :-)

Also zum weissen Pulver (oder Kristalle?) kann ich Dir nichts sagen, ausser ev. kristallisiertes Salz vom Gitarristenschweiss? ;-)

Zum Thema yF.....

Farad ist die Masseinheit für Kapazität.

1 uF (Mikrofarad, eigentlich müsste anstelle des u ein mü- Zeichen stehen, aber die Tastatur rückt nicht so einfach raus damit) = 1/1'000'000 stel Farad
1 nF (Nanofarad) = 1/1'000'000'000 stel Farad
1 pF (Picofarad) = 1/1'000'000'000'000 stel Farad

Wenn nur die Wertangabe da steht (z.B. ".01") sind damit in der Regel uF gemeint, in diesem Fall also 0.01uF = 10nF
Wenn ein Code da steht (z.B. "103") sind pF gemeint, wobei die letzte Ziffer durch die entsprechende Anzahl Nullen (Zehnerpotenz) ersetzt werden kann, im Beispiel also 10'000pF = 10nF = 0.01uF

So :-)

Herzlicher Gruss
Christoph


Re: (Technik) Jaguar Schaltung

Hi,

: So :-)

cool, danke. Dh in meinem Foto ist ein 10nF, 0.01uF drin. So, wie es im alten Fenderplan angegeben ist. Das "Z" habe ich gerade als Toleranz ergoogelt -- +80 / -20 %… dh das Ding könnte 18 – 8nF (0.018 – 0.008uF) haben. Mit Deiner Formel aus dem Ursprungspost käme das also auf einen Cut zwischen 176.84 Hz - 397.89 Hz raus (318Hz bei 10nf).
E-Gitarre liegt so zwischen 82 und 1100 Hz, meint das hier … das mumpfelt also schon recht deutlich ganz zugedreht. :-)
Beim normalen Tone-Poti komme ich mit der Formel aber auf einen absurden Wert - das ist ja ein 1MegOhm Audio Poti und ebenfalls ein 10nF. Da kommt was mit GHz raus, das kann nicht sein :-)) Welche Rolle spielt da der 56K Widerstand, der da zwischen dem center und einem der äusseren Anschlüsse des Potis sitzt?


Re: (Technik) Jaguar Schaltung

Hi Tom

Da das Tone- Poti hier 1M Ohm hat, würde das Signal am Volumenpoti (welches ebenfalls 1M Ohm hat) schon ohne Kondensator beim Runterdrehen von Tone arg bedämpft (auf die halbe Amplitude), und zwar bei allen Frequenzen. Ausserdem ergäbe die Kombi 1MOhm und 10nF eine absurd tiefe Grenzfrequenz.
Mit dem 56k Ohm- Widerstand wird das dann behoben.

Man kann die beiden Varianten vergleichen:


a) Schaltung mit 50K Poti:
Tone voll aufgedreht: Signal direkt mit Volumenpoti verbunden, 50k und Kondensator in Serie als Last gegen Masse. Dadurch werden die hohen Frequenzen leicht gedämpft.
Tone voll zugetreht: Signal geht durch Filter aus 50k Ohm und 10nF, 3dB Punkt (Grenzfrequenz) bei 318Hz

b) Schaltung mit 1M Poti und 56k Widerstand
Tone voll aufgedreht: Signal direkt mit Volumenpoti verbunden, 1M und Kondensator in Serie als Last gegen Masse. 1M ist relativ hochohmig, die hohen Frequenzen werden weniger gedämpft als bei a), was ein Vorteil sein kann.
Tone voll zugedreht: Signal geht durch Filter aus 53k Ohm (56k parallel zu 1M Ohm des Poti) und 10nF, 3dB- Punkte bei 300Hz.

Wahrscheinlich ist auch die Charakteristik beim Drehen des Tone- Poti bei a) und b) etwas unterschiedlich.
Ich denke, der Hauptunterschied ist, dass mit der 1M Variante bei voll aufgedrehtem Tone- Pot (also so höhenreich wie es geht) der Klang etwas höhenreicher sein wird, als bei der 50k Ohm Variante. Gleiche PU vorausgesetzt.

Schönen Restsonntag, und herzlicher Gruss
Christoph