: Schreib doch mal, wie es gelaufen ist auf der Session.
G'Morgääähhn!
Also, wie gewünscht ein kleiner Bericht:
Ich hatte die Lunchbox auf den regulären Amp der Session drauf gestellt. Ich spiele schon ein paar Songs, der Bassist wechselt, nach zwei weiteren Songs fällt dem Bassisten der kleine Amp auf: du spielst aber nicht über das Ding da, oder? Doch! Das gibt's ja nicht...
Die Lunchbox reicht für eine Jazzsession mit Schlagwerk locker aus, wenn der Schlagzeuger kein Rauhbein ist, wobei man den Sound mittels des Tone-Reglers schon stark beeinflussen kann, die Lunchbox eignet sich somit für alle Stilrichtungen. Ich war gestern etwas über der Hälfte der erreichbaren Lautstärke. In einem größeren Raum entwickelt das Teil auch einen viel breiteren Sound, die Bässe sind für die kleine Kiste wirklich erstaunlich. Der Amp strahlt auch deutlich breiter ab, als man das von Amps mit geschlossener Rückwand sonst kennt; die bündeln meist ziemlich stark nach vorne. Der Amp reagiert auch sehr gut auf den Umgang mit Volume- und Tone-Poti, ebenso auf den Anschlag. Und ganz wichtig: mir gefällt der Sound auch.
Ein Detail am Rande: Man kann an die Lunchbox noch eine Zusatzbox derselben Größe anschließen, die ich mir wahrscheinlich auch irgendwann zulegen werde. Dreht man den Amp laut auf, versucht er die Buchse für die Zusatzbox als Bassreflexrohr zu missbrauchen. Nachdem die Buchse dafür zu klein ist, fängt er an, aus dem kleinen Loch zu furzen. Das wusste ich aber schon vorher vom Testen. Man kann dem ganz leicht Abhilfe schaffen, indem man einfach einen Kopfhörer-Klinkenadapter hinein steckt. Die Bässe werden dann noch klarer und gleichzeitig fetter und lauter.
Fazit: billig ist die kleine Kiste auf den ersten Blick nicht. Ob sich die Investition auszahlt, hängt vom Anwendungszweck ab. Besser gefüllte Brieftaschen möchten sich den Amp vielleicht auch einfach als gut klingenden Übungsamp zulegen, der wenig Platz wegnimmt und den man auch ganz leicht übers Wochenende einmal im Auto mitnehmen kann, wenn man zB die Schwiegereltern damit in ihren eigenen 4 Wänden belästigen will. Wer einen großen Amp haben will und eher knapp bei Kasse ist, wird die Lunchbox wahrscheinlich meiden. In Städten wie New York ist der Amp aber ein großer Renner. Dort ist der Transport von Equipment zum Gig immer mit großen Unannehmlichkeiten verbunden: man steht lange im Stau und findet schwer einen Parkplatz. Die Lunchbox packt man mit einem Zerrpedal in den Rucksack und kann so locker mit der U-Bahn zum Gig riden. Ist die Lunchbox für den Gig zu leise, oder hätte man gerne mehr Bass, dann kann man den Amp auch gut als Sidefill auf die Bühne stellen und ein Mic davor hängen. Allerdings: hat man einen weiteren Fußweg, hängen sich auch 4,3kg am Rücken ein wenig an, das entspricht immerhin 8 vollen Bierflaschen.
Ich hab mir jedenfalls noch die Gigbag für die Lunchbox geordert. Da ist sie gut geschützt, Kabel und Zerrer passen auch noch in die Außentasche. Jetzt bräuchte ich nur noch ein zusammenlegbares, leichtes Notenpult, das groß genug ist um über den Noten auch noch dem Klipp der Pultleuchte Platz zu bieten, dann kann ich bei Jazzgigs das Auto wirklich zuhause lassen.
Werde ich deshalb meine anderen Amps verkaufen? Nö, denn für die Big Band reicht die Lautstärke dann doch nicht aus und ein ausgewachsener Amp sehr guter Qualität legt auch soundmäßig noch ein bisserl was drauf. Ich gehöre auch noch zu jener Sorte Gitarristen, die das Monitoring nicht ganz in die Hände eines mir nicht bekannten Tontechnikers geben wollen. Da ist es angenehm wenn man mit dem Lautstärkeregler im Bedarfsfall etwas nachhelfen kann. Und last but not least sieht auf einer großen Bühne ein größerer Amp auch sehr nett aus.
Bei der gestrigen Session hatte ich jedenfalls gleich einen Spitznamen: Lunchbox-Commander
Grüße, Christian
PS: Eine nette Geschichte zum Thema Amp und Big Band:
Ich weiss nicht mehr, in welcher berühmten Big Band sich die Geschichte in den 30ern abgespielt hat, jedenfalls hat sich der Gitarrist einen Verstärker gekauft, damit man ihn besser hören konnte. Gitarristen saßen damals ohne Verstärkung in der ersten Reihe neben den Saxophonen, damit man sie besser hören konnte. Der Typ platziert sich jedenfalls vor der Probe mit den Amp gemütlich hinten bei den Kumpels aus der Rhythm-Section. Die Probe beginnt, nach ein paar Takten bricht der Bandleader ab: What's that noise? Come on boys, let's try again..
Nach ein paar Takten bricht er wieder ab, weil ihn am Bandsound etwas stark irritiert. Er hört genauer und vernimmt ein leichtes Brummen und Rauschen (damals gab's nur Singlecoil Pickups und die Amps waren natürlich Röhrenamps). Er wandert durch die Band und findet die Quelle der ungewohnten Noises und fragt den Gitarristen: what's that radio for? Der Gitarrist schaut ihn groß an und meint: that ain't no radio, that's an amp. Der Bandleader: and what do you need that amp for? Der Gitarrist: to be better heard. Der Bandleader: I don't wanna hear the guitar, I just wanna feel it. Turn that fuckin' radio off!