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Von der Art, die Gitarre zu halten

Liebe Gemeinde!

Hier ein Auszug aus einem Gitarrenbuch:

Volkstümliche Lauten und Gitarre-Schule (1911)
von Heinrich Scherrer
Preis M 2.- netto

Von der Art, die Gitarre zu halten

Soll die Gitarre zu dem, was sie eigentlich ist und als welches sie für unsere Zeit ganz besonders in Betracht kommt, als das berufene Instrument zur Begleitung in erste Linie des Volksliedes dienen, so wird man sie wohl am besten an einem Band um den Hals gehängt spielen. Die ungezwungene Haltung wird dem freien Vortrag des Liedes zugute kommen. Anders als beim Solospiel, welches ja, um einige Fertigkeit zu erlangen, vorerst gepflegt werden muß. Hierzu ist eine feste Haltung des Instruments Vorbedingung. Diese erreicht man am besten sitzend. Nimmt man die Gitarre, die Saiten nach vorn so in den Schoß, daß sich die Ausbuchtung dem linken Schenkel anschmiegt, dann wird der Hals unbequem tief stehen. Ein Schemel unter dem linken Fuß hilft hier am besten ab. Drück man den Körper des Instrumentes mit dem rechten Unterarm nun etwas fest an sich, so dürfte in der Hauptsache die rechte Stellung erreicht sein. Alles andere ist individuell. Lange Beine werden z.B. kaum einen Schemel benötigen. Sitzt man präludierend im Kanapeeck, wird auch die Haltung der Gitarre dem entsprechen. Man lehne das Instrument aber niemals an die Tischplatte. Es ist ein Irrtum, das dies den Ton verstärke. Nur die, ohnehin in der Regel zu vorlauten, tiefen Saiten bringen das Holz des Tisches zum Miterklingen. Die höheren Saiten erleiden aber eine, durch den seitlichen Druck gegen die Decke hervorgerufene Dämpfung. Das oben erwähnte Gitarrenband leistet natürlich auch bei sitzender Spielweise vortreffliche Dienste. Ist die Gitarre auf eben besprochene Weise in die richtige Stellung gebracht, so fasse man den Hals ziemlich nahe unter dem Kopf leicht zwischen Daumen und der Wurzel des Zeigefingers der linken Hand. Der Daumen soll nicht über dem Griffbrett hervorragen, die Haut zwischen Haumen und Zeigefinger nicht den Hals berühren, um den Fingern volle Bewegungsfreiheit zu gestatten. Das Handgelenk wird bei richtiger Befolgung dieser Angaben leicht nach auswärts, also vom Körper wegstehend gebogen sein. (Zitat Ende)

Mahlzeit

Matthias

Re: Von der Art, die Gitarre zu halten

Hi Matthias,

: Hier ein Auszug aus einem Gitarrenbuch:

hihi, so eins hab ich auch noch. Moment, da war doch mal ein Scan... - ah, hier isser:



: Sitzt man präludierend im Kanapeeck,

Aaaah! Da hab ich gleich die legendäre Szene aus Berlin im Hinterkopf, wo Du präludierend und tirilierend im Kanapeeck saßest und Higway to Hell zum Besten gabst. :-)



Keep rockin'
Friedlieb

Re: Von der Art, die Gitarre zu halten

: Man lehne das Instrument aber niemals an die Tischplatte. Es ist ein Irrtum, das dies den Ton verstärke. Nur die, ohnehin in der Regel zu vorlauten, tiefen Saiten bringen das Holz des Tisches zum Miterklingen.

Na, herzlichen Dank ...

Dabei kommen Volkslieder erst so richtig gut, wenn der Bass rumpelt ... tss, tss, tss ...

Re: Von der Art, die Gitarre zu halten

Hi Friedlieb,

darf ich raten?
Erwin Schwarz-Reiflingen, "Das Gitarren 1x1 - Die Gitarrenschule für den Selbstunterricht", Edition Sikorski Nr. 261, Copyright 1953 (Querformat, wie seinerzeit diese Popel-Notenhefte für die Schule), Seite 7, "Die richtige Haltung des Instrumentes"?
Aus dem Schinken hab' ich auch diese legendären Sätze, die ich nie vergessen habe:
"Als Saiten verwende man nie solche aus Stahl, die die Greifhand strapazieren und auch schnell infolge ihres hohen Saitenzuges den Hals verziehen. (Anm.: den Hals des Spielers?) Das beste Material sind mit Seide übersponnene Bässe (die drei unteren Saiten), die übrigen Darm- oder Nylonsaiten." (Seite 3)

Naja, der Gute hat's sicher nur gut gemeint ...

