Sommerkurs


[ verfasste Antworten ] [ Ganzer Thread ] [ Aussensaiter-Forum ]

Beitrag von theRocker vom August 09. 2004 um 21:31:39:

Hallo,
ich habe letzte Woche einen Sommerkurs für Gitarre an einer privaten Musikschule in Bayern mitgemacht. Leider entsprach der Kurs nicht so ganz meinen Vorstellungen. Friedlieb meinte am vergangenen Samstag zu mir, dass ich darüber einen Erfahrungsbericht hier im Forum schreiben solle, denn dafür wäre das Forum da. Ich habe meine Erlebnisse meinem Freund in Berlin gemailt, der auch Interessen an dem Workshop hatte, aber aus Zeitmangel nicht mitfahren konnte. Damit ich nicht alle Formulierungen neu erfinden muss, vielleicht ein Auszug aus meinem Brief an ihn:

"....der Kurs in Aschaffenburg, vergiss es! Die denken auch nur daran, dass Geld verdient wird. Ich war erstaunt, dass unser Gitarren-Dozent das mal kurz auch einfach so formulierte. Es sei ihm egal, ob jemand was lernt oder am zweiten Tag nach Hause fährt, Hauptsache er hat die Kursgebühr bezahlt! So einfach ist das! Ist ihm wohl unbedacht heraus gerutscht!

Direkt am ersten Tag wurde den Gitarren-Teilnehmern ein Blatt Noten vor die Nase gehalten mit der Aufforderung nach diesen Noten zu spielen. Ich bin es ja gewohnt, dass neben Noten immer auch eine Tab darunter präsentiert wird, nix davon. Der erste Tag war somit wirklich ernüchternd. Des Weiteren die Songauswahl von 'Blue Bossa', 'Mercy, Mercy, Mercy' (Zawinul) und 'Summertime' von Gershwin ließ jeden, der Rockmusik mag, doch eher trist aus der Wäsche schauen. Einer Gruppe platze der Kragen, die schafften sich schnell von Judas Priest 'Braking The Law' drauf, sehr zum Missfallen der Gitarren-, Drum, Bass- und Gesangs-Lehrer, die wohl so eher auf jazzige Stücke stehen...

Unser zugeteilte Git-Dozent war mit Sicherheit ein Ass in seinem Metier, ein Absolvent der GIT in Los Angeles, aber er dudelte in Affengeschwindigkeit auf seiner Klampfe, was einen noch mehr hinunterzog. Freilich waren die Dozenten gerade dann schon zu Hause, als wir für unseren Song (Summertime) gerade die Voicings der einzelnen Akkorde in mühevoller Kleinarbeit zusammen bastelten, weil sie nirgendwo standen. Natürlich konnten wir beide Gitarristen in dieser Gruppe am nächsten Tag sämtliche Voicings und Rhythmuspatterns über den Haufen werfen, da sie nicht den Vorstellungen des Dozenten entsprachen. Das zog uns so richtig nach unten. Die Sängerin wollte in Anwesenheit dieses Lehrers keinen einzigen Ton mehr singen. Die einzige Rettung war das Coaching eines amerikanischen Dozenten, David Becker aus Wuppertal, der uns wieder aufrichtete, aber der war nur für einen Nachmittag da gewesen. Das Recording unseres Songs im XXXXXXXXXX-Studio war natürlich eine mittlere Katastrophe und der Mix war wirklich bescheiden, d.h. auch lustlos und fast nicht vorhanden. Selbst bei meinem eigenen Homerecording mixe ich beispielsweise ein Solo etwas lauter ab als den Background! Die CD wurde heute morgen mal kurz während des Unterrichts gebrannt und ohne Cover einfach so da zum Mitnehmen hingelegt. Sehr liebevoll das Ganze!

Der Musik-theoretische Teil war entsprechend für Leute, die ohnehin schon ein geballtes Wissen an diesem Thema hatten. Ehrlich, was nutzt mir das Herunterbeten sämtlicher Kirchentonleitern, dorisch, aeolisch, phrygisch etc. in der richtigen Reihenfolge? Und weiter so, dass man wirklich die Lust am Musikmachen verliert....

Echt, ich mag gar keine Gitarre mehr ansehen. Dieser Kurs ist ein einziger Fehler gewesen und ein teurer noch dazu. Ich denke, ich hätte mehr gelernt wenn ich eine meiner Lehrvideos in der Woche durchgearbeitet hätte.

So, das war es erst Mal von dieser großen Enttäuschung."

So, das war der Brief. Ich weiß, ich bin nicht der größten Musiker einer, und ich habe auch massive Schwierigkeiten mit der Harmonielehre und dem Notenlesen. Dies war nicht mein erster Sommerkurs, denn ich hatte schon drei bei der SRG in Offenbach. Die ersten beiden haben sehr viel Spaß gemacht, und ich habe auch immer viel dabei gelernt. Gut, beim letzten Mal lief leider einiges dort schief, weshalb ich die andere Schule einmal ausprobieren wollte. Die SRG ist mittlerweile auch verboten teuer geworden (mein erster kostete DM290, der diesjährige sollte €360 kosten, eine Steigerung von mehr als 100%, was wohl doch etwas zu viel war, nicht nur für mich, denn nach meinen Infos kam der SRG-Krus in diesem Jahr wegen Teilnehmermangel nicht zu stande.

Für weitere Infos stehe ich gerne Rede und Antwort.

Gruß an alle, und ich denke, ich werde die Lust am Gitarre spielen doch nicht richtig verlieren.

Helmut


verfasste Antworten:



Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.