Bis die Tage denn
Cheerio
Hans-Jürgen

Re: Von der Art, die Gitarre zu halten

Hi Hans-Jürgen,

: darf ich raten?

aber immer doch.

: Erwin Schwarz-Reiflingen, "Das Gitarren 1x1 - Die Gitarrenschule für den Selbstunterricht",

Bimbo. :-)

: "Als Saiten verwende man nie solche aus Stahl, die die Greifhand strapazieren und auch schnell infolge ihres hohen Saitenzuges den Hals verziehen.

Ja genau - diese absolutistische Herangehensweise hat schon was. Obwohl es ja tatsächlich leicht möglich ist, mit Stahlsaiten den Hals einer klassischen Gitarre zu verbiegen, wenn der nur auf den geringeren Zug von Nylonsaiten ausgelegt ist.

(Ich sagte Nylon, nicht Darm. No Animals were harmed when stringing the guitar...)

Keep rockin'
Friedlieb

Re: Von der Art, die Gitarre zu halten

Hi Friedlieb,

: Obwohl es ja tatsächlich leicht möglich ist, mit Stahlsaiten den Hals einer klassischen Gitarre zu verbiegen, wenn der nur auf den geringeren Zug von Nylonsaiten ausgelegt ist.

Jou, kann ich bestätigen - meiner allerersten Otto-Versand-Klampfe haben die Stahlheimers, die ich ihr (allerdings erst, als sie ihr Gnadenbrot schon waidlich verdient hatte) in meinem damaligen jugendlichen Unverstand (nee, aber nich' doch! - das war Experimentierfreude und Mut zum Unbekannten) halstechnisch auch nich' so gut getan.
Heut' würde ich den Teufel tun und Stahlsaiten auf meine gute Konzertklampfe ziehen - dafür hab' ich schließlich meine "Western"-Klampfen, was klangtechnisch wohl auch besser kommt.

Ach ja, aber von dem Erwin hab' ich noch so'n Spruch in Erinnerung, der allerdings nicht in dem bewußten Büchlein zu stehen scheint sondern woanders - sinngemäß zum Thema "Arpeggieren von Akkorden":
"Das elende Gezerre und Gezupfe, daß man heutzutage allerorten hört, zeugt von dilletantischer Spielweise ..." (oder so ähnlich).
Jo - do legst di nieder!

Hoff' ich doch, daß beim Saitenaufziehen no animals harmed wurden! Wenn schon Darm, dann vielleicht eher von gewissen Leuten (siehe oben), aber wenn da das ganze Leben lang nur Scheiße durchgegangen ist - ja, Frage an die Soundtüftler:
Ist dann zu befürchten, daß beim Spielen auch nur Scheiße rauskommt?
Ich meine, vielleicht 'ne sehr warme, weiche Tongebung, gut für Balladen, Moll-Tonarten etc. ...
Oder vielleicht doch lieber Nailonn ... ?

Cheerio
Hans-Jürgen

I hate your guts? (war: Von der Art, die Gitarre zu halten)

Hi Hans-Jürgen,

: "Das elende Gezerre und Gezupfe, daß man heutzutage allerorten hört, zeugt von dilletantischer Spielweise ..." (oder so ähnlich).
: Jo - do legst di nieder!

:-)) Immerhin, ein Mensch, der klare Worte nicht gescheut hat, auch wenn er das aus heutiger sicht vielleicht ein klitzekleines bißchen zu eng gesehen hat.

: Wenn schon Darm, dann vielleicht eher von gewissen Leuten (siehe oben), aber wenn da das ganze Leben lang nur Scheiße durchgegangen ist

Ahhh - damit bekommt der Spruch "I hate your guts" direkt eine neue Bedeutung...

Keep rockin'
Friedlieb